Mittwoch, 9. August 2017

FOCUS schürt Angst vor Trump...

von Thomas Heck...

Das Trump-Bashing hat eine neue Stufe erreicht. Der FOCUS stellt ernsthaft Donald Trump, demokratisch legitimierter US-Präsident, und Kim Jong Un, kindlicher Diktator von Nordkorea, auf eine Stufe und fragt besorgt seine Leserschaft, wer denn gefährlicher sei. Trump oder der dicke Kim. Die jahrelangen Drohungen Nordkoreas gegen den Rest der Welt sind vergessen, jetzt reagiert für den FOCUS Nordkorea nur auf Drohungen aus den Weißen Haus. So schreibt der FOCUS online:


Die gegenseitigen Drohungen zwischen Nordkorea und den USA werden immer schärfer – und immer konkreter: Nachdem US-Präsident Donald Trump indirekt einen Militärschlag angedroht hatte, reagierte Pjöngjang mit der Warnung, man ziehe einen Raketenangriff auf das US-Außengebiet in Guam „ernsthaft in Erwägung“.


Das meldete die staatliche nordkoreanische Nachrichtenagentur KCNA. Auf Guam ist eine US-Luftwaffenbasis stationiert. Ein Sprecher des nordkoreanischen Militärs sagte der staatlichen Agentur zufolge, man werde auf einen möglichen „Präventivkrieg“ der US-Streitkräfte mit einem „totalen Krieg“ reagieren, der „sämtliche Stützpunkte des Gegners ausrotten wird, auch auf dem US-Festland“.

Kurz zuvor hatten die UN auf US-Initiative hin die bisher schärfsten Sanktionen gegen das Regime beschlossen. Die USA hatten zuletzt betont, es lägen mehrere Optionen auf dem Tisch – darunter auch militärische. Sprachlich jedenfalls kann die Auseinandersetzung kaum noch mehr eskalieren: Trumps „Feuer, Wut und Macht“ gegen den „totalen Krieg“, den Kim Jong Un an die Wand malt.

Trumps gefährlicher Hang zu Kurzschlussreaktionen

Der US-Präsident und der nordkoreanische Diktator verfügen beide über militärisches, auch nukleares Drohpotenzial. Eine weitere, in Verbindung mit Nuklearwaffen besonders beunruhigende Eigenschaft eint die beiden: Ihre Handlungen gelten als schwer vorhersagbar. Vor wem muss die Welt also mehr zittern?

Donald Trump hat bereits gezeigt, dass er zu Kurzschlusshandlungen im Stande ist, auch bei militärischen Entscheidungen. So ließ er im Frühjahr, von der Weltöffentlichkeit völlig unerwartet, einen Flughafen in Syrien bombardieren. Kurz zuvor waren Bilder öffentlich geworden, die Kinder zeigten, die einem Giftgasangriff - mutmaßlich der syrischen Armee - zum Opfer gefallen waren. Trump reagierte offenbar emotional und nicht vernunftgesteuert (Hat der LOCUS eine Wanze im Weißen Haus installiert? Ein Stück schäbigen Journalismus, widerlich). Ein ähnliches Vorgehen im Fall Nordkorea hätte weit schlimmere Folgen.

Besorgniserregend ist auch, dass Trump wenig auf Beratung durch Experten setzt – bei bisher offenbar überschaubarem Wissen über die Konfliktherde der Welt: In einem Gespräch mit dem chinesischen Staatspräsidenten und Parteichef Xi Jinping soll er nicht mehr genau gewusst haben, ob er nun ein Ziel in Syrien oder dem Irak bombardiert hatte. 

Was uns Hoffnung macht

In Nordkorea hungern viele Menschen. Für westliche Hilfsorganisationen ist es schwer, in dem isolierten und sehr autoritär regierten Land zu helfen. Versucht wird es dennoch: Nach eigenen Angaben ist die Welthungerhilfe derzeit die einzige deutsche NGO mit einem Büro in Pjöngjang. Auf der Seite der Welthungerhilfe wird zum Beispiel ein Projekt vorgestellt, das die Menschen beim Gemüseanbau unterstützen soll. Dafür kann man spenden. 

Eine weitere Hilfsorganisation, die in Nordkorea arbeitet, ist Caritas International. Die Organisation engagiert sich in der Gesundheitsvorsorge und hilft zum Beispiel bei der Behandlung von Tuberkulosekranken und bei der Impfung von Kindern. 

Trumps Außen- und Sicherheitspolitik wirkt oft unberechenbar. Allerdings reagiert er gerade in seiner Nordkorea-Politik bisher kaum anders als andere US-Präsidenten vor ihm. Sein Ton ist deutlich schärfer, aber das ist die Welt von Trump gewohnt. Gleichzeitig bietet er Nordkorea immer wieder an, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. Bislang hat er keine Anstalten gemacht, seinen militärischen Drohungen Taten folgen zu lassen. Aber klar ist auch: Mit seiner Wortwahl hat sich Trump kaum noch sprachliches Eskalationspotenzial gelassen.



Kim kann nicht aus der Droh-Spirale aussteigen

Nordkoreas Diktator Kim Jong Un hat sich mit seinen Drohungen gegen die USA innenpolitisch unter Druck gesetzt. Er steht in der Tradition des Kim-Clans und treibt das Nuklearprogramm besonders energisch voran. Es ist kaum vorstellbar, wie er seine harte Haltung oder gar das Programm zurückfahren könnte, ohne in seinem Land das Gesicht zu verlieren.

Aber bis auf die Raketentests, die die USA und Südkorea zurecht beunruhigen, hat er seine martialischen Drohungen bisher nicht umgesetzt. Auch damit steht er in der Kim-Tradition. Wie seine Vorgänger weiß er: Ein Krieg mit den USA wäre selbstmörderisch für das Regime. Allerdings bleibt bei diesem abgeschotteten Land immer eine Restunsicherheit.


Nordkorea-Experte: Militärische Eskalation "eher unwahrscheinlich"

Kim könnte die Eskalation suchen, um einem Präventivschlag der USA zuvorzukommen. Allerdings hält der Nordkorea-Experte der FU Berlin, Eric Ballhaus, eine militärische Auseinandersetzung nach wie vor für „eher unwahrscheinlich“, wie er FOCUS Online sagte. „Man müsste auch mit einem nordkoreanischen Gegenschlag rechnen angesichts der geographischen Nähe Japans und insbesondere Südkoreas, was massive menschliche Verlust nach sich ziehen würde“, so Ballhaus.

Die meisten Experten gehen davon aus, dass es nicht Kims Kerninteresse ist, die USA als Feind zu zerstören, sondern das eigene Regime zu erhalten. Das ist auch der Grund dafür, dass Kim so stark auf sein Nuklear-Programm setzt und derart aggressiv auf jeden Vorstoß reagiert, Nordkorea möge das Programm zurückfahren. Das Regime folge „einer Logik der Abschreckung, mit der der Willen und das Potenzial unter Beweis gestellt werden sollen, auch militärisch gegenhalten zu können“, sagt Ballhaus. Auch Pjöngjang ist klar, dass Nordkorea bei einer direkten Auseinandersetzung wenig Chancen gegen die Militärmacht der Amerikaner hätte.

Das hat zu einem Zustand zwischen Nordkorea und den USA geführt, der zwar seit vielen Jahren fragil ist, aber nie in einen Krieg mündete. Angesichts dessen, was auf dem Spiel steht, kann man nur hoffen, dass Trump beim Thema Nordkorea auf seine außenpolitischen Berater hört.


Außenminister Tillerson fängt Trumps Worte wieder ein

Sein Außenminister Rex Tillerson zum Beispiel war am Mittwoch um Deeskalation bemüht: Er sehe keine „unmittelbare Bedrohung“ für die Guam-Insel, sagte Tillerson. Zu Trumps verbalen Drohungen sagte er, dieser habe eine Sprache benutzt, die Kim Jong Un „verstehen kann“. Es sei eine „starke Botschaft“ gesendet worden. Damit machte der US-Außenminister deutlich, dass Trumps Worte weniger als Kriegsdrohung denn als Nachricht an Kim zu lesen sind, die USA nicht zu sehr zu reizen. Damit nimmt Tillerson den Worten seines Präsidenten etwas Schärfe, ohne Trump dabei schlecht aussehen zu lassen.

Es bleibt zu hoffen, dass sich Trump eher an seinem Außenminister orientiert und nicht etwa an dem evangelikalen Pastor, der bei der Amtseinführung des Präsidenten gesprochen hatte: Gott habe Trump die „moralische Autorität“ verliehen, Kim Jong Un auszulöschen, schrieb Robert Jeffress nun in einem Statement.

Die Hoffnung, dass die Journaille in Deutschland endlich mit Verunglimpfungen des US-Präsidenten aufhört, kann mit diesem Artikel genannten Hetzwerk des FOCUS endgültig begraben werden.

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