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Strand von Deir al-Balah | Foto: Hassan Jedi | Agentur: Anadolu Agency | 29.08.2025 | |
Wir werden täglich bespielt mit Fotos aus dem Gazastreifen. Doch diese haben Filter durchlaufen. Und Filter können dazu führen, das man sich - im wahrsten Sinne - ein falsches Bild macht. | |
Als Teil meines Jobs sehe ich auch an, die Mechanismen der Agentur- und Nachrichtenmedien zu erklären. | |
Wann immer ich das bei der Versorgungslage im Gazastreifen aber tue, wird in den Kommentarspalten versucht, es irgendwie zu diskreditieren. Oder mich. | |
Das passiert auch immer dann, wenn ich Bilder aus dem Gazastreifen zeige, die nicht der Erwartungshaltung oder dem gängigen Narrativ entsprechen. Grundsätzlich wird darauf verwiesen, dass das nur Einzelfälle seien. | |
Also habe ich mal etwas Geld in die Hand genommen und einige Fotos von Agenturen gekauft. | |
Doch ich möchte auch einen Eindruck geben, was in den Agenturen zu kaufen ist, die große Medien nutzen. Was Medien zeigen könnten, wenn sie wollten. | |
Zunächst erkläre ich vereinfacht den Hintergrund, und dann zeige ich Bilder. | |
Der Markt | |
Den Markt, das Foto-Business, hinterfragen viele nicht. | |
Was das genau ändern sollte oder ob die Palästinenser von der Idee so begeistert wären, wird nicht hinterfragt. Denn man geht ja von vorn herein davon aus, dass Israel etwas zu verbergen hat und dass „die“ Wahrheit™ ganz im Sinne der Palästinenser wäre. | |
Nehmen wir an, ich wäre im Gazastreifen und würde ein Foto machen. Dann könnte ich dieses Foto verkaufen. | |
Die größte Agentur im Bereich Gazastreifen ist die Anadolu Agency (Anadolu Ajansı). Das ist eine staatliche Agentur der Türkei. | |
Natürlich könnte ich mein Foto auch versuchen direkt an die Medien zu verkaufen. | |
Wenn kein großes Medium direkt kauft, kann die Agentur es auf dem Markt für Stock-Medien verbimseln. Das bringt weniger Geld, aber die Masse macht’s. Das sind Plattformen wie Getty Images, Shutterstock, Imago und viele andere. | |
Deshalb sind die meisten Foto-Journalisten heute keine fest angestellten Journalisten von großen Medienhäusern mehr. Selbst die, die es gab, haben stark abgenommen. | |
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Mohammed Salama, der beim Beschuss auf das Nasser Krankenhaus getötet wurde, wurde als Journalist von Al Jazeera kommuniziert. Auf anderen Bidlern posierte er mit Kalaschnikow. | |
Und wenn man sich das einmal klar macht, fällt einem auch auf, wie häufig Medien so tun, als würden die Journalisten zu ihnen gehören. Gerade im Gazastreifen war das erstaunlich. Vor allem zu beginn des Krieges, inzwischen hat das nachgelassen. | |
Plötzlich schreibt die Tagesschau, sie hätte ein Opfer interviewt. Obwohl genau das gleiche Interview plötzlich auch in der Hundustian Times und der CNN auftaucht. Plötzlich schreibt Reuters, einer ihrer Journalisten sei getötet worden, obwohl der seine Bilder auch an andere Medien verkauft hat. | |
Das ist eine Sprachregelung der Medien, die im Grunde nur dem Zweck dient, Authentizität zu suggerieren. Keine Redaktion in den USA oder Großbritannien kann überprüfen, ob derjenige, der ihnen Bilder verkauft oder mit dem sie vielleicht sogar einen Rahmenvertrag haben, nicht abends auf der Stadtteilversammlung der Fatah, Hisbollah oder Hamas Baklava futtert. | |
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Der Fotojournalist Hassan Eslaiah wurde u.a. als Journalist der Agentur AP bezeichnet, hat auch Bilder vom 10/7 verkauft, bis ein Selfie von ihm mit dem militärischen Führer der Hamas Yahya Sinwar auftauchte. | |
Das Business mit dem Elend | |
Im Gazastreifen haben wir damit also mindestens zwei Filter in dem, was wir täglich zu sehen bekommen. | |
Zum ersten das, was überhaupt verkauft wird. | |
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Screenshot eines Anbieters für Stock-Medien. Diese typischen Bilder von Essensausgaben sind nicht gestellt, aber „staged“. Die Menschen bekommen in Garküchen Essen und hinter der Absperrung warten bereits Fotografen. | |
Elend verkauft sich. Ruinen, Hungernde, Essensausgaben, Verletzte, das wollen die Medien haben. Weil wir es anklicken. Und so sind die Marktplätze voll von solchen Bildern. Tausende täglich alleine aus dem Gazastreifen. | |
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Screenshot eines Anbieters für Stock-Medien. Natürlich gehen auch Ruinenbilder immer wie geschnitten Brot. Es gibt sie zu tausenden jede Woche. | |
Ein weiterer Filter ist, ob andere das so toll finden, wenn sie fotografiert und veröffentlicht werden. Und im Falle des Gazastreifens geht das natürlich noch weiter. Denn der war auch schon vor dem Gazakrieg eine brutale Diktatur. Jeder Journalist tut also gut daran, nichts zu verkaufen oder überhaupt erst zu fotografieren, was die Hamas nicht will. | |
Das ist systemisch, es ist im System der Medien enthalten. Da steckt keine Verschwörung dahinter, es ist normal. | |
Und da drauf kommt dann erst der Filter, den die meisten sich unter gezielter Propaganda sicher vorstellen. Gestellte Bilder. Oder Bilder von hungernden Kindern oder Alten mit Vorerkrankungen, was in dem Zusammenhang eine Dekontextualisierung ist. Die ich aber grundsätzlich verweigere abzubilden. | |
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Screenshot eines Anbieters für Stock-Medien. Diese Fotos stammen eigentlich ausschließlich aus dem nördlichen Teil des Gazastreifens. Da die Versorgung im Süden auch durch die GHF völlig anders aussieht. Dort gibt es keine solchen Garküchen. Die werden häufig durch Mitarbeiter des World Food Programme und anderen betrieben. | |
Ob die Türkei nun auch noch filtert, sei einmal dahingestellt. | |
Das ist auch der Grund, warum ich mich dabei eher zurückhalte. Denn ich finde die genannten, systemischen Filter viel gefährlicher. Zumal das meiste der Propaganda ja leicht zu durchschauen und oftmals stunzdoof ist. Adressiert an Ungebildete, die eher in anderen muslimischen Ländern zu verorten sind, als in Paris oder Los Angeles. Auch wenn es auch da natürlich genug Menschen gibt, die glauben wollen. | |
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Screenshot eines Anbieters für Stock-Medien. Bei den Essensausgaben werden immer sehr viele Fotos gemacht. Durch wechselnde Ausschnitte und Personen bemerkt man gar nicht, dass es sich immer um die gleiche Ausgabe handelt. | |
Eben weil sich durch das ständige Grundrauschen ein Framing, ein sozialpsychologischer Effekt einschleicht, ist es so gefährlich. | |
Das Gaza, dass Ihr nicht seht | |
Die folgenden Bilder habe ich heute bei Stock-Anbietern gekauft. | |
Alle Fotos wurden aufgenommen, nachdem laut UN und anderen eine Hungerskatastrophe droht. Bis auf die ersten beiden sogar nach der Blockade durch Israel. | |
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Markt in Deir al-Balah | Foto: Omar Ashtawy | Agentur: APAimages | 25.10.2024 | |
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Markt in Deir al-Balah | Foto: Ali Jadallah | Agentur: Anadolu Agency | 19.01.2025 | |
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Bäckerei des WFP | Foto: Ali Jadallah | Agentur: Anadolu Agency | 22.05.2025 | |
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Mark in Gaza-Stadt | Foto: Saeed Jaras | Agentur: Middle East Images | 07.08.2025 | |
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Mark in Gaza-Stadt | Foto: Saeed Jaras | Agentur: Middle East Images | 07.08.2025 | |
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Strand von Deir al-Balah | Foto: Hassan Jedi | Agentur: Anadolu Agency | 29.08.2025 | |
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Strand von Deir al-Balah | Foto: Hassan Jedi | Agentur: Anadolu Agency | 29.08.2025 | |
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Strand von Deir al-Balah | Foto: Hassan Jedi | Agentur: Anadolu Agency | 29.08.2025 | |
Ich betone nochmal ausdrücklich, dass ich weder bestreite, dass die Bevölkerung im Gazastreifen teilweise leidet, noch dass es Hunger gibt. Ich behaupte auch nicht, dass der Junge mit dem Surfboard im Titelbild die Lebensrealität aller abbildet. Auch nicht, dass ausnahmslos alle Journalisten im Gazastreifen zur Hamas gehören. | |
Ich möchte die Mechanismen der Medien aufzeigen. Die viele auch nicht hinterfragen, obwohl sie sie inzwischen in der Tasche bei sich tragen. |
„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.“ Sie verbieten nicht die Hassrede, sondern die Rede, die sie hassen. Den Sozialismus erkennt man daran, daß es die Kriminellen verschont und den politischen Gegner kriminalisiert...
Donnerstag, 11. September 2025
Ungefilterte Fotos aus Gaza
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