Samstag, 28. Mai 2022

Juden in aller Welt erleichtert... "Es betrifft uns gar nicht!"

von Mirjam Lübke...

Uff, was bin ich erleichtert! Zum Glück hat uns die zarteste Pfirsichblüte des Orients die frohe Botschaft noch rechtzeitig überbracht, bevor das jüdische Volk in Gram versinkt: Der Antisemitismus betrifft Juden gar nicht. Wenn in der Süddeutschen Zeitung demnächst einmal wieder die Karikatur eines jüdischen Politikers mit beeindruckender Nase erscheint, werde ich mich entspannt zurücklehnen und mir denken: "Dem Zeichner ist bestimmt nur der Stift ausgerutscht. Wie damals dem Programmierer der Videospiel-Ikone Lara Croft." Nur war es bei ihr nicht die Nase, sondern die Oberweite, welche erstaunliche Dimensionen annahm. In beiden Fällen handelt es sich um unglückliche Zufälle. 


Muslime werden in Deutschland ständig mit antisemitischen Vorurteilen konfrontiert: Vor allem ältere Menschen glauben fest daran, dass sie ihr Baklava aus dem Blut christlicher Kinder herstellen und allesamt für den Tod Jesu verantwortlich sind - auch wenn es den Islam damals noch gar nicht gab. Verschwörungstheorien über sie sind gang und gäbe, vor allem in Israel sind die "Protokolle der Weisen von Mekka" ein regelrechter Verkaufsschlager. In jedem Jahr ziehen tausende von Juden durch Berlin, verbrennen palästinensische Fahnen und skandieren antisemitische Parolen: "Moses, Moses, kehr doch wieder, streck' die Muselmanen nieder!" 

Ganz schlimm ergeht es Muslimen in den hauptsächlich von Juden bevölkerten Vierteln Berlins: Kaum jemand wagt es noch, auf dem Weg zum Café Kranzler die Abkürzung durch die Fasanenstraße zu nehmen, deshalb riet Franziska Giffey bereits davon ab, sich etwa durch einen offen getragenen Halbmond dort als Moslem zu erkennen zu geben. "Ganz schlimm wird es, wenn die ihr Pessachfest feiern", berichtet Said al-Habibi einem Reporterteam des ZDF. "Dann haben die Frust, weil sie eine Woche lang den Hefekuchen aus dem Kranzler nicht essen dürfen. Mein Freund Ahmed und ich wurden mit Matzeknödeln beworfen - es war traumatisierend. Noch heute bin ich in therapeutischer Behandlung!" 

Dem kann die Zivilgesellschaft nicht mehr lange unbeteiligt zusehen. Deshalb ist es gut, dass Sawsan Chebli nun endlich ein Bewusstsein für den antimuslimischen Antisemitismus schafft. Da glaubten wir vollkommen zu Unrecht, die meisten antisemitischen Übergriffe in Deutschland gingen von Muslimen aus, aber in Wahrheit ist es nur eine Art interne Rangelei unter Brüdern. Das lässt uns auch die Rangkämpfe unter den verschiedenen Clans mit ganz anderen Augen sehen, es geht hier nicht etwa um das Abstecken eines Reviers für illegale Aktivitäten, sondern um ein Kräftemessen von Opfern des Antisemitismus, die noch nicht wissen, dass es sich um Antisemitismus handelt. 

Glaubt irgendjemand so einen Blödsinn wirklich? Oder handelt es sich nur wieder um eine von Sawsan Cheblis legendären Stilblüten? Immerhin ist sie so etwas wie die Annalena Baerbock unter den Islamlobbyisten in Deutschland: Stets wirkt sie ein bisschen naiv und unbeholfen, man nimmt ihr nichts wirklich übel. Und doch steckt knallhartes Kalkül dahinter - einem Pierre Vogel mit seinem Rauschebart und Häkelkäppchen würde man den Unfug nicht so leicht abnehmen. Seit Jahren fällt auf, dass die Medien gern harmlos wirkende Musliminnen ins Feld schicken, um uns von der Sanftmut der Religion des Friedens zu überzeugen. Schaut man allerdings genauer hin - wie etwa bei Kübra Gümüsay - lassen sich rasch Verbindungen zu fundamentalistischen Gruppierungen aufdecken. Stört das jemanden? Nein. 

Wir kennen die Methode von den Zeugen Jehovas: Sie schicken auch gern erst einmal die Frauen an die Türen, denn trotz aller Diskussionen um Gleichberechtigung und der Befähigung von Frauen auch für "harte" Jobs gilt das weibliche Geschlecht noch immer als harmloser und sanfter. Daran rüttelt auch der Konstruktivismus nicht. Während aber die Predigerinnen an den Türen niemandem etwas zuleide tun, leisten die Kübras, Sawsans und Lamyas ihren Dienst als Weichspüler in der Diskussion um die unangenehmen Nebenwirkungen muslimischer Einwanderung in Deutschland. Im Falle der von Sawsan Chebli betreuten Jugendorganisation "Jung und muslimisch" wurde sogar kurzfristig das eherne Gesetz des Antisemitismus in unserem Land ausgesetzt: "Im Namen der Israelkritik darfst du in Deutschland alles mit lebenden Juden und ihren Synagogen anstellen, was dir einfällt. Nur sag bloß nichts gegen das Mahnmal in Berlin!" Als jedoch eine der von Sawsan betreuten Damen in letzterem mit einer Maschinengewehr-Attrappe posierte, galt auch das nicht mehr. Einzelfall, ab unter den Teppich damit. 

Im Hintergrund wird derweil seit Jahren von Soziologen wie Heitmeyer und Benz daran gearbeitet, der Theorie vom Antisemitismus gegen Muslime einen wissenschaftlichen Anstrich zu verleihen. Diese schrecken auch nicht davor zurück, tatsächlich im Namen des Islam verübte Gewalttaten mit vollkommen frei erfundenen Horrorgeschichten aus der Gerümpelkiste des klassischen Antisemitismus gleichzusetzen. Dabei leben gerade diese - etwa in Form einer "modernisierten" Ritualmordlegende - in der Propaganda arabischer Staaten gegen Israel fort und sind dort konsensfähig. Darauf angesprochen, wird immer wieder auf den - sicherlich vorhandenen - Antisemitismus unter Deutschen verwiesen, so als "dürfe man jetzt auch mal." 

Sawsan Chebli präsentiert hier also einen Käse, der mindestens so lange gereift ist wie ein bröseliger uralter Gouda, der schon ein wenig streng riecht. Und natürlich führen ihre Fans rasch ins Feld, sie wäre nur falsch verstanden worden. Nein, sie hat's schon so gemeint. Auch wenn sie nur das Sprachrohr für die Propaganda ist.



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