Mittwoch, 16. Dezember 2020

Deutsche Studenten wie in Nordkorea...

von Thomas Heck...

Studenten waren eigentlich immer Revoluzzer. Im Dritten Reich die Weiße Rose, am Ende bezahlte Sophie Scholl ihren Kampf um Freiheit mit ihrem Leben, In der alten BRD entsprang aus der Studentenbewegung letztlich die RAF. Doch heute? Wo Widerstand angesagt wäre oder zumindest berechtigte Kritik, bringt unser Bildungssystem nur noch systemtreue Bücklinge heraus, die sich höchstens noch Handlungsanleitungen der Regierung erbeten. Akademische Arschkriecher der übelsten Form. Die Kids kennen halt nur Merkel als Kanzlerin, können sich nichts anderes mehr vorstellen. Wie armselig...


Die große Zerstörerin jeder Diskussionskultur beklagt die „Diskussionsverweigerung“: Was Angela Merkel gestern im Gespräch mit dem akademischen Nachwuchs über ihre Corona-Politik und vor allem die Kritik daran zum besten gab, verrät über sie ebensoviel wie über ihr universitäres Publikum.

In einem als solchen bezeichneten „Austausch“ mit Studenten und Mitarbeitern deutscher Universitäten hatte Merkel über ihre Katastrophenpolitik referiert und dabei die üblichen selbstgefälligen, gewaschenen Rechtfertigungen abgesondert („Wir müssen wieder herunter auf eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Menschen innerhalb einer Woche, weil man dann das Infektionsgeschehen nachvollziehen kann. Sonst kann nichts gelockert werden“).

Auch die Gegner ihrer Politik waren Thema – natürlich jedoch nicht, so wie dies eigentlich in einer Demokratie normal wäre, indem sie anwesend waren oder bloß durch Erörterung ihrer Positionen im Rahmen einer kontroverser Debatte. Sondern vielmehr wollten die Studenten von der Kanzlerin besorgt wissen, wie sie „am besten mit Corona-Leugnern und der „Querdenker-Bewertung umgehen“ sollten, berichtet die „Welt„. Fünf Jahrzehnte nach der Studentenbewegung stellt der einst kritische akademische Nachwuchs dieses Land die Politik also nicht mer inhaltlich in Frage, sondern wünscht sich von der Regierung Handlungsanleitungen zur Aus- und Abgrenzung jener, die dies tun. Man stelle sich Rudi Dutschke in dieser Rolle vor. 

Merkel antwortete auf die servile Steilvorlage: „Ich habe darauf die perfekte Antwort nicht“. Aber: „Dieses Problem“ beschäftige die Politik sehr. Es sei eine Forschung zur Frage nötig: „Wie verabschiedet man sich eigentlich aus der Welt der Fakten und gerät in eine Welt, die sozusagen eine andere Sprache spricht und die wir mit unserer faktenbasierten Sprache gar nicht erreichen können?“ Also eine wissenschaftliche Untersuchung, wie denkende Menschen bloß zu anderen Einschätzungen als die Regierung gelangen können. Hier spricht eine Agitprop-Konditionierung aus der ehemaligen FDJ-Sekretärin, die auf eine gelungene Schulung in marxistischer Theorie und Marcuses Feindanalytik hindeutet. Selbstverständlich müssten in Deutschland, findet Merkel, „sogenannte Verschwörungstheorien“ entschieden bekämpft werden, denn: „Das ist im Grunde ein Angriff auf unsere ganze Lebensweise.“

Aus der Welt der Fakten – und zwar der, die ihre eigenen Regierungsbehörden vom RKI täglich publizieren – verabschiedet sich diese Kanzlerin schon längst – doch abweichende wissenschaftliche Standpunkte lässt sie nicht zu. Dass ausgerechnet Merkel dann beklagt, es gebe „bei Anhängern solcher Denkmuster“ (also Querdenker u.a.) eine „richtige Diskussionsverweigerung“, ist geradezu drollig. Merkels Vorstellung von nichtverweigerten Diskussionen reicht bekanntlich von der Etikettierung streitbarer Bücher Thilo Sarrazins als „nicht hilfreich“ bis hin zur Rückgängigmachung demokratischer Wahlen.

Einen aufschlussreichen Satz ließ Merkel dann noch fallen: „Das übliche Argumentieren, das hilft da nicht (…) Das wird vielleicht auch eine Aufgabe für Psychologen sein„. Das „übliche Argumentieren“ Merkels ist nur zu bekannt. Hinzu kommt nun noch die Pathologisierung von Kritikern. Genau so läuft das ab im Neuen Deutschland Merkels: Was andere gegen sie einwenden, ist schon gar keiner inhaltlichen Auseinandersetzung mehr wert – es geht nur noch darum, wie man mit ihnen „umgeht“, zum Schweigen bringt oder therapiert. denn anderer Meinung zu sein als diese Kanzlerin hat für den deutschen Bildungsnachwuchs anscheinend schon Krankheitswert.

Merkels Zusammentreffen mit Schülern und Studenten erinnern an die FDJ-Konferenzen in der DDR, wo jugendliche Fahnenträgern mit Staatsrats-Ehrengästen in „Gesprächsrunden“ diskutieren. Dort wurde dann nicht etwa über die Unzufriedenheit im Arbeiter- und Bauernparadies, über Konsum- Wirtschaftskrisen, Ausreiseverbot oder gar Dissidenten geredet; sondern die gehirngewaschenen Nachwuchsfunktionäre wollten wissen, wie der Sieg des Sozialismus noch schneller errungen werden könne, und wie konterrevolutionäre, „imperialistische“ Elemente wirksamer zu enttarnen seien. Das kommt uns alles doch sehr bekannt vor. 



Zukunftsängste und finanzielle Sorgen: Studierende haben Kanzlerin Merkel in einer Videokonferenz von ihren Problemen in der Corona-Krise berichtet. Ein weiteres Thema der Runde waren Verschwörungsideologien.

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zu einem konsequenten Kampf gegen Verschwörungsideologien in Deutschland aufgerufen. "Das ist ja im Grunde ein Angriff auf unsere ganze Lebensweise", sagte Merkel bei einem Online-Gespräch mit Studierenden in Berlin. "Seit der Aufklärung ist Europa den Weg gegangen, sich auf der Basis von Fakten sozusagen ein Weltbild zu verschaffen. Und wenn ein Weltbild plötzlich losgelöst oder antifaktisch ist, dann ist das natürlich mit unserer ganzen Art zu leben sehr schwer vereinbar."Merkel sagte, der Umgang mit dem Phänomen werde "vielleicht auch eine Aufgabe für Psychologen sein." Forschung zur Frage sei nötig: "Wie verabschiedet man sich eigentlich aus der Welt der Fakten und gerät in eine Welt, die sozusagen eine andere Sprache spricht und die wir mit unserer faktenbasierten Sprache gar nicht erreichen können?" Es gebe bei Anhängern solcher Denkmuster "eine richtige Diskussionsverweigerung".

Dennoch sei Deutschland ein tolerantes Land. Auch diese Menschen seien seine Bürgerinnen und Bürger. Doch sie wieder in die Welt des gegenseitigen Zuhörens zu führen, werde sehr schwer. Dazu gehöre auch mehr Verständnis für die Rolle sozialer Medien. Hier gebe es Räume, in denen Betroffene nur bestätigt würden.

Ein weiteres wichtiges Thema bei dem Gespräch waren die Sorgen der Studierenden in der Corona-Krise. Als eines der besonders drängenden Probleme nannten viele von ihnen wegen der Pandemie eingeschränkte oder ausgefallene Praxiserfahrungen. Labore, Kunstwerkstätten und Kultureinrichtungen blieben wegen der Pandemie geschlossen; viele Unternehmen stellten derzeit keine Praktikanten ein. Dies werde vor allem für diejenigen zum Problem, bei denen eine praktische Arbeit oder ein Praktikum Voraussetzung für den erfolgreichen Abschluss des Studiums sei.

Weiterhin kritisierten Teilnehmer der Konferenz, für viele komme es zu einer Verlängerung der Studienzeiten, was auch eine zusätzliche finanzielle Belastung mit sich bringe. Nebenjobs seien in der Krise weggefallen, Anträge auf Überbrückungshilfen seien aus nicht nachvollziehbaren Gründen abgelehnt worden.

Merkel versprach, sich um die Sorgen zu kümmern - unter anderem im Gespräch mit Bundesbildungsministerin Anja Karliczek. Die Hochschulrektorenkonferenz hatte die Studierenden für die Reihe "Die Bundeskanzlerin im Gespräch" ausgewählt.




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