Montag, 5. Dezember 2016

Opfer der Begierde

von Thomas Heck...

Eine 19-jährige Medizinstudentin aus Freiburg wurde von einem minderjährigen afghanischen Flüchtling vergewaltigt und getötet. Der Täter war von einer Freiburger Familie aufgenommen worden, Einbindung in die Gesellschaft, Kennenlernen der Kultur sollten dem aus der Welt Geworfenen, Traumatisierten durch Aufnahme in einer Familie erleichtert werden. Er genoss alle Privilegien, die dieses Land zu geben bereit ist und mordete dennoch. Die Studentin selbst soll im Freiburger Studentenverein „Weitblick“ aktiv gewesen sein, der sich weltweit für Bildung und in Deutschland für die Integration von Flüchtlingen einsetzt. Sie entstammte dem Milieu, das Mitmenschlichkeit in unbedingte Aufnahmebereitschaft für die Gepeinigten dieser Welt übersetzt, bezahlte dafür dennoch mit ihrem Leben. 


Insgeheim dachte ich mir, endlich hat es mal ein richtiges Opfer getroffen, nicht weil das Opfer es verdiente, sondern durch ihr Verhalten zu den Zuständen beitrug. Eine jene Beifallsklatscher, die mit ihrem Lächeln bei manchen Flüchtlingen Erwartungen und Sehnsüchte weckte, wie es unverschleierte Frauen unbewusst durch ihre Naivität gegenüber Muslimen oftmals tun. Der Clash der Kulturen, den die Gutmenschen und Willkommensklatscher in diesem Lande immer noch nicht begriffen haben, um die man aber wissen muss, wenn man das Land mit jungen, kräftigen Muslimen flutet. 


In der Traueranzeige baten die Eltern um Spenden für Weitblick Freiburg e. V., jenem Verein, der unter anderem Spenden sammelte, um Bibliotheken für Flüchtlinge einzurichten. Die Tragik könnte größer nicht sein. In diesem Verbrechen spiegelt sich, geschrumpft auf einen Punkt, was in der Fläche des Landes geschehen ist, seit Deutschland die Grenzen für die globalen Flüchtlingsströme öffnete.

Es war das Leitmotiv der Willkommenskultur, das Leid anderer zu lindern, Gutes zu tun. Als Folge dieses Tuns kam auf die Helfenden, auf dieses Land, aber nicht nur Dankbarkeit, sondern auch Kriminalität und Terrorismus und religiöser Fundamentalismus zu – und wie immer richtete sich das Vergrößerungsglas der Öffentlichkeit auf das Scheitern, die Missachtung, die Undankbarkeit.

Der Mord von Freiburg stellt nun eine kaum zu ertragende Zuspitzung dar. Der Hilfsbedürftige mordet den Helfer. Eine junge Frau, die das Beste, was diese Gesellschaft zu bieten hat, in sich vereint: Nächstenliebe, Bildung, Gemeinsinn, wurde zum Opfer ihrer Hilfsbereitschaft. Sie wurde getötet von dem, der sein Überleben ihrer Hilfe zu verdanken hat. Sie bezahlte ihre Nächstenliebe mit dem Leben.

Der Fall habe eher „regionale Bedeutung“, zudem gelte bei dem noch minderjährigen Verdächtigen „der besondere Schutz von Jugendlichen“, schrieb die in Hamburg ansässige Redaktion von ARD-Aktuell am späten Samstagabend in einem Facebook-Kommentar. „Auf ‚Tagesschau.de‘ sowie auf Facebook und Twitter haben wir am Nachmittag berichtet.“ Auf diesen Eintrag reagierten zahlreiche Nutzer mit Kritik. Was ist das für ein Land, wo über den Mord eines Flüchtlings nicht berichtet wird, während ein Knallfrosch vor der Tür einer Moschee für volle mediale Aufmerksamkeit sorgt. Sogar Kanzlerin Merkel war nach einem "Anchlag" auf eine Moschee vor Ort und zeigte sich solidarisch mit den Muslimen. Marias Familie muss auf dieses Privileg verzichten. Political Correctness absurd. 

Der Freiburger Oberbürgermeister Salomon beschwor in einer Pressekonferenz die Bürger seiner Stadt zu berücksichtigen, dass es sich um einen Einzelfall handelt. Er hat recht. Die Taten Einzelner dürfen nicht zu einer pauschalen Verurteilung der überwiegenden Mehrheit der Unbescholtenen führen, sagen die Befürworter der Willkommenskultur. Sie haben recht. Wären die Grenzen im September 2015 geschlossen geblieben, würde die Medizinstudentin aus Freiburg noch leben, sagen die Kritiker der Willkommenspolitik. Sie haben recht.

Der Mord von Freiburg ist ein Einzelfall, ja. Und dennoch kann niemand frei auf diesen Einzelfall blicken, ohne einen Zusammenhang zum Flüchtlingsstrom herzustellen, der im letzten Jahr bei uns angekommen ist. Ein Strom, in dessen Mitte auch Gefahr für unser Land mitschwamm, ein Strom, in dem sich auch der Täter befand. Die Öffentlichkeit blickt gebannt auf diese Einzelfälle. Es ist ihr gutes Recht.

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