von Thomas Heck...
Erstes Opfer der begonnenen Säuberungen in der Bundeswehr ist der verstorbene Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt und der für mich letzte große Sozialdemokrat. Ausgerechnet Schmidt, der vom Nazi-Vorwurf freizusprechen ist, wird erstes Opfer der von Bundesverteidigungsministerin von der Leyen losgetretenen Säuberungswelle, die unsere Streitkräfte erfasst hat. Nach der zunächst verbalen Vorverurteilung von über 178.000 Soldaten geht es nun in die nächste Runde.
Altkanzler Helmut Schmidt ist Opfer des neuen Umgangs der Bundeswehr mit ihrer Tradition geworden. Weil ein Bild den 2015 gestorbenen SPD-Politiker in Wehrmachtsuniform zeigt, ließ die nach ihm benannte Bundeswehruniversität Hamburg sein Konterfei aus dem Flur eines Studentenwohnheims entfernen. „Die Vorgesetzten haben die Studenten angewiesen, das Bild abzuhängen“, sagte ein Sprecher der Helmut-Schmidt-Universität am Freitag der Deutschen Presse-Agentur - für die SPD ein klares Zeichen, dass Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) mit ihrem Vorgehen in der Affäre um den rechtsextremen Oberleutnant Franco A. jedes Maß und Ziel verloren hat. Zuerst hatte der „Focus“ berichtet.
Der unter Terrorverdacht stehende 28-jährige Franco A. hatte sich als Flüchtling ausgegeben und registrieren lassen. Nach Ansicht der Ermittler plante er einen Anschlag. In seiner Kaserne bei der Deutsch-Französischen Brigade in Illkirch bei Straßburg hatte das Jägerbataillon 291 einen Raum mit gemalten Wehrmachtssoldaten in Heldenposen ausgeschmückt - weshalb von der Leyen nun sämtliche Kasernen nach Andenken an die Wehrmacht, etwa Stahlhelme oder Gewehre, durchsuchen lässt. In einer Reihe von Wandbildern und Ausstellungsstücken zur Militärgeschichte waren auch Exponate aus der Zeit der Wehrmacht gezeigt worden.
„Davon sind auch wir nicht ausgenommen“, sagte der Hochschulsprecher auch mit Blick auf die angekündigte Überarbeitung des seit mehr als 30 Jahren nicht mehr angetasteten sogenannten Traditionserlasses. Er hält fest, wie sich die Bundeswehr mit Blick auf ihre historischen Ursprünge verhalten soll. Der Sprecher der Bundeswehr-Universität betonte jedoch, dass Schmidts Bild schon Jahre in dem Flur hing. Es sei angebracht worden, lange bevor die heute studierenden Soldaten an der Universität angefangen hätten.
„Dieses Beispiel beweist, dass die Ministerin Maß und Mitte verloren hat und die Truppe tief verunsichert“, sagte der SPD-Verteidigungsexperte Rainer Arnold der „Bild“-Zeitung (Samstag). Einen Kanzler in Wehrmachtsuniform zu zeigen, der vielfach seine Zeit als Soldat kritisch und klug kommentiert habe, sei die beste Art, die Vergangenheit des Militärs unter Hitler aufzuarbeiten. „Unter dieses Bild ein Zitat von Helmut Schmidt - besser kann man nicht zeigen, wie junge Menschen in Hitlers Armee missbraucht worden sind und oft auch zu Tätern wurden“, betonte Arnold.
Helmut Schmidt (1918-2015) - Ehrenbürger der Hansestadt Hamburg - kämpfte während des Zweiten Weltkriegs an der Ostfront in einer Panzerdivision, war dann als Referent für Ausbildungsvorschriften dem Oberkommando der Luftwaffe zugeteilt und zuletzt als Oberleutnant und Batteriechef an der Westfront eingesetzt. (dpa)
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