Freitag, 21. Mai 2021

Bürgermeister gibt Interviews nur an weiße Journalisten...

von Thomas Heck...

Ein Bürgermeister lässt verlautbaren, dass er sich nur von weißen Journalisten interviewen lässt. Jeder normale Mensch würde sich jetzt fragen, warum ist dieser Bürgermeister noch im Amt? Würde ich tatsächlich die Motivlage hinterfragen? Vermutlich nicht. Aber es zeigt ein Problem der Gegenwart, wo man eigentlich dachte, dass Thema Hautfarbe oder Rasse hinter sich gelassen zu haben. 

Doch so kann man sich täuschen. Denn die Hautfarbe ist dieser Tage die erste Frage, wenn es um Besetzung von Posten geht. Bei Werbung wird tunlichst darauf geachtet, die Hautfarben zu durchmischen. Sogar bei der Oscar-Verleihung spielt die Hautfarbe neuerdings ein gewichtigere Rolle als die schauspielerische Leistung. Bei jeder Talkshow im deutschen Fernsehen wird Kritik laut, wenn ja nicht genügend PoC's, sogenannte People of Colour vertreten sind und schnell wird die Rassistenkarte gezogen. Aber nicht, wenn es gegen Weiße geht. Denn Rassismus kann nur vom Weißen ausgehen, Opfer von Rassismus kann niemals ein Weißer sein.


Doch zurück zur obigen Headline, die im Original so lautete: Chicagos Bürgermeisterin gibt Interviews nur nicht weißen Journalisten

Lori Lightfoot war 2019 als erste Afroamerikanerin und erste offen homosexuelle Frau zur Bürgermeisterin von Chicago gewählt worden. Sie versteht sich als Kämpferin gegen Rassismus und für Inklusion. Dafür greift sie zu umstrittenen Mitteln.


Chicagos afroamerikanische Bürgermeisterin Lori Lightfoot will auf die in ihren Augen mangelnde Diversität bei Medien aufmerksam machen – und hat sich daher für eine eigenwillige Idee entschieden: Zu ihrem zweiten Jahrestag im Amt gibt die Politikerin der Demokratischen Partei nur nicht weißen Journalisten Einzelinterviews.

Sie sei schon seit Jahren darüber „schockiert“, dass die überwältigende Zahl der Medienvertreter in der US-Großstadt „weiß und männlich“ sei, schreibt Lightfoot in einem auf Mittwoch datierten Brief an Medien, in dem sie ihre Entscheidung begründet. Von den im Rathaus akkreditierten Journalisten seien nur wenige „of color“, also afroamerikanisch, latino-stämmig, mit asiatischen Wurzeln oder Nachfahren von Ureinwohnern.

Im Rathaus-Pressekorps gebe es zudem nicht eine einzige nicht weiße Journalistin, führt die 58-jährige Bürgermeisterin aus. „Keine einzige. Ich finde das inakzeptabel, und ich hoffe, Sie sehen das auch so.“

Lightfoot war 2019 als erste Afroamerikanerin und erste offen homosexuelle Frau zur Bürgermeisterin von Chicago gewählt worden. „In meinem Erwachsenenleben habe ich immer alles in meiner Kraft stehende unternommen, um für Diversität und Inklusion zu kämpfen“, schreibt sie. „Als Bürgermeisterin bin ich in einer einmaligen Position, um dieses äußerst wichtige Thema ins Rampenlicht zu rücken.“

Lightfoot fordert mehr nicht weiße Journalisten

Während es in den USA in den vergangenen Jahren ein wachsendes Bewusstsein über „systemischen Rassismus“ und die Diskriminierung von Minderheiten gegeben habe, scheine das bei vielen Medien in Chicago nicht angekommen zu sein, schreibt Lightfoot weiter. Die fehlende Vielfalt in Medien sei in großes Problem: „Es ist unmöglich, dass sich dieser eklatante Mangel an Diversität nicht jeden Tag in der Berichterstattung über Regierung, Politik und Stadtleben niederschlägt.“ 


Ihr Schreiben beendet Lightfoot, die am 20. Mai 2019 ihr Amt angetreten hatte, mit einem Appell an die Medien, mehr nicht weiße Journalisten und Journalistinnen einzustellen.

Die Entscheidung der Bürgermeisterin blieb nicht ohne Kritik. Der Verband afroamerikanischer Journalisten schrieb, zwar weise Lightfoot mit ihrem „wagemutigen“ Schritt auf ein wichtiges Thema hin. Der Verband unterstütze aber nicht die „Taktik“, bestimmte Journalisten von Interviews auszuschließen.

Der latino-stämmige Journalist Gregory Pratt von der „Chicago Tribune“ schrieb auf Twitter: „Politiker dürfen sich nicht aussuchen, wer über sie berichtet.“ Er selbst habe zwar eine Interviewzusage erhalten; er habe dann aber an das Rathaus appelliert, die Beschränkungen für andere Medien aufzuheben. Als dies abgelehnt worden sei, habe er das Interview abgesagt.

Heftige Attacken kamen von Rechtsaußen: Der als Scharfmacher bekannte Fox-News-Moderator Tucker Carlson warf Lightfood „Rassismus“ gegen Weiße vor und stellte die Bürgermeisterin gar in die Nähe von „Nazis“.





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