Katja Dörner: Bonner Oberbürgermeisterin verteidigt Gender-Leitfaden
In Bonn sorgt ein Leitfaden für Kritik, wonach Mitarbeiter künftig geschlechtsneutrale Bezeichnungen verwenden sollen. Die grüne Oberbürgermeisterin wiegelt ab: „Es geht um Gruppen, wo wir nicht wissen, welchem Geschlecht sich die Personen zuordnen“.
Die Bonner Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Grüne) hat sich gegen Kritik am neuen Leitfaden gewehrt, der den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtverwaltung die Anwendung gendergerechter Sprache vorgibt. Der Leitfaden sei das Ergebnis eines Diskussionsprozesses und aus dem Bedürfnis nach Orientierung, auch aus der Belegschaft, entstanden, sagte Dörner am Mittwoch dem WDR5-„Morgenecho“.
Wer als Bürgerin und Bürger der Stadt bei seinen Personendaten die Anrede „Herr“ oder „Frau“ hinterlegt habe, werde auch weiter im Schriftverkehr in städtischen Angelegenheiten diese Anrede mit Namen und Vornamen auf seinem Adressfeld finden, erläuterte die Oberbürgermeisterin. Denn dann sei es völlig unproblematisch, diese Anrede zu wählen. „Es geht in erster Linie um Gruppen, wo wir nicht wissen können, welchem Geschlecht sich die Personen zuordnen, und darauf wollen wir eben entsprechend reagieren“, sagte sie.
Es sei weiterhin möglich, etwa von „Bonnerinnen und Bonnern“ zu sprechen, „aber wir arbeiten künftig auch mit dem Binnen-I“, nannte Dörner ein weiteres Beispiel. Da, wo es einfach möglich und praktikabel sei, schlage der Leitfaden eine geschlechtsneutrale Form vor, etwa statt „Fahrzeughalter“ „fahrzeughaltende Person“. In ihren eigenen Anreden an die Mitglieder des Stadtrats während einer Sitzung sei sie selbst dazu übergegangen, statt von einer „Rednerliste“ nun von einer „Redeliste“ zu sprechen, erläuterte Dörner.
Den Vorwurf, mit dem Leitfaden neue Sprachgebräuche zu forcieren, ohne organische Sprachentwicklungen abzuwarten, wies Dörner mit dem Verweis auf die breite gesellschaftliche Debatte zurück. Auch hätten bereits viele andere Stadtverwaltungen ähnliche Leitfäden vorgelegt, sagte sie. In den Medien diskutierten Sendeanstalten und Zeitungshäuser darüber.
„Wir sind damit natürlich nicht am Ende“
„Was mir besonders wichtig ist, wenn wir über gendergerechte Sprachesprechen: es gibt nicht das Richtige oder Falsche.“ Kern müsse die Anregung zur Reflexion und Diskussion über den aktuellen Sprachgebrauch sein. „Und wir sind damit natürlich nicht am Ende.“ Dörner sicherte zu, auf Anregungen aus der Belegschaft und auch aus der Öffentlichkeit zu reagieren.
In Fällen, in denen eine Umformulierung nicht möglich ist, könne der Gender-Stern angewendet werden. Wenn die Geschlechter bekannt sind, kann aber auch weiter die geschlechtsspezifischen Anrede „Sehr geehrte Damen und Herren“, „Liebe Bürgerinnen und Bürger“ oder „Liebe Kolleginnen und Kollegen“ verwendet werden.
In dem auf der Website der Stadt Bonn veröffentlichen Leitfaden der Stadt heißt es: „Eine Kommune wie die Bundesstadt Bonn, die für sich in Anspruch nimmt, für alle ihre Menschen da zu sein, muss dies aktiv aufgreifen und in ihrer Kommunikation umsetzen. Daher darf die Sprache der Stadtverwaltung nicht Teile der Bevölkerung ausschließen.“
Dafür gibt der Leitfaden verbindliche Regelungen vor, wie etwa die grundsätzliche Verwendung von geschlechtsneutralen Bezeichnungen in der internen und der externen Kommunikation, also etwa „alle“ statt „jede/r“ oder „Person, Mensch, Mitglied“ statt „Mann/Frau“.
Und mit dem politkorrekten Sprechen kommt das politkorrekte Denken. Zuwiderhandlungen sind natürlich zukünftig der Schwere des Vergehens (demnächst: Verbrechens?) zu bestrafen.
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