von Thomas Heck...
Bundeskanzlerin Angela Merkel wird mit Tatsachen aus ihrer DDR-Vergangenheit konfrontiert, die so bislang nicht bekannt waren. Die Journalisten Günther Lachmann ("Welt") und Ralf Georg Reuth ("Bild") haben für eine neue Merkel-Biografie recherchiert und sehen darin eine gewissen Nähe Merkels zum damaligen System. Merkel selbst steht zu ihrer DDR-Vergangenheit, mit der sie "immer offen umgegangen" sei. "Was mir wichtig ist - ich habe da nie irgendetwas verheimlicht", sagte die CDU-Vorsitzende bei einer Veranstaltung der Deutschen Filmakademie in Berlin. Allerdings habe sie vielleicht manche Dinge nicht erzählt, weil sie nie jemand danach gefragt habe. Als Beispiel nannte sie ihr Engagement beim Freien Deutschen Gewerkschaftsbund (FDGB) sowie in der Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft. Zeit für die nackte Wahrheit...
Lachmann und Reuth werfen indes die Frage auf, ob Merkel an der Akademie für Wissenschaften der DDR FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda gewesen sei.
Merkel sagte, ein früherer Biograf von ihr habe sich mit dieser Frage bereits auseinandergesetzt. Er habe zu Recht darauf verwiesen, dass es einen Unterschied mache, ob man die FDJ praktisch mit der SED gleichsetze, oder ob man sie als Raum sehe, in dem man auch unpolitischere Dinge machen konnte.
Angeblich "Agitprop" statt Kultur
Ob sie damit ihre Arbeit als Gewerkschafterin meint, ist unklar. Merkel war nämlich seit 1981 in der Betriebsgewerkschaftsleitung an ihrem Akademie-Institut engagiert. Nach Angaben von Reuth und Lachmann war dies bislang nicht bekannt. Unklar sind auch ihre Aufgabenfelder als FDJ-Funktionärin. Merkel hatte stets angegeben, in der FDJ-Grundorganisation ihres Instituts für Kultur zuständig gewesen zu sein. Die Autoren zitieren indes einen Wegbegleiter Merkel aus der damaligen Zeit: Gunther Walther, Chef der FDJ-Gruppe am Akademie-Institut sagt: "Angela Merkel war Sekretärin für Agitation und Propaganda." Das hatte Merkel stets bestritten.
Die Historiker Reuth und Lachmann hatten für ihr Buch nach Dokumenten und Zeitzeugen gesucht, die sich an die junge Angela Merkel erinnern. Sie verglichen bekannte Zitate der Kanzlerin mit ihren eigenen Recherche-Ergebnissen. Im Interview mit der "Bild"-Zeitung resümierten sie: Merkel sei schon damals zielbewusst gewesen und habe sich system-konform verhalten - allerdings als Angehörige der sowjetisch geprägten Wissenschaftselite des SED-Staates. "Während ihrer Tätigkeit an der Akademie der Wissenschaften der DDR war sie an ihrem Institut Funktionärin, beispielsweise von 1981 an als FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda (Agitprop), was sie bis heute bestreitet.
Als die Reformwelle 1989 die DDR erfasste, sei Merkel für einen demokratisch geprägten Sozialismus in einer eigenständigen DDR eingetreten. "Wenn wir die DDR reformieren, dann nicht im bundesrepublikanischen Sinn", soll die spätere Kanzlerin im September 1989 in einem Gespräch mit West-Vertretern gesagt haben. Zu diesem Zeitpunkt soll sie sich dem neu gegründeten "Demokratischen Aufbruch" (DA) angeschlossen haben, der zunächst dasselbe Ziel verfolgte. Merkel behauptete bislang, sie habe erst im Dezember 1989 beim DA mitgemacht. In diesem Monat war der DA angesichts des Drucks der Straße auf Einheitskurs eingeschwenkt. 1990 stimmte eine Mehrheit des DA für einen Beitritt zur westdeutschen CDU nach vorhergehender Fusion mit der Ost-CDU.
Laut Merkels jüngst verstorbenem Biografen Gerd Langguth hatten sich viele ihrer Freunde und Bekannten aus den 1970er und den 1980er Jahren irritiert darüber geäußert, dass sie letztendlich CDU-Politikerin wurde, da sie eher eine weltanschauliche Nähe zu den Grünen vermuteten.
Reuth und Lachmann wollen aber nicht von einer Schönung von Merkel Lebenslaufs sprechen. Laut "Bild" dränge sich ihnen aber "zumindest die Vermutung auf, dass Angela Merkels Leben in der DDR nachträglich mit der Erwartungshaltung der christlich-demokratischen Anhängerschaft in Einklang gebracht werden sollte".
Merkel hatte stets betont, dass sie sich schon umfassend darüber geäußert habe, dass sie auch aus "Gemeinschaftsgründen" in die DDR-Jugendorganisation gegangen sei. "Ich kann mich da nur auf meine Erinnerung stützen. Wenn sich jetzt etwas anderes ergibt, kann man damit auch leben." Auch Regierungssprecher Steffen Seibert betonte: "Die Bundeskanzlerin hat Fragen dazu stets offen und stets auf der Basis ihrer ehrlichen Erinnerungen beantwortet."
Führende CDU-Politiker reagierten gelassen auf die Diskussion. "Es ist immer interessant, was in Wahljahren plötzlich als große Enthüllung auftaucht und dann doch keine Enthüllung ist", sagte die stellvertretende Parteivorsitzende Julia Klöckner. "Auch Angela Merkel war ein junger Mensch." Auch Hessens CDU-Ministerpräsident Volker Bouffier zeigte sich unbeeindruckt: "Aus meiner Sicht ist das eher sympathisch." Merkel sitzt das Thema dagegen eher aus. Typisch. Aber, Frau Merkel, nicht vergessen. Sie hocken da für Führer, Volk und Vaterland.
Ein paar Worte dazu. Frau Merkel ist so alt wie ich, also ist es vergleichbar. In der Gewerkschaft zu sein, das war ein Pflichtprogramm für alle in der DDR. Es gab nur verschwindend wenige, die sich dagegen gestellt haben. In der DSF zu sein, war damals, vor allem in einer Institution wie der Akademie der Wissenschaften auch so etwas wie ein Pflichtprogramm. Man kämpfte damals um den Titel "Sozialistische Brigade" und da gehörte das im Prinzip dazu. Es wurde einem aber auch nicht der Kopf abgerissen, wenn man nicht in der DSF war. Es war nur mühselig, immer Nein zu sagen und man bezahlte dann eben seine 50 Pfennig (war's glaub ich) und Schluss - eine Papiermitgliedschaft und man hatte seine Ruhe. Keine Pflicht war es, eine Funktion in der Gewerkschaft oder der DSF zu übernehmen. Entweder wollte man aufsteigen oder konnte nicht "Nein" sagen. Im Arbeitsleben überhaupt in einer FDJ-Gruppe zu sein und an vorderster Front, war nicht Pflicht. Ich habe immer in Unis und Hochschulen gearbeitet und auch in sogenannten "Roten Buden" von Kombinaten und niemand kam zu mir und wollte, dass ich am FDJ-Lehrjahr teilnehme oder irgendetwas für die FDJ mache. Ich habe auch nie irgendwie eine FDJ-Gruppe bemerkt. Hat mich auch nicht interessiert. FDJ war mit den Abgang aus der Schule gegessen, bei mir die 10klassige, falls man sich nicht dazu drängelte. In der Sowjetunion konnte man nicht so ohne Weiteres studieren. Da musste man schon "Klassenbewusstsein" zeigen. Und das hat Merkel augenscheinlich immer getan. Sie soll ja auch eine zweite Promotion gemacht haben, wurde mal gesagt. Falls das stimmen sollte, hätte sie das auch nicht einfach so ohne "Klassenbewusstsein" gekonnt. Es gab auch Fälle, wo man Doktortitel mit Larifari-Themen erwerben konnte, weil man wollte, dass bestimmte Personen einen Doktortitel bekamen, warum auch immer. Niemand hat einen auch dazu gezwungen mit der Stasi zu arbeiten. Das hat Merkel gewollt. Der Demokratische Aufbruch wurde im Prinzip durch die Stasi gegründet. Der Vorsitzende des DA wurde dann entlarvt. Nur, wo ein Stasi war, war auch ein zweiter oder dritter. Das war immer so, das wussten wir. Kontrolle halt. Ich spekuliere: Sie hatte sicherlich den Auftrag dorthinein zu gehen. A.M.s Biographie würde sicherlich gerade in diesem Punkt noch viel mehr hergeben. Ich schätze mal, dass ihre Akte noch in irgendwelchen Händen liegt und sie dadurch erpressbar ist. So ein Gefühl von mir. Das entschuldigt sie natürlich nicht. Sie hat eben nicht das Rückgrat, reinen Tisch zu machen.
AntwortenLöschenwarum ist wohl das Foto der dunkelblutroten Kasner aka IM Erika, das sie beim Ausspähen/Beschatten im Garten von Havermann zeigt, unter Androhung von Strafe verboten zu zeigen?!...
AntwortenLöschenEs ist schade, dass das Bild nicht real ist.
AntwortenLöschen