von Mirjam Lübke...
Die Freunde der Diversität kommen ins Schwitzen wie Unsereins in den Wechseljahren: Man ist sich einig darüber, dass Transfrauen "richtige" Frauen sind, denn Geschlecht ist bekanntlich ein Konstrukt. Nun gibt es aber einige biologische Gegebenheiten, die sich beim besten Willen nicht wegleugnen lassen, das wussten schon die Macher des Films "Das Leben des Brian": Die Natur ist eine transphobe Bitch und verwehrt Transfrauen die nötige innere Ausstattung zum Gebären und dem monatlichen Unwohlsein. Es hat sich daher in der Szene die Gewohnheit eingeschlichen, aus Transfrauen "Frauen" zu machen, während das klassische weibliche Wesen davon als "Menstruierende" unterschieden wird - was für ein Aufruhr, um sprachliche Tabus zu umgehen, die letztlich doch wieder in einer Klassifizierung enden. Dazu in einer, die frauenfeindlicher nicht sein könnte. Die biologische Frau wird auf einen körperlichen Vorgang reduziert, als bestünde der Zweck ihres Daseins nur darin, einmal im Monat für ein paar Tage zu bluten. Allein dass wir das können ohne zu sterben, jagt manchen Männern Angst und Schrecken ein.
Es fällt mir ein bisschen schwer, darüber zu schreiben, weil ich noch zu einer Generation gehöre, die nur mit gedämpfter Stimme über derlei Themen spricht. "Es" wurde mit allerlei poetischen Ausdrücken umschrieben, einer schaffte es sogar in die Werbung für Damenhygiene: "Der kleine Indianer" - pfui, wie rassistisch aus heutiger Sicht. Es ging einmal das Gerücht durchs Netz, Georgine Kellermann habe versucht, den Besuch des indigenen amerikanischen Ureinwohners mit Erdbeermarmelade zu simulieren. Zwar stellte sich das im Nachhinein als frecher Schabernack heraus – aber ich kann Frau Kellermann versichern: Sollte sie sich durch die Idee inspiriert fühlen, ist es eindeutig nicht dasselbe.
Marmelade ist trotz ihrer Klebrigkeit weitaus besser steuerbar und verursacht darüber hinaus weder geschwollene Fußknöchel noch diesen einen extrem schmerzhaften Pickel, den man gern in dieser Zeit deutlich sichtbar am Kinn bekommt. Ein weiblicher Originalkörper macht in diesen Tagen eine Veränderung durch, welche sonst nur durch Silikon, drei durchwachte Nächte und eine Diät aus Pommes mit Currywurst zu erreichen sind.
Eine angenehme Sache ist es nun wirklich nicht, und eigentlich sollten Transfrauen ihrem Schöpfer dafür danken, nicht damit geplagt zu werden. Es gibt Schmerzsimulatoren, mit denen Männer die Wehenschmerzen ihrer schwangeren Frau nachvollziehen können - manche von ihnen haben den Versuch vorzeitig abgebrochen. Sie hielten es nicht aus. Einen Vorgeschmack davon bekommen viele Damen jeden Monat. Dazu bekommen wir noch den Spott über unsere Stimmungsschwankungen ab, an die wir auch gern von einigen garstigen Mitmenschen erinnert werden, selbst wenn wir absolut im Recht sind, uns einmal lautstark zu Wehr setzen. Biologische Weiblichkeit ist oft kein Zuckerschlecken, wir haben uns die Bezeichnung "Frau" - die einst "Herrin" bedeutete - hart verdient. Was wären wir auch sonst nach den Wechseljahren? "Nicht mehr Menstruierende"? Damit fallen wir in Zeiten zurück, in denen Frauen an ihrer Gebärfähigkeit gemessen wurden - und das wird uns dann noch als "zeitgemäß" verkauft. Frauen, wir werden besch…, wo wir dabei sind!
Ein großes Thema ist derzeit dann auch die Ausstattung öffentlicher Toiletten mit Binden und Tampons. Auch der Herrentoiletten wohlgemerkt, damit sich niemand diskriminiert fühlt. Unter all den vielen Produkten des täglichen Lebens, die stündlich teuer werden, hat man ausgerechnet jene als gesellschaftliches Problem für die eigene Ideologie entdeckt, welche in Deutschland noch relativ preiswert zu haben sind. Leistungen, die Frauen wirklich entlasten würden, wie etwa ein bezahlbarer Kita-Platz für die Kleinen, sind für Länder und Kommunen kaum noch finanzierbar, da ist so eine Binde ein Schnäppchen dagegen. Selbst wenn sie auf der Herrentoilette einstaubt, weil deren Besucher kaum eine Verwendung dafür haben dürften. Die Idee, den Männern stattdessen einen Einmalrasierer anzubieten, würde wohl auf wenig Gegenliebe stoßen, denn das könnte wiederum Männer diskriminieren, bei denen noch nichts richtig wächst.
Als Frau in den Wechseljahren fühle ich mich hingegen diskriminiert, weil mir auf der Damentoilette kein Rasierer angeboten wird – denn in meinem Alter bekommt man plötzlich Borsten an Stellen, an denen nur bei Männern welche wachsen dürften. Das ist besonders unangenehm, wenn man sie im heimischen Bad übersehen hat und plötzlich im grellen Neonlicht eines öffentlichen Waschraums die gesamte Pracht und Herrlichkeit zum Vorschein kommt. Noch peinlicher ist es nur noch, vorher einen attraktiven Mann umarmt zu haben, dessen Bartstoppeln einen kratzten – und dann trifft einen die Erkenntnis wie ein Schlag: „Ich habe zurückgekratzt!“ – jetzt ist man bald keine „Menstruierende“ mehr, sondern einfach eine Frau, die sich mit Hitzewallungen herumschlagen muss. Auch das ist ein Schicksal, das Transfrauen erspart bleibt, das Aufsteigen der Röte im Gesicht wie bei einem Hummer, der ins kochende Wasser geworfen wurde. Bei uns Frauen laufen die Lebenszyklen bisweilen sehr drastisch ab, und wer das als Konstrukt bezeichnet, dürfte mir nicht begegnen, während der kleine Indianer zu Besuch ist, sonst gibt es aber Ärger!
Von mir aus kann sich jeder zu dem erklären, was er oder sie gern sein möchte – auch ich wäre gern Eiskunstläuferin oder zumindest Astronautin – aber Biologie und Realität holen einen dann doch auf den Boden der Tatsachen zurück. Da kann man noch so viele Damenbinden und Tampons auf Herrentoiletten auslegen, da blutet nichts, es sei denn, zwischen den Kabinen hätte eine zünftige Rauferei stattgefunden. Und mein „Zeug“ kaufe ich mir immer noch allein, denn als Individualistin kann ich mit Standardware nichts anfangen. Nicht alles, was Flügel hat und Blut saugt, ist ein Vampir – und Kleidertragen allein macht nicht das Wunderwerk Frau aus. Daran ändert alle Ideologie der Welt nichts – es sei denn, man glaubte auch, dass aus Tampons Baumwollpflanzen wachsen.
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