Freitag, 5. Mai 2017

Festgenommen klingt dramatischer als befragt...

von Thomas Heck...

Only bad news are good news und wenn man durch die Wahl der Headline eine simple Nachricht noch etwas dramatischer gestalten kann und es dann auch noch gegen Trump geht, sind deutsche Medien dabei. So wurde eine afghanische Nationalspielerin mit deutschem Pass bei ihrer Einreise in die USA 5 Stunden befragt worden. In der WELT-Headline wurde daraus ein Eklat mit dem Titel "Deutsche Fußballerin bei USA-Einreise festgenommen". Die WELT war einmal eine seriöse Zeitung.

Die Hamburgerin Mena Ahmadi, afghanische Nationalspielerin mit deutschem Pass, ist bei ihrer Einreise in die USA von Grenzbeamten festgesetzt worden. Die Trainerin der 20-Jährigen vermutet einen rassistischen Hintergrund. 



Sie ist eine 20-jährige junge Frau, in Deutschland geboren, in Hamburg aufgewachsen und beim nahen TSV Glinde und FC Bergedorf 85 als Fußballerin gereift. Jetzt aber erlebte Mena Ahmadi, die von ihren Teamgefährtinnen „als stets höfliche Person“ beschrieben wird, eine mehr als böse Überraschung bei der Einreise in die USA.

Als sie mit der afghanischen Frauenfußball-Nationalmannschaft, die Eltern Ahmadis stammen aus dem asiatischen Land, zu einem Trainingscamp nach Amerika reisen wollte, wurde sie grundlos am Houston International Airport in Gewahrsam genommen – und stundenlang verhört. Ein Skandal, der jetzt selbst amerikanische Medien wie die „Washington Post“empört.

„Ich habe gefragt: ‚Warum dies?‘“, so Mena Ahmadi zu ihren Äußerungenn gegenüber den Einreisebeamten, „weil meine Eltern aus Afghanistan stammen? Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum ich hier festgehalten werde.“



Beamte nannten ihr keine Gründe

Etwas mehr als fünf Stunden wurde die festgesetzte Ahmadi („Es war wirklich furchterregend“) dann durch die Grenzbeamten verhört, so ihre Angaben gegenüber Fusion.net. Wie die Fußballerin mit deutschem Pass auf dieser Internetseite ausführt, konnten ihr die Beamten, trotz mehrerer Nachfragen aber keinerlei Gründe nennen, weshalb sie über mehrere Stunden befragt werden müsse.

Auslöser der Aktion, so die Vermutungen, ist die Weisung des amerikanischen Präsidenten Donald Trump, knallharte Kontrollen bei der Einreise von Menschen aus islamisch geprägten Ländern durchzuziehen.

Vordergründig fragten die Beamten der Einreisebehörde dann, so Ahmadi, ob sie oder jemand anderes ihren Flug bezahlt habe, oder ob sie etwa Geld gegeben habe, um in diesem Sommer in der amerikanischen Frauenliga zu kicken, und, und, und.

Eine klare Angabe, warum und weshalb sie derlei Fragen beantworten sollte, sei ihr niemals vom Leiter des Verhörs genannt worden. „Er hat mir überhaupt nicht richtig zugehört, sondern nur gesagt: Oh, ich muss etwas verifizieren … es war eine relativ kurze Antwort.“


Ihre Trainerin versteht die scharfe Kontrolle nicht

Vor ihrer Reise in das amerikanische Camp, hatten die Frauen der afghanischen Fußball-Nationalmannschaft, so Ahmadis Angaben, dabei noch über den aus dem Weißen Haus angeordneten „Muslim Ban“ diskutiert. Und dabei – im Spaß – angemerkt, dass sie wohl aufgrund der verschärften Sicherheitsbestimmungen bei der Einreise in die USA „schikaniert“ werden würden.

Die afghanischen Fußballerinnen wollen in Amerika eigentlich nur an einem Trainingscamp der Women’s Premier Soccer League (WPSL) teilnehmen. Auch, um sich in diesem Rahmen für Teams amerikanischer Universitäten zu empfehlen.

Haley Carter, Nationaltrainerin Afghanistans, zeigte sich auf Twitter überaus verärgert über das Festsetzen von Mena Ahmadi. Zumal diese mit deutschem Pass und gültigem Visum angereist sei. Deshalb sei eine derart scharfe Kontrolle kaum nachvollziehbar.

Carter vermutet deshalb, dass die Einreisekontrolle einen rassistischen Hintergrund gehabt habe. „Wenn sie eine etwas weniger gefärbte Haut und einen westlich klingenden Namen gehabt hätte“, so die Mutmaßungen der Trainerin, „wäre sie wahrscheinlich nicht befragt worden.“

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