Dienstag, 22. Januar 2019

Was treibt der Iran in Syrien?

von Thomas Heck...

Während die WELT von einem Machtkampf zwischen Tel Aviv und Teheran fabuliert, wiegt der Konflikt viel schwerwiegender, würde doch Israel und seine Bevölkerung einen hohen Preis bezahlen, sollte sich die iranische Präsenz in Syrien festigen, vielleicht künftig auch mit chemischer oder gar atomarer Bewaffnung. 

Deshalb kann Israel auch gar nicht anders, als iranischen Kräfte in Syrien die Schranken zu weisen. Schlimm genug, dass  der Iran in das syrische Pulverfass auch noch Benzin schüttet. Denn selbst nach 5 Jahren Bürgerkrieg in Syrien, sind die Fronten und die einzelnen Protagonisten und deren Interessen nicht klar erkennbar. Klar ist nur, dass die Schiiten des Irans mit den Schiiten Syrien bis heute eng verbunden sind. Jetzt rächt sich das Entgegenkommen Europas in Sachen Atomdeal, der dem Iran weitestgehend freie Hand gelassen hat.

Daher wird es Zeit, dass der deutsche Bundesaußenminister Heiko Maas und die EU-Außenbeauftragte Frederica Mogherini endlich ihre Köpfe aus den Hintern der iranischen Mullahs ziehen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Weiter werden die Mullahs hofiert. Das fällt mittlerweile auch den ersten Zeitungen auf. So titelt die WELT treffend, dass die iranischen Mullahs die Arbeit der Nazis vollenden wollen. Diese Erkenntnis hat sich bei der Bundesregierung noch nicht durchgesetzt.

Nachdem iranische Truppen in Syrien eine Rakete auf Israel abgefeuert hatten, erklärte der Luftwaffenchef des Iran, Asis Nasirzadeh: „Wir sind voller Ungeduld, das zionistische Regime von der Erdoberfläche zu tilgen. Unsere künftigen Generationen erwerben die Kenntnisse, die gebraucht werden für den Tag, an dem Israel wie versprochen zerstört wird.“ Schon vor Wochen hatte der angeblich „gemäßigte“ iranische Präsident Hassan Ruhani Israel als „Krebsgeschwür“ bezeichnet. Ein Land, das Israels Sicherheit als Teil seiner Staatsräson bezeichnet, sollte darauf reagieren.


Doch solange die EU-Außenbeauftragte Mogherini enge Kontakte mit den iranischen Freunden pflegt, wird sich nichts ändern.



In Syrien entscheidet sich der Machtkampf zwischen Tel Aviv und Teheran

Von Gil Yaron 
Die schweren Bombardements iranischer Ziele in Syrien läuten eine neue Phase ein: Israelische Minister sprechen von einem „offenen Krieg gegen den Iran“. Der könnte die Zukunft des Nahen Ostens maßgeblich bestimmen. 

Auf den ersten Blick sahen die israelischen Angriffe Dutzender iranischer Ziele in Syrien nach Routine aus – schließlich hat Israels Luftwaffe bereits Hunderte solcher Einsätze geflogen. Aber tatsächlich ist der Konflikt zwischen den beiden Regionalmächten in eine neue Phase getreten. Ungewöhnlich war zuerst einmal der Umfang: Syrische und israelische Quellen beschrieben die Bombardements einhellig als die „schwersten“ seit dem Beginn der israelischen Luftoffensive im Nachbarland.

Die Unterschiede sind aber nicht nur quantitativ. Zum einen hat sich Israel diesmal offen zu den Angriffen bekannt, statt sich wie bisher darüber auszuschweigen. Die zweite Neuigkeit ist, dass Syrien und der Iran nun Vergeltung üben und israelisches Territorium beschießen. Denn bislang blieben israelische Angriffe zumeist unbeantwortet.

Der israelische Geheimdienstminister Israel Katz bestätigt indirekt diese neue Qualität: Sprachen Militärs bislang von der „Kampagne zwischen den Kriegen“, in der Israel verhindern müsse, dass der Iran militärisch an Israels Nordgrenze Fuß fasse, begann laut Katz jetzt „eine offene Konfrontation mit dem Iran“. Am Himmel Syriens wird nun die Nachkriegsordnung in dem Bürgerkriegsland festgelegt. Aufgrund der strategisch bedeutenden Lage des Landes geht es somit um nicht weniger als die Machtverteilung im Nahen Osten.

Die Israelis gaben ihre Strategie der Geheimhaltung aus mehreren Gründen auf. Zynische Kommentatoren erklärten den Wandel damit, dass Premierminister Benjamin Netanjahu vor Neuwahlen am 9. April bei seinen Wählern punkten wolle. Doch im Sicherheitsapparat folgt niemand dieser Argumentation. Dort heißt es vielmehr, strategische Veränderungen hätten einen Kurswechsel notwendig gemacht.

Quelle: Infografik WELT

Nach acht Jahren stehen Syriens Präsident Baschar al-Assad und seine Schutzmächte Russland und Iran als Sieger des blutigen Bürgerkriegs fest. Teheran will strategisch von seiner immensen Investition in Syrien profitieren. Es will einen Landkorridor bis zum Mittelmeer – auch um einen amerikanischen Angriff verhindern oder leichter abwehren zu können.

Zugleich strebt der Iran eine starke Militärpräsenz in Syrien an. So kann er seinen Erzfeind Israel direkt von seiner Grenze aus bedrohen. Der Preis, den Jerusalem für einen Präventivschlag gegen das iranische Atomprogramm zahlen müsste, würde dadurch deutlich steigen.

Der Abzug von US-Truppen aus Syrien, den Präsident Donald Trump vor wenigen Wochen überraschend einleitete, dürfte Teheran ermutigt haben, seine Anstrengungen in dieser Hinsicht zu intensivieren. Die Präsenz der amerikanischen Soldaten war ein Garant dafür, dass Russland und der Iran Israels Interessen in Syrien nicht ignorieren konnten. Jetzt steht Israel an seiner Nordfront im Kampf gegen seinen Erzfeind allein da.

Premier Netanjahu sagte vergangene Woche vor heimischen Medien: „Die Anhäufung der jüngsten Angriffe beweist, dass wir mehr denn je entschlossen sind, in Syrien gegen den Iran vorzugehen.“ Und riet den Iranern: „Verlasst Syrien schnell, wir werden nicht aufhören, euch anzugreifen.“

Zugleich gestand der Generalstabchef Gadi Eisenkot in einem Abschiedsinterview mit der „New York Times“ erstmals ein, dass Israel „Tausende iranische Ziele“ in Syrien zerstört habe. So klingt es, wenn Israel signalisiert, dass es trotz des US-Abzugs weder eine Konfrontation mit dem Iran noch Meinungsverschiedenheiten mit Russland scheut.

Israel hat angeblich 30 Prozent der iranischen Einrichtungen in Syrien zerstört. „Die Kuds-Brigaden (Anm. d. Red.: Eliteeinheit der Revolutionsgarden) wollten längst einen eigenen Luftwaffenstützpunkt und einen eigenen Hafen in Syrien haben. Das konnten wir verhindern“, sagt ein israelischer Offizier, dessen Name nicht genannt werden darf. Nachdem Assads Sieg sicher scheint, und angesichts der schwindenden Rolle der USA, will Teheran das jedoch nicht mehr hinnehmen und in Syrien neue Spielregeln festlegen.

So reagierte der Iran auf einen israelischen Luftangriff am Sonntag mit dem Abschuss einer Boden-Boden-Rakete auf die von Israel kontrollierten Golanhöhen ab. Das sei aber keine spontane militärische Reaktion gewesen, sondern sei lange vorbereitet worden, glaubt Israels Militär: Der Vergeltungsschlag sei auf Anordnung der iranischen Führung erfolgt. Für Israel dabei besonders besorgniserregend: Der Abschussort soll sich wenige Dutzend Kilometer von der Grenze befinden – in einer Zone, in der sich laut eines Abkommens zwischen Israel und Russland eigentlich gar keine iranischen Truppen befinden dürfen.

„Israel musste Entschlossenheit demonstrieren“, sagt General a. D. Jaakov Amidror im Gespräch mit WELT über die jüngsten israelischen Attacken. „Jerusalem konnte die Lage kontrolliert auf zweierlei Art eskalieren: die Angriffe intensivieren, oder die Rhetorik.“ In der ersten Phase schraube man die Rhetorik hoch, so Amidror. Angesichts dieser Entwicklung begnügte Israel sich aber nicht mehr mit verbaler Eskalation, sondern flog schwere Luftangriffe. „Jetzt ist der Ball in den Händen des Irans“, sagt Amidror.

Der scheint Israels rote Linien jedoch nicht zu akzeptieren. Der Kommandant der Revolutionsgarden, Mohammed Ali Dschafari, bezeichnete Netanjahus Warnungen als „lächerlich“. Israel solle „den Tag fürchten, an dem es von präzisen iranischen Raketen getroffen wird, um Rache für all das Blut der unterdrückten Muslime zu nehmen, welches es vergoss.“ Brigadegeneral Asis Nasirsadeh, Befehlshaber der iranischen Luftwaffe, erklärte: „Unsere jungen Männer können es kaum abwarten, sich dem zionistischen Regime entgegenzustellen und es auszulöschen“.

Für Israel wie für den Iran, die stärksten Mächte in Nahost, ist die Kontrolle von Syriens Luftraum ein Kerninteresse, das über ihren regionalen Einfluss und ihre nationale Sicherheit entscheidet. Bis sich daran nichts ändert, werden die militärischen Entwicklungen der sich ständig verschärfenden Rhetorik folgen. Eine Eskalation in Syrien, bis hin zu dem von Minister Katz heraufbeschworenen Krieg, scheint nicht mehr unmöglich.



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