Montag, 18. April 2022

Hilfe, mein Haus ist voller Nazis...

von Mirjam Lübke...

Ab fünf Uhr fünfundvierzig wird zurückgeklingelt! Zugegeben, dieses Reihenhaus in Swansea wirkt nicht gerade einladend - zudem, so haben Anwohner festgestellt, soll es aussehen wie der Kopf von Adolf Hitler. Und wer möchte schon in dessen Kopf wohnen? Vielleicht ist das ansteckend, und man beginnt für jeden in der Waschmaschine verschwundenen Socken die jüdische Weltverschwörung verantwortlich zu machen.


Allerdings verbreitet sich gerade in linken Kreisen die Legende, dass Einfamilienhäuser ohnehin eine Ausgeburt der Nazihölle sind. Das ist nun keine echte Überraschung, denn alles, was nicht in den politisch korrekten Zeitgeist passt, wird irgendwann hitleresk. Auch Nazis mussten irgendwo wohnen, es ist also nicht schwer, hier einen Zusammenhang zu konstruieren. Allerdings könnte man auf die gleiche Weise auch Messer und Gabel, Toilettenpapier oder die Glühbirne in Misskredit bringen. 

Historisch gesehen wird uns hier einmal wieder ein dicker brauner Bär aufgebunden. Die Siedlung, in der ich aufwuchs, bestand aus kleinen Häusern, die zwar tatsächlich erst 1933 fertig gestellt wurden. Geplant wurden sie allerdings lange vorher von der Regierung Brüning als Sozialprojekt: Arbeiter sollten neben Wohnraum auch einen kleinen Garten bekommen, aus dem sie sich mit Gemüse versorgen konnten. Im Anbau - der mittlerweile von vielen als Wohnraum ausgebaut wurde - konnten Ziegen oder Kaninchen gehalten werden. Die Nazis schrieben sich solche Projekte, genau wie die Autobahnen, zwar gern auf die Hakenkreuzfahne, aber wie jedem totalitären Regime war es ihnen lieber, wenn die Bürger hübsch nah beieinander wohnten um sich gegenseitig zu kontrollieren. Im eigenen Haus lässt es sich freier reden als in einer Mietwohnung mit dünnen Wänden. Was man von Privatsphäre auch nur im Urlaub hielt, zeigt das KDF-Monstrum Prora auf Rügen: Menschen dicht an dicht. Nazis und Familienidyll? Vielleicht in der Führungsriege, aber im Volk bitte nicht. 

Auch unsere links-grünen Ideologen haben bekanntlich ein Faible für die Einmischung ins Intimste, das streng durchreguliert werden soll. Zudem hat man mit der Parole "Wir haben Platz!" offensichtlich den Mund zu voll genommen. Das mag vielleicht in ländlichen Regionen der Fall sein, aber dorthin zieht es die großzügig eingeladenen Migranten nicht, sie wollen in die Städte, in die Viertel, in denen man ihre Sprache spricht. Dort zeigen sie der Öko-Diktatur den Mittelfinger und tun eigentlich all das, was Grünen verhasst ist: Fleisch essen, dicke Autos fahren und Frauenquoten ignorieren. Und nun wird es eng in der Stadt, bezahlbarer Wohnraum ist kaum noch zu bekommen. 

Allein schon deshalb ist es ziemlich dämlich, nun noch mehr Menschen in die Städte zu locken, nur damit sie mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren können. Wo soll man denn dort alle unterbringen? Gegen Wolkenkratzer haben die Feministinnen etwas einzuwenden, denn die sind so "phallisch". Aber da Ideologen nicht von einer Idee lassen können, legen sie, sobald ein Gegenargument auftaucht, gern noch eine Schippe auf: Singles soll nur noch eine begrenzte Wohnungsgröße zur Verfügung stehen. Einmal abgesehen davon, dass es den Staat rein gar nichts angeht, wie groß meine Wohnung ist - es sei denn, er muss die Miete zahlen, weil ich gerade Sozialleistungen erhalte - ist die Idee absolut lebensfremd: Gerade kleine Wohnungen sind schwer zu bekommen und dazu häufig auch noch unverhältnismäßig teuer. 

Hoffentlich erfahren die Linken nichts davon, sonst wäre der nächste Schritt wohl die zwangsweise Zusammenlegung in Wohngemeinschaften, wie sie behinderten Menschen jetzt schon aufgeschwatzt wird. Am besten noch mit ausgehängten Türen wie in den 68er-Kommunen, damit niemand heimlich einen Hamburger essen oder das Falsche lesen kann. Denn letztlich geht es bei diesen Plänen immer um die staatlich regulierte Einmischung in das Intimste. Das macht mich mittlerweile so wütend, dass ich gern schon aus Trotz das Gegenteil des Geforderten tun möchte. Obwohl ich nicht jeden Tag Fleisch brauche, bekomme ich bei moralgeschwängerten Verzichtsaufrufen Appetit auf ein gigantisches Brontosauriersteak vom Holzkohlegrill. Mit einem Berg Pommes aus gentechnischer Erzeugung. 

So eine Zwangs-WG wäre auch dazu geeignet, den gerade einmal wieder aufgewärmten Duschverzicht durchzusetzen: Nach zwei Minuten wird einem einfach der Hahn abgedreht, egal, ob man noch von einer Schaumwolke umhüllt ist - ja, ich mag auch normales Duschgel, das weitaus ansprechender duftet als Kernseife. Höchstens vier Mal in der Woche soll man noch unter der Brause stehen - das kann sich nur jemand ausgedacht haben, der nicht körperlich arbeitet oder eben nicht in einer WG leben muss. Auch füllige Menschen wie Ricarda Lang und ich haben ein erhöhtes Duschbedürfnis, da sich sonst zwischen unseren Röllchen ein Biotop für allerlei hygienisch Bedenkliches entwickelt. Das wurde mal in einer Folge der Serie "Bones" ausführlich beschrieben - ohne Rücksicht auf zarte Gemüter.

Man könnte einwenden, dass den Menschen früher keine Duschen zur Verfügung standen, aber das wäre auch ein Argument gegen Antibiotika und die Kanalisation - die Räder der Zivilisation drehen sich nun einmal weiter. Kein Wunder, dass man in linken Kreisen weiter auf der Maskenpflicht besteht, wenn wir bald alle so angenehm duften wie ein Biber, der sich in Surströmming gewälzt hat. 

Zu Beginn wurden die "Ökofreaks" in Jesuslatschen und Schurwollsocken noch belächelt, aber sie haben sich langsam und beharrlich ihren Weg in den Mainstream gebahnt. Die Ur-Ökos hatten aber auch "skin in the game", bewirtschafteten Land und hielten sich friedlich in ihren Feuchtbiotopen auf. Hin und wieder einem zu begegnen, konnte zwar eine Mischung aus Gereiztheit und Amüsement hervorrufen, aber man fühlte sich nicht bedroht. Wer weiß? Vielleicht war das Tarnung: Während manche Tiere Gefährlichkeit vortäuschen, um nicht aufgefressen zu werden, haben unsere Ökos den umgekehrten Weg eingeschlagen - durch ein harmloses Image zur Weltherrschaft! Niemand von uns möchte auf einem ruinierten Planeten leben - aber ebensowenig macht es Sinn, die Lösung für unsere Probleme einer Gruppe zu überlassen, die sie mit unflexiblem Tunnelblick angeht. Und uns bis in die Kochtöpfe schaut. Ökofaschismus ist das Letzte, was wir brauchen.


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