von Mirjam Lübke...
Bin ich da vielleicht über eine Meldung aus dem letzten Jahr gestolpert? Jedenfalls erinnert sie stark an die Unheilsprophezeiungen, die immer dann in Umlauf kommen, wenn Corona-Maßnahmen ausnahmsweise ein wenig gelockert werden. Man kann in diesem Fall schon einmal den Countdown bis zur Vermeldung der neuesten, noch furchtbareren Variante des Virus anlaufen lassen - meist hat man noch nicht einmal die Zeit, auf Null herunterzuzählen. Als im letzten Jahr die Omikron-Mutante auftauchte, lief es ähnlich, die Apokalypse wurde mit Donnerhall eingeläutet. Man reagierte von europäischer Seite außerordentlich verschnupft, als die südafrikanische Entdeckerin des kleinen Fieslings verlautbaren ließ, dass dieser auch ohne Krankenhauseinweisung gut in den Griff zu bekommen ist. Wie unverantwortlich von ihr, das auch noch zu verraten!
Das Scheitern der allgemeinen Impfpflicht am Widerstand der Opposition und einiger Rebellen in den eigenen Reihen - Tessa Ganserer ist damit zur Kultfigur avanciert - muss ein harter Schlag für die Freunde des Corona-Zwangsimperiums gewesen sein. Doch diese Damen und Herren sind zäh, sie halten an dem Virus fest wie ein Hund an seinem Knochen. Noch leckt man sich die Wunden, aber das heißt zugleich, neue Kräfte zu sammeln. Während der Ukraine-Konflikt den Bundestag in Atem hält, reifen in den Ausschüssen wahrscheinlich schon neue Gesetzesentwürfe heran. Sollte es uns trotz Anton Hofreiter gelingen, nicht von Putin atomisiert zu werden, wird es alsbald zu einem neuen Anlauf kommen.
Falls jedoch in Deutschland endlich wieder Vernunft einkehrt - zumindest in Bezug auf Corona - werden manche Bürger - vor allem Medienschaffende - schwere Entzugserscheinungen bekommen. Es hat sich in ihren Kreisen bereits eine eigene Fachsprache herausgebildet, die für Außenstehende nur schwer zu verstehen ist. Ähnlich klingt es, wenn ein Zahnarzt der Assistentin mit komischen Zahlen- und Buchstabenkombinationen den Zustand eines Gebisses erklärt: Da erkennt man nur am Besorgnisgrad der Arztstimme, ob der Backenzahn noch zu retten ist, oder das schwarze Loch schon so groß ist, dass es Praxis und Personal in sich aufzusaugen droht. Indem unser Social-Media-Corona-Werbeteam solche Geheimcodes übernimmt, klingt es enorm wichtig. Die Nerds verstehen sich untereinander und spielen Corona-Quartett: "Meine Variante ist viel gefährlicher als deine, dafür gibt es mindestens drei Monate Lockdown und doppelte Maskenpflicht! Ich habe bei den Chinesen schon mal ein Angebot für 5000 Roboterhunde eingeholt, damit kriegen wir auch XD23a in den Griff, das jetzt in Grönland aufgetaucht ist!" Treffer, versenkt!
Was ist nur aus den Jungs geworden, die Astronaut oder Feuerwehrmann werden wollten? Schinden sie heute mit ihren Kenntnissen über Spikeproteine und genetische Varianten Eindruck bei jungen Corona-Panikerinnen? Als die Medien gestern verkündeten, es habe Entführungspläne für Karl Lauterbach gegeben, stand natürlich sofort fest, das die Querdenker dahinterstecken müssten - eine willkommene Gelegenheit für Nancy Faeser, einmal wieder zum Kampf gegen Rechts im Allgemeinen und den Nachrichtendienst Telegram im Besonderen aufzurufen. Was aber wäre, wenn in Wahrheit unsere Corona-Nerds diese Pläne für sich geschmiedet hätten?
Nicht etwa aus finanziellen Gründen ("Wenn ihr nicht zahlt, lassen wir ihn wieder frei!"), sondern um das ultimative Sammlerstück zu besitzen. Ein Lauterbach für sich allein, der daheim in ein Kämmerlein gesetzt wird und exklusive, auf die Wünsche des Entführers zugeschnittene Schreckensnachrichten erstellen muss. Wenn man nun noch ein paar Gleichgesinnte einlädt und eine Kamera-Attrappe aufbaut um eine Talkshow zu simulieren, merkt Lauterbach vielleicht noch nicht einmal etwas von seiner Entführung. Glücklich gibt er weiterhin seine Prognosen ab, während ihm die Haare langsam über die Schultern wachsen. Karl fühlt sich verstanden und die Entführer halten eine einzigartige Beute in Händen. Eine klassische Win-Win-Situation, und wenn Karl Lauterbach sich dann doch irgendwann einsam fühlt, entführt man einfach noch Christian Drosten dazu.
Aber mal im Ernst: Es wird Zeit, sich Gedanken über Therapiemöglichkeiten zu machen. So eine Zwangs- und Angststörung quält natürlich vorrangig den Betroffenen, aber seine Umgebung wird unweigerlich in das Geschehen eingebunden. Es gibt auch stille Zwangserkrankte, die nach außen hin vielleicht ein wenig verschroben wirken, aber andere Menschen in Ruhe lassen. Wenn man weiß, warum sie zum Beispiel niemandem die Hand geben, kann man das irgendwann respektieren.
Andere hingegen halten ihre Mitmenschen ordentlich auf Trab, so wie Jack Nicholson in der Komödie "Besser geht's nicht". Er treibt seine Nachbarn mit seiner Pedanterie in den Wahnsinn, bringt sich ins Restaurant eigenes Besteck mit und will sich nur von einer bestimmten Kellnerin bedienen lassen, die er zudem noch ruppig behandelt. Im Moment laufen in Deutschland eine Menge dieser Menschen herum. Im Grunde sind sie arm dran, weil ihnen jede Lebensfreude abgeht. Dennoch will sich bei mir kein Mitgefühl einstellen, weil sie uns ständig zwingen wollen, auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Und diese jetzt sogar in Gesetze zu gießen planen. Es wird Zeit, dass sie wieder in der Normalität ankommen.
Vielleicht hilft die klassische Konfrontationstherapie, bei der Ängste und Zwänge schrittweise durch Gewöhnung abgebaut werden. Wenn es unser Paniker schafft, fünf Minuten ohne Maske vor die Tür zu gehen, dann kraulen wir ihm die Ohren und geben ihm ein Leckerli. Vielleicht hilft es ja.
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