Dienstag, 17. Oktober 2017

Queer bei der Bundeswehr...

von Thomas Heck...

Bei der Bundeswehr ist alles möglich. Von Frau zu Mann und von Mann zu Frau. Hetero-, homo-, bi-, transsexuell. Nur beim Kämpfen und bei der Truppenstärke hapert es noch etwas. Nun eine Transsexuelle, die Kommandeurin geworden ist. Bleibt zu hoffen, dass ihr das Kommando verliehen wurde, weil sie für den Posten am geeignetsten war und nicht die Quote zugeschlagen hat oder Verteidigungsministerin Ursula von Leyen was für die Presse suchte und fand. Der FOCUS jedenfalls nahm das Geschehen willfähig auf.  Ich wünsche Frau Oberstleutnant alles Gute und die nötige Fortune für dieses Kommando.

Oberstleutnant Anastasia Biefang versteckt sich nicht. Bei einer Körpergröße von 1,87 Metern würde ihr das auch nicht gelingen. Nach Jahren als Referentin im Verteidigungsministerium wird sie neue Kommandeurin des Bundeswehr-Informationstechnikbataillons 381 in Storkow bei Berlin - und damit verantwortlich für 750 Soldaten.

„Das Schöne an dieser Aufgabe ist, dass ich wieder mit Menschen direkt zu tun habe“, sagt die gebürtige Krefelderin. Sie hat ihre Karriere bei der Bundeswehr vor 23 Jahren begonnen - damals noch als Mann, als Sohn eines lang gedienten Soldaten.

Grundwehrdienst, Offizierslehrgang, Pädagogikstudium und eine Generalstabsausbildung sind die Eckpunkte ihrer militärischen Laufbahn. Dabei hat sich Biefang immer mehr als Frau gefühlt denn als Mann, berichtet sie. In ihrer Rolle als Ehemann und Soldat habe sie jahrelang das Weibliche unterdrückt, obwohl es ihr damit zunehmend auch körperlich schlecht ging.

Vor zwei Jahren erzählte Biefang ihrem Umfeld, was in ihr vorging, obwohl ihr Freunde mit Blick auf die Karriere abgeraten hatten. „Ich war unglücklich, wollte so nicht weiter leben. Das war mir an diesem Punkt wichtiger“, sagt die 43-Jährige.

Nicht die erste Transsexuelle in der Bundeswehr

Mut machte Biefang, dass sie nicht die erste Transsexuelle in der Bundeswehr war. Sie habe nicht erwartet, dass sie von Vorgesetzten sofort als Frau akzeptiert werde, doch die hätten ihr den Weg leichtgemacht, sagt Biefang.

„Ich werde von der Bundeswehr nicht versteckt, in meiner neuen Position ginge das ja auch gar nicht“, sagt die Kommandeurin. Sie wolle ihre Geschichte auch nicht ständig zum Thema machen. „Doch wenn ich darauf angesprochen werde, stehe ich Rede und Antwort.“

Biefang erzählt von ihrem mühsamen Weg zur Frau, von der Hormontherapie, der Trennung von ihrer Ehefrau, den schmerzhaften Operationen. „Ich will zeigen: Wenn Arbeitgeber und Betroffener, also beide Seiten dazu bereit sind, lässt sich so ein Prozess durchaus managen“, sagt sie. Einen anderen Beruf könne sie sich nicht vorstellen.




Von den männlichen Soldaten akzeptiert

Ihre Offenheit kommt an ihrem neuen Arbeitsplatz an, zu dem die Wahlberlinerin täglich pendelt. Die Storkower Presseoffizierin Fränzi Pietke freut sich über die weibliche Verstärkung. „Wir haben hier einen Frauenanteil von nur fünf Prozent.“ Wer vor den teils körperlich anspruchsvollen Aufgaben als Frau nicht zurückschrecke, werde auch von den männlichen Soldaten akzeptiert, sagt Pietke.

Für Biefang ist nicht nur ihre Position neu, sondern auch das Themenfeld des Informationstechnikbataillons 381. „Wir sind quasi die Telekom der Bundeswehr“, erklärt der bisherige Kommandeur, Oberstleutnant Thorsten Niemann, der ihr den Staffelstab am 18. Oktober offiziell übergibt.

Der größte Teil des Personals bestehe aus IT-Spezialisten, die die mobilen Datenverbindungen bei Einsätzen und Übungen der Bundeswehr im In- und Ausland herstellen.

„Außentermine“ in der Stadt Storkow

Biefang werde es aber nicht nur mit Computer-versierten Soldaten zu tun haben, macht Oberstleutnant Niemann deutlich. „Wir haben mit der Stadt Storkow Ende 2014 eine Patenschaft abgeschlossen, um offiziell die Verbundenheit mit dem Standort zu dokumentieren“, erzählt er.

Biefang ist gespannt auf die Region und die Storkower und freut sich bereits auf die „Außentermine“, wie sie sagt. Die erste Veranstaltung mit der Stadt unter ihrer Führung soll es anlässlich des öffentlichen Gelöbnisses von Rekruten am 2. November auf dem Marktplatz geben.

Ob diejenigen, die sich negativ in den Sozial Medien äußern, auch am 2. November in Storkow sein werden, darf wohl bezweifelt werden.


Kommentare

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
1
10 Std.
Entfernen
Frank Stroschke Was es nicht alles gibt

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
2
10 Std.
Entfernen
Sonja Leidner Nichts gegen diese Menschen, aber in der Armee absolut fehl am Platz.

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
10 Std.
Entfernen
Bernhard Kienzle Bin froh das ich das bei dem Verein nicht mehr erleben muß.... Witzfiguren.. fängt meist oben an.. schon bei der Ministerin...lach

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
10 Std.
Entfernen

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
1
10 Std.
Entfernen
Bernd Jakobs Armes Deutschland 🇩🇪

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
3
10 Std.
Entfernen
Hartmut Kamper ZUM KOTZEN DE DEUTSCHN

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
4
10 Std.
Entfernen
Raoul Jouaux nimmt niemand für ernst

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
5
10 Std.
Entfernen
Sabine Fritsch Peinlich

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
2
9 Std.
Entfernen
Uwe He Die Bundeswehr für was

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten9 Std.
Entfernen
Jörg Schmidtchen Da scheißt sich der Feind wenigstens gleich in die Hose wenn er den Berserker sieht.... 🇩🇪

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
1
9 Std.
Entfernen
Rainer Schütz Da stehen die Nafris besonders drauf denn nach dem Nutzvieh kann eh immer der BESTE FREUND dann ob er wollte oder nicht

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten9 Std.
Entfernen
Kai U Valenta Wie oft ich immer Gott sei dank sage, dass ich nicht mehr bei der Bundeswehr bi n😂

Bei sowas was heute abläuft wäre ich Fahnenflüchtig😂


Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
1
9 Std.
Entfernen
Xaver Sturm Bin seit 1980 als Zeitsoldat raus damals hätte es sowas nie gegeben

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
1
8 Std.
Entfernen
Denis Müller Da muss die Bundeswehr nicht mehr kämpfen der Feind hat sich vorher tot gelacht

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
3
8 Std.
Entfernen
Karsten Graulich Na dann viel Spaß in der NATO Pause

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten7 Std.
Entfernen

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten
1
6 Std.
Entfernen
Engelbert Sighart Zum Kotzen und weiss dass Ungeziefer wo es zum pissen geht? Ekelhaftes Ding es gibt Mann oder Frau und nichts anderes!!!!!!

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten5 Std.
Entfernen
Alfons Wannenbichler abschaum...

Gefällt mirWeitere Reaktionen anzeigen
Antworten4 Std.

Ob dieser Auftritt allerdings eines Oberstleutnants der Bundeswehr angemessen ist, darf ebenfalls bezweifelt werden. Zu meiner Zeit wäre es unmöglich gewesen, nach einem solchen Auftritt nicht entlassen zu werden. Doch so ändern sich die Zeiten...


 

Über den Wolken muss die finanzielle Freiheit wohl grenzenlos sein...

von Thomas Heck...

Während der Diskussion um die Insolvenz von Air Berlin sah man in den Medien häufiger den Chef  der Fluggesellschaft Thomas Winkelmann. Ich wunderte mich von Anbeginn über seine lockere Art, über die Insolvenz zu reden, fragte mich, wie es mir an seiner Stelle gehen würde. Da geht es um Geld, da geht es um die Sorgen um die Mitarbeiter, für die man ja auch Verantwortung trägt. Doch bei Winkelmann ist nichts davon zu erkennen. Ein eiskalter Geschäftsmann vielleicht? Mitnichten.


Denn während die Gläubiger von Air Berlin nach dem Insolvenzantrag um ihr Geld bangen müssen, die Masse der Belegschaft sich noch sorgen muss, was danach kommt, hat der Chef vorgesorgt. Zur Absicherung der Verpflichtungen aus seinem bis Januar 2021 laufenden Vertrag gibt es eine Bankgarantie von bis zu 4,5 Millionen Euro. Darauf hat der Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, Michael Kunert, am Mittwoch hingewiesen. 


Winkelmann hat laut dem jüngsten Geschäftsbericht für den Fall einer ordentlichen Kündigung Anspruch auf sein vertragliches Grundgehalt. Es liegt bei 950.000 Euro im Jahr und kann sich durch Boni verdoppeln. 

Die Bundesregierung unterstützt Air Berlin mit einem 150 Millionen Euro schweren Kredit. Sie will dafür sorgen, dass die chronisch defizitäre Fluggesellschaft die nächsten drei Monate überbrücken kann und die Maschinen nicht am Boden bleiben müssen. Das Geld soll bis Ende November reichen.

Kanzlerin Merkel geht fest davon aus, dass der Millionenkredit der Regierung zurückgezahlt wird. "Wir können mit großer, großer Wahrscheinlichkeit sagen, dass der Steuerzahler das nicht bezahlen muss", sagte Merkel in einem Interview mit vier YouTubern. 


Thomas Winkelmann ist ein weiteres Beispiel einer Managergeneration, die sich mit einem dichten Gestrüpp an Verträgen für jeglichen Fall finanziell abgesichert hat. Vollkasko-Manager, die von den Belegschaften Lohn-, Gehaltseinbußen und Flexibilität einfordern, bei Bedarf Personal entlassen, aber die eigenen Existenz großzügig absichern. Manager, die beweisen, dass sie ihr Geld nicht wert sind.

Montag, 16. Oktober 2017

Fortschritt versus Stillstand

von Thomas Heck...

Österreich und Niedersachsen haben gewählt, wie es unterschiedlicher nicht hätte sein können. Während Österreich einen Sebastian Kurz zum Bundeskanzler gewählt hat, der die Zeichen der Zeit erkannt hat, der das Thema Zuwanderung auf seine Agenda setzte, ohne rechte Klischees zu bedienen, dabei jung, dynamisch und vor allem glaub- und vertrauenswürdig rüberkommt und es dabei noch schafft, ohne das übliche Geschwafel seine Vorstellung von richtiger Politik eloquent zu formulieren, hat Deutschland in der Bundestagswahl eine müde und abgewirtschaftete Kanzlerin bestätigt, deren politisches Konzept mit "Wir schaffen das" und "Ich wüsste nicht, was ich hätte anders machen sollen" zusammengefasst werden kann. 

Dass die Union trotz des Gestammels über die Obergrenze von 200.000 illegalen Einwanderern, die keine Obergrenze ist und dessen Parameter niemand ernsthaft versteht, in der Niedersachsen-Wahl nur moderat verloren hat, bleibt eines der Mysterien des deutschen Wählerwillens, der sehenden Auges weiter auf Merkel und somit auf den Untergang wählt.  Größer kann der Kontrast zwischen zwei Staatsmännern nicht sein. Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht.


Merkel, die Führerin der freien Welt... Dynamik pur... Schon Donald Trump hielt unserer Kanzlerin einen Spiegel vor, zeigte ihr ihre eigenen Unzulänglichkeiten auf, zeigte, wie man auch als Politiker halten kann, was man im Wahlkampf verspricht. Sebastian Kurz verstärkt das negative Bild vom Merkel noch durch seine Jugend. Zeit zum Abtritt, Frau Merkel.



Sonntag, 15. Oktober 2017

Wahl in Niedersachsen... Merkels Götterdämmerung?

von Thomas Heck...

Die heutige Niedersachsenwahl könnte sich für Frau Merkel als entscheidender und fataler erweisen als die Bundestagswahl, denn wenn die CDU wieder ein historisch schlechtes Ergebnis einfährt, steht die Kanzlerin selbst zur Disposition.


Das habe ich ja schon zur Bundestagswahl prognostiziert, doch Todgeweihte leben länger, was im Falle unserer Kanzlerin im Besonderen zu gelten scheint. Das Problem ist das Fehlen einer innerparteilichen Opposition, wurde diese doch die letzten Jahre offensichtlich erfolgreich von Merkel aus dem inneren Zirkel der Macht entfernt. Machtpolitisch verständlich führt es dennoch zu der Informationsblase, in der sich Merkel heute befindet, wo ihr keiner mehr hinter vorgehaltener Hand zu signalisieren scheint, dass Ihr "Weiter so" nicht nur schädlich für die Partei, sondern auch schädlich für unsere Land ist.


Es ist die gleiche Informationsblase, in der sich die DDR-Führung des Jahres 1989 befand, die die Signale der Straße nicht hören wollten, bis die Freiheit sich den Weg bahnte. Damals wurden die Demonstranten als Staatsfeinde diffamiert, heute als besorgte Bürger, Neu-Rechte, Fremdenfeinde oder einfach als Nazis, obwohl wir von Wählerschichten reden, die vor 4 Jahren noch die Union, SPD, Grüne oder Linkspartei wählten oder Nichtwähler waren und heute der AfD zugeneigt sind. 


Die Gretchenfrage ist, inwiefern sich das Ergebnis der Bundestagswahl auf das Wählerverhalten bei der heutigen Landtagswahl auswirken wird. Wird Merkels Verhalten nach der Wahl mit Ihrem "Ich weiß nicht, was ich falsch gemacht hatte" dazu führen, dass die Union noch mehr Wähler an die AfD verlieren wird? Oder werden davon eher die SPD und die Grünen profitieren? 

Ich wage die Prognose, dass die Union stark verlieren wird, während die SPD moderat zulegen wird. SPD und Grüne werden weiter regieren können, die AfD wird mit einem Ergebnis von 10 + x % in den Landtag einziehen, mit größeren Überraschungen ist wohl nicht zu rechnen. FDP werden wieder im Landtag vertreten sein, die Linkspartei wird an der 5%-Hürde scheitern.

Bleibt die Frage, wie Merkel aus dem zu erwartenden Desaster hervorgehen wird. Wenn eine Götterdämmerung zu erwarten ist, werden wir heute den Auftakt dazu sehen. Es wäre an der Zeit.

Hertha BSC... da klappt nur der Kniefall...

von Thomas Heck...

Deutschland ist stark darin, Zeichen zu setzen. Ein Zeichen gegen Rechts, gegen Rassismus. Gestern setzte Hertha BSC ein Zeichen. Doch für was eigentlich?



Vor dem Anpfiff der Samstagspartie gegen Schalke im Olympiastadion knieten sowohl die Spieler von Hertha BSC auf dem Rasen als auch Reservespieler, Trainer und Betreuer vor der Trainerbank. Der Verein teilte die Bilder auf Twitter unter dem Hashtag #TakeAKnee, der seit mehreren Monaten die Überschrift für den Protest amerikanischer Profisportler ist.

"Hertha BSC steht für Vielfalt, Toleranz und Verantwortung! Für ein Berlin, dass auch in Zukunft weltoffen ist!", twitterte der Verein dazu. Manager Michael Preetz sagte: "Wir leben in Zeiten, in denen sich auch Fußballvereine positionieren müssen. Hertha ist seit jeher gegen Diskriminierung."

In den USA entstand vor etwa einem Jahr eine Protestbewegung gegen Rassenungleichheit, bei dem Footballspieler bei der Nationalhymne vor dem Spiel auf einem Knie niederknieten, anstatt wie sonst zu stehen. 

Präsident Trump forderte vor kurzem, protestierende Athleten des Stadions zu verweisen oder gar zu entlassen. Der Protest hat sich mittlerweile auf andere Sportarten ausgebreitet. In der Fußball-Bundesliga war der Protest bisher nicht angekommen.

Schön, wenn sich ein mittelmäßiger Hauptstadtverein auf diese Zeichen versteht. Noch besser wäre es, wenn Hertha BSC ein Zeichen auf dem Platz gesetzt hätte. Gestern verloren die Herthaner gegen Schalke mit 0:2. Da war das Aufstehen nach dem Kniefall wohl etwas zu anstrengend.


Sawsan Chebli: Sie sind nicht schön. Dafür ganz schön blöd...

von Thomas Heck...

Und wieder geistert ein #Aufschrei durch die Republik. Ein sexistischer Vorfall erschüttert die Republik. Ist Brüderle wieder ins öffentliche Rampenlicht getreten und hat wieder ein ausladendes Dirndl kommentiert? Und nach einem Jahr fiel einer Stern-Reporterin plötzlich auf, dass das Kompliment nicht von George Clooney kam, sondern von einem lebensälteren FDP-Fraktionsvorsitzenden, dem viel vorzuwerfen wäre, aber sicher kein Sexismus.

Nein, diesmal ist die beschwerte Partei die allseits beliebte Sawsan Chebli, gläubige und praktizierende Muslimin, die sich 2012 zum Tragen eines Kopftuchs folgendermaßen äußerte: „Ja, das Kopftuch ist für mich eine religiöse Pflicht, aber nein, ich trage es nicht, weil es für mich nicht das wichtigste im Islam ist.“ D'accord. An anderer Stelle begründete sie ihre Entscheidung, kein Kopftuch zu tragen, mit ihrer Überzeugung, dass man anders in Deutschland keine politische Karriere beginnen könne. 2017 äußerte Chebli gegenüber der Zeit: „Ich trage kein Kopftuch, weil ich es nicht möchte. Ich will aber, dass jede Frau das für sich selbst entscheiden kann.“ Ebenfalls d'accord.


In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sagte Chebli 2016 auf die Frage, wie es komme, dass unter muslimischen Jugendlichen der dritten Generation der Anteil derer steige, die im Zweifel die Scharia über das Grundgesetz stellen: „[Die Scharia] regelt zum größten Teil das Verhältnis zwischen Gott und den Menschen. Es geht um Dinge wie das Gebet, um Fasten, um Almosen. Das stellt mich als Demokratin doch vor kein Problem im Alltag, sondern ist absolut kompatibel, wie es für Christen, Juden und andere auch der Fall ist.“ Von mehreren Medien erfolgte die verzerrende Darstellung, sie hätte die gesamte Scharia für „absolut kompatibel“ mit dem Grundgesetz befunden, was andere Politiker wie Kai Wegner (CDU) und Erol Özkaraca (SPD) stark kritisierten, und die deshalb grundsätzlich ihre Eignung für das Amt einer Staatssekretärin anzweifelten. Chebli selbst konkretisierte diese Haltung 2017: „Scharia beinhaltet rituelle Vorschriften für das Gebet und das Verhalten gläubiger Menschen, darunter die Verpflichtung zu Almosen. Das alles fällt unter die Religionsfreiheit. Andere Vorschriften der Scharia widersprechen ganz klar dem Grundgesetz und haben in einem demokratischen Staat nichts zu suchen.“



Sawsan Chebli hat am Sonnabend ihrem Ärger über einen Vorfall bei einem internationalen Forum Luft gemacht. Auf Facebook und Twitter berichtet die Berliner Staatssekretärin von einer öffentlichen Diskussionsrunde, in deren Vorfeld sie am Vormittag eine Rede halten sollte. Vier Männer hätten auf dem Podium gesessen, sie habe in der ersten Reihe auf einem reservierten Stuhl Platz genommen.

Da habe einer der Männer, Cheblis Angaben zufolge ein Botschafter außer Dienst vom Podium aus gesagt: "Die Staatssekretärin ist nicht da. Ich würde sagen, wir fangen mit den Reden dennoch an." Daraufhin habe sie geantwortet: "Die Staatssekretärin ist da und sitzt vor Ihnen." Der Botschafter soll entgegnet haben: "Ich habe keine so junge Frau erwartet. Und dann sind Sie auch so schön."

"Ich war so geschockt und bin es immer noch", schreibt Chebli. Am Rednerinnenpult habe sie dann gesagt: "Sehr geehrter Herr Botschafter a.D., es ist schön, am Morgen mit so vielen Komplimenten behäuft zu werden." Im Saal habe Totenstille geherrscht. Um welchen Botschafter außer Dienst es sich genau gehandelt hat, wollte Chebli auf Anfrage nicht mitteilen.

"Klar, ich erlebe immer wieder Sexismus", schreibt die Politikerin. "Aber so etwas wie heute habe auch ich noch nicht erlebt." Auf Twitter ergänzte sie noch, dass sie sich für die nächste Rede vorsichtshalber die Pumps aus- und Turnschuhe angezogen habe.

Auf Facebook sind die Reaktionen geteilt. "Wenn jemand ein Kompliment macht, was hat das mit Sexismus zu tun?", fragt ein Nutzer. Eine andere widerspricht: "Ich versteh das Problem sehr gut. Damit haben wir Frauen in vielen Berufen tagtäglich zu kämpfen."

Ab Anfang 2014 war Sawsan Chebli stellvertretende Sprecherin des Auswärtigen Amtes. Nach der Wiederwahl von Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller wechselte die 39-Jährige als Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement und Internationales in die Senatskanzlei.




Nun ist es so, dass Chebli eher mit diesem AUFSCHREIchen auf sich aufmerksam machen muss, denn durch ihre politische Arbeit. So erfuhren wir einst von ihr in einer Sendung von Sandra Maischberger, dass die Probleme der mangelnden Integration ausschließlich auf uns Deutsche zurückzuführen sei. Berechtigte Einwände über bestehende Parallelwelten, deren Bewohner mitnichten daran denken, die deutsche Bevölkerung auch nur zu respektieren, wurden und werden einfach weggeschwiegen. Einwandbehandlung durch Ignorieren. 

Andernorts fiel sie mir durch Gestammel auf Pressekonferenzen auf, nach denen man sich fragte, wie diese Frau jemals auf einen führenden politischen Posten in dieser unseren Republik kommen konnte. Ohne Frauenquote in der SPD würde sie Kopftuch tragen. UND das Schwert des Islam. Ohne so beschwert sie sich über das Kompliment eines alten Mannes und nicht über sexuelle Übergriffe ihre Glaubensbrüder, wie in der Silvesternacht von Köln. Auch eine Ansage. Am Ende bleibt der Eindruck, sie war mehr getroffen von dem Fakt, dass sie kein Mensch als "Frau Staatssekretärin" erkannte, denn durch einen sexistischen Übergriff, der keiner war. Dann wäre es nur noch ein charakterlicher Mangel.



Als ob diese Story nicht schon lächerlich genug ist, gibt es im Nachklang auch noch einige Ungereimtheiten...

Sawsan Chebli hatte am Sonnabend unter der Überschrift "Unter Schock – Sexismus" in einem Facebook-Beitrag über einen ihrer Ansicht nach unangemessenen Kommentar auf einer Versammlung der Deutsch-Indischen Gesellschaft (DIG) in Tiergarten berichtet.



Der ehemalige Botschafter Hans-Joachim Kiderlen soll unmittelbar vor ihrem Grußwort gesagt haben: "Ich habe keine so junge Frau erwartet. Und dann sind Sie auch so schön." "Klar, ich erlebe immer wieder Sexismus", schrieb Chebli kurz danach auf Facebook und Twitter. "Aber so etwas wie heute habe auch ich noch nicht erlebt."



Zuvor, schreibt Chebli, habe sie auf einem für sie reservierten Stuhl in der ersten Reihe Platz genommen und sei von vier Männern nicht als Staatsekretärin erkannt worden. Später habe sie dann ihre Rede frei vorgetragen.


Hier widerspricht Cornelia von Oheimb von der DIG. Auch sie habe auf dem Podium gesessen. "Ich frage mich nun zu recht, wie sexistisch ist Frau Chebli mir gegenüber, da sie doch in der ersten Reihe saß und mich als Frau nicht wahrgenommen hat", schreibt sie in einer E-Mail an die Berliner Morgenpost. Die Grußrednerin Chebli sei zu spät gekommen und habe sich auf einen Stuhl gesetzt, der kein Reservierungsschild hatte.

"Die dann gefallenen Worte des Vorsitzenden halte ich für zutreffend." Der Kommentar des ehemaligen Botschafters sei "gut gemeint" gewesen. Ihre Rede habe die Staatssekretärin allerdings nicht frei gehalten, sondern vom Blatt abgelesen. Sie könne Frau Chebli "nur empfehlen, bei künftigen Veranstaltungen pünktlich zu kommen und sich wie üblich mit dem Veranstalter vor Beginn der Veranstaltung bekannt zu machen", schreibt von Oheimb.

Chebli: "Ich wollte eine Debatte anstoßen"

Sawsan Chebli sagt auf Anfrage der Morgenpost: "Es ist durchaus möglich, dass ich in dieser Situation als Gast so vor den Kopf gestoßen wurde, dass ich die Zusammensetzung des Panels falsch wahrgenommen habe. Sollte dies so sein, tut es mir leid." Sie würde sich wünschen, dass jeder Frau selbst überlassen werde, was sie als Kompliment wahrnehme und was nicht. Dem ehemaligen Botschafter sei selbst bewusst gewesen, dass er sich ihr gegenüber nicht anständig verhalten habe.

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa hatte sich Chebli zuvor am Montag ebenfalls zu der Sache geäußert. "Es ging mir darum, eine Debatte weiter anzustoßen, die noch nicht ausgefochten ist." Die vielen Reaktionen, auch von Frauen mit ähnlichen Erfahrungen, zeigten ihr, dass dies der richtige Weg gewesen sei. Sozialdemokrat halt... Wir kreieren dafür einen neuen Hashtag. #JeSuisSchäbli...

Samstag, 14. Oktober 2017

Brauchen wir einen muslimischen Feiertag?

von Thomas Heck...

Integration bedeutet nach Lesart von immer mehr Politikern nicht mehr, dass die, die hier leben wollen, sich an bestehende Gesetze und Spielregeln zu halten haben. Es bedeutet, dass wir uns an die neuen Mitbürger orientieren müssen. Das geht zuweilen bis hin zur Selbstaufgabe.

Bundesinnenminister Thomas de Maizière stößt mit seiner Offenheit für die Einführung muslimischer Feiertage in der eigenen Partei auf Ablehnung. "Feiertage haben in Deutschland eine lange Tradition – für eine Änderung dieser gewachsenen Strukturen sehe ich keinen Bedarf", sagte der niedersächsische Spitzenkandidat Bernd Althusmann, der angesichts der morgigen Landtagswahl in seinem Bundesland genau auf solche Wahlkampfhilfe gerne verzichtet hätte. Was mich zu der berechtigten Frage bringt, warum und warum ausgrechnet jetzt Thomas de Maizière dieses Theam auf die Agenda setzt? Geht es vielleicht um muslimische Wähler, die bei Volkswagen arbeiten?

De Maizière hatte sich bei einer Wahlkampfveranstaltung in Wolfenbüttel offen gezeigt, in bestimmten Regionen Deutschlands muslimische Feiertage einzuführen. "Ich bin bereit, darüber zu reden, ob wir auch mal einen muslimischen Feiertag einführen", hatte er erklärt. Allerheiligen sei auch nur dort Feiertag, wo viele Katholiken lebten. "Wo es viele Moslems gibt, warum kann man nicht auch mal über einen muslimischen Feiertag nachdenken." Generell seien die Feiertage in Deutschland aber christlich geprägt und das solle so bleiben.

Althusmann kritisierte auch den Zeitpunkt für de Maizières Vorstoß: "Grundsätzlich halte ich Diskussionen über religiöse Feiertage im Wahlkampf für ungeeignet." In ganz Deutschland gibt es neun gesetzlich festgelegte Feiertage. Sie sind jeweils in den Sonn- und Feiertagsgesetzen der Länder festgeschrieben. Nur der Tag der Deutschen Einheit ist bundesrechtlich geregelt.

Nur der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime hat Äußerungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) über die mögliche Einführung muslimischer Feiertage begrüßt.


Solche Feiertage wären integrationsfördernd, sagte der Vorsitzende Aiman Mazyek am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er befürwortete auch de Maizières Einschränkung auf einzelne Regionen. Die Muslime hätten bereits klar gemacht, dass es ihnen nicht um einen arbeitsfreien Tag für alle gehe, sagte er.

De Maizière hatte am Montag bei einer Parteiveranstaltung im niedersächsischen Wolfenbüttel gesagt, man könne über einzelne muslimische Feiertage in bestimmten Regionen reden und auf den Feiertag Allerheiligen (1. November) verwiesen, der nur in katholisch geprägten Bundesländern ein gesetzlicher Feiertag ist. Grundsätzlich seien die Feiertage in Deutschland aber christlich geprägt. Daran halte der Minister fest, erklärte eine Sprecherin am Donnerstag in Berlin.

Mazyek sagte, es gehe darum, dass Muslime in Schule und Beruf Berücksichtigung fänden. Als Beispiel nannte er, dass ein Polizist zum Fest des Fastenbrechens am Ende des Fastenmonats Ramadan frei haben und dafür einen christlichen Kollegen am ersten Weihnachtsfeiertag entlasten könne.

Entscheidung der Bundesländer

Einen bundesweiten muslimischen Feiertag gibt es bislang nicht. Einzelne Bundesländer, darunter die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen, haben in ihren Feiertagsgesetzen festgeschrieben, dass Schüler an wichtigen islamischen Feiertagen vom Unterricht freigestellt werden können und Arbeitnehmern der Besuch eines Gottesdienstes beziehungsweise Gebets ermöglicht werden soll. In Berlin gilt das für das Ramadan- und Opferfest. In Hamburg und Bremen gilt die Regelung auch für den Aschura-Tag.

Ähnliche Regelungen gibt es auch für jüdische Feiertage sowie christliche, die nicht bundesweit arbeitsfrei sind wie etwa der Reformationstag oder Allerheiligen. Feiertagsregelungen sind grundsätzlich Sache der Bundesländer.