Samstag, 21. Mai 2022

Als in Deutschland die Logik starb...

von Mirjam Lübke...

Damals im Philosophie-Studium mussten wir einen Logik-Kurs absolvieren, der unter den Studenten gefürchtet war - viele scheiterten an der Abschlussprüfung. Gerüchteweise hingen manche Kommilitonen jahrelang im Hauptstudium fest, weil sie schon mehrfach durch den Test gerasselt waren, ohne den man das Studium nicht abschließen konnte. Da ich mir unter den Philosophen immer ein bisschen doof vorkam, war ich mächtig stolz, schon beim ersten Mal zu bestehen: "Nehmt das, ihr Adepten des Konstruktivismus! Ich habe den Logikschein - und ihr nicht!"




Ob mich das Bestehen der Prüfung nun wirklich fit für das Durchstehen kompliziertester Debatten macht, wage ich manchmal zu bezweifeln, aber das hier beschriebene Verhalten junger Menschen in der Mensa scheint mir keiner logischen Ordnung zu folgen. Aber das ging mir von Anfang an bei einigen der Maßnahmen so - zum Beispiel, als man nur im Stehen an einem Eishörnchen schlecken durfte. Setzte man sich dazu hingegen auf eine Bank, eilte sogleich die Ordnungsmacht herbei, weil offenbar sofortige Durchseuchung mit tieffliegenden Viren drohte. Nur die Zahlung eines Bußgeldes konnte einen noch vor dem sofortigen Tod retten. 

Auch ohne Bußgeld hält sich offenbar hartnäckig der Gedanke, Corona greife nur unter bestimmten Umständen an, etwa dann, wenn man gerade nichts isst oder statt eines Geschäfts einen Bus betritt. Anfänglich wurde dieser Widerspruch mit dem Slogan "flatten the curve" abgebügelt - man müsse die Ansteckung von zu vielen Bürgern auf einmal verhindern. Eine Art Lotterie also, da uns schließlich beständig versichert wurde, in welcher Gefahr wir schwebten. Seitdem bekomme ich das Bild eines fiktiven Forschers nicht aus dem Kopf, der mitten in einem Hochsicherheitslabor seinen Schutzanzug öffnet, um sein Butterbrot zu essen, während die Kollegen an Ebola und der Pest forschen. Essen hilft gegen Viren, endlich kann ich meine Gefräßigkeit vor der Welt rechtfertigen. Ich schütze mich lediglich vor Corona! 

Wollen wir hoffen, dass die Leitung der Mensa nicht demnächst Durchsagen machen muss, wann ein- und ausgeatmet werden darf - oder wie Messer und Gabel verantwortungsbewusst einzusetzen sind. Zumindest dürfte es in den wenigsten Mensen Affengulasch als Stammessen geben, sonst sähen sich die furchtsamen Studenten gleich dem nächsten Risiko ausgesetzt. Denn eine neue Herausforderung steht schon in den Startlöchern: Die Affenpocken. Karl Lauterbach freut sich, die Pandemie-Planung läuft offenbar schon auf Hochtouren. Endlich wird er wieder gebraucht. In Sachen Eigenvermarktung als Feldherr gegen das Böse kann Herr Lauterbach allerdings noch eine Menge von Herrn Selenskij lernen: Vielleicht sollte er, analog zu Selenskijs Kampf-T-Shirt, einfach nur noch im weißen Kittel auftreten. Denn schon jetzt spottet das Netz, ob wir demnächst mit Bananen zwangsgeimpft werden sollen. Übrigens ist der Gedanke so abwegig nicht: Bananen können tatsächlich - mit ein wenig Nachhilfe aus dem Labor - zur "Bioimpfung" verwendet werden. Ich hasse Bananen. 

Was aber treibt selbst Studenten, die schließlich mit dem Abitur eine "Reifeprüfung" abgelegt haben, zu derart irrationalem Verhalten? Ist es die Suche nach Halt, wie sich auch Kinder an ihre Eltern klammern, wenn ihnen etwas Beängstigendes begegnet? Die sollen es dann für sie richten, eine Konstellation, die durchaus noch im Erwachsenenalter für beide Seiten angenehm ist, wenn sie sich als bequem erwiesen hat.

Und es ist schon einiges los in der Welt. Corona hat erst das Partyleben lahmgelegt, dann die Wirtschaft und das Grundgesetz. Letzteres scheint weite Teile der Bevölkerung nicht sonderlich zu stören, aber unterschwellig merken die Bürger schon, dass etwas nicht stimmt. Depressionen nehmen überhand, mittlerweile kennt man im eigenen Umfeld immer jemanden, der von Impfnebenwirkungen betroffen ist und dennoch nimmt die Kampagne kein Ende. Jetzt noch der Krieg in der Ukraine und die Angst vor einem Einsatz nuklearer Waffen. Aber auch in diesem Fall gilt: Es gibt viel verbales Getöse, viel Moral, viel pro-ukrainisches Schaulaufen, das mittlerweile selbst Amazon die Kassen füllt. Generation Impfung und Schutzmaske, die sich fast abergläubisch vor einem Virus fürchtet, sieht der nuklearen Bedrohung "gelassen entgegen". Ob die ukrainische Zivilbevölkerung als derzeit Hauptleidende das ähnlich auf die leichte Schulter nimmt?

Wenigstens wird es auch im Studentenwohnheim spätestens im nächsten Jahr nicht mehr kalt werden, denn Deutschland handelt jetzt einen Vertrag über die Lieferung von Flüssiggas mit Katar aus. Ja, richtig gelesen - Katar. Dort nimmt man es mit den Menschenrechten zwar auch nicht so genau, aber das haben die Deutschen nicht so im Blick - denn immerhin fördern sie den Fußball und werden wohl auch nicht in ein nahegelegenes Land in Europa einmarschieren. 

Die spannendste Meldung jedoch kam in den letzten Tagen aus den USA - dort gab es eine Anhörung im Kongress über die zunehmende Anzahl von UFO-Sichtungen. Immerhin über die Existenz von Außerirdischen darf mittlerweile nämlich auch von seriösen Wissenschaftlern nachgedacht werden. Vielleicht ist das Weltraumtourismus: "Besuchen Sie den verrücktesten Planeten des Universums - Unterhaltungswert garantiert!" Besonders Deutschland gehört zum Premium-Ausflugsprogramm und in Berlin fällt so ein Außerirdischer gar nicht weiter auf. Allerdings sollte er beim Essen in der Mensa eine Maske tragen...



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