von Thomas Heck...
In jeder normalen Armee ist der Sachstand der materiellen und personellen Einsatzbereitschaft die Basis für die Bewertung der eigenen Kampfkraft. Dazu muss man wissen, wie viel Material dem militärischen Führer zur Verfügung steht und zwar unterteilt nach Soll-Bestand, Ist-Bestand und wie viel vom Ist-Bestand letztlich einsatzbereit ist. So war es zumindest früher. Als ich vor bis 1997 Kompaniechef war, wusste ich zu jedem Zeitpunkt in Echtzeit, wie es um mein Großgerät stand. Jeder Bataillonskommandeur, jeder Brigadekommandeur, jeder Divisionskommandeur, jeder Kommandierende General des Korps wusste um die Zahlen in seinem unterstellten Bereich. Dass ein Verteidigungsminister solche Zahlen verbieten würde, erscheint mir mit meinem Hintergrund eigentlich unmöglich. Ein Verhalten nahe am Landesverrat. Sollte sich das bewahrheiten, wäre wohl auch eine strafrechtliche Aufarbeitung nicht auszuschließen.
Der neue Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat am Freitag zunächst eine Prüfung der Bestände von Leopard-Panzern für eine eventuelle Lieferung in die Ukraine angeordnet. Ein Bericht enthüllt nun, dass seine Vorgängerin Christine Lambrecht genau das erst kurz vorher ministeriumsintern verboten haben soll.
Die frühere Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hat offenbar eine Woche vor ihrem Rücktritt ministeriumsintern gegen den Rat ihres Hauses eine Bestandsaufnahme von Panzern des Typs Leopard 1 und 2 verboten. Das berichtet „ Business Insider “ auf Basis mehrerer Quellen im Verteidigungsministerium.
Lambrecht soll Leopard-Bestandsaufnahme verboten haben, um Scholz nicht unter Druck zu setzen
Zu den möglichen Gründen heißt es im Ministerium: Angeblich sollte damit Kanzler Olaf Scholz (SPD) in der Frage möglicher Kampfpanzer-Lieferungen nicht noch zusätzlich unter Druck gesetzt werden. Die Sorge: Wäre herausgekommen, dass die Bundeswehr ihre einsatzfähigen Panzer zählt, hätte das als Bereitschaft interpretiert werden können, Panzer liefern zu wollen. Diesen Eindruck wollte man angeblich vermeiden, zumal das Kanzleramt bis dahin auch keinen entsprechenden formalen Prüfauftrag an das Verteidigungsministerium erteilt haben soll, heißt es.
Eine Anfrage von Business Insider am Freitagabend ließ Christine Lambrecht vorerst unbeantwortet. Der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte am Freitag am Rande des Ramstein-Gipfels erklärt, er habe am selben Tag eine Bestandsaufnahme angewiesen. Die Ankündigung hatte für Erstaunen gesorgt, da das Thema schon seit Monaten diskutiert wird.
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