Donnerstag, 5. Februar 2015

In der antifaschistischen Wohlfühlzone

von Boris T. Kaiser...

Nach dem Quasi-Ende von Pegida dürften bei der deutschen Linken viele Kapazitäten frei werden. Jede Woche hatte man gegen Pegida demonstriert, vor allem dort, wo es gar keine Pegida gab. Ein äußerst interessanter Fun-Fact, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass man den Dresdnern von linker Seite immer vorgeworfen hat, dass sie gegen Islamisierung demonstrieren würden, obwohl es in Dresden kaum Moslems gäbe.

In meiner Heimatstadt Mannheim brachte „Der Zug der Toleranz“ unter dem Motto „Mannheim sagt ja“ (zur Vielfalt) beispielsweise bei einer Demonstration im Fahrwasser der #NoPegida -Bewegung rund 12.000 Menschen auf die Straße. Ich habe mich gefragt: Wo waren all diese Menschen, denen Toleranz und Vielfalt so sehr am Herzen liegen, an all den Wochenenden, an denen die Salafisten mit ihren „Lies!“ -Propagandaständen junge Menschen für den radikalen Islam rekrutieren?



Die Antwort auf diese Frage konnte ich mir selbst geben: Sie waren dort, wo der Kitsch-Linke immer ist, wenn es ein bisschen differenzierter und konkreter wird; in der „Antifaschistischen Wohlfühlzone“. 

Es ist natürlich einfacher und bequemer, gegen irgendeinen abstrakten „Faschismus“ zu kämpfen oder ältere Herrschaften anzupöbeln, als sich mit jungen McFit-gestählten Arabern und Türken anzulegen. Hinzu kommt: Beim „Kampf gegen rechts“ kann man sich des Beifalls der linksgrünen Medien sicher sein, und bekommt vielleicht sogar mal von seinem Lieblingskünstler auf die Schultern geklopft. Offene Kritik am Islam oder auch nur am Islamismus wäre da in jeder Hinsicht gefährlicher. 

Zum einen würde man damit im Zweifel tatsächlich seine Gesundheit riskieren, zum anderen könnte man medial schnell in die Ecke der Moslemhasser gestellt werden. Proteste gegen Islamfaschismus würden auch nicht ins linke Weltbild der Protestierenden passen. Faschismus kann, für einen Großteil der deutschen Linken, immer nur von Biodeutschen und von urdeutscher Kultur ausgehen. Die Anerkennung der Tatsache, dass es auch so etwas wie Islamfaschismus gibt, würde die Sache nur unnötig kompliziert machen. 

Alles Fremde ist, nach linker Definition, per se eben erst mal gut. Während der Biodeutsche, so glaubt man, den Faschismus schon mit der Muttermilch aufsaugt, hat der rassistische, frauen-und-schwulenfeindliche Antisemit mit Migrationshintergrund für seinen Hass gute Gründe, für die man erst einmal Verständnis aufbringen muss. Er hat keine Arbeit, keine Perspektive und wurde sozial schon immer ausgegrenzt. 

Zwar träfen all diese Ausreden auch auf den gemeinen Durchschnitts-Neonazi zu, trotzdem ist die Linke mit ihm weit weniger nachsichtig als mit dem Islamisten. Gegen Islamisten geht man als „guter Linker“ nicht auf die Straße, egal ob sie eine gruselige Propagandashow mit Pierre Vogel in einer deutschen Innenstadt abziehen, oder irgendwo auf der Welt Menschen abschlachten. 

Würde man gegen diese Leute demonstrieren gehen, würde man schließlich nur das Gefühl der Diskriminierung und der sozialen Ausgrenzung bei den Moslems im allgemeinen vertiefen, denkt der Linke, und bleibt erst einmal zuhause. Zumindest bis es wieder darum geht, gegen biodeutsche Frust-Nazis auf die Straße zu gehen. Nazi kann für Linke übrigens erst mal jeder Deutsche sein, der in seiner Meinung und seinem Verhalten vom linken Mainstream abweicht. 

AfDler und CSUler (weil zu rechts), FDPler (weil zu kapitalistisch), SPDler und CDUler (weil zu unsozial) und sogar Polizisten oder andere Beamte, weil sie einfach nur ihren Job machen. Ein Moslem mit Migrationshintergrund, der keine Juden und Schwulen mag, seiner Schwester den Kontakt zu Deutschen verbietet oder Gewalt im Namen des Islam gutheißt, ist deswegen für einen linken Islamversteher noch lange kein Islamist, sondern macht vielleicht nur gerade eine schwierige Phase durch. 

Es ist diese Doppelmoral, mit der sich die deutsche Linke jeder ernsthaften Diskussion über die wahren Gesichter des Faschismus im Jahre 2015 entzieht. Auch über die sehr bedenklich faschistoiden Tendenzen in den eigenen Reihen. Man hört und liest immer wieder sehr genaue Analysen aus Kreisen der Linken über die Mitgliederstruktur der AfD oder eben auch Organisationen, die sich kritisch mit dem Islam auseinandersetzen. Wer auch immer mal etwas Missverständliches gesagt oder an der falschen Demonstration teilgenommen hat, wird exakt benannt. 

Nicht ganz so genau hin schaut man bei den SAntifa-Horden, die gegen alle politisch Andersdenkenden in schlechter alter Nazitradition mit blanker Gewalt vorgehen. Man hört aus dem linken Spektrum auch relativ wenig über jene Genossen, die kein Problem damit haben, sich bei Montagsdemos in die „Querfront“ gegen Amerika und Israel einzureihen. 

Alles kein Grund, um am Wochenende drauf nicht wieder zusammen gegen eine Sarrazin-Lesung zu protestieren.

Deutschland im Jahre 2015 ist leider immer noch viel zu oft eine Brutstätte für Rassismus, Antisemitismus und alle Arten von Hass. Nicht immer geht er von rechts oder von Biodeutschen aus. Wer all dies effektiv bekämpfen will, muss endlich rauskommen aus der antifaschistischen Wohlfühlzone und anfangen die Dinge beim Namen zu nennen. Unbequeme Wahrheiten dürfen hierbei, auch für Linke, nicht länger ein Tabu sein.

erschienen auf der Achse des Guten und auf Journalistenwatch.com

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