Matthias Schmale, Direktor des UN-Flüchtlingshilfswerks für die Palästinenser (UNRWA), hatte in einem TV-Interview erklärt, dass die israelische Armee sehr präzise Angriffe auf Terrorziele im Gaza-Streifen ausführte, dabei seien nur wenige Zivilisten getroffen worden.
Das kommt bei der Terror-Organisation Hamas nicht gut an. Schmale musste jetzt deshalb den Gaza-Streifen verlassen, vor der Hamas fliehen.
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Hintergrund: Im vergangenen Monat feuerten die Terrorgruppen Hamas und PIJ mehr als 4000 Raketen auf israelische Städte ab, töteten zwölf Zivilisten und einen Soldaten. Die israelische Armee reagierte mit gezielten Schlägen auf die Infrastruktur der Terroristen, 256 Personen wurden dabei getötet.
Nach Angaben der israelischen Armee waren der überwiegende Teil davon Mitglieder der Terrorgruppen, während die von der Hamas geleitete Gesundheitsbehörde in Gaza keine Unterscheidung zwischen Zivilisten und Kämpfern vornimmt, sondern lediglich Zahlen vermeldete.
Allerdings veröffentlichten sowohl Hamas als auch PIJ während und auch nach Einstellung der Kampfhandlungen Fotos von Dutzenden ihrer getöteten Kämpfer, was die Angaben der israelischen Armee stützt.
„Ich bin kein Militärexperte, aber ich würde das nicht bestreiten“, sagt UNRWA-Direktor Matthias Schmale im Interview. Er habe ebenfalls den Eindruck, dass die israelischen Luftschläge mit sehr hoher Präzision erfolgten. Damit habe er auch kein Problem, so Schmale weiter.
Sein Problem sei vielmehr, dass die Luftschläge im Vergleich zu früheren Militäreinsätzen mit großer Wucht erfolgten, das hätten ihm mehrere Kollegen geschildert. „Es stimmt, bis auf wenige Ausnahmen wurden keine zivilen Ziele getroffen, aber die Heftigkeit der Einschläge war sehr stark zu spüren.“
Während der elf Tage Kampfhandlungen hätte man keinen Mangel an Lebensmittel, Wasser und medizinischem Material gehabt, erklärte Schmale weiter. Der Grund: Israel habe weiter Lieferungen über den Grenzübergang Kerem Shalom nach Gaza ermöglicht. Deswegen gäbe es jetzt auch keinen akuten Mangel an Lebensmitteln oder Medikamenten.
Nach diesen Schilderungen kam es zu einer Wutwelle in sozialen Netzwerken gegen Schmale, ihm wurde vorgeworfen, sich auf die Seite Israel geschlagen und palästinensisches Leid verschwiegen zu haben. Schmale reagierte auf die Hasskommentare und ruderte sofort zurück: Er habe sich falsch ausgedrückt und beschuldigte Israel der Kriegsverbrechen.
Doch es half nichts: Im Gaza-Streifen demonstrierten wütende Palästinenser gegen Schmale, forderten auf Plakaten, dass er aus Gaza verschwinden solle.
Am Mittwoch verließ Schmale gemeinsam mit seinem Stellvertreter David de Bold den Gaza-Streifen. Die Hamas hatte zuvor ein Statement gegen den UNRWA-Direktor veröffentlicht. Darin erklärte die Terrorgruppe unter anderem: „Wir wollen Schmale daran erinnern, dass sein eigentlicher Job ist, sich um palästinensische Flüchtlinge zu kümmern und nicht die israelische Aggression zu rechtfertigen, die Kinder tötet und Häuser zerstört.“
Die UNRWA müsse jetzt eine offizielle Entschuldigung an das palästinensische Volk aussprechen, forderte die Hamas weiter. Zudem müsse die UN rechtliche Schritte gegen Schmale einleiten.
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Schmale selbst hält sich derzeit zu Beratungen mit der UNRWA in Jerusalem auf, ob er in den Gaza-Streifen zurückkehrt, erscheint angesichts der Drohungen der Hamas eher unwahrscheinlich.
Die 1949 gegründete UNRWA sollte sich ursprünglich um Palästinenser kümmern, die im Zuge des Krieges von 1948 fliehen mussten. Allerdings wurden auch die Nachkommen dieser palästinensischen Flüchtlinge in arabischen Ländern (vor allem im Libanon, Jordanien und Syrien) mehr als ein halbes Jahrhundert später nicht eingebürgert, weswegen der Flüchtlingsstatus de facto vererbt wird. Die UNRWA wuchs deshalb auf mittlerweile 30 000 Mitarbeiter an, die insgesamt knapp 5,5 Mio. Menschen betreuen. 2020 verfügte die UNRWA über ein Budget von 773 Millionen Euro, Top-Sponsor war Deutschland mit 173 Millionen Euro, gefolgt von der EU mit 157 Millionen Euro. Erst auf Platz fünf kommt ein außereuropäisches Land: Japan mit 33 Millionen Euro.