von Thomas Heck...
Die Staaten Nordafrikas machen es sich sehr leicht. Sie nehmen ihre Bürger nur unwillig, meist gar nicht zurück oder verzögern die Ausstellung von Papieren. Diese führte im Falle von Anis Amri zu dem Zeitverlust, der den Anschlag in Berlin vom 19.12.2016 erst ermöglichte. Und die Bevölkerung steht in dieser Frage hinter ihren Regierungen. Natürlich.
Hunderte Tunesier haben vor dem Parlament in Tunis gegen eine Rückkehr von Dschihadisten in ihr Land protestiert. Mehrere Nichtregierungsorganisationen hatten zu der Demonstration aufgerufen, an der laut den Veranstaltern rund 1.500 Menschen teilnahmen.
Anlass waren Äußerungen von Präsident Béji Caid Essebsi, wonach die Behörden die Rückkehr von Dschihadisten nicht verhindern könnten.
UN: Tausende Tunesier radikalisiert
Nach UN-Schätzungen kämpfen mehr als 5.000 Tunesier für dschihadistische Organisationen im Ausland, zumeist im Irak, Syrien oder Libyen. Viele von ihnen seien rückkehrwillig, hatte der Präsident Anfang Dezember gesagt. Für ihre Verhaftung fehlten Plätze im Gefängnis, sie würden aber überwacht.
Diese Äußerungen hatten viele Tunesier empört. Seit dem Arabischen Frühling 2011 wurden in dem nordafrikanischen Land mehr als hundert Soldaten und Polizisten bei Anschlägen getötet - ebenso wie rund 20 Zivilisten und 59 ausländische Touristen. Den Anschlag auf einen Berliner Weihnachtsmarkt, bei dem am Montag zwölf Menschen getötet worden waren, hatte ebenfalls ein Tunesier verübt. Der geflohene Attentäter Anis Amri wurde am Freitag von der italienischen Polizei erschossen.
Tunesien im Fokus von Extremisten
Die meisten ausländischen Extremisten, die sich Terrorgruppen in Syrien, dem Irak und Libyen angeschlossen haben, kommen aus Tunesien. Nach Schätzungen amerikanischer Denkfabriken kämpfen sogar zwischen 6.000 und 7.000 Tunesier im Ausland aufseiten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) oder des Terrornetzwerks Al-Kaida. Neben dem mutmaßlichen Attentäter von Berlin, Anis Amri, verübten auch mehrer weitere Dschihadisten aus dem kleinen Nordafrikanischen Land schwere Anschläge.
Die Stadt und Provinz Kairouan, aus deren Nähe Amri kommt, und in der am Freitag drei Männer - unter anderem sein Neffe - festgenommen wurden, gilt als Salafistenhochburg. Die Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern hat eine lange religiöse Tradition, zieht aber auch Radikale an.
So zeigen Fotos und Berichte, dass die Dschihadisten der Gruppe Ansar al-Sharia hier eine Konferenz abhielten, bei der sie die Flagge mit dem islamischen Glaubensbekenntnis hissten. Die Standarte wird heute mit der Terrormiliz IS in Verbindung gebracht.
Radikaler Salafismus auf dem Vormarsch
Radikale Ideen finden in dem kleinen nordafrikanischen Land immer größeren Anklang. Einer Studie des nationalen Jugendobservatoriums zufolge lehnen nur noch rund 20 Prozent einen radikalen Salafismus ab. Viele Jugendliche sind nach den arabischen Aufständen von 2011 enttäuscht und fühlen sich angesichts der schlechten wirtschaftlichen Lage vom Staat im Stich gelassen.
Auch Tunesien selbst ist Ziel von Anschlägen geworden. Bei drei Terrorattacken im vergangenen Jahr starben mehr als 70 Menschen. Im März versuchten Anhänger des IS einen Ort nahe der libyschen Grenze einzunehmen. Dabei starben rund 50 Personen.
Mit dieser Logik könnten wir Neo-Nazis, Antifa-Faschisten und anderes Gesocks nach Namibia abschieben. Es wird allerdings höchste Zeit, dass Deutschland wieder eigene Interessen vertritt. Denn es kann nicht sein, dass Islamisten für ihre Heimatländer zu gefährlich, für Deutschland aber vertretbar sind. Bezahlt vom deutschen Steuerzahler.