Freitag, 24. Juni 2016

Berlin - die Stadt der Bekloppten

von Thomas Heck...

„Die Wirtschaft boomt, die Touristen kommen in Scharen, und in diesen Sommertagen präsentiert sich die deutsche Hauptstadt charmant und lebensfroh. Aber Berlin ist sozial tiefer gespalten denn je, die Infrastruktur verkommt und die öffentliche Verwaltung ist von Grund auf erneuerungsbedürftig. In der Debatte wurde das auch laut gesagt, doch nur von den Grünen, Linken und Piraten. Die Rede des Regierungschefs und SPD-Spitzenkandidaten Michael Müller gipfelte aber in der Mahnung, dass man aufhören solle, diese fantastische Hauptstadt mit ihrem hervorragenden Potenzial schlechtzureden. Berlin werde auch deshalb mit Kritik und Spott überzogen, weil die Stadt wegen ihres wachsenden Erfolgs von außen argwöhnisch beobachtet werde. Was für ein Quatsch! Das Wohlwollen, das der Hauptstadt bundesweit und international entgegengebracht wird, ist fast grenzenlos. Die einzige Lachnummer ist das Versagen dieses Senats - nicht auf allen, aber auf zu vielen Ebenen.“ so kommentierte der Tagesspiegel die Regierungserklärung des Regierenden Bürgermeisters Wow... äh Müller.


Tatsächlich ist es bemerkenswert, mit welcher Selbstverständlichkeit der Regierende und so mancher Koalitionär sich und seine Politik mit „der Stadt“ verwechselt. Weder wird „die Stadt“ schlechtgeredet, noch wird die Senatspolitik „schlechtgeredet“ – der Senat und die ihn tragende Koalition macht einfach leider in vielerlei Hinsicht schlechte Politik und darüber wird geredet. Ob es um die Chaoten in der Rigaer Strasse geht, das Lagos, die auf der Kippe stehenden Wahlen oder unser Lieblingshassobjekt, den BER. 

Schon unter Wowereit galt das Mantra: Kritik am Senat ist Verrat an Berlin. Dabei ist die Stadt nicht nur wegen der Regierungspolitik so faszinierend, sondern viel zu oft ihr zum Trotz. Selbst die offensichtlichste Pleite wird fatalistisch zur Folklore verklärt, und dazu passt auch, dass der CDU-Abgeordnete Stefan Evers ausgerechnet während der Debatte über den Erfolgsschlager BER an die Opposition gerichtet in die selbe Tröte quäkte: „Man muss die Stadt hier nicht schlecht reden“. Das macht Berlin schon ganz alleine. Aktueller Verlust des BER pro Tag: 1 Mio und es wird nicht dadurch besser, dass wir davor Augen und Ohren verschließen. Willkommen in Berlin, willkommen in der Hauptstadt der Bekloppten, im Land der Bekloppten...


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