von Thomas Heck...
Während Deutschland mit sich selber beschäftigt ist, seine Ressourcen für eine linke Politik verschleudert, die meint, dass Deutschland die Probleme der Welt lösen kann, konzentrieren sich andere Länder auf Visionen. Größer kann der Kontrast eigentlich nicht sein, wenn Deutschland über die Groko wurschtelt, während die USA ein Auto zum Mars fliegen. Noch größer wäre der Kontrast, wenn in den USA deswegen alles aus dem Häuschen sind, während in Deutschland vermutlich die eher die CO2-Bilanz berechnet werden würde.
Man kann sich leicht darüber lustig machen: Da schießt ein exzentrischer Milliardär einen Sportwagen ins All hinaus, mit einer selbst gebauten Rakete. Einfach weil er es kann.
Denn genau das hat Elon Musk mit seiner privaten Weltraumfirma SpaceX am Dienstagabend getan. Seine neue "Falcon Heavy"-Rakete ist am Dienstag vom historischen Startplatz 39A des US-Weltraumbahnhofs Cape Canaveral zu ihrem ersten Testflug abgehoben. Und an der Spitze hatte sie den Tesla-Roadster des Unternehmenschefs, besetzt mit einer Puppe in einem Astronautenanzug.
Wer das hämisch als Spinnerei verkennt, dem entgeht die Bedeutung dieses Starts. Musk mag spleenig sein, seine Großspurigkeit nicht immer leicht zu ertragen. Doch was ihm und seinen Leuten da gelungen ist, muss man auf jeden Fall historisch nennen.
Nicht wegen der Sache mit dem Auto. Aber die 70 Meter lange "Falcon Heavy" ist nun die stärkste Rakete, die es derzeit auf der Welt gibt. Doppelt so stark wie die aktuellen Wettbewerber, so Musk. Allein die nur noch im Museum existierenden "Saturn V"-Mondraketen der Amerikaner und die zweimal geflogene "Energija" der Sowjets waren noch kräftiger.
Mit der neuen Rakete hat Musk einen Schwerlasttransporter fürs All im Angebot. Und zwar zu Kampfpreisen. Das bedeute "Game over" für alle anderen Anbieter, so Musk wenig bescheiden vor dem Start. Auch das kann man arrogant finden. Wenn man aber, wie es etwa die Europäer gerade tun, eine neue Rakete in Planung hat, kann man diese Worte auch ziemlich ernst nehmen. Und auch die Nasa mit ihrer seit Jahren im Bau befindlichen Schwerlastrakete SLS, einem Multimilliardenprojekt, wird den einen oder anderen Anruf von politischen Entscheidungsträgern bekommen.
Booster kehrten wie geplant zurück
Präsident Donald Trump hat Elon Musk schon mal per Twitter gratuliert - und den amerikanischen Einfallsreichtum gelobt. Dass Musk ein Einwanderer aus Südafrika ist? Geschenkt.
SpaceX will billig ins All fliegen, weil möglichst viel Material wiederverwendet wird. Am Dienstagabend landeten dann auch die beiden links und rechts an der Rakete angebrachten Booster wieder auf dem Boden. Stehend. Gleichzeitig. Und in unmittelbarer Nähe zueinander.
Wer dieses Bild gesehen hat, weiß: So sieht die Zukunft aus. Dass der mittlere Teil der Rakete die sanfte Ladung nicht schaffte und statt eines ferngesteuerten Schiffes nur das Wasser des Atlantiks traf, ist dabei bestenfalls eine Fußnote des Abends.
Und die Sache mit dem Sportwagen, der von nun an Millionen von Jahren um die Sonne kreisen wird, zum Teil weit hinter dem Mars-Orbit? Das war PR für Musks Elektroautobauer Tesla, klar. Gespickt mit jeder Menge popkulturellen Zitaten, von David Bowie ("Space Oddity" als Soundtrack) über Douglas Adams ("Don't panic" als Anzeige auf dem Armaturenbrett) bis hin zu Isaac Asimov (seine Scifi-Klassker des "Foundation"-Zyklus sind auf einem speziellen Datenträger an Bord). Aber die Rakete hätte zum Start auf jeden Fall ein großes Gewicht an ihrer Spitze gebraucht, um die Belastungen zu simulieren.
Man hätte - langweilig! - einen dicken Betonblock nehmen können, sicher. Oder wissenschaftliches Gerät. Astronomen hätte das gefreut und vielleicht auf Jahre mit tollen Ergebnissen versorgt. Aber Musk hat sich für sein Auto entschieden. Und warum auch nicht. Die Chance, dass die "Falcon Heavy" ihren Erstflug nicht übersteht, war real. Und wenn die schon explodiert, dann kann man vorher zumindest etwas Spaß gehabt haben, oder? So mag er es zumindest gesehen haben.
Konkurrent Bezos baut an noch stärkerer Rakete
Für Musk ist der erfolgreiche Erstflug der "Falcon Heavy" ein erster Schritt. Viele müssen folgen. Er muss zeigen, dass die Rakete auch bei den Folgemissionen sicher unterwegs ist - schließlich hofft SpaceX auch auf lukrative US-Regierungsaufträge zum Start von schweren Spionagesatelliten. Er muss außerdem, wenn er es ernst meint mit seinen Plänen für eine Marskolonie, eine noch viel größere Rakete bauen und testen. Die BFR. Das B steht dabei für "big", das R für "rocket". Das F darf sich jeder selbst überlegen.
So isser halt, der Musk.
Aber sich darüber lustig zu machen, das ist seit diesem historischen Dienstagabend noch ein bisschen unpassender geworden. Kritik an den großmäuligen Auftritten des SpaceX-Chefs schließt das nicht aus. Den Hinweis auf immer wieder verfehlte Zeitpläne auch nicht. Und ebenso wenig den Hinweis, dass Amazon-Chef Jeff Bezos mit der "New Glenn"-Rakete an einer noch viel kräftigeren Rakete baut.
Bezeichnend auch die Reaktionen in unseren Sozialen Medien. DESWEGEN sind wir so am Ende. Keine Visionen mehr. Überwiegend langweilige Pfeifen und Mahner.
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