von Mirjam Lübke...
Während sich die Politik mit Hilfe der Medien bereits darauf einpendelt, uns mental auf den nächsten Lockdown mit Masken- und Impfpflicht einzustimmen, wird einem immer wieder bewusst, wie viele Schikanen aus den letzten zwei Jahren wir schon wieder vergessen haben. Man mag den Verantwortlichen eventuell zugute halten, dass wir zu Beginn der Corona-Ära alle noch im Nebel stocherten und sie sicherheitshalber die für solche Fälle vorbereiteten Szenarien anwandten. Aber je weiter der Lockdown voranschritt, desto deutlicher wurde die Willkür hinter den meisten Maßnahmen. Bis heute sind viele davon noch wirksam: So wurden etwa in dem kleinen Einkaufszentrum in der Viersener Innenstadt die Sitzbänke abgebaut, denn das Verweilen an einem Ort galt als gefährlich. Scheinbar rotteten sich die Viren besonders gern dort zusammen, wo sich rückengeplagte Menschen für eine Pause niederlassen - die Bänke sind jedenfalls bis heute nicht wieder an ihrem Platz. Pech gehabt, Rücken.
Vergesslich zeigte auch ein junger Mann, der sich zu Herbert Grönemeyers Tournee-Absage und dessen Erstaunen über die mangelnde Wirkung der Impfstoffe ausließ. Bekanntlich hat es Herbert trotz Spritze und öffentlicher Werbung dafür erwischt. Sollte Corona ihn tatsächlich heiser gemacht haben, würde das seinen Gesang zwar nicht wesentlich beeinflussen, aber ihm wäre die Möglichkeit genommen, seinem Publikum politische Botschaften zuzuschreien. Besagter junger Mann äußerte nun in Richtung der von ihm als "Leerdenker" bezeichneten Impfpflicht-Gegner, dass niemals ein vollständiger Impfschutz versprochen worden wäre. Wer selbiges behaupte, wäre selbst für einen Grundschulabschluss zu dumm.
Ogilvy, übernehmen Sie: Hier wollte offenbar jemand Mitarbeiter des Monats im orwellschen Wahrheitsministerium werden. Wenn es an der Malabar-Front nicht so lief, wie es sich die "Innere Partei" vorstellte, trat Ogilvy mit einer Heldentat auf den Plan. Wir erinnern uns: Der Job von Winston Smith bestand darin, alte, unliebsam gewordene Zeitungsmeldungen aus den Archiven zu tilgen und durch parteikonforme Berichte zu ersetzen. Unser Twitter-User hätte das auch gern getan, denn man wies ihm anhand der Schlagzeilen des letzten Jahres nach, wie sehr die Impfung als hochwirksames Wundermittel angepriesen worden war. Da diese zwar einiges bewirkt, nur nicht das, was sie soll, könnten wir einen tapferen Ogilvy im Feldlazarett zeigen, der dem ZDF ein Interview vom Krankenbett aus gibt: "Trotz fünfacher Herzmuskelentzündung bin ich fit wie nie! Nachdem ich lediglich drei Wochen mit Fieber im Bett lag, habe ich gestern im Alleingang die russische Armee aus der Ukraine vertrieben! Genossen, vertraut der Impfung! Auf in die Schlacht!"
Nun hatten wir es hierbei mit einem Twitter-User zu tun, der trotz Nachweis des Gegenteils auf seiner Meinung hockte wie die Henne auf dem Ei. Damit ist er nicht allein, denn die Mitglieder des "Lauterbach-Vereins zur Pflege des Corona-Brauchtums" erweisen sich auch Fakten gegenüber als außerordentlich hartgesotten. Jedoch: Auch ich als Maßnahmen-Skeptikerin bemerke, dass mir im Strudel der Ereignisse manche Erinnerung abhanden gekommen ist und ich erst später darüber stolperte. Ein Freund etwa erinnert sich noch lebhaft daran, dass Jens Spahn, nachdem er 2020 voller Hektik viel zu viele Masken gekauft hatte, darunter auch solche, die von minderer Qualität waren, diese Schrottmasken an die "Underdogs" der Bevölkerung abgeben wollte: Behinderte, Obdachlose und Hartz4-Empfänger. Auch wenn man die Maske als Zumutung erachtet, weiß man, was man einem Minister wert ist, der einem auch noch den Schrott unter den Maulkörben andrehen wollte.
Mir selbst ist der Aufruf eines Polizeisprechers in Erinnerung geblieben, doch bitte erst einmal mit den eigenen Nachbarn selbst zu sprechen, wenn sie gegen die Regeln verstießen. Die Bürger rannten der Polizei die Bude ein und zeigten jede schief sitzende Maske an. Es gab Zeitungsmeldungen über ausgehobene Skatrunden und verhaftete Herren, welche das Verbrechen begangen hatten, gemeinsam Grünkohl zu essen. Kindergeburtstage wurden von der Polizei aufgelöst.
Als dann die Impfung kam, sollte sie die große Erlösung von all diesen irrsinnigen Zuständen bringen, doch viele Bürger bissen einfach nicht an. Nach einigen Bestechungsversuchen mit Bratwürsten und Kirmesgutscheinen, die nur mäßigen Erfolg zeigten, brach die nächste Welle zwischenmenschlicher Gemeinheiten über uns herein: Skeptiker wurden mit Terroristen gleichgesetzt, pauschal als ungebildet, asozial oder wahlweise beides verunglimpft. Heute beschweren sich diejenigen, welche den Dreck ausgekübelt haben, über jene, die daran erinnern. Sie sollen mal nicht so nachtragend sein.
Doch, es ist angebracht, sich an das miese Verhalten mancher Politiker, Journalisten und Ärzte zu erinnern, gerade, weil die Sache noch nicht ausgestanden ist. Zwar haben die Schreckensmeldungen über die Affenpocken nicht ausgereicht, um die Deutschen wieder in Panikstimmung zu versetzen, aber die Corona-Lobby nimmt schon wieder Anlauf. Und spätestens im Herbst, wenn die Bürger schon durch die Jahreszeit bedingt wieder mehr niesen und prusten, werden auch die Denunzianten und Schreckenspropheten wieder ihre Arbeit aufnehmen.