Mittwoch, 27. März 2024

Nächste Runde Zeigefinger: Bloss keine Islamkritik

von Mirjam Lübke...

Erhobener Zeigefinger mit Botschaft 
(Abbildung aus einem IS-Werbemagazin)



So viel Aufregung um einen ausgestreckten Finger – und dabei war es noch nicht einmal der mittlere: Nun klagen DFB und Toni Rüdiger gegen Julian Reichelt, der dem Fußballer eine islamistische Pose nachgesagt hatte. Seitdem streiten sich Experten und jene, die es gern wären, ob der in die Höhe gestreckte Zeigefinger nun ein Zeichen von Extremismus sei oder nicht. Man wünschte sich so viel Sorgfalt auch in anderen Belangen, etwa wenn die FAZ im Firmenlogo einer bekannten Kleidermarke ein “Heil Hitler” erkennen will. So geschehen im Falle der Schülerin Loretta, um aus ihr medial eine rechtsextreme “Gefährderin” zu machen. Nazi ist auch, wer eine Kiwi im Nutzernamen zeigt, denn er glaubt an lediglich zwei biologische Geschlechter. Doch muslimische Symbolik schwebt über den Dingen: Da wird allein die Vermutung, es könne etwas Islamistisches dahinterstecken, rasch als “rassistisch” gescholten. Den Hinweis, dass Muslime keine “Rasse” sind, ignoriert man dabei gern.

"Allah U Snackbar, Ihr Ungläubigen..."



Statt Kopfball nun “Kopf ab den Ungläubigen!“? Von Fußball habe ich so gut wie keine Ahnung, obwohl ich mich schon ein paar Mal bei männlichen Kollegen mit der Erklärung profiliert habe, das gegnerische Tor sei selbstverständlich “abseits” gewesen. Eher könnte ich jemandem das Geheimnis um Schrödingers Katze erklären, als zu beurteilen, ob Toni Rüdiger ein herausragender Nationalspieler ist. Beim neuen Trikot fällt mir nur der Spruch ein “Lila, der letzte Versuch“, vielleicht zog Rüdiger auch deshalb traditionelle muslimische Gebetsbekleidung dem bunten Vielfalts-Shirt vor. Auch wenn die Jünger des Regenbogens es nicht wahrhaben wollen: Vor allem unter jungen Muslimen machen sich weder Transpersonen noch Homosexuelle beliebt. Das sollte spätestens seit der WM in Qatar bekannt sein, daran konnte auch Nancy Faesers kunterbunte Armbinde nichts ändern. In diesem Kontext könnte man das Rüdiger-Foto durchaus als eine Art “virtue signalling” gegenüber der muslimischen Community werten: “Schaut her, trotz Regenbogen-Gedöns habe ich den Pfad der Rechtgläubigkeit nicht verlassen!”

Bunte Bilder und gute Wünsche

Auch wenn wir also nicht vom Schlimmsten ausgehen und in Rüdigers Bekleidung und seinem erhobenen “Tawhid“-Zeigefinger gleich einen Aufruf zum Djihad erkennen wollen: Es war ihm offensichtlich ein Anliegen, von der Öffentlichkeit als religiöser Muslim wahrgenommen zu werden. Denn dieser Zeigefinger stellt ein nonverbales “Allahu Akbar” dar. Zwar tarnt er sich als Ramadan-Gruß, allerdings kommen diese im Regelfall weniger martialisch daher. Mit bunten Bildern und guten Wünschen, ähnlich wie eine Weihnachtskarte. Aber es war nicht der Zeigefinger allein, der das Foto sauer aufstoßen ließ, sondern auch das demonstrative Tragen traditioneller Kleidung, als wolle Rüdiger sich gleich jetzt auf Pilgerfahrt nach Mekka begeben.

Der Schweizer Jurist Emrah Erken weist darauf hin, dass es sich dabei um einen Fall von “Riya” handeln könnte, der auch im Islam verpönten Zurschaustellung der eigenen Frömmigkeit. Dennoch ist ein solches Verhalten in Deutschland üblich geworden, wenn etwa Muslime in aller Öffentlichkeit ihr Gebet verrichten, anstatt im trauten Heim oder der Moschee. Man zeigt Präsenz in unseren Städten – doch wehe dem, der dabei ein mulmiges Gefühl entwickelt! Es hat auch etwas von dem, was im Christentum früher als “innere Mission” bezeichnet wurde: Statt “It’s fun to stay at the YMCA” wird den gemäßigten Muslimen so vermittelt: “Mach lieber freiwillig mit, bevor wir dich holen!“. Wie die Wuppertaler Scharia-Polizei oder die Nachwuchs-Islamisten an einer Neusser Gesamtschule zeigten, ist man durchaus nicht zimperlich dabei, auch die eigenen Leute auf Linie zu bringen. Auch Toni Rüdigers Foto hat etwas von Rekrutierung: Junge arabische Migranten verbinden Fußball-Helden mit Prestige und Reichtum; ihre Stimme wird gehört.

Subtile und anonyme Drohungen

Das hat schon fast etwas Komisches an sich: Während uns muslimische Verbände immer wieder vermitteln wollen, sei man als Angehöriger der islamischen Glaubensgemeinschaft permanenter Unterdrückung ausgesetzt, läuft hier eine riesige Werbekampagne. Rüdiger & Co. betreiben eine Art “Allah-Pride“. Das könnte man angesichts der stetig vorgebrachten Rassismus-Vorwürfe an die Deutschen fast sympathisch finden, wenn es nicht auch für Nicht-Muslime dramatische Folgen haben würde. Man ahnt, was geschieht, wenn die innere Mission weiter fortschreitet. Schon jetzt wird uns allerlei Anpassung an muslimische Bräuche abverlangt, das wird sich nicht bessern, wenn die “Muslim-Pride” voranschreitet. Das sei eben das Recht auf freie Religionsausübung, beschwichtigen die Freunde der multikulturellen Gesellschaft… nur bleibt dabei die Freiheit der Nicht-Muslime mehr und mehr auf der Strecke.

Die Diskussion darüber wurde längst auf dem Klageweg abgewürgt, notfalls auch durch anonyme Drohungen an selbst vorsichtige Kritiker wie Constantin Schreiber: Der hatte das “Verbrechen” begangen, die Inhalte von arabischen Schulbüchern zu dokumentieren. Das Innenministerium gibt stattdessen lieber Broschüren über “antimuslimischen Rassismus” heraus. Wahrscheinlich will es als letztes vom Krokodil gefressen werden.




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