Donnerstag, 8. April 2021

ZDF-Intendant befürchtet "negative Folgen für die Meinungsvielfalt"...

von Thomas Heck...

Die Ablehnung der Erhöhung der GEZ-Zwangsgebühren, heute verharmlosend Rundfunkbeitrag genannt, sitzt den Intendanten noch schwer in Knochen. Ankündigungen, wonach dem Programm erhebliche Kürzungen drohen, haben sich bislang noch nicht nicht bewahrheitet. Nun wurde eine Fusion von ARD und ZDF ins Spiel gebracht, um Kosten zu senken. ZDF-Intendant Thomas Bellut ist dagegen. Er befürchte unter anderem "negative Folgen für die Meinungsvielfalt". Dafür, dass sie ihm so wichtig ist, wurde diese Meinungsvielfalt bisher gut versteckt.


ZDF-Intendant lehnt Fusion mit ARD ab - Sorge um Meinungsvielfalt

Immer wieder fordern Kritiker eine Verschlankung der Rundfunkanstalten. Der ZDF-Intendant Thomas Bellut hält das für keine gute Idee. Er befürchtet unter anderem negative Folgen für die Meinungsvielfalt.

Thomas Bellut beim Mediengipfel 'Streaming als Game Changer für Film und Fernsehen' auf der Messe 'ANGA COM - Where Broadband meets Content' in der Koelnmesse. Köln, 05.06.2019 [ Rechtehinweis: picture alliance/Geisler-Fotopress ]

„Ich bin ein klarer Befürworter eines Qualitätswettbewerbs der Hauptprogramme von ZDF und ARD“, sagt ZDF-Intendant Thomas Bellut 

Quelle: picture alliance

„Ich bin ein klarer Befürworter eines Qualitätswettbewerbs der Hauptprogramme von ZDF und ARD“, sagt ZDF-Intendant Thomas Bellut 

ZDF-Intendant Thomas Bellut hat Kritik an dem Vorschlag geäußert, die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland zusammenzuführen. Dies sei wegen der unterschiedlichen Funktionen von ARD und ZDF gar nicht realisierbar, sagte Bellut am Mittwoch den Zeitungen der VRM-Gruppe in Mainz. Das ZDF habe einen nationalen Auftrag, die ARD sei eine Arbeitsgemeinschaft aus wichtigen regionalen Sendern mit einem alle zwei Jahre wechselnden Vorsitz. Der Intendant sehe in einer Vereinigung „keinen markt- oder betriebswirtschaftlichen Sinn“.

Der Vorschlag, die Häuser von ARD und ZDF zusammenzulegen, wurde zuletzt immer wieder aufgegriffen, unlängst etwa von der Mittelstandsunion von CDU und CSU. Die Vereinigung von Mittelstandspolitikern hatte neben der Zusammenlegung von ARD und ZDF vorgeschlagen, das Unterhaltungs- und Sportprogrammangebot zu reduzieren und neue Leitungs- und Aufsichtsstrukturen zu etablieren. Auch der Rundfunkbeitrag soll sinken. Die Sender sollen insgesamt beweglicher, schlanker werden und mehr Information bieten. WELT hatte über das Papier berichtet.

Medienpolitik ist im wesentlichen Ländersache. Derzeit forcieren die Bundesländer in der Rundfunkkommission ihr Vorhaben, Auftrag und Struktur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks auch mit Blick auf Sparpotenziale zu reformieren. Kritiker fordern etwa eine Verschlankung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sowie niedrigere Gebühren. Zuletzt hatte Sachsen-Anhalt die geplante Erhöhung der Rundfunkgebühren entgegen der Position aller anderen Bundesländer gestoppt.

„Meinungsvielfalt nicht beschränken“

Bellut befürchtet jedoch negative Auswirkungen auf die Mediendiversität infolge einer Fusion : „Ich bin ein klarer Befürworter eines Qualitätswettbewerbs der Hauptprogramme von ZDF und ARD“, so Bellut. Meinungsvielfalt müsse erhalten und dürfe nicht ohne Not beschränkt werden. 

Der ZDF-Intendant nannte in dem Interview auch bestehende Kooperationen mit anderen Sendern. Sparen sei gut und wichtig, etwa durch eine Zusammenarbeit mit ARD-Anstalten wie beispielsweise dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) bei der Produktion von „Morgenmagazin“ und „Mittagsmagazin“ in einem Studio. 

„Wir sollten alle Möglichkeiten ausschöpfen, die Kosten in den Griff zu bekommen“, sagte Bellut, der im März 2022 als ZDF-Intendant aufhören und sich nicht für eine dritte Amtszeit bewerben wird.

Erschienen in der WELT...

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