von Thomas Heck
Gut 2 Wochen ist es her, als Gregor Gysi in seiner Eigenschaft als Parteivorsitzender der Linkspartei die Ehre des Deutschen Volks auf dem Scheißhaus des Reichstages verteidigen musste. Selbiges kam in der Geschichte des hohen Hauses seit den Tagen des Reichstagsbrandes wohl nicht mehr vor und es ist schon ein Treppenwitz der Geschichte, dass der Name David Sheen künftig untrennbar mit dem Begriff Toiletten-Gate verbunden sein wird. Die Intention David Sheens war sicher eine andere. Doch es passt wunderbar...
Nun hat sich Sheen dazu genötigt gesehen, das Geschehen auf dem Männerklo aus seiner Sichtweise zu beschreiben. Leider wird die Thematik dadurch nicht angenehmer, sondern eher noch widerlicher. Das liegt nicht an vermeintlich unsauberen Toiletten des Deutschen Bundestages oder dass das Klopapier alle war, sondern schlichtweg an dem unerträglichen Geseiere dieses Schnösels, der als selbsthassender Jude den Mord an Juden rechtfertigt und den Palästinensern die Stange hält. So äußerte er sich in der Hufington-Post zu dem Begegnungsgefecht auf dem Klo der Macht in Deutschland. Wer sein Ergüsse so wie ich zum Erbrechen findet, kann auf selbigen sich erleichtern - ob mit oder ohne Gregor Gysi - denn zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Bundestagsabgeordneten der Linkspartei oder kotzen Sie bei ARD und ZDF in die erste Reihe.
Warum ich Gregor Gysi bis zur Bundestagstoilette verfolgte von David Sheen
In der vergangenen Woche waren die deutschen Medien voller Artikel, die mich und meinen Kollegen Max Blumenthal der Verbreitung von Judenhass bezichtigt haben.
Diese haltlosen Anschuldigungen sind nicht nur diffamierend, sondern stellen auch eine echte Bedrohung für meine Sicherheit dar, da ich in Israel lebe, wo Dissidenten als „Zerstörer Israels" gebrandmarkt werden und oft Opfer von Vergewaltigungsdrohungen und gewaltsamen körperlichen Angriffen werden.
Trotz des gezielten Versuches, uns zu verleumden und unsere Veranstaltungen in Berlin zu verhindern, haben wir im Bundestag über die Angriffe Israels auf Gaza im vergangenen Sommer und die Anstiftung zu rassistischer Gewalt von führenden israelischen Politikern ausgesagt.
Nachdem wir unser Zeugnis abgelegt haben, haben wir ein führendes Mitglied des Deutschen Bundestags konfrontiert, das die Verleumdungskampagne gegen uns öffentlich unterstützt hat. Im Angesicht dieses Debakels werden Max und ich wahrscheinlich in Zukunft nicht mehr den Bundestag betreten dürfen.
Ich werde das mögliche Hausverbot für den Bundestag vielleicht nicht als eine Errungenschaft in meinem Lebenslauf anführen, auf die ich besonders stolz wäre, aber ich schäme mich sicher nicht dafür oder für meine Handlungen, die dazu geführt haben. Ich habe einem 66-jährigen Parlamentarier den Flur seines Büros entlang nachgestellt, und bin ihm bis zu einem zufälligen Raum gefolgt, der sich als Toilette herausgestellt hat, und bin nicht zurückgewichen, als er mich zwischen Tür und Türrahmen gedrängt hat.
Die ganze Zeit habe ich ihn dazu aufgefordert, mit mir den Dialog zu suchen und zu seinen Handlungen in den vergangenen Tagen Stellung zu nehmen.
Ich verstehe, wieso einige Personen - ohne irgendwelches Wissen über die Ereignisse, die vor diesem Zwischenfall geschehen sind - es als unangenehm empfinden könnten, dieses Video von mir zu sehen, in dem ich einen 66 Jahre alten Mann in einem Anzug verfolge, der offensichtlich kein Interesse daran hat, Worte mit mir auszutauschen, ganz gleich in welcher Sprache.
Aber um meiner Reputation willen, um meiner Sicherheit um der Sicherheit meiner Familie, um der Sicherheit anderer Jüdinnen und Juden willen, die es wagen, den grassierenden Rassismus in der israelischen Gesellschaft zu kritisieren, und um der Palästinenserinnen und Palästinenser und der anderen, die das Gleiche tun, willen - habe ich mich dazu veranlasst gefühlt, diesen Mann von Angesicht zu Angesicht zu konfrontieren, wenn auch nur für einen Moment.
Die Abfolge der Ereignisse, die zu dieser Konfrontation führten, begann, als Blumenthal und ich selbst von linken deutschen Parlamentarierinnen eingeladen wurden, um nach Berlin zu kommen und über die israelischen Angriffe auf Gaza im vergangenen Sommer und die Anstiftung zu rassistischer Gewalt durch führende israelische Politiker zu sprechen.
Natürlich verstehe ich nur zu gut, dass diese linken Abgeordneten Max und mich nicht deswegen in den Bundestag eingeladen haben, weil wir die einzigen Journalisten in der Welt im großem Maßstab sind, die über diese Dinge berichten. Viele palästinensische Journalisten haben schon lange über diese Themen geschrieben und hätten mindestens genau so kompetent wie wir vortragen können, wenn nicht sogar noch kompetenter. Nein, seien wir ehrlich - Max und ich wurden auch deshalb ausgewählt, weil wir Juden sind.
Nicht-jüdische Kritiker Israels werden oft beschuldigt, vom Judenhass motiviert zu sein, ob es für diese Beschimpfungen substanzielle Beweise gibt oder nicht. Aber indem sie einen jüdischen Kritiker Israels einladen - oder noch besser, einen jüdisch-israelischen Kritiker Israels - , über israelische Verbrechen zu sprechen, hoffen nicht-jüdische Kritiker Israels darauf, sich selbst vor diesen schädlichen Anschuldigungen zu schützen.
Ich glaube nicht, dass alle nicht-jüdischen Kritiker Israels durch Judenhass motiviert sind. Außerdem möchte ich, dass Menschen außerhalb Israels über den schrecklichen Rassismus, der die israelische Gesellschaft durchdringt, Bescheid wissen, damit wir ihn bekämpfen können - weil wir offensichtlich nicht selbst dazu in der Lage sind, diesen zu beenden.
Aber ich werde nicht einwilligen, als Ziel für haltlose Anschuldigungen von Antisemitismus durch opportunistische Politiker zu dienen, die um die Gunst der israelischen Regierung und ihrer Unterstützer werben.
Ebenso wenig willige ich dazu ein, ein „Juden-Schild" oder „Israeli-Schild" zu spielen, um opportunistische Politikerinnen aus der Linkspartei vor Angriffen zu schützen, die wollen, dass ich öffentlich über Israels Verbrechen in ihrem Heimatterritorium spreche, aber sich weigern, mich öffentlich zu unterstützen, wenn ich die giftigen Vorwürfe ertragen muss, die sie selbst zu vermeiden gehofft habe.
Am Vorabend meines Fluges nach Deutschland orchestrierte ein von Sheldon Adelson finanzierter Publizist eine Kampagne, um meine und Max' Vortragstermine in Berlin zu torpedieren. Der Journalist der Jerusalem Post, Ben Weinthal, überredete die deutschen Abgeordneten Volker Beck und Petra Pau, Max und mich zu denunzieren.
Er behauptete, dass wir mit unserer Arbeit Antisemitismus verbreiten würden. Der hochrangige linke Abgeordnete Gregor Gysi schloss sich dieser öffentlichen Kampagne an, und verkündete, dass es uns nicht erlaubt wäre, im Bundestag zu sprechen.
Während eine deutsche Zeitung nach der anderen diese widerlichen Anschuldigungen aus Weinthals Hasbara-Hetzartikel wiederholte, wartete ich mehrere Tage darauf, dass die Parlamentarierinnen, die uns in den Bundestag eingeladen hatten, Inge Höger und Annette Groth, diese skandalösen Beschimpfungen zu widerlegen.
Ich flehte sie wiederholt an, eine Pressemitteilung herauszugeben, die mich und Max öffentlich verteidigen würde. Nach mehreren Tagen haben sie schließlich zugestimmt - aber nur, nachdem Max und ich im Bundestag gesprochen haben. Trotz meiner Vorbehalte lieferten Max und ich unsere Vorträge im Parlament ab, aber es wurde danach keine Pressemitteilung, wie (eigentlich) versprochen, herausgegeben.
Diese Umstände ließen mir keine andere Wahl, als meine Beschuldiger zu konfrontieren.
Am Ende unserer Vorträge rief Max die Zusammengekommenen dazu auf, sich uns anzuschließen und Gregor Gysi zu konfrontieren, und dieser Aufruf wurde von vielen unter den Zuhörern applaudiert.
Eine Gruppe von uns ging dann zu seinem Büro und war bereit mit ihm höflich zu sprechen und ihm die Folgen seines leichtsinnigen politischen Manövers zu erklären. Er weigerte sich jedoch, aus seinem Büro zu kommen und uns nicht mal für eine Minute zu treffen.
Als er schließlich herauskam, schritt er an uns in zügigem Tempo vorbei und - nun, Sie haben wahrscheinlich den Rest gesehen - ich folgte ihm und forderte ihn auf, seine Verantwortung für die Nachwirkungen, mit denen ich als Ergebnis seiner Handlungen zu tun haben würde, zu übernehmen.
[Ich habe die Aufnahmen später auf YouTube hochgeladen, damit es eine öffentliche Aufzeichnung des Ereignisses gibt, und ich nicht beschuldigt werde, Dinge getan zu haben, die ich nicht getan habe]
Wie ich einem örtlichen Journalisten, der die gesamte Episode gefilmt hatte, erklärte, geht es nicht darum, dass mein Ego eine Schramme abbekommen hätte. Weil ich jahrelang den staatlich geförderten israelischen Rassismus aufgedeckt habe, vor allem gegenüber afrikanischen Flüchtlingen, werde ich als „Zerstörer Israels" verleumdet und auf den Straßen Tel Avivs körperlich angegriffen.
Zu unzähligen Gelegenheiten haben wütende Israelis dazu aufgerufen, mich und meine Familie zu vergewaltigen, zu verstümmeln und zu ermorden. Während dies geschieht, stehen durchschnittliche Israelis nur daneben und Polizeibeamte schauen einfach weg. Leider bin ich die Anschuldigungen von Antisemitismus und die Drohungen und Angriffe, die darauf folgen, schon gewöhnt.
Es ist verachtenswert, wenn irgendeine Person, und dann auch noch ein Deutscher, mit haltlosen Unterstellungen einen Kritiker Israels verleumdet und der „Verbreitung von Antisemitismus" bezichtigt, vor allem wenn diese Person jüdisch oder sogar israelisch ist. Aber im jetzigen Klima, in dem Israelis ihre Jobs verlieren und auf der Straße verprügelt werden, wenn sie es wagen, die Angriffe auf Gaza und das Regime ethnischer und religiöser Trennung zu verurteilen, ist es eine Aufforderung zu einem körperlichen Angriff, jemanden auf diese Weise zu bezeichnen.
Darüber hinaus ist es ein widerwärtiger Versuch, Widerspruch zu unterdrücken und palästinensische und andere nicht-jüdische Menschen in den Gebieten, die von Israel kontrolliert werden, zu andauernder Unterdrückung und Leid zu verurteilen.
Um meiner selbst willen, um meiner Familie willen, um meiner Freunde und um meiner Mitmenschen in Israel und Palästina willen - ich werde nicht schweigen, nicht jetzt und niemals.
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