Dienstag, 27. Mai 2025

Hungersnot in Gaza?

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Dieser Beitrag wurde bereits auf der Facebook Fanpage und auf dem X-Account veröffentlicht.

Es ist zu einer neuen Tatsachenbehauptung geworden, Israel hungere den Gazastreifen aus oder im Gazastreifen würden Menschen verhungern.

Dafür gibt es keinerlei Nachweise.

Nicht nur, dass alle Zahlen aus dem Gazastreifen von der Hamas kommen.
In diesem Fall gibt es dazu nicht einmal von der Hamas selber konkrete Angaben.

Die Hamas ist an dem Punkt auch in einer argumentativen Zwickmühle. Da sie selber Hilfslieferungen klaut, um sie für sich selbst zu sichern oder sehr teuer zu verkaufen. Auch die Menschen in Gaza wissen das.

Die UN warnt immer wieder vor einer Hungerskatastrophe. Dazu nutzt sie als Maßstab die IPC-Skala, die „Integrated Food Security Phase Classification“ („Integrierte Klassifizierung der Ernährungssicherheitsphasen“).

Derzeit befindet der Gazastreifen sich in der Phase 2. Das bedeutet, dass für mindestens 20% der Haushalte der Nahrungsmittelkonsum zwar reduziert ist, aber gerade so ausreichend. Dass aber Grundbedürfnisse nicht vollständig befriedigt werden können.

Die Warnung vor einer „Hungerkatastrophe“ ist die Warnung vor Phase 3. Diese bedeutet, dass mindestens 20% der Haushalte Nahrungsmittellücken aufweist oder (!) „Bewältigungsstrategien“ einsetzen muss, beispielsweise Vermögenswerte auflösen. Das Ausmaß der akuten Unterernährung liegt in dieser Phase bei 10% bis 15% der Bevölkerung „über dem Normalwert“.
Das bedeutet, dass es laut dieser Skala auch einen „Normalwert“ an Unterernährung gibt.

Die Phase 4 wäre ein humanitärer Notfall, der noch lange nicht erreicht ist. Und erst die letzte Phase 5 wäre eine Hungerskatastrophe.

Diese Warnungen setzen natürlich voraus, dass der akute Zustand beibehalten würde. Dass also beispielsweise Israel weiterhin die Hilfsmittel blockieren würde. Ist das nicht mehr der Fall, müssten neue Daten erhoben werden.
Deshalb haben UN und Hilfsorganisationen, die damit ja ihr Geld verdienen, zunächst vor einer „Hungerskatastrophe“ gewarnt. (Der Begriff stammt häufig auch einfach von den Medien.)
Nachdem Israel aber wieder Hilfslieferungen durchlässt, können sie das nicht mehr. Also kritisieren sie nun, diese seien zu wenig.

Das alles, während Palästinenser selber täglich Videos von vollen Märkten posten.

Die Medien bauschen dies auf, auf Social Media wird es so häufig wiederholt, dass eine unumstößliche Gewissheit daraus wird. Es sickert ins Bewusstsein, da es selten hinterfragt wird.

Deshalb fällt kaum jemandem auf, dass die UN bereits seit mindestens Dezember 2023 vor einer „Hungerskatastrophe“ warnt. (Titelbild) Nur wenige Wochen nach Beginn der Bodenoffensive und obwohl Israel zu dem Zeitpunkt noch keine Kontrolle über den Grenzübergang zu Ägypten hatte.

Das ist ein bekanntes Muster.

Jüngst sagte Tom Fletcher vom „Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten“ (OCHA), innerhalb der nächsten 48 Stunden würden im Gazastreifen 14.000 Babys sterben.
Ausnahmsweise bohrte die BBC nach Protesten nach und es zeigte sich, dass die OCHA eigentlich gesagt hatte, dass optimalerweise binnen der nächsten 48 Stunden Hilfslieferungen benötigt würden.

Die Zahl der 14.000 Babys stammt aus einem Report von dieser Vereinigung für die besagte IPC-Skala, die feststellte, dass bei anhaltender Situation (die inzwischen abgestellt ist) 14.000 Kinder zwischen sechs und 59 Monaten an ernsthafter Unterernährung leiden könnten. Und zwar zwischen April 2025 und März 2026. Nicht sofort.
Von Verhungern war keine Rede.
Tom Fletcher von der UN hat hier also schlicht die Unwahrheit gesagt.

Abseits dieses Themas habe ich bereits im November des vergangenen Jahres einen Report der UN ausgewertet, der behauptete, 70% der Getöteten in Gaza seien Frauen und Kinder.
Was rein statistisch bereits absurd ist.

Im Fließtext des eigenen Reports stand dann in einer Fußnote, dass „ein großer Teil“ „in Wohngebäuden oder Ähnlichem“ getötet wurden. Und Zahlen der Getöteten in Kampfhandlungen schwer zu erfassen seien.

Man hatte lediglich 8.119 von zu dem Zeitpunkt über 40.000 Getöteten ausgewertet. Quelle dafür natürlich erneut die Hamas. Diese hatte der UN also ziemlich sicher nur bestimmte Tote gemeldet.
Diese Behauptung ist bis heute in der Welt.

Ebenso wie die akute Hungersnot und die angeblich verhungernden Kinder.


Erschienen auf steadyhq


Korrektur zur IPC-Warnstufe: Hungerkatastrophe im Gazastreifen

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In einem Social Media Posting, dass ich auch als Beitrag auf der Steady Seite veröffentlicht habe, habe ich gestern angegeben:

„Derzeit befindet der Gazastreifen sich in der Phase 2.“

Diese Aussage ist falsch bzw. als Tatsachenbehauptung unzulässig.

Mehrere Kommentatoren haben mich darauf hingewiesen.
Für die konstruktiven Hinweise bin ich – wie immer – dankbar.
Überflüssig die übrigen zu erwähnen.

Für die Interessierten möchte darlegen, welchen Fehler ich gemacht habe und warum dieser Fehler nichts an der Kernaussage meines Beitrages ändert.

Das IPC hat am 17.10.2024 einen Report für den Gazastreifen veröffentlicht.
Darin geht es von einer Phase 3 aus.

Screenshot der Homepage des IPC.

Die UKLFI, die „Britischen Anwälte für Israel“, hat am 27.01.2025 ein Review des IPC Reports und anderer Berichte herausgegeben, in dem sie auf 37 Seiten sehr nachvollziehbar erklären, warum diese Einstufung unzutreffend ist.
Es kommt zu folgenden Ergebnissen (Zitat):

  • Vertrauen auf unvollständige oder ungenaue Daten

  • Inkonsistente Anwendung methodischer Standards

  • Unzureichende Anpassung der Prognosen an neue Daten

  • Mögliche Verzerrung bei der Interpretation und Darstellung der Ergebnisse

Screenshot des Reviews

Ich halte diese Analyse für korrekt.
Daher war ich von Phase 2 ausgegangen. Mit guten Gründen.

Mein eindeutiger Fehler war, das nicht nochmal geprüft zu haben. Selbst wenn ich einen Social Media Post so runtertippe, ist das auch mein Standard.

Denn am 12.05.2025 wurde eine neue Einschätzung der IPC herausgegeben. Also vor genau zwei Wochen. Und darauf haben mich mehrere Kommentatoren aufmerksam gemacht, völlig zurecht.

Diese Einschätzung geht von einer Phase 4 im Gazastreifen aus, also einer „Humanitären Notlage.“

Screenshot der aktuellen Warnung

Für die Kernaussage meines Postings ist das jedoch meiner Meinung nach zu vernachlässigen.

1. Die Phase 4 wird klassifiziert mit „einem hohen Maß an akuter Unterernährung und überhöhter Sterblichkeit ODER 20% der Haushalte sind mit einem extremen Verlust an Existenzmitteln konfrontiert, der wahrscheinlich zu Nahrungsmittellücken führen wird.
Und letzteres wird ja sicher eh der Fall sein, da ja viele Menschen ausgebombt sind. Es sagt also nicht zwangsläufig etwas über Verhungernde.

2. Diese Einstufung wurde während der Blockade durch Israel erstellt und geht davon aus, dass diese dauerhaft anhält. Sie ist jedoch inzwischen beendet. Die Situation müsste also neu beurteilt werden.

3. Das ändert nichts an den wiederholten und nachweisbaren Falschaussagen der UN.

4. Es gibt trotzdem keine glaubwürdigen Angaben über Verhungernde im Gazastreifen, auch von der Hamas nicht.

Ich werde diese Korrektur so veröffentlichen, dass möglichst viele Rezipienten meiner ersten Aussage sie mitbekommen. Auf X kann ich den Text beispielsweise nicht ändern, möchte ihn deshalb aber auch nicht komplett löschen.

Abgesehen davon, dass mir in meinem Selbstanspruch solche Fehler nachhängen, tut mir vor allem leid, jenen Wasser auf die Mühlen geliefert zu haben, die versuchen werden, dadurch auch alle korrekten Aussagen zu diskreditieren.

  • Es gibt keine Verhungernden im Gazastreifen.

  • Das Blockieren von Hilfsgütern kann gemäß Genfer Konvention zulässig sein.

  • Für die Lebensmittelknappheit sind vor allem die Palästinenser selber verantwortlich.

Erschienen auf steadyhq


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