Donnerstag, 26. Oktober 2017

Bundeswehr - Eine geile Truppe...

von Thomas Heck...

Im Juli wurde das „Y-Magazin Lust und Liebe“ noch im letzten Moment zurückgezogen. Offizieller Grund waren damals nicht eingehaltene Standards. Tatsächlich hatte man aber wohl Angst vor öffentlicher Erregung. Wahlkampfbegründet? Achtet doch die rattenscharfe Dienstherrin penibel auf ihre Wirkung in der Öffentlichkeit. Es sind harte Zeiten für die Ministerin. Beim G36 verbog sich angeblich das Rohr, wenn es zu heiß daherging. Dann starb auch noch ein Offizieranwärter an Erschöpfung nach einer langen Nacht... beim Marsch. Und die Rechtsextremen. Oh Gott, all die Rechtsextremen. 200 an der Zahl. Franco A. verrottet langsam aber sicher in der Untersuchungshaft oder wurde schon der Schlüssel zu seiner Zelle im Dekolleté der Ministerin entsorgt? Wir werden es nie erfahren.


Dann der Workshop zur sexuellen Orientierung im Frühjahr,  wichsen nach ZDv 3/69 sozusagen, jetzt eine Sonderausgabe des hauseigenen Y-Magazins zum Thema „Liebe, Lust und Partnerschaft“ – die Bundeswehr meint es ernst mit ihrem Ziel, den Umgang mit unterschiedlicher Sexualität in der Truppe zu lockern. In der Truppe ist mittlerweile erlaubt, was jahrelang verpönt war. Sex innerhalb militärischer Liegenschaften, aber außerhalb der Dienstzeit, jeder mit jeden, alles ist erlaubt, keine Tabus. Eine geile Truppe. Nur mit dem Kämpfen hapert es noch etwas, wohl auch dem etwas schlaffen Zustand des Wehrmaterials geschuldet.

Allerdings kommt das Sonderheft „Ich will Dich“ mit dreimonatiger Verspätung. Es hätte ursprünglich im Sommer erscheinen sollen, damals noch mit dem Titel „Lust und Liebe“. Doch dann sei es kurzfristig eingestampft worden.


Handwerkliche Fehler oder schlechtes Timing?

Offiziell soll es daran gelegen haben, dass redaktionelle Standards nicht eingehalten worden seien. Hinter vorgehaltener Hand erzählte man sich aber eine andere Geschichte. 

„Das Ministerium hatte Sorge, das Heft könnte als Reaktion auf die Bundeswehrskandale missverstanden werden“, sagte ein Insider damals zu „Bild“.

Porno-Besuch kam nicht gut an

Dem Bericht zufolge hatten die Blattmacher für ihre Geschichten unter anderem einen Porno-Dreh besucht, was im Verteidigungsministerium nicht sonderlich gut angekommen sei.


Nun darf die Spezial-Ausgabe doch erscheinen – allerdings in überarbeiteter Form. Zu „Lust und Liebe“ gesellt sich nun noch „Partnerschaft“. Und die Ankündigung bei „Bundeswehr aktuell“ klingt auch eher, als würde man den Fokus diesmal auf Letzteres legen.

Redaktion mehrfach ausgezeichnet

„Von Romantik und Identität über Zweisamkeit und Familie bis hin zu Heiraten und Patchwork“, greife man viele Facetten auf, heißt es dort. Aber: „Auch schwierige Themen wie sexuelle Übergriffe und Gewalt in Konflikten kommen zur Sprache.“

Dass die Redaktion des Y-Magazins – der Name rührt vom Kfz-Kennzeichen der Bundeswehr her – Probleme damit haben könnte, journalistische Standards einzuhalten, liegt übrigens nicht gerade auf der Hand. Im Gegenteil. Sie erhielt bereits mehrmals Journalistenpreise. Zuletzt bei der diesjährigen Verleihung der European Military Press Association in den Kategorien „Best Photo Award“ und „Best Article Award“.

Anmerkung: Der Autor ist Oberstleutnant der Reserve...

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