Freitag, 2. Januar 2015

Oh mein Gott, Frau Bundeskanzlerin...

von Hans Prömm...

Oh mein Gott, Frau Bundeskanzlerin, 

was sich Ihr Schreiber beim Anfertigen dieser Neujahrsansprache gedacht hat, werden wir wohl nie erfahren. Einen alten außenpolitischen Entwurf genommen, diplomatisches „Blabla“ hinzufügt, WM-Romantik drüber, mit dem PEGIDA-Nudelholz gedroht und am Ende so nebenbei etwas über die eigentliche Arbeit der Regierung gesagt… 

Frau Bundekanzlerin, Ihre Ansprache war ignorant, arrogant und meilenweit am alltäglichen Leben der Deutschen vorbei. Europa – Ukraine – Syrien – IS – EBOLA – WM – PEGIDA - Zuwanderung: ZUSAMMENHALT! Wie billig…


Aber, Sie bleiben sich treu: So wie in dieser Ansprache kommunizieren Sie mit dem Wahlvolk schon seit wir Sie kennen. Ignorant, arrogant und am Alltag vorbei – und das mit Unterstützung der staatstragenden und staatsgetragenen Medien. Da werden bestimmte Auslandsthemen als „wichtig“ ständig neu aufgekocht und uns immer wieder, monate- und jahrelang, aufgetischt, während die wirklich wichtigen „inneren“ Themen vor dem Volk versteckt und am Volk vorbei entschieden werden. SO, verehrte Frau Bundeskanzlerin, erreichen Sie keinen Zusammenhalt, sondern inneren Widerwillen, Abstumpfung und innere Kündigung. Wenn Sie wüssten, wie viele von uns schon bei den ersten Bildern aus Syrien, Libyen, Nigeria und der Endlosstory „Nahostkonflikt“… wegschalten oder in den Schlaf „wegkippen“. Das sind ernste, internationale Themen, aber nicht die Hauptsorgen deutscher Handwerker, Industriemeister, Facharbeiter, Bauern, Verwaltungsangestellten, Krankenschwestern, Lehrer, Polizisten, Beamten, Richter, um nur einige zu nennen…. Und unsere Kids und Jugendlichen interessiert sowieso nichts, was „im Fernseher“ gesendet wird. Sie schalten dieses Gerät gar nicht mehr ein, ihr Medium ist das Netz, welches Gottseidank kein deutsches (parteienbeherrschtes) Verwaltungsgremium kontrolliert… 

Frau Merkel, hören Sie in Zukunft bitte auf, uns solcherart belehrende „Märchenstunden“ vorzulesen! Versuchen Sie nicht, uns, die vielen vermeintlich Blöden, mit Gräuelmeldungen aus fernen Ländern vollzustopfen und damit von den eigentlichen Problemen unseres Landes abzulenken! Reizen Sie uns nicht mit irrelevanten Neujahrsansprachen wie der diesjährigen, beleidigen Sie nicht unsere Intelligenz, bzw. zeigen Sie nicht so offen und schamlos, daß sie uns letztere gänzlich absprechen! Berichten Sie lieber von Ihrer Arbeit und Ihren Plänen. Sagen Sie, was Sie denken und tun Sie anschließend, was Sie gesagt haben! Sagen Sie uns, wofür wir Sie gewählt haben, was Sie für uns getan haben warum Sie Ihr Gehalt verdienen!

Uns, die „de jure“ und scheinbar freien Bürger, de facto aber eine (noch) „in freiwilliger Knechtschaft“ verharrende Masse, würde z.B. interessieren, wie lange unser Spargeld durch Nullzinspolitik noch entwertet werden soll und vor allem, was Sie, verehrte Frau Bundeskanzlerin, dagegen tun. Uns, das Volk, interessiert auch, wie unsere Renten- und Pensionen in 10 Jahren bezahlt werden sollen. Wie wollen Sie die gesetzliche Krankenversicherung reformieren? Welches sind die Risiken der (geplanten?) dauerhaften Staatenfinanzierung durch die EZB? Wie werden Sie Deutschland vor einer Transferunion bewahren? Und wir würden von Ihnen wissen wollen, ob wir jetzt Staatschulden abbauen oder lieber in Kitas, frühkindliche Bildung, Altenheime, Straßen, Brücken oder Verteidigung investieren sollen. Und welches die Kosten sind, falls wir das nicht tun. Apropos, die Wörter „Kosten“ und „Bildung“ fehlten, glaube ich, in Ihrer Ansprache ganz und gar. Nicht so wichtig, was? 

Außenpolitisch würden wir in einer Neujahrsansprache, statt der Vorführung der vielen Kriegsschauplätze der USA und deren Alliierten, lieber einen Bericht über den Zustand Frankreichs, Italiens oder Belgiens hören. Oder über das Lohn- und Preisniveau in Nachbarländern wie Tschechien, Polen, Ungarn und Rumänien. Dort werden nämlich Teile produziert, die, in Deutschland zusammengebaut, uns zum Exportweltmeister machen. Ein Arbeiter eines deutschen Industriekonzerns in Rumänien verdient etwa 200 Euro netto – monatlich. Wen verwundert es, dass jeder, der etwas kann, zu uns kommt und hier gerne zum Mindestlohn arbeitet? 

Ja, verehrte Frau Bundeskanzlerin, wir brauchen Zuwanderung, aber wann erklären Sie uns und allen da draußen die Regeln? Nach welchen Kriterien wir sie auswählen und wie viele pro Jahr wir integrieren können? Was geben wir den „Herkunftsländern“, in denen die Fähigkeiten der Zuwanderer fehlen werden? Vielleicht sagen Sie uns dann gleichzeitig auch, was Sie 2015 gegen die steigende Zahl von organisierten Einbrecherbanden tun werden und wann wir unsere Jugendlichen (wieder) nachts unbesorgt durch Berlin laufen lassen können.

Mein Gott, Frau Merkel, ausgerechnet Sie fordern von uns Zusammenhalt? Zusammenhalt entsteht, wenn alle Individuen sich als Teil einer Gemeinschaft verstehen, das Wohl des Gemeinwesens über das eigene stellen und wenn diese Individuen im Konsens gemeinsam auf die wesentlichen Ziele der Gemeinschaft hinarbeiten. Für Ihre CDU haben Sie das ja begriffen, das deutsche Gemeinwesen haben Sie allerdings in den letzten 20 Jahren fast zerstört… Lesen Sie sich den Satz hundertmal durch, so lange, bis Sie erahnen, warum es bei Fortführung Ihrer Politik zum Verlust jeglichen Zusammenhalts in Deutschland kommen wird! Denn: Immer weniger Individuen wollen sich als Teil irgendeiner Gemeinschaft definieren. Und kaum einer stellt noch das Wohl des staatlichen Gemeinwesens über das eigene. 
Und als letztes: Es gibt keinen Konsens mehr über die wesentlichen Ziele und Werte dieser Gemeinschaft, die einmal das deutsche Volk war. Wären das keine Themen gewesen für eine elektrisierende Neujahrsansprache? 

Und nun? Frau Bundeskanzlerin, wir warten gespannt auf Ihren nächsten Auftritt. Ostern vielleicht, mit einem neuen Redenscheiber…


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