Dienstag, 18. Januar 2022

Radio Eriwan mit Nancy Faeser...

von Mirjam Lübke...

Im Kabinett der Merkwürdigkeiten hat sich Nancy Faeser - ich verkneife mir die Star Trek-Anspielung - sicherlich eine führende Rolle redlich verdient. Dass die Realität und deren Wahrnehmung durch die Politik bisweilen arg auseinanderklaffen, daran haben wir uns seit Jahren gewöhnt, unsere Erwartungshaltung ist sehr bescheiden geworden. Aber Frau Faeser schafft es spielend, auch diese noch zu unterbieten.



Wenn die gute Frau herausfindet, dass sich Spaziergänger bisweilen auch ganz konservativ über das Telefon verabreden, müssen wir wohl damit rechnen, dieses demnächst auch noch entzogen zu bekommen - denn im Kampf gegen "Staatsfeinde" greift Frau Faeser gnadenlos durch. Was in Kasachstan böse ist, das Abschalten von Telegram, dient in Deutschland der "Gefahrenabwehr" - die kasachischen Nutzer haben sich offenbar einem Gesinnungstest durch das deutsche Innenministerium unterzogen und eine Unbedenklichkeitsbescheinigung erhalten. Nur in Deutschland wird Telegram ausschließlich von Nazis genutzt, die sich heimlich mit Stecknadeln Löcher in die Masken bohren, um unschuldige, ahnungslose Geboosterte bei ihren Spaziergängen mit Corona zu infizieren. 

Nun macht sich Frau Faeser plötzlich für die Freiheit stark, niemand in diesem Land solle Angst haben müssen. Geht es nur mir so, oder hören andere da auch ein unausgesprochenes "außer" mit? Zum Beispiel "außer Staatsfeinde, die müssen sich ab heute warm anziehen". Also nicht-kasachische Telegram-Nutzer, die Angst um ihre Grundrechte haben. Oder Angst vor möglichen Impfnebenwirkungen. Das sind offenbar Ängste, die für Frau Faeser irrelevant sind. Vorgeschobenes "Geschwurbel", wie auch begründete Skepsis neuerdings genannt wird, einzig dazu dienlich, um nach Herzenslust rechtsradikal sein zu dürfen. Man beachte: Was man früher im Höchstfall irrational genannt hätte, rüttelt heute an den Grundfesten des Staates. Da zaubern wir doch schnell einmal wieder das Toleranz-Paradoxon aus dem Hut, damit wir in diesem Fall keine Freiheit zugestehen müssen. 

Doch wie sieht es mit der Glaubensfreiheit aus, die ebenfalls in Frau Faesers Ausführungen nicht fehlen darf? Das klingt nämlich sehr tolerant und aufgeklärt, ganz im neuzeitlichen Trend. Zählt denn dazu auch die negative Glaubensfreiheit oder die Freiheit, einfach etwas anderes zu glauben als das eigene Umfeld? Vor kurzem machte in den Medien der Begriff "offensive Religionsbekundung" die Runde, was nichts anderes bedeutet, als dass Schüler durch muslimische Klassenkameraden als "Ungläubige" bedrängt werden. Wenn wir schon bei der Herkunft sind: Das betrifft nicht nur "deutschstämmige" Kinder, die in manchen Stadtvierteln ohnehin längst in der Minderheit sind, sondern auch muslimische Kinder, die aus gemäßigt religiösen Familien stammen, sprich jenen, die an einem gewissen Maß von Integration interessiert sind. Auch Mädchen, die von ihren Eltern nicht dazu angehalten werden, ein Kopftuch zu tragen. 

Im schlimmsten Fall kann diese "offensive Religionsbekundung" einen schwer verletzt ins Krankenhaus bringen oder gar töten, wie im Falle der Berliner Gärtnerin, die niedergestochen wurde, weil einem Migranten ihre Berufsausübung missfiel. Auch werden in Deutschland häufig Ex-Muslime auf das Übelste bedroht. Was gedenkt Frau Faeser für die Freiheit dieser Menschen zu tun? Zumindest in den Schulen scheint man diesbezüglich schon das Handtuch geworfen zu haben, Integration wird gar nicht mehr eingefordert. Scheinbar ist man schon froh, wenn am Ende des Schultages niemand schwer verletzt wurde und plant für die jugendlichen Unruhestifter das nächste Jugendzentrum, in dem diese irgendwie beschäftigt werden, um nicht allzuviel Unheil anzurichten. Die Opfer hingegen haben kaum Unterstützung zu erwarten, selbst massive Drohungen in den sozialen Netzwerken werden nicht ernst genommen. Vielleicht sind die Programmierer vollauf damit beschäftigt, immer effektivere Algorithmen zu entwickeln, um auch noch den letzten Hinweis auf Kritik an den Corona-Maßnahmen aufzuspüren - da bleibt für Morddrohungen keine Kapazität mehr übrig.

Der Freiheitsbegriff in Deutschland ist schon ein merkwürdiger geworden. Immerhin haben Ärzte jetzt die Freiheit, für Abtreibungsdienste zu werben. Und man hat die Freiheit, zwischen Jobverlust und Impfung zu wählen. Wer genug Zeit hat, um von A nach B zu kommen, hat die Freiheit, bestimmten Stadtvierteln aus dem Weg zu gehen und Besitzer des nötigen Kleingelds jene, ihre Kinder auf eine Privatschule zu schicken. Ein Teelicht im Freien anzuzünden, vielleicht noch gemeinsam mit anderen, diese Freiheit soll man hingegen nicht haben, da ist Frau Faeser eisern. Dann schon bitte gleich einen Müllcontainer oder ein Auto - aber bitte nur mit der richtigen Haltung!

Facebook-Fundstück...


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