Montag, 9. Mai 2022

Unterschiede: Wo ist das Problem?

von Mirjam Lübke...

Mit schöner Regelmäßigkeit wird sie immer wieder aufgewärmt: Die Rassismusdebatte. Dabei wird es bereits als rassistisch deklariert, biologische Unterschiede zwischen Menschen zu benennen - obwohl diese doch vor allen Augen sichtbar sind. Das einzig Gute an einer biologischen Gleichheit wäre die Chance, die merkwürdige Debatte über wer-weiß-wie-viele Geschlechter endlich zu beenden, ich muss zugeben, noch nicht einmal zu wissen, bei welchem Zählerstand wir da inzwischen angelangt sind. Auch wäre es endlich wieder egal, ob jemand schwarz oder weiß ist, man könnte sich ganz auf den Charakter eines Menschen konzentrieren, um dann zu entscheiden, ob derjenige mit einem sozial kompatibel ist. Es sei denn natürlich, auch der Charakter eines Menschen zählte neuerdings zu den rein biologischen Eigenschaften, dann wären wir alle Messie und Ordnungsfanatiker, Choleriker und sanftes Reh oder aber Egoisten und Wohltäter zugleich. Eine Menge sozialer Konflikte könnte auf diese Weise gelöst werden. Wir müssten allesamt eierlegende Wollmilchsäue sein, die mit leichter Hand sowohl einen Esstisch zimmern als auch das Fünf-Gänge-Menü darauf servieren könnten. Und nebenbei hätten wir auch noch die selbsteinräumende Spülmaschine erfunden. 


Was an dem Gedanken der vollkommenen Gleichheit aller Menschen so attraktiv ist, konnte ich nie begreifen. Der Einsatz für Gleichheit vor dem Gesetz oder der Gleichbehandlung aller nach ihren Leistungen und Fähigkeiten ist für mich eine Selbstverständlichkeit, aber der Mensch als Fließbandproduktion stellt eine so erschreckende Vorstellung dar, dass wir sie gleich wieder vergessen sollten. Zumal sich selbst die Antirassisten nicht an ihre eigene Vorgabe halten und Rassismus für bei Weißen genetisch verankert halten. Ob es wohl schon im Labor isoliert werden konnte, dieses ominöse Gen? Dann könnte man es therapieren - allerdings nähme man damit vielen selbsternannten Experten die Ernährungsgrundlage fort und sie müssten sich einen profaneren Broterwerb suchen. 

Putin ist schuld, dass ich mich mit dieser Frage näher auseinandergesetzt habe. Als er behauptete, in der Ukraine würden mit Hilfe der USA "ethnische Biowaffen" hergestellt, kam mir das aufgrund des in Europa durch die verschiedenen Völkerwanderungen entstandene genetische Kuddelmuddel doch recht seltsam vor. Sowohl Russland als auch die USA arbeiten in ihren Laboren an einer Menge Sauereien, getreidefressenden Pilzen, einem Hasenpesterreger, der Menschen zu verwirrten Zombies macht als auch Bakterien, welche die Tarnhülle von Stealthbombern auflösen. Da zeigt einer auf den anderen und ruft "Haltet den Dieb, er hat mein Messer im Rücken!" - zudem ist es auch nicht so, dass die Idee eines Krankheitserregers, der nur bestimmte Menschen befällt, nicht durchdacht worden wäre. Aber selbst in meinem Spülschwamm ist bisher noch nichts Brauchbares in dieser Richtung gewachsen. 

Denn tatsächlich stimmen die Gene aller Menschen zu 99,9 Prozent überein - eins zu null für die Gleichheitstheorie. Allerdings haben es die restlichen 0,01 Prozent in sich - wir sprechen hier immerhin von satten 3 Millionen Genen - hier entscheidet sich, welche Haar-, Haut- und Augenfarbe wir haben. Oder ob uns von Milch schlecht wird und wir mehr als ein Bier vertragen. Asiaten etwa scheinen auch anfälliger für Grippe zu sein, was man im Auge behalten sollte, wenn Herr Drosten uns die nächste Schreckensmeldung aus China auftischt - er sollte das eigentlich wissen. Von daher ist es aus meiner Laiensicht auch weitaus plausibler, über die Entwicklung ethnischer Biowaffen im Labor von Wuhan zu spekulieren - denn in Asien fände man eventuell den einen Faktor, der sie wirksam macht. Die Ukraine produziert zwar eine vielfältige Propaganda - sogar der Star-Wars-Day am 4. Mai wurde vor Selenskijs Karren gespannt - aber solange die Ukrainer nicht mehr Wodka vertragen als die Russen, hätte eine ethnische Biowaffe hier keinen genetischen Faktor, an dem sie sich festsetzen könnte. 

Gleichwohl können Krankheiten Sitten und Kultur prägen. Der Wunsch "Gesundheit" geht in Deutschland auf die Zeit der Pest zurück, weil auch diese sich durch Niesen äußern konnte. Länder, in denen ungeniert auf den Boden oder etwas gesitteter in Näpfe gespuckt wird, hatten wahrscheinlich kaum mit Tuberkulose zu tun - wenn Europäer sich vor dieser Sitte ekeln, hat das einen handfesten Grund: Auch wenn viele den Hintergrund nicht mehr kennen, wird der erlernte Selbstschutz durch den Anblick eines menschlichen Lamas aktiviert. Auch deutsche Jugendliche, die sich derlei Verhalten angewöhnt haben, wissen unterschwellig sehr wohl, welches Unbehagen sie damit auslösen. Hingegen finden die sehr auf Hygiene bedachten Japaner es extrem ekelhaft, wenn sich Europäer Seidentücher ins Jacket stecken - warum nicht gleich buntes Klopapier? 

Auch Unterschiede zwischen Kulturen bestehen demzufolge nicht aus purer Böswilligkeit, sondern aus gewachsener Anpassung an die Umwelt, in der man lebt. Was in einem Land funktioniert, scheitert im nächsten. Auch wenn wir uns in Europa soziale Werte erarbeitet haben, gibt es gute Gründe, diese gegen andere zu verteidigen, es sind eben die ethischen Vorgaben, die sich für uns als sinnvoll erwiesen haben. In unserer Gesellschaft hat es sich etwa bewährt, wenn Mann und Frau - zumindest im Idealfall - gleichberechtigt zusammenarbeiten. Warum sollten wir das über Bord werfen? Weil wir sonst als Rassisten gelten würden? Kein Mensch außer Aschenputtels Schwestern käme auf die Idee, sich viel zu kleine Schuhe anzuziehen, nur um seinem Nachbarn gefallen, trotz immenser Schmerzen. Die Theorie von der Gleichheit der Kulturen verlangt aber genau das von uns: Wir sollen uns jeden Schuh anziehen. Nein danke, ich laufe lieber barfuß, als dabei mitzumachen.


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