Sonntag, 8. Januar 2023

Ey, ich bin der Murat und voll diskriminiert, Ihr Hurensöhne!"

von Mirjam Lübke...

Wie hat es mein Zahnarzt bloß geschafft, Medizin zu studieren, obwohl er doch einen türkischen Migrationshintergrund hat? Und wie sind Sawsan Chebli, Ferda Ataman und Aminata Touré in hohe Staatsämter gelangt, obwohl doch schon ihre Namen die rassistischen deutschen Mehrheitsgesellschaft mit der Nase auf die nicht "biodeutsche" Herkunft ihrer Vorfahren stoßen? Auch die vielen Schauspieler mit exotischen Namen, die wir im Fernsehen erleben, müssen mit dem Schaufelbagger eine Menge von missgünstigen Deutschen aus dem Weg geräumt haben, um endlich ihrer Passion nachzugehen: In einem Regionalkrimi den migrantischen Dorfpolizisten im tiefsten Sauerland zu spielen, der vor seinen Nazi-Kollegen aus der Großstadt geflohen ist.


Nachdem sich nun nicht mehr verbergen lässt, wer die Berliner Silvester-Randale auf dem Gewissen hat - sogar Innenministerin Nancy Faeser hat es offen ausgesprochen - muss ein neues Erklärungsmodell für die Ursachen der Ausschreitungen aus dem Hut gezaubert werden. Obwohl dieses Erklärungsmodell eigentlich das alte ist. Was immer junge muslimische Männer aus der "Eventszene" verbocken, es muss durch die deutsche Gesellschaft verursacht worden sein. Vor ein paar Jahren wurde so schon der unter arabischen Migranten verbreitete Antisemitismus gerechtfertigt: Durch die deutsche Gedenkkultur fühlten sich Muslime gegenüber Juden zurückgesetzt. Von dieser Gedenkkultur haben die meisten Juden in ihrem Alltag nichts, nun sollen sie auch noch Verständnis dafür entwickeln, hin und wieder tätlich angegriffen zu werden. Jetzt wird dieses Modell einmal wieder auf die gesamte deutsche Bevölkerung ausgeweitet, die den jungen Männern angeblich keine Chance gibt.
 
Einmal abgesehen davon, dass ein Heer von Sozialarbeitern bereit steht, um muslimische Migranten auf ihrem "dornigen" Weg zu begleiten, stellt sich dabei die Frage, was die um das Wohl der "Eventszene" Besorgten denn noch für die Gegenseite als zumutbar erachten. Und ob sie ebenso viel Verständnis für junge Deutsche entwickeln, die aus Stadtvierteln stammen, in denen die Zukunftsaussichten ebenfalls nicht rosig sind. Diese werden zwar mit Sozialleistungen ruhig gestellt, aber die Bemühungen, durch sie den allseits beklagten Fachkräftemangel zu beheben, fallen eher dürftig aus. Ein marodes, vollkommen überlastetes Schulsystem tut ein Übriges.
 
Bei jungen Migranten aus dem muslimischen Kulturkreis hingegen öffnen Medien und Politik ihr Herz - ohne freilich damit Ergebnisse zu erzielen. Der Gedanke an eine Bringschuld ist hingegen tabu, niemand fordert ein, dass die gewährten Chancen erst einmal durch Kooperation und Eigenleistung verdient werden müssen. Gerade bei Jugendlichen, die schon durch gewalttätiges Verhalten aufgefallen sind, müsste das eigentlich selbstverständlich sein. Aber wir tolerieren uns lieber zu Tode, anstatt Bedingungen an berufliche Förderung oder gar an das Bleiberecht zu knüpfen. Dabei wären die Regeln doch ganz einfach: Es wird niemand mutwillig verletzt und das Eigentum anderer bleibt unbeschädigt. Das sollte auch diese jungen Männer nicht überfordern. Es ist einfach nur ermüdend, wenn ihr Vandalismus mit Frust und Langeweile erklärt wird. Die Herren machen mir nicht den Eindruck, sich selbst als bemitleidenswert einzustufen - wahrscheinlich wären sie sogar höchst beleidigt, so gesehen zu werden. Aber sie nutzen es natürlich weidlich aus, wenn ihnen aufgrund dieser Einschätzung Narrenfreiheit gewährt wird. Selbst wenn es ein Böllerverbot gegeben hätte, ist es naiv anzunehmen, dass sie sich daran gehalten hätten - schließlich können sie sich darauf verlassen, nicht bestraft zu werden.
 
Derweil arbeitet die Fraktion der "Guten" am Narrativ des "Generalverdachts" gegen die Gesamtheit aller Migranten in Deutschland, um die nächsten lukrativen Kampagnen gegen Rassismus vorzubereiten. Wir kennen dieses Spiel nur zu gut: Egal ob Randale, Terroranschlag oder "Ehrenmord", man lenkt damit von den statistischen Fakten ab. Diese Daten sprechen von ungewöhnlichen Häufungen von Straftaten aus einem bestimmten Milieu heraus, die näher betrachtet werden müssen. Dabei könnte Unangenehmes belegt werden, also heißt es, rasch ein Ablenkungsmanöver einzuleiten, bei dem am Ende die Gesellschaft an allem schuld ist. Sogar wenn Menschen wegen angeblicher "Beleidigung des Propheten Mohammed" ermordet werden, greift dieses Muster. Irgendein Redakteur beim WDR oder Deutschlandfunk wird eine Debatte über Grenzen der Meinungsfreiheit eröffnen, um dem Opfer zumindest eine Mitschuld anzuhängen. Der Widerspruch in dieser Argumentation wird gern übersehen: Zwar soll der kulturelle Hintergrund des Mörders, der ihn nachgerade "zwingt", einen Karikaturisten zu töten, strafmildernd berücksichtigt werden - dann aber wieder schnell vergessen sein, wenn vorbeugende Maßnahmen getroffen werden sollen.
 
Die Verschleierungspolitik treibt seltsame Blüten: Wir haben gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen, wenn aus den großen Ballungsräumen von ausufernden Krawallen berichtet wird - und das wahrscheinlich nur, weil diese sich dank der sozialen Medien nicht so leicht unter den Teppich kehren lassen. Wenn allzusehr betont wird, dass die Festgenommenen die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen, macht das längst misstrauisch. Nun besaß die CDU die Dreistigkeit, im Bezug auf Berlin näher nachzufragen, nämlich nach den Vornamen dieser Deutschen - was ihr prompt den Vorwurf eintrug, Rassenpolitik zu betreiben. Doch warum so viel Aufregung, wenn man dem Ergebnis entspannt hätte entgegensehen können? Ganz einfach: Weil eben auch die Verdränger genau wussten, wie die Anfrage beantwortet werden würde.
 
Weder von den verantwortlichen Politikern noch von den jungen Migranten wird Unmögliches verlangt: Von ersteren einfach mehr Ehrlichkeit und Realitätssinn, von den Migranten die Einhaltung der Grundregeln, die ein Zusammenleben erst möglich machen. Die Betroffenen sollen hingegen unendliche Geduld aufbringen, Rettungskräfte bleiben auf sich gestellt, Anwohner - auch die mit Migrationshintergrund - müssen um ihre Gesundheit und ihren Besitz fürchten. Städte sollen ihr ohnehin knappes Budget für Reparaturen demolierter Bushaltestellen und Müllentsorgung belasten. Da müsste eigentlich jedem klar sein, wie sehr das Gleichgewicht des Abverlangten aus dem Ruder gelaufen ist. Man kann die Befindlichkeiten einer lautstarken Gruppe nicht dauerhaft über die des Rests der Bevölkerung stellen und sich dann wundern, wenn diese jegliches Verständnis dafür verliert. Oder schlimmer: Sich an die Verhältnisse anpasst und ebenfalls den Respekt vor diesen Grundregeln verliert. Dann ist das Jammern groß - und niemand will dafür verantwortlich sein.




Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen