Sonntag, 11. Oktober 2015

Da haben wir aber nochmal Glück gehabt...

von Thomas Heck...


Es hätte so schön werden sollen. Angela Merkel hatte alles getan, um weltweit als die gute Deutsche dazustehen, um mit einem Schlag alles hinwegzufegen, was in der deutschen Historie dunkle Schatten verursachte. Schuld an den beiden Weltkriegen, der Holocaust, der Abgas-Skandal... der Friedensnobelpreis für die Kanzlerin sollte es richten. Für uns. Alles andere war nebensächlich, die Politik einzig auf dieses wichtige Ziel ausgerichtet: Die Rettung Griechenlands, Ausstieg aus der Kernenergie und jetzt die Flüchtlinge.




Da hatte sich unsere Kanzlerin extra im Stile von Günter Schabowsi verplappert, als sie die syrischen Kriegsflüchtlinge nach Europa einlud, hatte alles perfekt vorbereitet, Willkommensschilder an das getreue Volk verteilen lassen, so wie sie es in der SED-Kaderschmiede als Agitatorin gelernt hatte, die Regierung auf Einheitskurs gebracht, Kritiker, so überhaupt noch vorhanden, entmachtet. In der Flüchtlingsfrage gelang ihr sogar das Novum, dass querbeet über alle Parteigrenzen hinweg ein Konsens erzielt wurde, dass der Flüchtlingsstrom nicht zum Erliegen gebracht werden darf, der Zuzug nicht durch lästige Grenzkontrollen gestoppt werden soll, damit das große Ziel erreicht wird: Der Friedensnobelpreis für Angela Merkel, für uns alle. Wir sind nicht mehr nur ein Volk, wir sind nicht mehr Papst, wir sind Friedensnobelpreis. Vergessen unsere dunkle Vergangenheit. Auf zum Licht... 

Doch es kam alles anders. Der Friedensnobelpreis 2015 geht an das tunesische Quartett für den nationalen Dialog. Als ausgezeichnete Entscheidung bezeichnete die Regierung von Kanzlerin Angela Merkel die Wahl des Komitees. "Die Bundesregierung gratuliert den Mitgliedern des nationalen tunesischen Dialogquartetts herzlich", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert mit aufgesetzter Freundlichkeit. "Es ist der verdiente Lohn für eine Arbeit an der Demokratie, für ein Festhalten an der Idee, dass ein Volk, das eine Diktatur abgeschüttelt hat, etwas besseres verdient als eine neue Diktatur." Viel hat Deutschland dazu aber auch nicht beigetragen. 

Auf die Frage, ob Merkel erleichtert sei, dass sie entgegen mancher Spekulationen den Preis nicht bekommen hat, sagte Seibert süffisant: "Sie hören Freude über eine sehr gute Entscheidung und großen Respekt vor der Preisträgern." Die Spekulationen seien im übrigen ausschließlich von den Medien betrieben worden und nicht von der Bundesregierung. Aha. 

Die 850.000 Euro Dotierung landen nun nicht auf dem Konto der Kanzlerin, die sich dafür ein paar andersfarbige Blazer hätte leisten können, den Rest aber in Till Schweigens Flüchtlingshilfsprojekt investiert hätte. Und wir Deutsche müssen auf die nächste Chance warten, uns vor der Welt und der Geschichte zu rehabilitieren. Bis dahin werden noch viele Flüchtlinge in unser Land einwandern, ohne Begrenzung, ohne Kontrolle, kein Ende in Sicht.

Ein Gutes gibt es aber doch. Mit dem Friedensnobelpreis wären wir Angela Merkel nie wieder losgeworden, die hätten sie dann auf der Bahre aus dem Bundeskanzleramt tragen müssen, die Hände zur Raute auf dem Bauch geformt, ein letztes Zeichen. Jetzt gibt es wieder eine Chance auf eine Alternative zur Alternativlosigkeit. Da haben wir aber noch Glück gehabt.


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