Mittwoch, 23. Mai 2018

Mit der ganzen Härte des Rechtsstaats...

von Thomas Heck...

Mit der ganzen Härte des Rechtsstaates muss man nicht rechnen, wenn man messerschwingend durch die Innenstadt läuft oder Frauen belästigt, wie zu Silvester auf der Domplatte in Köln. Da reicht schon die Kontrolle eines Obdachlosen, der sich dann als Schwarzfahrer mit offenen Haftbefehl herausstellt. Da schaut doch mal ganz schnell der Hund in die Mündung einer Pumpgun... Deutschland 2018.

SEK-EINSATZ WEGEN EINES SCHWARZFAHRERS

Bitte nicht schießen, ich bin nur'n armer Hund!


Oststadt – Schwer bewaffnete Polizisten des Spezial-Einsatz-Kommandos (SEK) ziehen vor der Commerzbank-Filiale in der Lister Meile auf. Kugelsichere Westen, Stahlhelme, eine Pumpgun im Anschlag...

Ihr Auftrag: einen Schwarzfahrer festnehmen...

Riesen-Aufriss gestern um einen Bettler und seine beiden Mischlingshunde!

15.05 Uhr geht der Notruf in der Polizei-Zentrale ein: Streitigkeiten zwischen zwei Männern in der Fußgängerzone – ein Routine-Einsatz.

Eine Streife fährt in die Oststadt, überprüft die beiden Kontrahenten. Einen lassen die Beamten laufen.



Der andere: ein kleiner Ganove und Schnorrer (48), Spitzname „Goofy“. Er sitzt auf dem Pflaster auf einer Decke, neben sich seine Hunde, Dosenfutter, Wasser.

Eine Polizei-Sprecherin: „Bei der Kontrolle stellte sich heraus, dass ein Haftbefehl gegen ihn offen war zur Vollstreckung einer Freiheitsstrafe.“

Die Beamten wollen ihn mitnehmen, „Goofy“ bittet nach BILD-Informationen um Gnade: Er wolle ein, zwei Tage Aufschub, um seine Hunde bei Freunden unterzubringen – einer der Vierbeiner sei krebskrank.

Die Polizisten fragen bei der Justiz nach, die bleibt hart: FESTNEHMEN!

In dem Moment tickt der Mann aus: Er zieht ein scharfes Messer, setzt es sich an die Halsschlagader, droht: „Ich bringe mich um!“

Die Polizei sperrt den Bereich Lister Meile/Sedanstraße für Passanten und Autos. Sie verhandelt mit dem Bettler, will ihn zur Aufgabe bewegen. Doch das Messer bleibt an seinem Hals...

Die Einsatzleitung fordert schließlich das SEK an. Gegen 18 Uhr: ZUGRIFF!

Mehrere Beamte in voller Montur stürzen sich auf den Schwarzfahrer, entwaffnen ihn. Zeitgleich hält ein SEK-Mann mit seiner Pumpgun einen Hund in Schach.

Der kleine Vierbeiner duckt sich ängstlich, seine Augen scheinen zu sagen: Bitte nicht schießen!
Nach mehr als drei Stunden das Einsatz-ende: keine Schussabgabe, keiner verletzt!

Aber musste der Aufriss sein?

Thomas Klinge, Sprecher der Staatsanwaltschaft, zu BILD: „Der Mann hat eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung. Man weiß nie, was in einem solchen Täter vorgeht. Er war eine Bedrohung für sich und andere.“ Die Hunde kamen in die Obhut der TiHo.

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