Montag, 2. Februar 2015

Der Terminus "Nazi" im Wandel der Zeit

von Thomas Heck...

Zeiten und Menschen ändern sich. Die deutsche Sprache unterliegt ebenfalls dem permanenten Wandel. An dem Terminus "Nazi" kann man das gut festmachen. 

War ein Nazi bis 1945 ein übler Zeitgenosse, der Hakenkreuzfähnchen schwenkte, den rechten Arm zum Gruß erhob, "Sieg Heil" skandierte und alles in Europa erschoss, was nicht in sein ideologisch-spießiges Weltbild passte, war es nach 1945 der Ewiggestrige, der sich außer an den Bau der Autobahn an nicht mehr vieles an seine Zeit im 1000jährigen Reich erinnern konnte, selbst wenn er daran mittelbar oder unmittelbar beteiligt war. 

In den 70er Jahren kamen die Neo-Nazis, die den Nationalsozialimus selbst gar nicht mehr kennengelernt hatten, aber eine seltsame Faszination daran entwickelten, was ausreichte, um sich bei einer Wehrsportgruppe Hoffmann körperlich zu ertüchtigen. Lag es an den Wochenschau-Berichten, die damals regelmäßig im Fernsehen liefen, dazu mit schmissiger Marschmusik garniert wurden und noch kein Guido Knopp vorhanden war, um alles historisch korrekt zu kommentieren?


In den 90er Jahren waren es dann schon konservative Menschen oder CSU-Wähler und damit erstmals Menschengruppen, die diesen Vorwurf nicht verdienten, unabhängig, wie man selbst politisch zu ihnen stand. 

Heute reicht es schon, nicht links eingestellt sein, um im Diskurs mit dem politischen Gegner in bestimmten Fragen die Nazi-Keule zu spüren. Da reicht es, Stuttgart 21 oder den Großflughafen BER zu befürworten, Fleisch zu essen, Soldat zu sein, bei einer Bank zu arbeiten, sich um die zu sehr auf Lack & Leder, Nilpferdpeitsche und schwule Sexpraktiken konzentrierenden Sexualkundeunterricht seiner Kinder der 2. Klasse zu sorgen, die bestehende Asylpolitik zu kritisieren und es wagen, von seinem Grundrecht auf Versammlungsfreiheit Gebrauch zu machen, Putins Krieg gegen die Ukraine oder den Islam zu kritisieren oder für Israel zu sein, um als lupenreiner Nazi durchzugehen und vom linken spießigen Pöbel so beschimpft zu werden. 

Erweitert um eine wachsende muslimische Klientel, die dieses Thema gierig aufgenommen hat und es bei Auseinandersetzungen im Strassenverkehr oder auf Facebook für sich entdeckt hat, verkommt der Terminus "Nazi" immer mehr zur hohlen Phrase und ist oftmals das einzige deutsche Wort, welches beherrscht und eloquent  eingesetzt wird. Es wird Zeit, diesen Prozess wieder umzukehren.

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