Freitag, 3. Juni 2022

Sei doch einfach mal bockig...

von Mirjam Lübke...

Die "Beleidigungsschwelle" ist mittlerweile bei der Regenbogen-Community und den Wokoharam so tief angesetzt, darunter könnte selbst eine Ameise nicht mehr Limbo tanzen. Selbst, wenn sie sich ganz tief duckt. Der neueste Coup wird gerade in den sozialen Medien verbreitet: "Menstruierende", man bezeichnete sie bis vor kurzem noch als "Frauen", sollen auf das Gebären von Nachwuchs verzichten. Trans-Frauen könnten sich sonst zurückgesetzt fühlen, weil ihnen dieses Glück versagt bleibt. Natürlich werden wir deshalb gern den Fortbestand der Menschheit aufs Spiel setzen, wir wollen schließlich niemanden kränken. In anderen Ländern der Welt würde man über ein solches Ansinnen in schallendes Lachen ausbrechen, aber in Deutschland wird das Thema durchaus ernst genommen - wir sind gerade dabei, die USA als Mekka der politischen Korrektheit links zu überholen. 


In Flensburg musste sich jüngst ein Karikaturist für eine Zeichnung entschuldigen, welche eine bei der "Tafel" anstehende Menschenmenge zeigt, während im Hintergrund die Regenbogen-Flagge zu sehen ist. Obwohl diese Menschenschlangen vor der Essensausgabe längst bittere Realität sind. Schon lange vor der Ukraine-Krise waren die "Tafeln" gut besucht, vor allem zum Monatsende hin. 

Bei etwa 8 Prozent Inflation, deren Folgen wir bei jedem Einkauf zu spüren bekommen, wird sich diese Situation eher noch verschlimmern. Ein knallhartes Problem, das vor allem Normal- und Geringverdiener trifft. Die Inflation fragt nicht danach, ob jemand gern lieber eine Frau sein, seinen Teddybären heiraten oder als divers anerkannt werden möchte, sie fragt auch nicht nach Hautfarbe oder Religion, sie reißt ganz gleichberechtigt allen ein Loch ins Portemonnaie. 

Es gibt also nichts, wofür sich der Zeichner schämen müsste. Er hat lediglich darauf hingewiesen, dass im Rummel um Diversität oft das ganz Alltägliche unter die politischen Räder kommt. Ich weiß nicht, ob ich es gewagt hätte, an seiner Stelle eine saftige Entgegnung rauszuhauen - der Mann ist wahrscheinlich auf den Job angewiesen - aber wenn mir der Kragen geplatzt wäre, hätte es wohl so geklungen: "Jetzt passt mal auf, ihr Luschen: Es gibt Leute in Deutschland, die haben echte Probleme, etwa weil am Ende des Geldes noch so viel Monat übrig ist. Vielleicht wissen sie nicht, wie sie sich ihre Miete noch weiter leisten können, obwohl sie die ganze Woche dafür schuften. Also geht ins Nagelstudio und heult leise!" 

Das wird der Mann natürlich nicht tun, denn heute wird sich kaum noch eine Redaktion solidarisch mit ihm erklären, weil die Kollegen wahrscheinlich selbst Angst um ihre Arbeitsplätze haben, sollten aufgrund der Karikatur erste Boykott-Aufrufe gegen die Zeitung erscheinen. Dabei wäre es nötiger denn je, eine deutliche Ansage in Richtung der Gender-Ideologen zu machen: Werdet erwachsen und lernt, wie man debattiert! 

Denn es hat sich längst etabliert, den Gegner einfach durch Lautstärke zu überrollen. Dabei verhält es sich wie mit einem Kollegen, dem man ständig erlaubt, seine cholerischen Anfälle bei einem auszutoben. Irgendwann betrachtet er das als selbstverständlich, und es wird schwierig, jetzt noch Boden zurückzugewinnen. Genauso ist es mit diesen Aktivisten: Sie bekommen kaum Gegenwind - zumindest nicht von der Mehrheit - und müssen einfach nur ein paar lautstarke Freunde zusammentrommeln, um zu erreichen, was sie wollen. Mag die Kritik an ihnen noch so harmlos und berechtigt sein - in diesem Fall ging es nur darum, aufzuzeigen, dass die Not an anderer Stelle groß ist - sie wird mit der Dampfwalze niedergemacht. 

Wahrscheinlich können viele Bürger den Hype um die kunterbunte Gendertruppe nicht mehr nachvollziehen. Der gestandene Niederrheiner würde ihnen dringend raten, ihm mit dem "Driss" nicht auf die Pelle zu rücken: "Macht, was ihr wollt, aber lasst mich in Ruhe damit! Leben und leben lassen!" Aber je offenkundiger es wird, welcher unwissenschaftlicher Unfug hinter der Ideologie von den unzähligen Geschlechtern steckt, desto rabiater wird sie verteidigt. Es geht längst nicht mehr um Akzeptanz, sondern um eine allein seligmachende Wahrheit. 

Nachdem selbst die Religionen diesen Status eingebüßt haben - außer einer, die ebenso rabiates Marketing betreibt wie die Gender-Community - musste wohl etwas her, was diese Lücke füllt. Das kann im Grunde jede totalitär geprägte Ideologie sein, aber diese ist so gefährlich, weil sie sich unter dem Deckmantel der Toleranz tarnt, aber in Wirklichkeit jeden "Andersgläubigen" zum Schweigen bringt. Allerdings kann ich auch morgen behaupten, die Schwerkraft gelte nicht für mich, das ändert nichts daran, dass sie dennoch existiert. So lange es mir nicht gelingt zu schweben, werde ich wohl damit leben müssen, dass andere Menschen mir sagen, dass ich Unfug rede.


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