Montag, 1. Februar 2021

Und dann werden Franziska Neubauer und Carla Reemtsma "ganz konkret"...

von Thomas Heck...

Wenn Franziska Neubauer, Carla Reemtsma und Nick Heubeck im FOCUS "ganz konkret" beschreiben, wie ein klimagerechtes Deutschland aussehen könnte, dann kann man sich schon vor Beginn des Lesen der quälenden Lektüre sicher sein, konkret wird hier wenig werden. 

Und so ist denn auch, wenn drei gut situierte Teens aus reichem Hause, deren CO2-Fußabdruck durch Fernreisen in die ganze Welt, fürs Klima versteht sich, erheblich größer ist, als der des gemeinen Pöbels, den diese drei Weltverbesserer zum Mithüpfen animieren wollen. Unser Tipp: Bleiben Sie zu Hause, trennen Sie Ihren Müll und verwenden Sie sparsam Energie, nicht wegen der Umwelt, sondern weil es immer teurer wird.


"Fridays For Future"-Aktivisten: So könnte ein klimagerechtes Deutschland konkret aussehen


Luisa Neubauer, Carla Reemtsma und Nick Heubeck sind sich einig: Für die Zukunft kämpft man nicht irgendwann, sondern jetzt. Wie ein klimagerechtes Deutschland aussehen könnte, das beschreiben die "Fridays For Future"-Aktivisten in ihrem Gastbeitrag.

Es ist Herbst 2020 und die Bilder, die uns aus Kalifornien erreichen, sind so apokalyptisch, dass selbst erfahrene Journalistinnen sie für Material eines Hollywood-Blockbusters halten. Inmitten der Pandemie sind es keine Krankenhäuser, die im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen, sondern Waldbrände, die den Himmel über dem Großraum San Francisco tagelang glutrot färben. Nach Jahren massenhafter Klimaproteste macht das vergangene Jahr mit den Waldbränden in Australien, den USA und Sibirien, mit Dürren, Überflutungen und massenhaften Taifuns deutlich: Entweder wir nehmen die Klimakrise in die Hand – oder sie selbst wird künftig den Ton angeben. 

Anmerkung des Heck Tickers zu den Bränden

Waldbrände waren am Beispiel Australiens schon menschengemacht, nur war sicher nicht der "menschengemachte Klimawandel" verantwortlich, sondern in über 50% der Fälle war Brandstiftung die Ursache:

37% mutmaßliche Brandstiftung
35% versehentliche Brandstiftung
14% vorsätzliche Brandstiftung
6% natürliche Ursache
5% Wiederentzündung
4% andere Ursachen

Wir haben hier über die Brände berichtet. Wir empfehlen auch die offizielle Seite der NASA zu dem Thema... Brände gab es in der Menschheitsgeschichte schon immer, nicht erst in den letzten Jahren.

Anmerkung des Heck Tickers Ende...


Gesellschaft lässt Aktivisten und Wissenschaftler mit der Klimakrise alleine

Der Haken: Bis heute ist den wenigsten Menschen klar, wie die dafür notwendigen Veränderungen aussehen können. Unsere Gesellschaft überlässt das Sprechen und Denken über die größte Krise unserer Zeit noch immer konsequent Aktivistinnen und Wissenschaftlerinnen – oder schiebt es vielmehr auf sie ab. 

In der Folge weiß kaum jemand, was es bedeutet, wenn unsere Wirtschaften klimafreundlich werden oder kann sich vorstellen, wie eine klimaneutrale Demokratie aussehen könnte.

Auch stellt sich die Frage: Welches Leben erwartet uns auf einem Planeten, auf dem wir es im schlimmsten Falle nicht geschafft haben werden, die großen Katastrophen zu verhindern? Lassen Sie uns also konkret werden. 

Zunächst der Rahmen: Um Deutschland komplett "klimagerecht" auszurichten, bleiben keinesfalls 25 Jahre. Die Zeitspanne ist sogar kürzer als die Amtszeit von Angela Merkel. Wir sprechen von etwa 15 Jahren, in denen nicht nur das zählt, was wir tun, sondern vor allem das, was nicht tun. (Quellen, Belege, Beweise, Nachweise? Fehlanzeige. Es ist eine Behauptung. Anm. der Heck Ticker-Redaktion)

Weichen für eine erfolgreiche Klimapolitik müssen jetzt gestellt werden

Lassen wir es zu, dass Entscheidungsträger in den Monaten bis zur Bundestagswahl und der anschließenden Regierungsperiode die wichtigsten Veränderungen weiter blockieren, werden wir die kritischen Grenzen unseres Planeten nicht mehr einhalten. Damit die nächsten 15 Jahre ein klimapolitischer Erfolg werden können, müssen die großen Weichen in den nächsten Jahren gestellt werden. 


Wie könnte das aussehen? Ein Gedankenspiel.

Es ist 2022 und die neue Bundesregierung entscheidet sich, jedes Gesetz und jede Investition daraufhin zu überprüfen, ob sie mit dem 1,5-Grad-Ziel vereinbar ist. Unternehmen bekommen nur dann Unterstützung, wenn sie verbindliche Ziele zur Senkung ihrer Emissionen haben, und werden verpflichtet, diese einzuhalten. In manchen Fällen entscheidet sich die Regierung, Sparten nicht durch Milliarden von Steuergeldern künstlich zu erhalten, sondern konzentriert sich darauf, sichere und nachhaltige Übergangslösungen für die Beschäftigten zu finden. 


Die Bonuszahlungen für Vorstände werden ausgesetzt, während zusätzliche Steuergelder in Bildung, Kultur und Gesundheit investiert werden. Alle drei Sektoren sind systemrelevant, tragen einen erheblichen Anteil zum effektiven Wohlergehen der Menschen bei und sind von Haus aus emissionsarm.

Das Vorgehen zeigt: Die Regierung hat nicht vergessen, was die Menschen in der Pandemie wirklich brauchten – und auch, was sich als überflüssig herausstellte.

Ausbau von öffentlichen Verkehrsmitteln könnte eine Mobilitätsrevolution herbeiführen

Die Fridays for Future-Zukunft?



Die Fahrradfahrerfahrungen der Jahre 2020/21 führten zusammen mit dem massiven Ausbau von Bus und Bahn zu einer regelrechten Mobilitätsrevolution. Autostädte wurden zu Menschenstädten. Bilder von Parkplätzen, die zu Spielplätzen umfunktioniert wurden, gingen viral. Schnell wurde deutlich, wie viel Geld Städte und Gemeinden sparen, wenn Unfallzahlen und Abgaswerte sinken und weniger Autoinfrastruktur gebaut und in Schuss gehalten werden muss. 

Seit nicht mehr unzählige Quadratkilometer städtische Flächen von parkendem Stahl in Anspruch genommen werden, profitiert die lokale Wirtschaftsentwicklung und gesellschaftliche Freiräume werden wieder von Menschen genutzt. Natürlich gibt es auch weiterhin PKWs – vor allem auf dem Land. Doch für eine unabhängige und schnelle Bewegung wurde das eigene Auto durch den konsequenten Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel Jahr für Jahr weniger notwendig.

(Anmerkung des Heck Tickers: Wohin Dieselverbotszonen führen, haben wir hier einmal dargelegt, sicher nicht zu sauberer Luft. Darüberhinaus sind unsere Städte so sauber wie nie zuvor seit der Industrialisierung.)

Das Verkehrsministerium wurde zusammen mit dem Umweltministerium zu einem Ministerium für Zukunftsmobilität. Ein Andi-Scheuer-Pappaufsteller im Eingang erinnert an die alten Zeiten, als man es noch total okay fand, in einem Kabinett so vehement gegeneinander zu arbeiten.

Nur zwei Maßnahmen könnten das gesamte System der Energieversorgung verändern

Und sonst? Werfen wir einen Blick auf die Energieversorgung – ein unglaublich komplexes System, in dem die Bewegung zweier Hebel allerdings ausreichte, um alles zu verändern. Zuallererst wurde die Subventionierung fossiler Energieträger beendet. 2020 und in den Jahren zuvor flossen jährlich über 50 Milliarden Euro Steuergelder in Vergünstigungen für Kohle, Öl und Gas. Steuerbefreiungen für Kerosin oder Strompreisausnahmen für die Industrie? 

Ein Ende der Bevorzugung fossiler Energieträger stellte die Machtverhältnisse in der Energieversorgung auf den Kopf. Der frühere Kohleausstieg und die Abkehr von Gas als angeblicher "Brückentechnologie" führten zusammen mit dem massiven, entbürokratisierten Ausbau von Wind- und Solaranlagen dazu, dass Millionen von Menschen ihren eigenen Öko-Strom produzieren und damit Geld sparen.

(Kein Wort, wie ein Energiemix ohne Kohle, ohne Kernenergie, ohne Gas funktionieren soll. Das bewegt sich auf dem Niveau von Annalena Baerbocks Kobolden und ihrem Netz als Energiespeicher. Was passiert, wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint, wer lädt dann die Smartphone von Neubauer und Reemtsma? Anm. des Heck Tickers)

Neue EU-Agrarreform: Erstmals mit und nicht gegen die Natur arbeiten

Während etwa die Solarindustrie vor vielen Jahren noch aufgrund politischer Entscheidungen ins Ausland abwanderte, bildet das klimaneutrale Energiesystem heute die Grundlage dafür, dass Deutschland zum weltweit führendem Wettbewerbsstandort für die Entwicklung von Zukunftstechnologien wurde. 

Nachdem die EU entschied, eine gänzlich neue Agrarreform umzusetzen, veränderte sich die deutsche Landwirtschaft maßgeblich. Es wurde erstmals großflächig mit und nicht gegen die Natur gearbeitet. Landwirtschaftliche Betriebe – ob klein oder groß – wurde mit öffentlichen Geldern durch die Transformation geholfen.

Die sonst rapide ansteigenden Pachtzahlungen wurden gedeckelt, um die notwendigen Investitionen zu erleichtern. Das Agrarministerium wurde mit dem Gesundheitsministerium zusammen gelegt – wir nennen es inzwischen "Ministerium für Landwirtschaft und planetare Gesundheit".

Für Veränderungen braucht es gesellschaftliche Mehrheiten

All das sind längst keine Träume oder Unmöglichkeiten mehr. Dieses Gedankenspiel ist ein Aufschlag mit Technologien, die es längst gibt, mit politischen Maßnahmen, die in Leuchtturmstädten und -projekten schon umgesetzt und erprobt werden. Vor diesen Veränderungen stehen aber Entscheidungen, die getroffen werden müssen, mit gesellschaftlichen Mehrheiten, die wir in diesen Momenten bilden. In den kommenden Jahren wird sich die Welt verändern. 


Wir haben noch die Möglichkeit, diese Entwicklung zu beeinflussen und sie auf die Menschen ausrichten, die in der Vergangenheit am häufigsten ignoriert wurden. Doch dafür müssen wir ins Handeln kommen, und zwar so richtig. Nicht in fünf, zehn oder 25 Jahren, sondern hier und heute. Denn wissen Sie: Die Veränderung kommt so oder so. Lassen Sie sie uns gemeinsam gestalten, bevor es zu spät ist.

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