von Mirjam Lübke...
Der gesunde Menschenverstand macht spätestens seit Corona offenbar einen riesigen Bogen um unser Land - das ist Julian Reichelt anhand eines Schokoriegels aufgefallen. Den man in einem Waggon des Zuges noch essen darf, im nächsten schon nicht mehr - es sei denn, man ist mit einer doppelten Dosis Impfstoff dazu in die Lage versetzt worden. Aus meiner Sicht - und der einer Menge anderer Menschen - ist eine gewisse Verblüffung darüber absolut nachvollziehbar, es sollte also die Frage erlaubt sein, was Sinn und Zweck dieser Regel in Zügen ist. Ändert der Schokoriegel etwa seine molekulare Struktur, so dass es im Speisewagen vonnöten ist, vorsorglich ein Gegengift einzunehmen? Oder fühlen sich Corona-Viren magisch von den Speisen fraglicher Qualität dortselbst angezogen? Wie die Fliegen in dem alten Witz, welche pünktlich zur Mittagszeit vom Plumpsklo zur Küche hinübersurren?
Eben solche Fragen machten aus mir anfänglicher Corona-Phobikerin eine abtrünnige Skeptikerin, denn schon rund um die Maskenpflicht kam mir einiges seltsam vor. Warum gefährdete es die "Volksgesundheit", wenn jemand um drei Uhr morgens mutterseelenallein ohne Maske an der Bushaltestelle saß? In Ordnung war es allerdings, im Zug die Maske zum Kaffeetrinken abzusetzen, was nicht nur ich gnadenlos ausnutzte, um dem Ding für eine Weile zu entkommen. Man stelle sich das einmal in einem Hochsicherheitslabor vor: Vier Forscher rühren gerade in Petrischalen mit Milzbrandsporen herum oder begutachten Ebolaviren unter dem Mikroskop, als der fünfte sich plötzlich aus seinem Anzug schält, sich eine Zigarette anzündet ("Ich brauche mal eine kurze Pause, Leute!") und danach wieder in seine Schutzkleidung schlüpft, als wäre nichts gewesen. Seine Kollegen drücken nun nicht etwa panisch den Alarmknopf, sondern freuen sich darauf, das gleiche in ein paar Minuten für einen Biss in ihr Frühstücksbrötchen zu tun.
Nun ist Corona eben kein Milzbrand, aber dennoch ergaben die Maskenregeln nicht wirklich einen Sinn. Denn als Schutzbedürftige hätte ich mich schließlich genau in jenem Moment infizieren können, als ich meinen Kaffee trank. Dummerchen schimpfte man mich, es ginge dabei lediglich um "flatten the curve", also darum, dass sich nicht so viele Menschen anstecken. Aha. Gnade Gott jenen, die gerade an einem Kaffeetrinker vorbeigehen müssen.
Bezeichnend waren allerdings auch die Reaktionen auf Herrn Reichelts Tweet - auf Twitter schlagen sich die Maßnahmenverteidiger besonders wacker. Sogar die Bahn sah sich bemüßigt, den jüngst in Ungnade gefallenen Chefredakteur süffisant daran zu erinnern, dass Grenzen zu respektieren seien. Mit anderen Worten: Merkwürdige Regeln dürfen mittlerweile noch nicht einmal hinterfragt werden, dann hagelt es Belehrungen. Freilich jene, die keinerlei Erklärung bieten - es könnte schließlich einen Zweck dahinter geben, der sich nicht auf den ersten Blick erschließt - sondern solche von der Sorte "dat is so, weil et so is!" Irgendwer hat es angeordnet, dann wird es wohl seine Richtigkeit haben. Es ist nicht an uns, sich darüber Gedanken zu machen.
Langsam glaube ich tatsächlich, dass die Wissenschaftler in Wuhan diesem kleinen Bösewicht eine Gehorsams-Gensequenz angezüchtet haben. Der Gedanke scheint zwar irre zu sein, aber wer hätte vor zwei Jahren geglaubt, wir würden mal mit Bändchen gekennzeichnet über Weihnachtsmärkte laufen? Allein die Wortkombination "Grenzen respektieren" kam den jetzigen Maßnahmen-Helden doch nur mit Mühe über die Lippen. Wer darauf hinwies, dass es nach den in Deutschland geltenden Gesetzen durchaus in Ordnung ist, "Schutzsuchende" mit ellenlangem Strafregister wieder nach Hause zu schicken, durfte sich den Vorwurf anhören, er hätte sich wohl auch an die Gesetze der Nazis zur Judenverfolgung gehalten. Einmal abgesehen davon, dass es eine bodenlose Frechheit ist, Juden pauschal mit Salafisten und Clan-Mitgliedern zu vergleichen: In diesem Falle galt das Gesetz nicht, obwohl der Sinn durchaus auf der Hand liegt. Innere Sicherheit nämlich.
Bevor mich nun jemand auf meine geistige Gesundheit untersuchen lässt: Nein, ich glaube nicht ernsthaft, dass es eines genmanipulierten Virus bedarf, um in Deutschland ein solches Verhalten auszulösen. Auch wenn ich in diesem Zusammenhang gern auf die bereits natürlich vorkommenden Organismen hinweise, die durchaus in der Lage sind, das Verhalten ihres Wirts zu beeinflussen. Nein, vielmehr scheint mir das genau jenes autoaggresive Verhalten zu sein, welches in unserem Land gerne einmal Fuß fasst, vermischt mit dem, was Psychologen als "magisches Denken" bezeichnen: Das akribische Ausführen genau definierter Rituale zu Abwendung eines Unheils. Wer dabei nicht mitmacht, landet am Pranger.
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