von Dr. Eran Yardeni...
Wenn der Name Eva B. Ihnen gar nichts sagt, ist es überhaupt nicht so schlimm. Sie leben nicht alleine in Ihrer Ignoranz, denn ich habe selbst nicht die leiseste Ahnung, wer diese Frau ist, wo sie wohnt und wie ihr Hund heißt. Ich weiß nur, dass sie ein Kind hat, einen elfjährigen Jungen und dass sie sich Sorgen macht. Viele Sorgen. Zum Beispiel, dass ihr Sohn eines Tages Bordellbesucher oder Pornogucker wird.
Um solche akuten Gefahren schon im Keim zu ersticken, ehe sie sich zu fünfdimensionalen monströsen Mutationen entwickeln und von Berlin in Richtung Moskau durch Marzahn marschieren, will Eva B. ihren Sohn „kindgerecht und überzeugend“ in das feministische Gedankengut einweihen. Deswegen hat sie sich an Alice Schwarzer gewendet.
Richtig gemacht, denn in dem Lager der Hohepriesterin wartet auf jede Frage eine Antwort. Und in diesem Fall heißt das Zauberwort „gegenhalten“. Falls Sie davon noch nichts gehört haben, hier ist eine kurze Schilderung: „Gegenhalten“ bedeutet, dass man die Idee des Feminismus nicht nur verbal vermitteln, sondern vor allem vorleben muss. „Gegenhalten“ ist mit anderen Worten der Immunstoff gegen den diskriminierenden Unsinn des Alltags.
Und so beliefert die Hohepriesterin Schwarzer die Leserin Eva B. mit einem konkreten Beispiel aus dem deutschen Alltag – versandkostenfrei:
„Eine Freundin von mir, die als alleinerziehende Mutter sehr eng mit ihrem Sohn verbunden war, hat mal Folgendes gemacht. Als der etwa Zehnjährige aus der Schule kam und verkündete: Jungs können viel schneller laufen als Mädchen! ist sie mit ihm auf den Hof gegangen. Da hat sie ein Wettrennen mit ihrem Sohn gemacht – und klar gewonnen. Das war’s“.
Das ist kein Beispiel, sondern eher ein Symptom. Und was genau die Leserin Eva B. mit dieser Einladung zu organisierter Verdummung von ahnungslosen Kindern gemacht hat, überlasse ich Ihrer Vorstellungskraft. Ob man mit solchen krummen Patenten der Menschheit den Porno abgewöhnen kann, daran habe ich meine Zweifel.
Vergessen Sie aber Eva B. Sie ist schließlich nicht so interessant wie Lisa. Die Letztere ist 25 Jahre alt, hat keine Kinder, dafür aber ein Problem. Die junge Studentin ist irritiert: in ihrer 8er Frauen-WG, sollte ein Mann nackt putzen, weil er eine Wette verloren hatte, und so seine Schulden einlösen musste. Die ganze Aktion empfand sie als demütigend und respektlos, natürlich dem Mann gegenüber. Hingegen konnten ihre Mitbewohnerinnen nicht nachvollziehen, warum eine solche, ohne Zweifel freiwillige, Aktion die arme Lisa verunsichert. „Was meinst du dazu“, wendet sie sich an Schwarzer „ist das ein Fall von Sexismus - oder bin ich einfach nur verklemmt?“
Alice Schwarzers Antwort finden Sie hier. Genau wie ihre Antwort auf die Frage von Sofia, die sich noch nicht im Klaren darüber ist, ob sie mit bloßem Busen sonnen kann (hier), oder ihre Antwort auf die Frage von Martina, ob sie Reizwäsche tragen kann (hier).
Wenn wir solche Probleme haben, haben wir keine.
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