Freitag, 12. April 2019

Kleines Volk, große Träume... der Neid auf Israel...

von Thomas Heck...

Die technische und wissenschaftliche Anerkennung ist Israel in Fachkreisen für das jüngste Raumfahrtprojekt trotzs des Scheiterns in der Schlussphase gewiß. In arabischen Ländern, wie denen im Nahen Osten, der Palästinensischen Autonomiebehörde und Deutschland, ist ob des Scheiterns die Häme groß. Noch deutlicher hätte man den technologischen Vorsprung Israels wahrlich nicht ausdrücken können. Eine Landung wäre eine weitere Nakba, eine weitere Katastrophe gewesen.


Das Scheitern der Landung löst in den Sozialen Medien auf der Seite des Tagesschau eine gewisse Häme aus, es tobt sich aktuell der antisemitische und arabische Pöbel ungeahndet aus. Israel ist wohl das einzige Land, wo das Social-Media-Team bei einer Raumfahrtmission auf die Nettiquette hinweisen muss. Da wurde dann schnell von "Besetzung des Mondes" gefaselt. Eine Userin schrieb: "Die können keinen Frieden und können auch nicht auf den Mond landen. Erleichterung auch bei Dauer-Twitterin Sasan Chebli. Man mag sich gar nicht ausmalen, was sie getwittert hätte, wäre die Landung geglückt. Der Neid trieft der Sawsan nämlich aus allen Poren...



Nach acht Jahren Tüftelei und acht Wochen im All schien der große Augenblick gekommen. Doch Israel ist bei seinem Versuch einer Mondlandung gescheitert. Dennoch werten viele selbst diesen Fehlschlag als enorme Leistung und als Fortschritt für die Raumfahrt.

Alles schien glatt zu gehen. Ein begeistertes Klatschen ging durch die Menge geladener Gäste im Auditorium neben dem Kontrollraum in der Stadt Yahud unweit von Tel Aviv. Israels erste Raumsonde „Beresheet“ (Genesis) hatte ein Selfie-Bild vom beginnenden Landungsmanöver auf dem Mond zur Erde gesendet: „Kleines Volk, große Träume“, war da auf einer israelischen Flagge zu sehen, die jetzt nur noch 15 Kilometer von der Mondoberfläche entfernt war und sich dem Himmelskörper mit einer Geschwindigkeit von knapp 1600 Metern pro Sekunde näherte.

Nach acht Jahren Tüftelei und acht Wochen im All, in denen „Beresheet“ rund 6,5 Millionen Kilometer hinter sich gebracht hatte, schien der große Augenblick gekommen: Das kleine Israel würde nach Russland, den USA und China zur vierten Nation werden, die auf dem Mond landet. Im ganzen Land saßen Menschen gebannt vor ihren Fernsehern oder hielten in Livescreenings in Kneipen, Hotels und in der Residenz des Staatspräsidenten gespannt den Atem an.

In einem Land, in dem Debatten zum Alltag gehören und dessen Gesellschaft sich gerade erst von einem polarisierendem Wahlkampf erholt, diente das einzigartige Weltraumprojekt als Symbol nationalen Stolzes und grenzüberschreitender Einigkeit. Es begann als Idee dreier junger Israelis, die am Google-LunarX-Challenge teilnehmen wollten. Der Wettbewerb versprach jeder Nichtregierungsorganisation, die als erste mit einem Raumfahrzeug auf dem Mond landet und dort 500 Meter zurücklegt, einen Preis von 20 Millionen US-Dollar. Der Wettbewerb endete 2018 ohne Sieger.

Doch das israelische Team setzte seine Anstrengungen fort. Mithilfe privater Spenden und des israelischen Ministeriums für Wissenschaft, Technologie und Weltraum gelang es SpaceIL, eine Raumsonde zu bauen und sie zum Mond zu schicken. Damit brachen die israelischen Ingenieure mehrere Rekorde und könnten zugleich ein neues Raumfahrtzeitalter eingeläutet haben.

Bislang waren Mondmissionen Staatsangelegenheiten. Niemand anders verfügte über die enormen Ressourcen, die notwendig waren, um eine Raumsonde zum nächsten Nachbarn der Erde zu schicken. Mondmissionen verschlangen bislang weit mehr als eine Milliarde US-Dollar. Den Israelis gelang das nun mit weitaus bescheideneren Mitteln: Ihr Projekt kostete nur rund 100 Millionen US-Dollar. Das könnte es für große Konzerne oder Forschungseinrichtungen in Zukunft erschwinglich machen, sich an privaten Mondmissionen zu beteiligen. Die würden Platz auf ihren Raumsonden an Interessenten verkaufen, entweder um dort wissenschaftliche Instrumente oder Kommunikationstechnologie unterzubringen. Unternehmen könnten auf dem Mond seltene Legierungen herstellen, Experimente betreiben oder Raketen für andere Weltraummissionen betanken.

Möglich wird dies durch die äußerst sparsame Bauweise der Israelis. Die rund anderthalb Meter hohe und zwei Meter breite „Beresheet“ wog nur rund 600 Kilogramm, sehr wenig im Vergleich zu anderen Raumgefährten. Sie sollte auf dem Mond nur zwei Tage lang funktionieren, und dort Messungen des Magnetfeldes vornehmen. Um Gewicht und Kosten zu sparen, bauten die Israelis keine Reservesysteme ein. Doch das könnte ihnen diesmal zum Verhängnis geworden sein.

„IMU2 ist nicht okay“

Denn kurz vor der Landung ging plötzlich alles schief. „IMU2 ist nicht okay“, meldete ein Ingenieur um 22.20 Uhr. „Das ist ein Sensor, der uns sagt, in welcher Position sich die Raumsonde befindet“, erklärte einer der Leiter des israelischen Raumfahrtzentrums.

Kurz darauf brach der Kontakt zu „Beresheet“ ab. Kaum 90 Sekunden später kam die nächste Schreckensmeldung aus dem Kontrollraum. Jäh erstarrte das Lächeln auf dem Gesicht Dutzender Ingenieure vor den Bildschirmen: „Wir haben ein Problem mit dem Hauptantrieb.“ 

Ohne diesen würde aus der Landung ein Fiasko werden. 30 Sekunden später keimte noch einmal kurz Hoffnung auf: „Wir setzen das System zurück. Hauptantrieb funktioniert wieder, aber wir haben viel Höhe verloren. Unsere Situation ist unklar.“ Ein Raunen ging durchs Publikum, ein paar Hoffnungsvolle begannen zu klatschen. Doch der Raumfahrtingenieur im Kontrollraum würgte den Applaus ab: „Ich fürchte, wir sind nicht so gelandet, wie wir wollten. Wir haben den Kontakt zu ‚Beresheet‘ endgültig verloren.“

„Wir haben sehr viel getan, auf das wir stolz sein können“

Nun war klar: „Beresheet“ war auf dem Mond zerschellt. So richtig traurig war dennoch niemand. „Es ist eine bittersüße Enttäuschung“, sagte Kfir Damari, einer der Gründer des SpaceIL Projekts. „Wir haben unglaublich viel erreicht.“ Schließlich sei man auf dem Mond gelandet, nur halt nicht so wie gewünscht.

Morris Kahn, der 89 Jahre alte Multimilliardär, der das Projekt mit 40 Millionen US-Dollar unterstützt hat, ließ sich keine Enttäuschung anmerken: „Es tut mir keinen Augenblick leid, dass ich hier mitgemacht habe. Wir haben sehr viel getan, auf das wir stolz sein können.“

Damit könnte er den „Apollo-Effekt“ gemeint haben: Genau wie Zehntausende amerikanische Jugendliche nach der Landung der Apollo 11 von Wissenschaft und Raumtechnik begeistert waren, Ingenieure wurden und den technologischen Vorsprung der USA sicherten, hat auch „Beresheet“ in Israel Tausende Kinder und Jugendliche begeistert. Daran dürfte selbst die Bruchlandung nicht viel ändern.

Immerhin ist das kleine Israel jetzt die siebte Nation auf der Welt, die den Mond umkreiste, und nach Russland, den USA und China das vierte Land, das Schrott auf dem Himmelskörper hinterließ. Nur wenige Minuten nachdem die Ingenieure den Kontrollraum geräumt hatten, begann man in Tel Aviv zu feiern. Und im Vorort Yahud verkündete man, dass jemand bereits eine Million US-Dollar für die nächste Raumsonde gespendet habe. Genesis sei schließlich nur das erste von fünf Büchern Mose. „Genesis II“ soll schon in wenigen Jahren auf dem Mond aufsetzen, nur halt ein wenig sanfter.




1 Kommentar:

  1. Meinen Beobachtungen nach war das für die deutsche Journaille und die GEZ-Medien ein Nicht-Ereignis. Wovon auszugehen war.

    AntwortenLöschen