Montag, 8. April 2019

Merkel im Bett mit Obama...

von Thomas Heck....

Während die deutsche Regierung nichts unversucht lässt, dem amtierenden Präsidenten Trump an den Karren zu fahren, setzt sie Akzente im Umgang mit einem ehemaligen Präsidenten, dessen Bedeutung bestenfalls in hochbezahlten Reden besteht. Ein politische Bedeutung besteht nicht mehr mehr. Was bleibt sind merkwürdige Bilder. Deutliche Worte auch von der BILD-Zeitung.



Ein US-Präsident verkündet offen die Abkehr von Europa, fordert von Deutschland, mehr Geld in Verteidigung zu investieren und seinen Nato-Verpflichtungen nachzukommen. Ein US-Präsident, der Amerikas Interessen verfolgt und seine Geheimdienste gegen die deutsche Wirtschaft einsetzt. Sein Name: Barack Obama.


Bundeskanzlerin Angela Merkel hat Obama am Freitagnachmittag im Kanzleramt empfangen. Man könnte das einen schweren Fehler nennen, aber Fehler geschehen ohne Absicht. 


Was die Kanzlerin da getan hat, wiegt schwerer: Ihr Kalkül war es, den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump vor den Kopf zu stoßen. 


Dafür empfing sie ausgerechnet den Mann, der ihr Handy abhören ließ und gegenüber Deutschland und Europa obendrein viele Positionen vertrat, die deckungsgleich sind mit dem, was Präsident Trump sagt.


Hinzu kommt: Es war Obama, der durch sein historisch falsches Nicht-Eingreifen in Syrien Europa und Deutschland die Flüchtlingskrise (mit-)bescherte. Es war Obama, der tatenlos zusah, als Putin sich mit der Krim militärisch einen Teil von Europa griff.


Obama hat sich von Europa abgewendet und Europa massiv geschadet. Ihn jetzt als Maskottchen der guten alten Zeit einzuladen, in der außer Obamas schönen Worten nichts wirklich gut war, und unseren wichtigsten Verbündeten damit vor den Kopf zu stoßen, ist unverantwortlich. 


Für ein bisschen irreführende Nostalgie nimmt Kanzlerin Merkel weiteren Schaden im überragend wichtigen deutsch-amerikanischen Verhältnis in Kauf.

Doch auch der gemeine Deutsche hat einen Narren an dem ersten schwarzen US-Präsidenten gefressen. Wen interessiert da noch, dass er Merkel abhören ließ, dass er Drohnenkriege initiierte, seine Unfähigkeit im Bürgerkrieg in Syren, wo er rote Linien zog, ohne dass diese jemals Beachtung fanden. Ein Dummschwätzer, der wenig auf die Reihe bekam. Doch in Deutschland ist der äußerst beliebt.


Der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika beginnt auf Deutsch: "Guten Tag, Berlin!", ruft er in die Menge in der European School of Management and Technology am Berliner Schlossplatz. Zahlreiche junge Menschen sind zu der Veranstaltung ‚Young Leaders' (Junge Führungskräfte) in der Privathochschule im ehemaligen DDR-Staatsratsgebäude erschienen. Sie alle wollen dem einstmals mächtigsten Mann der Welt bei seiner Rede zuhören.

Obama, der sich gewohnt locker und nahbar zeigt, begeistert seine Zuhörer mit einer Mischung aus Fragerunde und Motivations-Coaching. Er fordert die jungen Menschen zu mehr Engagement in dieser Welt auf und macht ihnen klar, dass die Verantwortung für eine bessere Zukunft bei ihnen liege. "Ihr könnt die Welt verändern! Ihr lasst euren Großvater oder eure Großmutter ja auch nicht entscheiden, welche Kleidung ihr tragt oder welche Musik ihr hören wollt. Warum lasst ihr sie dann bestimmen, in welcher Welt ihr leben sollt?", fragt Obama die rund 300 jungen Europäer während seiner Rede.

90 Minuten lang hört er sich geduldig jede Frage seines Publikums an und dieses scheint begeistert zu sein. Auch über Zukunftsfragen spricht Obama mit viel Nachdruck. Es geht um den Einfluss der sozialen Medien, um Klimafragen, Zuwanderung und extreme politische Strömungen. Er lobt Europa für einen besonders hohen Lebensstandard, gute Bildung und Demokratie. Zahlreiche Fotos und Filme werden gemacht, immer wieder Smartphones in die Höhe gehalten. Viele Besucher sind begeistert und bringen das auch in ihren Fragen zum Ausdruck. Obwohl Obama schon lange nicht mehr in seinem politischen Amt ist, scheint er für viele immer noch eine große Inspiration zu sein.

Unter den Zuhörern bei Obamas Talk sind auch einige deutsche Politiker. Die bayerische Chefin der Grünen meldet sich zu Wort und erzählt nervös, dass sie früher für seinen Wahlkampf in Michigan in Amerika gearbeitet habe. Obama ist begeistert und bedankt sich mit einem 'Fist bump', einem freundschaftlichen Handschlag, den er schon zu Zeiten seiner Präsidentschaft gerne als Begrüßung verteilt hat.

In den politisch unsicheren Zeiten scheinen sich viele von seinen Zuhörern eine erneute Präsidentsschaftskandidatur von Obama zu wünschen. Der umgeht die Frage gekonnt und scherzt, seine Frau Michelle würde ihn dann wohl verlassen, wenn er noch einmal antreten würde. Zum Abschied ruft er erneut: "Ihr könnt die Welt verändern!" und sein Publikum scheint das verstanden zu haben.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen