Freitag, 8. Oktober 2021

Die GSG 9 ist unterwegs...

von Mirjam Lübke...

Zu einem dramatischen, rechtsextremistischen Vorfall kam es heute in Brandenburg, noch rätseln die Behörden, wie es dem Täter gelungen ist, zwei Jahre lang nicht oder kaum in Erscheinung zu treten. Das Gebiet um die betroffene Selma-Lagerlöf-Grundschule ist von einer Hundertschaft der Polizei weitläufig abgeriegelt worden, um die Anwohner vor dem Gefährder zu schützen. Die Schulleiterin Anke M. macht sich schwerste Vorwürfe, wie sie einem Team des RBB unter Tränen erklärt: "Seit fünfzehn Jahren sind wir jetzt als Schule ohne Rassismus ausgezeichnet - und jetzt das! Dabei gelten die Eltern nach unserer Akte als haltungsmäßig gefestigt, sonst hätten wir Matthieu-Friedtjof doch gar nicht in unser Haus aufgenommen!" 



Die Eltern haben sich nach Bekanntwerden des Vorfalls ordnungsgemäß von ihrem Sohn distanziert und erwägen eine gesinnungspädagogische Beratungsstelle einzuschalten. "Von uns hat er das nicht!", erklärt Matthieu-Friedtjofs Vater, Abgeordneter für die Grünen im Stadtrat, empört. "Mit welchen Elementen der Junge hier in Kontakt gebracht wurde, wird noch zu ermitteln sein. Heute noch werde ich eine Untersuchungskommission auf höchster politischer Ebene anregen!" Die Mutter des Jungen - Inhaberin eines Bio-Ziegenkäseladens - schweigt gelähmt vor Entsetzen. 

Der Achtjährige wurde heute morgen im Erdkunde-Unterricht von seiner Klassenlehrerin dabei erwischt, sich mit einem Filzstift ein Hakenkreuz auf die Hand zu zeichnen. Nicht nur war es ein ökologisch bedenklicher Stift ohne Bio-Zertifikat, den der Junge sich irgendwo illegal beschafft hatte, auch die routinierte Ausführung löste tiefstes Entsetzen bei der Pädagogin aus. Sie verbrachte sofort alle anderen Schüler zur Dekontamination in ein leerstehendes Klassenzimmer in einem anderen Trakt des Gebäudes, alarmierte die "Sonderkommission rechte Schülergewalt" der örtlichen Polizei und sicherte das Beweismaterial mittels ihres Smartphones als hochauflösende Fotografie. "Zum Glück hatte ich bei einer Fortbildung gelernt, was im Notfall zu tun ist", berichtet die couragierte Lehrerin. "Auf keinen Fall durfte ich jetzt die Nerven verlieren."

Wir wollten wissen, ob sie den Jungen nach seiner Motivation und etwaigen Verstrickungen in rechte Netzwerke befragt habe. "Um Himmels Willen! Das wäre doch brandgefährlich!" Sie warte lieber auf den Verhandlungsspezialisten, den die Bundeswehr gerade einfliege. Dieser entsteigt in diesem Moment einem gerade gelandetem Hubschrauber. 

"Sind Sie sicher, dass Sie da allein reinwollen?", fragt ein Offizier besorgt. "Wir können Ihnen auch zwei Nahkampfexperten mitgeben!" "Dat fehlt noch!", winkt Kommissar Michael "Micky" Pawlowski ab, der schon in Duisburg-Marxloh gegen die Taliban gekämpft hat. "Hömma, seid ihr jetzt total bekloppt geworden? Dat is noch'n Blag!"

Eine Stunde Verhandlung hinter geschlossenen Türen folgt, während Lehrer, Einsatzkräfte und die Presse gespannt die Ergebnisse erwarten. Endlich ist es dann soweit, der erfahrene Polizist kommt mit einem schniefenden, verängstigten Jungen aus der Tür. Die Anwesenden weichen erschrocken zurück. Kameras klicken, Mikrophone recken sich Micky Pawlowski entgegen. 

"Mann, Mann, Mann!", kommentiert der Kommissar. "Und dafür holt ihr mich von meinen Kumpels weg! Dabei hat der junge Mann nur seiner Mutter helfen wollen!" Das Erstaunen könnte größer nicht sein. "Ich wollte doch nur für den Kampf gegen den Verschissmus üben!", erklärt der Kleine schniefend. "Meine Mama macht das auch. Nachts malt sie die Dinger an Hauswände, damit die Leute sehen, dass der Verschissmus lebt, sagt sie. Wenn ich groß bin, darf ich ihr dabei helfen!"

Ein Seufzer der Erleichterung geht durch die Runde. Die Schulleiterin wischt sich eine Träne aus dem Augenwinkel. "Und wir haben dem Kind noch nicht einmal Papier und umweltfreundliche Stifte zur Verfügung gestellt", erklärt sie schuldbewusst. Daraufhin nimmt auch die Kunstlehrerin Matthieu-Friedtjof in den Arm. Sie will ihm helfen, seine Begabung weiterzuentwickeln. 

Einmal in der Woche soll sich nun die "Kunstgruppe gegen rechts" treffen. Sogar der Bundespräsident lobte das innovative Projekt. Weitere Schulen wollen folgen - denn antifaschistische Früherziehung kann gar nicht großzügig genug gefördert werden!




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