Sonntag, 16. März 2025

Angriff auf die Huthi – und was noch dahintersteckt

Bild

Als ich heute die Nachrichten überflogen habe, las ich von der Spezialoperation, die die USA in der vergangenen Nacht im Jemen durchgeführt haben. „USA greifen Huthi-Stellungen im Jemen an“ (Tagesschau).
Soweit nicht überraschend. Auch Israel hat bereits die Huthi angegriffen. Also habe ich mich nochmal umgedreht.

Dann kam die Meldung, dass Russland eine sofortige Beendigung der Angriffe gefordert hat.
Das war allerdings sehr wohl überraschend. Warum hängt Russland sich am nächsten Morgen, nur wenige Stunden nach den Angriffen, da rein?
Dass der Iran sich äußert, der die Huthi offen unterstützt, war zu erwarten. Aber Russland?
Eine direkte Verbindung zwischen Huthi und Russland scheint es nicht zu geben. Auch die Wortwahl Haltung war überraschend. Ein „politischer Dialog“ aller (!) Seiten sei wichtig.

Einschlag eines Flugkörpers bei Sanaa im Jemen

Screenshot: Einschlag eines Flugkörpers bei Sanaa im Jemen

Also schaute ich auf X und sah dort ein Video von wenigen Sekunden, das den Abschuss von zwei Flugkörpern zeigt. Da wurde mir einiges klar. Ich bin ich sofort an den Rechner gegangen.

Die Huthi, der Iran und Russland

Bild

Foto: Eine abgefangene Huthi-Rakete wird aus dem Dach eines Privathauses in Israel geborgen. 04.01.2025

Die Huthi sind eine Miliz, die nach jahrelangem Bürgerkrieg etwa ein Drittel des Jemen beherrschen. (Titelbild: Sprecher Yahya Sarea auf einer Kundgebung in Sanaa, 10.01.2025)
Es handelt sich um einen Stellvertreterkrieg zwischen dem Iran und Saudi-Arabien, das die Regierung des Jemen stützt. Die Huthi Miliz unterstützt die Hamas, die Hisbollah und hat häufig Israel angegriffen. Mit iranischen Raketen.

Darüber hinaus hat sie hunderte zivile Schiffe angegriffen, die auf dem Weg zum Suezkanal, der das rote Meer mit dem Mittelmeer verbindet, passieren wollten. Laut Pentagon 174 Marineschiffe der USA und 145 Handelsschiffe. (Zitat Tagesschau)
Es ist die meistbefahrene Seeroute der Welt, alle Güter aus Ostasien kommen auf dem Weg nach Europa hier durch.

Auch die deutsche Fregatte Hessen war dort im Einsatz und hat Raketen der Huthi abgewehrt. Dies geschah im Rahmen der von der EU geführten Operation ASPIDES.

Die Huthi sollen dafür auch Daten russischer Aufklärungssatelliten genutzt haben. Es ist möglich, dass sie diese direkt erhalten haben. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass dies über den Umweg über den Iran passiert ist. Also: Russland gibt Daten an den Iran, die Revolutionsgarden geben diese Informationen an die Huthi, die greifen zivile Schiffe an.
So oder so wird Russland aber davon gewusst haben.

Daher war zu erwarten, dass der Iran sich äußert, aber dass Russland sich zurückhält. Was Russland eh immer dann tut, wenn es nicht imponieren kann. Wenn nicht, schweigt es.
Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi veröffentlichte auf X, dass die USA kein Recht hätten, die Außenpolitik des Irans zu „diktieren“. Nachdem Trump auf seinem „Truth Social“ gepoltert hatte, über die Huthi würde die Hölle ehreinbrechen und wenn der Iran die USA bedrohen würde, würde auch er zur Verantwortung gezogen.
Doch sogar der russische Außenminister Lawrow griff zum Telefon und rief seinen Amtskollegen Rubio in den USA an.

Der Angriff

Derzeit ist die Carrier Group der USS Harry S. Truman (CVN-75) im Roten Meer. Das ist ein Flugzeugträger, und solche Träger fahren immer in Gruppen. Mindestens begleitet von einem Zerstörer und einem U-Boot, üblicherweise ist auch ein Kreuzer dabei.

USS Harry S. Truman

Foto: USS Harry S. Truman

Dass Flugzeuge an einem solchen Einsatz beteiligt sind, ist zu erwarten.
Zu erwarten wäre auch gewesen, dass ein Zerstörer der Arleigh Burke Klasse sich beteiligt. Oder mehrere. Diese waren bereits mehrfach bei solchen Operationen eingesetzt.

Ein US-Schiff feuert einen Marschflugkörper ab.

Screenshot: Ein US-Schiff feuert einen Marschflugkörper ab.

Doch dann sah ich das kurze Video. (oben) Und das ist ein Kreuzer der Ticonderoga Klasse. Und damit wird die Sache eine Nummer größer.
Diese Dinger können auch Satelliten abschießen.

Soll ich’s nochmal sagen?

Ticonderoga Klasse beim Abschuss einer Rakete

Foto: Ticonderoga Klasse

Das erklärt das trotzige Verhalten des Irans und der Huthi. Die natürlich längst poltern, man werde sich nicht beugen und zurückschlagen.
Es erklärt aber auch die für russische Verhältnisse diplomatische Reaktion Lawrows. Denn was die USA hier gemacht haben, ist ein Show of Force, eine Machtdemonstration, die als solche als militärisches Mittel definiert ist.

Es geht nicht um irgendwelche Huthi „Stellungen“, wie die Tagesschau zunächst getitelt hat. Auch wenn – neben Wohnhäusern von Anführern – auch Radar- und Drohnen-Stellungen beschossen wurden. Hier geht es darum, dass die USA mit voller Wucht dazwischenhauen. Und ein sehr deutliches Zeichen an den Iran und Russland senden.
Diese Operation hat weltpolitische Bedeutung.
Daher muss man davon ausgehen, dass die Luftangriffe noch lange dauern. US-Medien zitieren Militärs mit „Tage oder Wochen“.

Bild

Karte: Der Flugzeugträger liegt aktuell im Norden des Roten Meeres, die Grafik zeigt den Angriffsweg.

Der Zeitpunkt ist indes naheliegend, wenn man sich die Relevanz klar macht.
Zum einen haben die Huthi die Angriffe auf Israel eingestellt, um die Verhandlungen mit der Hamas nicht zu gefährden. Diese geraten jedoch immer wieder ins Stocken und die Huthi haben angekündigt, wieder Schiffe zu beschießen.
Zum zweiten hat der Iran es abgelehnt, mit Trump über sein Atomprogramm zu verhandeln.

Daher rechne ich damit, dass die USA die Huthi so lange zu Klump schießen, bis mindestens diese beiden Parteien einlenken. Und das schmeckt Russland so gar nicht. Dagegen tun können sie aber nicht viel.
Und genau deshalb sagte Lawrow, man sollte einen Dialog „mit allen Parteien“ führen.


Erschienen auf steadyhq

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen