Posts für Suchanfrage Zentrum für politische Schönheit werden nach Datum sortiert angezeigt. Nach Relevanz sortieren Alle Posts anzeigen
Posts für Suchanfrage Zentrum für politische Schönheit werden nach Datum sortiert angezeigt. Nach Relevanz sortieren Alle Posts anzeigen

Sonntag, 9. Oktober 2022

Mit dem ZPS auf Kaffeefahrt...

von Mirjam Lübke...

Früher waren sie berüchtigt - die sogenannten "Kaffeefahrten". Arglose Menschen fanden eine bunte Werbekarte im Briefkasten, die für einen günstigen Preis zu einer Tagestour in die Lüneburger Heide einlud - "Hochwertiges Topfset und schmackhaftes Mittagessen inklusive" - und fanden sich stattdessen in der Pampa gleich hinter Bielefeld wieder. Ohne Essen und Topfset, dafür aber in einer aufdringlichen Verkaufsveranstaltung für Heizdecken und Vitaminpillen, die andernorts für einen Bruchteil des geforderten Preises verkauft wurden. Da saß man nun erst einmal in Geiselhaft - im Volksmund nennt man das Betrug und Nötigung, juristisch war es leider nicht immer so eindeutig. Das Kleingedruckte, Sie verstehen?



Es wundert mich nicht sonderlich, wie niedrig die Hemmschwelle für das "Zentrum für politische Schönheit" war, dieses Betrugskonzept wieder aufzugreifen. Das ZPS verkauft zwar keine Heizdecken, verdiente aber schon Geld an in Acryl eingegossener Asche aus Auschwitz. Als Briefbeschwerer. Seine Anhänger kaufen und spenden reichlich, auch wenn das ZPS mit seinen Aktionen immer nur ein paar Tage in Erscheinung tritt und danach das einfache Volk seinen Trümmerhaufen wegräumen lässt. Die Stimmung in der Fanbase schwankt zwischen wiehernder Schadenfreude untereinander und der üblichen Verächtlichmachung jedes Kritikers. Wer sich nicht in die spätpubertären Reihen eingliedern mag, ist - welche Überraschung! - ein Nazi.
 
Es wird dem ZPS gar nicht gefallen haben, dass trotz ihrer Kaffeefahrt-Aktion etwa 10.000 Menschen den Weg nach Berlin gefunden haben, um gegen die Energiepolitik der Bundesregierung zu demonstrieren. Das ZPS hatte nämlich mindestens zwei Busse gechartert, um potentielle Demonstranten in die Irre zu leiten. Man weiß bei diesem "Künstlerkollektiv" nie, welche Angaben der Wahrheit entsprechen, manchmal stellen sie auch eine Behauptung in den Raum, um zu testen, was passiert. Ist der Gegenwind auch bei den eigenen Anhängern zu groß, rudert man schnell zurück. Das war auch bei der Asche aus Auschwitz so, bis man kleinlaut zugeben musste, diese tatsächlich in Polen entwendet zu haben. Leider hielt sich der Protest des Zentralrats in Grenzen, wie so oft, wenn die Täter zu den "Guten" zählen. Immerhin wurde es eine Weile still um das ZPS.
 
Wie so oft in der Ära des Gratismuts hat es nun wieder einmal die AfD getroffen, weil man sich in diesem Fall des Applauses der "Anständigen" sicher sein kann. Da darf dann auch gern zu illegalen Mitteln gegriffen werden: Angeblich wurden die Buspassagiere statt nach Berlin nach Mainz gefahren bzw. an einer Raststätte ausgesetzt. Intellektuell befindet man sich damit bestenfalls auf Schülerstreichniveau, was juristisch davon zu halten ist, lassen die Betroffenen hoffentlich per Gerichtsentscheid klären.
 
Räumt man den "Künstlern" damit nicht zuviel Aufmerksamkeit ein? Sollte man überhaupt von solchen Aktionen berichten, ihnen "eine Plattform bieten"?Das ZPS mag nur eine kleine, lautstarke Gruppe sein, aber sie steht für einen weit verbreiteten Zeitgeist: Hillary Clinton nannte sie "Deplorables", hierzulande sind es die Ungeimpften, die Kriegskritiker und diejenigen, die sich dem Woke- und Genderwahn entziehen, welche in diese Kategorie eingeteilt werden. Egal, wie sinnvoll und berechtigt unsere Einwände sind, für das ZPS und seine Geschwister im Geiste sind wir "Pack". Und das "Pack" hat selbstverständlich auch nicht gegen diese Zuschreibung zu protestieren. Das funktioniert wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Wer nicht gehört wird, ruft meist lauter, was der Angerufene jedoch nicht als dringliches Anliegen interpretiert, sondern als Bestätigung der Lästigkeit des Rufers. Dessen Schicksal interessiert ihn ungefähr so sehr, wie sich der Brahmane um den unberührbaren Bettler sorgt, der gerade in den Straßen von Kalkutta verhungert. Das ist die naturgegebene Ordnung.
 
Sicherlich: Es gibt auch unter den Spaziergängern und Querdenkern Menschen, die einfach nur auf Randale aus und niemals zufrieden sind. Aber wenn sich in Deutschland etwa 80 Prozent der Bürger vor der nächsten Gasrechnung fürchten, dann ist das aufgrund der derzeitigen Energiekrise absolut gerechtfertigt. Wem dient also das ZPS, wenn es Proteste dagegen zu sabotieren versucht? Den Verursachern - also der Bundesregierung und ihrer Vorgängerin. Hurra, wie mutig, sich derart anzubiedern! Dafür gibt es bestimmt irgendwann von Präsident Steinmeier das Bundesverdienstkreuz! Da wird das Ego der "Künstler" aber mächtig gestreichelt sein - denn derlei Dienste am Mainstream nennt man heute Zivilcourage. Und das ist nun wirklich verdreht.



Montag, 6. Dezember 2021

Das ist Kunst, Ihr Banausen...

von Mirjam Lübke...

Vor dem Haus von Sachsens Gesundheitsministerin ist es offenbar zu einem großen Missverständnis gekommen. Etwa zwanzig Aktivisten eines Kunstkollektivs hatten dort eine Installation ins Leben gerufen: Die Performance aus bewusst archaisch gehaltenen Lichtquellen wurde begleitet von einer atonalen Klangsymphonie von Rotationssignalgebern - im Volksmund auch Trillerpfeifen genannt. "Wir wollten ein Zeichen gegen die menschliche Dunkelheit in dieser schweren Zeit setzen", erklärt Diplom-Kunstpädagogin Dörte Klingensiefer-Kassupke dem Fernsehteam von ARTE Deutschland. "Das laute Rufen unserer Aktivisti*nnen steht dabei für den Urschrei, der die Deutschen symbolisch von ihren Ängsten befreien kann, ein Anklang an die Befreiungszeremonien der polynesischen Ureinwohner auf den südlichen Osterinseln. Die Pfeifen hingegen erinnern an die Affenherde aus der buddhistischen Meditationslehre: Erst wenn sie schweigen, kann sich die Seele erheben!" 


Die renommierte Kunstpädagogin bedauert, dass die von ihr konzipierte Installation "Corona-Angst essen Seele auf" derart fehlinterpretiert wurde und bietet Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping zur Wiedergutmachung die Durchführung einer tibetanischen Klangschalen-Reinigungszeremonie in ihrem Haus an, um das dortige Feng-Shui-Gesamtkonzept wiederherzustellen. "Wir vermuten, dass die Vibrationen auch Corona-Viren neutralisieren können. Auch wenn ich es nicht für ethisch vertretbar halte, diese unnötig zu quälen. Schließlich sind sie auch Geschöpfe der Natur!"

Nun gut, wir sind uns wohl einig, dass die Aktion vor Frau Köpping keine Kunstperformance war. Und ich muss ehrlich gestehen, an ihrer Stelle wäre mir auch mulmig geworden, wenn vor meiner Haustür zwanzig wütende Bürger aufgelaufen wären. Es ist wieder einmal eine Situation, in der mehrere Interessen aufeinanderprallen: Berechtigte Wut der Bürger - sogar die ZDF-Journalistin Shakuntala Banarjee nahm heute einen Politiker wegen des gebrochenen "Keine Impfpflicht!"-Versprechens in die Zange. Aber auch Politiker haben ein Privatleben, in dem sie in Ruhe gelassen werden sollten. Es reicht schließlich schon, wenn sie uns mit der Impfpflicht belästigen - wer weiß, auf welche Ideen sie noch kommen, wenn sie des Abends im trauten Heim keine Ruhe finden. 

Da fängt allerdings schon wieder die Doppelmoral an und die SA-Vergleiche gehen locker über die Lippen. Wahrscheinlich hätten die Medien auch nicht bedeutend anders berichtet, wenn die Demonstranten vor Frau Köppings Haus dort ein Herz aus Teelichtern aufgestellt und auf Gitarren "Kumbaya, my Lord" geklampft hätten. Als Maßnahmen-Kritiker ist man nicht wohlgelitten - fast enttäuscht berichtete man anschließend darüber, dass die Kundgebung in Hamburg friedlich verlaufen war. Niemand hatte dem ZDF den Gefallen getan, eine Reichskriegsflagge mitzuführen oder mit der rechten Hand die Höhe des Stresspegels zu messen. Gemein. 

Zudem ist es bekanntlich nichts Neues in Deutschland, dass die Rücksichtnahme auf das Ruhe- und Sicherheitsbedürfnis der Bewohner eines Hauses beständig neu austariert wird. Das mediale Interesse steht und fällt sowohl mit der politischen Haltung des Opfers als auch der Täter, gelegentlich auch mit der ethnischen Herkunft und der Prominenz. Die Nachbarn linker Wohnprojekte in Berlin und Leipzig-Connewitz leiden teilweise sogar schon unter einem Stockholm-Syndrom und sind fest überzeugt, die "Aktivisten" hätten weniger Interesse am Einwerfen ihrer Fensterscheiben, wenn nur die Polizei die eigentlich sanftmütigen Antifanti*nnen im Viertel in Ruhe ließe. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Auch Randale vor der Synagoge ist in Deutschland kein No-Go mehr: Wenn der Täter keine Glatze hat, sondern "Freiheit für Palästina" ruft, dann findet irgendein Journalist eine Begründung dafür, warum das alles nicht so schlimm ist. 

Doch auch nicht jeder angegriffene Politiker darf auf Solidarität hoffen. Nach den Angriffen der Antifa auf das Haus des Thüringer Kurzzeit-Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich forderte - ich lasse mich gerne eines Besseren belehren - kein SPD-Politiker das "volle Durchgreifen des Rechtsstaates". Die Idee, gegen einen missliebigen Politiker mittels eines "Kunstprojekts" vorzugehen, kam mir ebenfalls nicht von ungefähr. Das hatten wir bereits mit einem Sperrholz-Mahnmal in Bornhagen, das als Haufen Holzschrott zurückblieb, als das "Zentrum für politische Schönheit" zu neuen Projekten aufbrach und für den Kampf gegen den Faschismus Plexiglas-Würfel mit Erde aus Auschwitz befüllte. Die Kolumnisten aller gängigen Tageszeitungen jubilierten und frohlockten. Wer sagt denn, dass man mit Antifaschismus nicht ein wenig Geld verdienen darf? 

Noch einmal: Frau Köpping hat ein Recht darauf, in ihrem Haus in Ruhe gelassen zu werden. So wie jeder andere auch. Niemand sollte Angst davor haben müssen, sein Auto morgens vor der Arbeit als verkohltes Wrack vorzufinden oder die Fensterscheiben seines Ladens als Trümmerhaufen im Kampf gegen den Kapitalismus. Oder als Ergebnis der nächtlichen Randale eines Trupps "eventorientierter" Jugendlicher. Aber was selbstverständlich klingt, ist offenbar auch schon dem derzeitigen politischen Klima zum Opfer gefallen.

Facebook-Fundstück...




Samstag, 24. April 2021

Den Sozialismus in seinem Lauf hält kein Kulturschaffender mehr auf...

von Thomas Heck...

Unter dem Hashtag #allesdichtmachen haben Kulturschaffende der BRD es gewagt, ihre eigene Meinung zu sagen. Obwohl auf der Homepage zur Kampagne ganz unten ein freches #FCKNZS prangert, fiel das Künstlerkollektiv schnell in Ungnade und wird wohl mit Konsequenzen rechnen müssen. So gehts nicht... selbst Satire darf nicht alles. Jedenfalls nicht in der BRD. Wir sind hier ja nicht beim Zentrum für Politische Schönheit.




Einige zart besaitete Künstler haben ihre Videos schnell wieder entfernt. Ihnen war die Sache dann doch zu heiss und dieser Tage kann eine falsche Meinung ganz schnell das Ende der Karriere bedeuten. Denn bei abweichenden Meinungen kann die Gesellschaft und Vater Staat dieser Tage ziemlich unangenehm werden. Da macht man lieber schnell den öffentlich Kotau. Andere entschuldigten sich, Merkel hat es vorgemacht. Corona bringt das Hässliche im Menschen zum Vorschein.

Oder mit anderen Worten (Facebook-Fundstück): Der halbgare Angriff eines schlecht ausgerüsteten Schausteller-Bataillons bricht bereits in der ersten Angriffswelle unter massivem Artilleriebeschuss und Trommelfeuer zusammen. Ungeordneter Rückzug mit schweren Verlusten. Die versprochene Luftunterstützung gegen die feindlichen Linien bleibt aus. Im Westen nichts Neues.

Wir sind zwar noch nicht an die Zustände im Dritten Reich oder der DDR angekommen, doch wenn Kulturstaatsministerin Monika Grütters die Künstler zur Ordnung ruft, dämmert jedem, dass andere Zeiten angebrochen sind. Das hätte ein Joseph Goebbels nicht anders gemacht. Denn alle National(Sozialisten) hassen Regierungskritik. Zudem stehen auch im Deutschland des Jahres 2021 die Kunst und die Kultur so wie in der DDR ganz im Zeichen der Politik und sollen den Sozialismus fördern. Andere Künstler kritisierten die Künstler, die die Corona-Maßnahme kritisierten. So auch der Schauspieler Ulrich Matthes, der wohl den von ihm in "Der Untergang" gespielten Joseph Goebbels zu sehr verinnerlicht hat. Unterdessen zeigt Gesundheitsminister Jens Spahn an, dass er offensichtlich noch Zeit in seinem Terminplan übrig hat. Er hat den Künstlern Dialogbereitschaft angezeigt.








Auch die Berliner Morgenpost offenbart, dass sie das Grundgesetz nicht mehr kennt, wo die Meinungsfreiheit im Artikel 5 verankert ist, Zitat...

(1) 1Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. 2Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. 3Eine Zensur findet nicht statt.

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetzlichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.

(3) 1Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. 2Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

... wenn sie in ihrem Artikel schreibt:

Mit Videos wollen Prominente die Corona-Politik kommentieren. Beifall kommt sofort - auch von rechts. Es folgen in den nächsten Stunden: heftige Kritik und gestotterte Erklärversuche.

Berlin. Die Videos sind nur wenige Minuten kurz und lassen viele doch ratlos zurück. Mehrere Schauspielerinnen und Schauspieler haben satirisch gemeinte Clips veröffentlicht - als Kritik an den Corona-Maßnahmen der Regierung. Darunter sind Namen, die Millionen aus dem Fernsehen kennen. Jan Josef Liefers, Ulrich Tukur, Volker Bruch, Ulrike Folkerts etwa. Nach einigen Stunden nehmen die ersten Beteiligten ihre Videos wieder runter - die Aktion stößt am Freitag auf viel Kritik. 

Unter dem Motto #allesdichtmachen waren rund 50 Beiträge veröffentlicht worden, etwa auf der Plattform YouTube. Liefers bedankte sich in seinem Video - mit ironischem Unterton - "bei allen Medien unseres Landes, die seit über einem Jahr unermüdlich verantwortungsvoll und mit klarer Haltung dafür sorgen, dass der Alarm genau da bleibt, wo er hingehört, nämlich ganz, ganz oben".

"Babylon Berlin"-Star Bruch sagt in seinem Satireclip, er appelliere an die Regierung: "Macht uns mehr Angst. Die Menschen im Land brauchen diese Angst jetzt." Und Richy Müller atmet abwechselnd in zwei Tüten. "Wenn jeder die Zwei-Tüten-Atmung benutzen würde, hätten wir schon längst keinen Lockdown mehr", sagt er. "Also bleiben Sie gesund und unterstützen Sie die Corona-Maßnahmen."

Etliche Kollegen reagieren empört. "Die Schauspieler*innen von #allesdichtmachen können sich ihre Ironie gerne mal tief ins Beatmungsgerät schieben", twitterte Moderator Tobias Schlegl, der auch Notfallsanitäter ist. "Heute bisschen für Kollegen schämen", schrieb Christian Ulmen bei Instagram. Elyas M'Barek kritisierte: "Mit Zynismus ist doch keinem geholfen." Jeder wolle zur Normalität zurückkehren, und das werde auch passieren.

Satiriker Jan Böhmermann hielt der Aktion bei Twitter entgegen, das einzige Video, das man sich ansehen solle, "wenn man Probleme mit Corona-Eindämmungsmaßnahmen hat", sei die ARD-Doku aus der Berliner Charité mit den Titel "Station 43 – Sterben". Dazu stellte er den Hashtag #allenichtganzdicht und einen weinenden Smiley.

Beifall gab es hingegen vom früheren Präsidenten des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, der die Aktion auf Twitter "großartig" nannte. Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit sprach von einem "Meisterwerk", das "uns sehr nachdenklich machen" sollte. Die AfD-Bundestagsabgeordnete Joana Cotar twitterte: "Das ist intelligenter Protest." Und auch der Verschwörungserzähler Attila Hildmann, der sich "ultrarechts" nennt, verbreitete die Aktion.

Nur wenige Stunden nach der Veröffentlichung distanzieren sich erste Teilnehmer von der Aktion. So verschwinden etwa Videos von Heike Makatsch, Trystan Pütter und Meret Becker von der YouTube-Seite. Kunst müsse Fragen stellen können, sagte "Tatort"-Star Becker später bei Instagram. "Aber diese Aktion ist nach hinten losgegangen." Sie werde das Video runternehmen lassen. "Und ich entschuldige mich dafür, dass das falsch verstanden werden konnte."

Sie lasse sich impfen, erklärte Becker, sie trage Maske, halte Abstand und lasse sich testen, wenn sie mit Menschen in Kontakt trete. Dass die Aktion instrumentalisiert werde von der rechten Seite, sei das Letzte, was sie gewollt habe. "Ich möchte auch nicht mit Aluhütchen oder dergleichen verglichen werden."

Es sei eine vielleicht zu zynisch gestaltete Kunstaktion gewesen, sagte Becker. Und erklärt dann genauer, wo sie eigentlich Fragen aufwerfen wollte. Sie kritisiert etwa, in der Pandemie sei immer eine Tür für die Wirtschaft offengehalten worden. Die Theater seien zu, aber die Flieger voll. Menschen müssten zur Arbeit gehen, damit die Industrie weiterlaufe. "Wir hätten vielleicht mehr das sagen sollen, was eigentlich gemeint ist", sagte Becker.

Sie habe das auch geäußert und gezweifelt. Die Kunstfreiheit oder das Infragestellen von Dingen hätten sie dann doch überzeugt mitzumachen. "Jetzt gibt's auf die Nase", sagte Becker. Auch der beteiligte Schauspieler Ken Duken schrieb bei Instagram, er distanziere sich von rechtem Gedankengut. Er habe sich auch nicht über Opfer lustig machen wollen. "Ich befürworte sinnvolle Maßnahmen und eine Impfstrategie. Diese Aktion ist gründlich in die Hose gegangen."

Im Impressum der Seite allesdichtmachen.de war der wenig bekannte Regisseur Bernd Wunder als verantwortlich genannt. Wunder sagte der dpa, er sei nicht der Initiator, sondern Teil einer großen Gruppe. Es gehe bei der Aktion darum, die Angemessenheit der Maßnahmen zu diskutieren. Auf seinem - inzwischen auf privat gestellten - Instagram-Account ist teils heftige Kritik gegen Corona-Maßnahmen zu finden, Befürworter werden "Coronazis" genannt. Dies würde er heute nicht mehr wiederholen, sagte Wunder.

Schauspieler Kida Khodr Ramadan ("4 Blocks") reagierte entsetzt. "Ey, ich mag euch Kollegen, immer noch", sagte er bei Instagram. Aber sie sollten sich genau Gedanken machen. "Es sterben Menschen an dieser fucking Krankheit." Er sei ebenfalls angefragt worden, habe aber ein schlechtes Gefühl dabei gehabt. Er sei von den "Erfindern der Aktion" nie aufgeklärt worden, was das solle.

Die Kunst- und Kulturszene leidet seit mehr als einem Jahr schwer unter den Corona-Maßnahmen. "Manche unserer Kolleg*innen haben sich an dieser Aktion beteiligt, manch andere verurteilen sie aufs Schärfste", teilte etwa der Vorstand des Bundesverbands Schauspiel (BFFS) mit. Der Verband erinnerte unter anderem an Menschen, die im Krankenhaus arbeiten. Er verwies auch auf die Existenzängste, die auch Schauspieler derzeit hätten.

Bei Verständnis für die Lage von Künstlerinnen und Künstlern kam viel Kritik am Vorgehen der Prominenten auch aus der Politik. Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hätte sich "deutlich mehr Empathie für die Menschen gewünscht, die vom Coronavirus betroffen sind oder im Gesundheitssystem harte Arbeit leisten". Es gehe in dieser Naturkatastrophe um die Rettung von Menschenleben, "das dürfen wir nie vergessen". Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) machte den Initiatoren ein Dialogangebot.

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke), auch Vorsitzender der Kulturministerkonferenz, sagte: "Zynismus und Hohn sind unangebracht." Der Präsident des Deutschen Bühnenvereins, Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD), wies darauf hin, die Kultur sei überproportional getroffen. "Ironie und Sarkasmus aber lösen diese aktuellen Widersprüche in die falsche Richtung auf und drohen zynisch zu wirken." Zynismus könne nicht die richtige Haltung sein. Die Bundesregierung hält sich mit Bewertungen zurück.


Unterdessen kriechen die Denunzianten aus ihren Löchern...





Und die erste Petition ist auf dem Weg. Das Ziel: Berufsverbot.

Am 22. April 2021 haben 53 deutsche Schauspieler/innen unter #allesdichtmachen#niewiederaufmachen und #lockdownfuerimmer in einer konzertierten Aktion Videoclips auf einer Internetseite und auf sozialen Kanälen veröffentlicht.

In diesen Clips "lästern die Damen und Herren zu leiser Klaviermusik über die Angst vor dem Virus. Sie raunen Wirres. Sie machen sich lustig über Menschen, die vor Erschöpfung am Gitterbett ihres Kindes hängen und weinen. Sie mokieren sich voller Häme über jene, die die Maßnahmen gegen Corona möglicherweise auch nicht durchgehend logisch, verständlich, supertoll und wirkungsvoll finden, die aber immerhin bereit sind, ihr Ego für ein paar Monate zurückzustellen.

Es sind nicht irgendwelche Gernegroße auf Rampenlichtsuche, die sich da in überraschend schlecht geschriebenen Texten am Corona-Alltag abarbeiten. Es sind Stars der Zunft darunter wie Jan Josef Liefers, Nadja Uhl, Wotan Wilke Möhring, Ulrich Tukur, Heike Makatsch, Meret Becker und Volker Bruch.

Sie bedanken sich ironisch dafür, dass in dieser Zeit nur noch „einfache Wahrheiten“ gälten. Sie erzählen schlicht dummes Zeug („eine eigene Meinung zu haben ist gerade krass unsolidarisch“). Sie ätzen gegen die Medien, sie unterfüttern munter den saublöden Irrtum, es sei unmöglich in diesem Land, eine eigene Meinung zu entwickeln. Kurz: Sie bedienen vollständig und vorsätzlich das Narrativ all der Schwurbler und Verschwörungstheoretiker, die die Tatsache, dass sie ihren Egoismus kurz mal beiseiteschieben sollen, mit einer Grundrechtsverletzung von epischem Ausmaß verwechseln."
(Auszug aus RND-Kommentar von Imre Grimm)

Mit dieser Aktion ...

... wird die Würde von 80.000 Pandemietoten, deren trauernden Angehörigen und Hunderttausenden Corona-Erkrankten verletzt.


... werden Millionen Mitmenschen, die Virus-Erkrankte bis zur Erschöpfung medizinisch versorgen, die sich zum eigenen Schutz und dem ihrer Mitmenschen seit Monaten Beschränkungen auferlegen, die unter Hochdruck an Impfstoffen und Medikamenten gegen das Virus forschen, der Lächerlichkeit preisgegeben.

... tragen diese Schauspieler/innen aktiv zur Spaltung und Entsolidarisierung der Gesellschaft bei, indem sie höchst verwerfliche sozialdarwinistische und nationalsozialistische Narrative adaptieren. 

... sind sie mitverantwortlich für ein mögliches Verzögern oder Scheitern einer Durchimmunisierung der Bevölkerung, mit vermeidbaren Todesopfern und Erkrankungen als Folge.

Dies darf nicht ohne Konsequenzen bleiben. 

Die an dieser Aktion beteiligten Schauspieler/innen dürfen nicht durch den von uns allen finanzierten Rundfunkbeitrag für ihre "Haltung" belohnt werden. Die Rundfunkanstalten der ARD und das ZDF dürfen den Protagonisten von #allesdichtmachen Produktionen und Serien wie "Tatort" künftig nicht mehr als Auftrittsbühne überlassen. 

Daran ändern auch die zwischenzeitlich, teilweise am Kern der Entgleisung vorbeigehenden, publizierten Distanzierungen einiger Schauspieler/innen nichts.




Breaking News... Jan Josef Liefers wird weiter im Tatort den Gerichtsmediziner Prof. Dr. Karl-Friedrich Boerne spielen. Schauspielkollege Axel Prahl ist erleichtert, dass die Forderungen des SPD-Politikers und WDR-Rundfunkrat Garrelt Duin nach Entlassung folgenlos bleiben werden...






Montag, 26. Oktober 2020

Das Zentrum für Politische Schönheit ist wieder da...

von Thomas Heck...

Das Zentrum für Politischen Schwachsinn ist schon mehrfach durch unappetitlich, hetzerische Aktion aufgefallen. Z.B. hier, hier oder hier. Diesmal geht es gegen die Bundeswehr. Eine Fake-Seite, ziemlich gut gemacht, doch als ehemaliger Soldat merkt man doch recht schnell, dass da billige Betrüger dahinterstecken.




Dienstag, 4. Dezember 2018

Datenschutz gilt immer nur für die anderen...

von Thomas Heck...

Datenschutz, Recht und Gesetzt gelten offensichtlich nur für andere. So oder ähnlich müssen die "Künstler" des Zentrums für politische Schönheit denken, die in einer an SA und Stasi erinnernden Aktion, Bürger denunzieren und an den Pranger stellen. Unter dem Motto "Soko Chemnitz" wurden dabei Demonstranten der Pro Chemnitz Bewegung und andere unverpixelt im Rahmen einer Fahndung ausgeschrieben und Bürger aufgefordert, ihren Arbeitskollegen, Nachbarn oder Bekannten zu denunzieren. Hier ein von uns verpixeltes Beispiel:


Wer sich selbst erkennt, kann die Löschung des Bildes unter Nennung des vollen Namens und Adresse beantragen. Nach einer Selbstverpflichtung und nach Hochladen einer Kopie des Personalausweises soll das Foto nach 24 Stunden vom Netz genommen werden. Das klingt dann so:

Meine Teilnahme an den antidemokratischen Ausschreitungen von Chemnitz im Zeitraum vom 26.8. bis 1.9.2018 tut mir aufrichtig leid. Ich bereue das und bin mir bewusst, dass meine Anwesenheit zum Bild eines hasserfüllten, neofaschistischen, gewalttätigen und völkisch-rassistischen Deutschland beigetragen hat. Ich habe damit das Ansehen meines Vaterlandes vor den Augen der Welt beleidigt.
Als Staatsbürger*in der Bundesrepublik Deutschland
  1. verpflichte ich mich dazu, die freiheitlich demokratische Grundordnung anzuerkennen und die darin vertretenden Werte in Gesellschaft und Betriebsleben zu verkörpern.
  2. verpflichte ich mich dazu, alle Betroffenen, mit denen ich zusammenarbeite (eingeschlossen Menschen aus Krisengebieten und Schutzsuchenden), fair und mit Respekt, höflich, würdig und übereinstimmend mit den Gesetzen der Bundesrepublik Deutschland, internationalem Recht und ortsüblichen Regeln zu behandeln.
  3. verpflichte ich mich, insbesondere Straftaten, die mit einer rechtsextremistischen Haltung in Verbindung gebracht werden können, zu unterlassen. Zu diesen gehören unter anderem die Leugnung und Relativierung des Holocausts.
  4. ist mir bewusst, dass ich kein Mitglied einer oder mehrerer extremistischer oder extremistisch beeinflusster Organisationen sein darf und diese nicht finanziell oder durch aktive Handlungen unterstützend darf. (Liste der Organisationen)
  5. verpflichte ich mich, Demonstrationen und Kundgebungen von rechtsextremistischen Gruppen und Parteien zu meiden. (Liste der Organisationen)
  6. verpflichte ich mich, Kolleg*innen, Auszubildende oder sonstige Betriebspartner nicht auf Grund ihres Geschlechts, ihrer Religion oder ihrer Herkunft zu diskriminieren.
  7. verpflichte ich mich, jegliche Art ausländerfeindlicher und diskriminierender Beleidigungen zu unterlassen.
  8. verpflichte ich mich, auf verfassungsfeindliche Symbole sowohl im Betrieb wie auch im Privatleben zu verzichten. Das bezieht sich auf Kleidung, Wanddekoration und Tätowierungen.
  9. verpflichte ich mich, sogenannte Hasskommentare gegen andere Ethnien und Religion in sozialen Medien und an jedem anderen Ort zu unterlassen und diese nicht zu verbreiten.
  10. verpflichte ich mich, verfassungsfeindliches Verhalten zu unterbinden und ggf. bei zuständigen Behörden zu melden.
  11. ist mir bewusst, dass ich zu keinem Zeitpunkt Gewalt gegenüber anderen Ethnien oder Menschen mit einer anderen religiösen Ausrichtung oder aufgrund ihrer sexuellen Orientierung anwenden darf. Dies gilt sowohl für physische als auch für psychische Gewalt.
  12. verpflichte ich mich, die Firmenleitung über politisch motivierte Straftaten, die ich in der Vergangenheit verübt habe, vor Beschäftigungsbeginn zu informieren.
  13. bin ich aktuell kein Mitglied der sog. Partei „Alternative für Deutschland“ (Austrittsformular) und versichere hiermit, ihr bis einschließlich 15. Dezember 2028, 23:59 Uhr nicht erneut als Mitglied beizutreten oder für sie ein Amt oder Ehrenamt auszuüben.
Ich habe die Artikel 1 bis 13 gelesen und verstanden und stimme mit dem Inhalt der Selbstverpflichtung überein.
Eine glasklare Erpressung, in Deuschland immer noch eine Straftat. Eine klammheimliche Freude in den öffentlich-rechtlichen Medien ist ihnen dennoch sicher.


Nun sind die Schmutzlappen um Philipp Ruch nicht zum ersten Mal durch zumindest geschmacklose Aktionen aufgefallen, wir hatten berichtet. Jetzt kommen noch Staftaten hinzu. Zwar hat die Webseite eine Datenschutzerklärung, die aber offensichtlich keinerlei Wert hat, wenn nach unbescholtenden Bürgern öffentlich "gefahndet" wird. Wo sind eigentlich die Abmahnanwälte, wenn man sie mal wirklich braucht?



Eine Denunzierungsaktion Berliner Künstler sorgt im Internet sowie in Chemnitz für Furore - und ruft die Polizei auf den Plan.

Die Aktion einer Berliner Künstlergruppe hat am Montag einen Polizeieinsatz in Chemnitz provoziert. Die Gruppe "Zentrum für politische Schönheit" um den Polit-Aktivisten Philipp Ruch sucht auf einer Denunziationsplattform im Internet nach Teilnehmern der teils rechten Demonstrationen, die im Nachhall der tödlichen Messerattacke beim Stadtfest in Chemnitz Ende August stattgefunden hatten. "Denunzieren Sie noch heute Ihren Arbeitskollegen, Nachbarn oder Bekannten und kassieren Sie Sofort-Bargeld", wirbt die Aktion auf der Website "soko-chemnitz.de". Dort werden Hunderte Fotos von mutmaßlich rechten Demonstrationsteilnehmern gezeigt.
Den Autoren bekannte Personen werden mit abgekürzten Namen und steckbriefartigen Informationen benannt, ihre Fotos mit Augenbalken unkenntlich gemacht. Eine weitere Galerie zeigt unverpixelte Nahaufnahmen einzelner Personen, angeblich aus dem Demogeschehen, und fragt nach Namen und Arbeitgeber. Für Hinweise loben die Künstler "Kopfgelder" aus. Das Geld sollten sich Tippgeber ab Donnerstag an einer Adresse in der Chemnitzer Innenstadt abholen können.
Unter besagter Adresse befindet sich ein Ladenlokal, dessen Schaufenster am Montag mit steckbriefartigen Postern von 18 der noch unbekannten Demonstrationsteilnehmer beklebt waren. Vermieterin ist die Grundstücks- und Gebäudewirtschaftsgesellschaft (GGG), eine Tochter der Stadt Chemnitz. Nach Hinweisen von Passanten kündigte diese am Montag den Mietvertrag, weil sie sich zur Nutzung der Räume getäuscht sah. Das teilte ein GGG-Sprecher mit. Man ließ das Lokal von einem Schlüsseldienst öffnen, um die Steckbriefe zu entfernen. Die ebenfalls eingeschaltete Polizei verwies am Abend auf "Gefahrenabwehr" als Grund für die Öffnung des Lokals. Immerhin war der Laden zuvor von Gruppen teils kopfschüttelnder, teils empörter Passanten umlagert.
Der Chemnitzer Anwalt Martin Kohlmann, der für die rechtspopulistische Bewegung Pro Chemnitz im Stadtrat sitzt und einer der Initiatoren der Chemnitzer Demonstrationen war, schrieb von Strafanzeigen gegen die Aktion. Laut Polizeisprecher Andrzej Rydzik lag am Abend zumindest eine solche Anzeige vor. Als mögliches Delikt stehe Verstoß gegen das Kunsturhebergesetz im Raum sowie Beleidigung. "Immerhin stehen die Fotos unter dem Aufruf 'Gesucht: wo arbeiten diese Idioten?'", so Rydzik. Da könnten sich Betroffene schon beleidigt fühlen.
Die wegen der Berliner Urheberschaft zuständige Berliner Datenschutzbeauftragte prüft die Zulässigkeit der Kunstaktion ebenfalls, wie ein Sprecher der "Freien Presse" mitteilte. Die Künstler sollen noch diese Woche zur Stellungnahme aufgefordert werden. Von der sächsischen Landesregierung wird die Gruppe abgemahnt, weil sie auf ihrer Website das Marketing-Logo "So geht sächsisch" verwandt hat. Laut MDR will der Berliner Verband Jüdisches Forum wegen unautorisierten Verwendens von Filmmaterial gegen die Aktion klagen.
Im Netz nahm die Gruppe bereits Stellung: Die Soko melde Vollzug: "Über 1000 Hinweise innerhalb weniger als 5 Stunden", hieß es auf der Website. Und weiter: "Polizei ... hat unser Recherchebüro OST vor Ort ... aufgebrochen (Hausfriedensbruch), wahrscheinlich um die Kunst zu ,schützen'. So geht sächsisch!"
Vor einem Jahr machte das "Zentrum für politische Schönheit" Schlagzeilen mit einer kleineren Kopie des Berliner Holocaust-Mahnmals, das die Gruppe AfD-Politiker Björn Höcke neben sein Haus im Thüringischen Eichsfeld bauen ließ. Für ihre aktuelle Aktion bedient sich die Gruppe der Strategie jener Steckbriefkampagnen, die Rechtsextreme gegen Gegner einsetzen. Auch ähnelt die Rechtsargumentation der, die für Scherze der rechten Szene bemüht wird: Alles Satire, die unter die Freiheit der Kunst fällt.

Sonntag, 26. November 2017

Zentrum für politische Schönheit als Stasi 2.0

von Thomas Heck...

Man muss den AfD-Politiker Björn Höcke nicht mögen. Ich persönlich finde ihn und seine Ansichten zum Kotzen. Doch reicht das aus, um seine Familie, seine Kinder in Sippenhaft zu nehmen, rund um die Uhr zu beschatten, zu fotographieren, zu überwachen? 

Das Zentrum für politische Schönheit, die Idioten, die die Mahnkreuze für die Maueropfer in Berlin abmonierten und an die Grenzen Europas verfrachteten, die Flüchtlinge den Löwen zum Fraß vorwerfen wollten, die Leichen von Flüchtlingen nach Berlin transportierten, um sie in Berlin zu bestatten, um nur einige Unappetitlichkeiten zu benenne, bedienen sich im Rahmen ihrer Kunst den Methoden der Stasi und der Gestapo, bedienen sich also faschistischer Methoden, um genau das zu tun.



Mittwoch, 1. November 2017

95 Thesen von... Dunja Hayali

von Thomas Heck...

Wenn man beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen arbeitet, ist man in der Regel a) überbezahlt und b) überbewertet. Zumindest scheint man c) zu viel Zeit zu haben. Anders ist es nicht zu erklären, wenn eine Journalistin die Zeit findet, 95 Thesen zu entwickeln, um diese auf Facebook zu posten.


ZDF-Moderatorin Dunja Hayali nimmt den Reformationstag zum Anlass, „95 neue Thesen“ auf Facebook zu veröffentlichen. Darunter finden sich konkrete politische Forderungen – und spirituelle Lebensratschläge.

Wer sich im Jahr 2017 Gehör verschaffen will, muss seine Thesen nicht mehr des Nachts an die Kirchentür schlagen – wobei ja selbst diese Luther-Legende unter Historikern höchst umstritten ist. Im digitalen Zeitalter gibt es einen einfacheren Weg, seine Meinung kundzutun: die sozialen Netzwerke. Diese nutzte nun auch ZDF-Moderatorin Dunja Hayali für ihre eigenen „95 neuen Thesen“ zum Reformationsjubiläum.

Darunter finden sich Äußerungen zur politischen und gesellschaftlichen Situation in Deutschland, auch konkrete Forderungen sind dabei. Manche der Thesen hören sich dagegen wie Ratschläge für das Erreichen persönlichen Glücks an.

Die erste These lautet: „Die Angst setzt die Grenzen“. „Furcht ist kein guter Ratgeber“, schreibt Hayali darunter. Eine Anspielung auf die Ängste der Deutschen vor Terror, Flüchtlingen und Überfremdung? Das lässt Hayali im Vagen, wird dafür an anderer Stelle sehr konkret: Sie fordert die Einführung des kostenlosen Nahverkehrs, gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit und das Recht darauf, selbst den Zeitpunkt seines Todes bestimmen zu dürfen.

Manche Thesen enthalten spirituelle Weisheiten

Auch für den WELT-Korrespondenten Deniz Yücel, der seit Februar in der Türkei im Gefängnis sitzt, hat Hayali eine sehr direkte Forderung parat: „Free Deniz und Mesale“ lautet These 82. „Und alle anderen, an denen nur ein Exempel statuiert werden soll“, schreibt sie darunter.

An anderen Stellen wird es spirituell: „Halte dich selbst aus“ (These acht), „Hör auf dein Herz“ (These zehn) oder „Suche Erfüllung“ (These 88) klingen nach Wandsprüchen in einem Yogastudio oder einer Massagepraxis. Tatsächlich scheint sich Hayali sehr um die psychische Gesundheit ihrer Follower zu sorgen: „Schalte dein Smartphone ab“, rät sie etwa, oder: „Fahr ans Meer.“

Und warum das alles?

Im Vortext zu den Thesen bezieht sich Hayali direkt auf Luther und dessen berühmt gewordene Begründung, er veröffentliche seine Thesen „aus Liebe zur Wahrheit“. Die ZDF-Moderatorin schreibt, mit Luther sei ein neues Zeitalter angebrochen. Auch sie wolle „Thesen für eine bessere Zukunft“ vorstellen.

Zustimmung und Herzen in den Kommentaren

Ist das ein bisschen zu hoch gegriffen? Hayalis Follower scheint das nicht zu stören. Knapp 236.000 Menschen folgen der ZDF-Moderatorin auf Facebook. Nur eine Stunde nach der Veröffentlichung wurde der Post bereits über 360-mal geteilt und 1200-mal gelikt.

In den Kommentaren gibt es viele Herzen und Zustimmung für Hayali. „Ich würde sie alle unterschreiben! Danke dafür, Dunja“, schreibt eine Userin. Eine andere lobt: „Danke, dass Sie das Wichtigste hiermit anregen: Dass die Menschen im Gespräch bleiben.“

Hayali ist für ihre häufigen und oft auch politischen Äußerungen in den sozialen Netzwerken bekannt. So äußerte sie sich etwa vergangene Woche zur Freilassung des Menschenrechtlers Peter Steudtner aus türkischer Haft. Zuletzt machte sie mit einem Tweet über die Unzuverlässigkeit eines DHL-Paketboten auf sich aufmerksam.

Der häufigste Protagonist von Hayalis Social-Media-Aktivitäten dürfte jedoch nicht einmal von seiner Berühmtheit wissen: Es vergeht kaum eine Woche, in der die Moderatorin nicht ein Foto ihrer Hündin Emma postet.

Doch nun zu Ihren Thesen:

Aus Liebe zur Wahrheit - Meine 95 neuen Thesen.
Was macht unser Leben besser? Vor 500 Jahren – am 31. Oktober 1517 – schlug Martin Luther seine weltberühmten Thesen ans Kirchenportal in Wittenberg. „Aus Liebe zur Wahrheit“. Auch wenn der Thesenanschlag wahrscheinlich so gar nicht stattgefunden hat, mit Luthers mutigem Vorstoß begann eine neue Zeit. Das Mittelalter ging zu Ende. Luther stellte die Vernunft des Menschen ins Zentrum allen Handelns. Vorher herrschte Aberglaube und Angst vor der übermächtigen katholischen Kirche. Nun begann die Neuzeit. Martin Luther brachte ein lange währendes gesellschaftliches System zum Einsturz. 
Was macht unser Leben besser? 500 Jahre später bringe ich meine eigenen 95 Thesen in die Diskussion ein. Thesen für eine bessere Zukunft. Auch diese entstanden „aus Liebe zur Wahrheit“. Meiner Wahrheit.
dh
1. Die Angst setzt die Grenzen.

Wer Angst hat, ist nicht frei. Furcht ist kein guter Ratgeber. 

2. Revanchier dich.

Aus einem Buch von Donald Trump von 2008 (!). "Mein Wegweiser zum Erfolg." Und ich denke, da hat er mal recht. Revanchier dich! Im Guten wie im Schlechten. Man muss sich nicht alles gefallen lassen. (Selbstverständlich ohne Gewalt.)

3. Warte nicht auf bessere Zeiten.

Unsere Zeit ist jetzt! 

4. Die Schulen müssen mehr experimentieren.

Bildung. Bildung. Bildung. Irre wichtiges Thema. Was wir bei den Kindern versäumen, kann ein ganzes Leben lang nicht nachgeholt werden. Wir dürfen kein Kind verlieren! Bildung ist das wichtigste Zukunftsthema. Hier müssen die besten Leute ans Ruder und Geld darf keine Rolle spielen. Aufgeklärte Menschen wenden kaum Gewalt an.

5. It’s the economy, stupid.

Der Rubel muss rollen. Wenn die Wirtschaft nicht funktioniert, dann funktioniert auch die Gesellschaft nicht mehr. Jedenfalls nicht in modernen Industriestaaten. 

6. Nehmt die Bürger ernst.

Die Leute haben das Gefühl, sie spielen keine Rolle mehr, sind nur noch eine Versicherungsnummer oder sind nur wichtig, wenn es an die Wahlurne geht. Mehr Mitbestimmung und Teilhabe. 

7. Glaube an Erneuerungsenergie.

Veränderungen sind nötig. Ohne Wandel gibt es keinen Fortschritt. Erneuerung ist gut. Aber der schnelle Wandel macht vielen Leuten Angst. Das Tempo ist zu hoch. Aber deshalb den Fortschritt auf null zurückzudrehen und zu den alten Grenzen, zur alten Spießbürgerlichkeit zurückzukehren, kann es auch nicht sein. 

8. Halte dich selbst aus.

Der Weg zur inneren Freiheit. 

9. Weniger Ehe, mehr Familie fördern. 

Familie ist, wo man ungefragt in den Kühlschrank greifen darf. Wo Kinder sind, muss Geld sein. Wo Alleinerziehende sind, muss mehr Unterstützung sein. Solidarität für die, die mehr „Last“ tragen als andere.

10. Hör auf dein Herz.

Entscheidungen aus dem Bauch sind am Ende immer die besseren Entscheidungen. (Nicht immer, aber meistens 😊)

11. Fürchte nicht den Tod. Fürchte das schlechte Leben.

Ständig zu verzichten, weil es gesünder ist oder nach außen besser aussieht, bringt nichts. Was haben wir davon, 2 Jahre länger zu leben, wenn man sich davor 20 Jahre um die schönsten Genüsse gebracht hat. 

12. Tu was du sagst und sage, was du tust.

Sei zuverlässig, sei glaubwürdig – dann geht es allen besser.

13. Die Polizei darf gerne lustig sein.

Die Polizei ist nicht humorlos. Das lese ich vor allem bei Twitter. Und: Die Polizei ist nicht unser Feind. Wir brauchen eine gute Polizei.

14. Berausche dich.

Jeder Mensch braucht Auszeiten, wo der Verstand mal Pause macht und der Rausch Hirn und Körper flutet. Extremsport, Natur pur, Sex, Cocktails, Seriengucken, die Nacht durchtanzen – das macht glücklich (wenn man’s nicht übertreibt.)

15. Hilf, die Digitalcharta durchzusetzen.

Gute Initiative – ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius – das muss man erklären und dafür eintreten, denn das ist das Grundgesetz 2.0!

16. When they go low we go high.

Da hat Michelle Obama einen sehr guten Satz gesagt, den zu befolgen eine große Kunst ist.

17. Hab Geduld.

Wahrheit braucht Zeit. Und Geduld zahlt sich am Ende immer aus.

18. Versuch nicht, jemand anderes zu sein.  

Man reitet sich ins Unglück, wenn man versucht, gegen seine Natur zu leben. Finde heraus, wer du bist und lebe frei. Gut, dass wir in einem Land leben, wo Diskriminierung geächtet ist und diese Freiheit etwas gilt. 

19. Alle Menschen sind gleich(wertig).

Bürger erster und zweiter Klasse. Flüchtling = Vieh? Meine Freiheit endet, wo die Freiheit anderer beginnt. Respekt vor allen Menschen. Wie Meryl Streep schon sagte: „Respektlosigkeit sorgt für weitere Respektlosigkeit.“

20. Der Staat ist für den Bürger da und nicht umgekehrt.

Dieses Gefühl, ständig Bittsteller zu sein und an der Verwaltung zu scheitern, macht Menschen mürbe. Dabei wird jedes Gehalt eines „Staatsdieners“ von den Steuern der Bürger bezahlt. So fühlt sich das aber meistens nicht an.

21. Die Elite sind wir.

Alle, die sich an der Gemeinschaft orientieren und einen nennenswerten Beitrag für andere leisten, sind die Elite. Diejenigen, die in abgeschotteten Kreisen verkehren und andere ausgrenzen, sind es eben gerade nicht. 

22. Kostenloser Nahverkehr für alle.

Es muss doch möglich sein, in Städten Mobilität gratis anzubieten. Ein Umweltbeitrag der Extraklasse. Und eine Erleichterung für alle. 

23. Für das Recht auf selbstbestimmtes Sterben.

Wann es soweit ist, das entscheidet jeder für sich allein. Alles andere ist eine unerträgliche Anmaßung und Grenzübertretung.

24. Die Familie ist die Heimat des Herzens.

Und weil das jeder fühlt und weiß, der schon mal von Trennung oder Tod betroffen war, kann man nur den Kopf darüber schütteln, wie unmenschlich Politik manchmal sein kann. 

25. Sei großzügig.

Dann wird dein Leben reich. Funktioniert wirklich. 

26. Akzeptiere, oder ändere.

Es ist doch wirklich nervig (auch für alle, die da ständig zuhören müssen), immer nur zu klagen und so zu tun, als wäre man dem Leben wehrlos ausgeliefert. 

27. Es gibt kein Ende der „deutschen Schuld“.

Nur wenn wir uns erinnern, können wir auch bessere Menschen sein.

28. Sei ehrlich. Vor allem zu dir selbst.

Ungeheuer schwer. Ich weiß.

29. Kein Plastik bei die Fische.

Die Meere zu vergiften, bedeutet, die Menschheit zu vergiften.

30. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit.

Noch immer keine Selbstverständlichkeit. Shame on you, Germany. Kann ich mich richtig drüber aufregen. Hier geht es nicht um Gleichheit, sondern um Gerechtigkeit! 

31. Reparieren statt Neukaufen.

Nachhaltigkeit fängt im Kleinen an. Das gilt aber auch für Fabrikanten, die Produkte herstellen, die nicht lange halten. 

32. Wandel durch Annäherung.

Egon Bahr hatte recht. Abgrenzung macht aggressiv.

33. Achte die Würde der Alten.

Wie wir mit Alten und Kranken umgehen, wie wir sie stützen, ausstatten und pflegen, das zeigt, wie wir wirklich sind. 

34. Hör mehr David Bowie.

Er hat mehr für unsere innere Gesundheit getan als manche Krankenkasse.

35. Lebe die Freiheit und genieße die Freiheit.

Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, wird am Ende beides verlieren. Das wusste schon Benjamin Franklin. 

36. Digitaler Wandel: Es läuft nicht mehr wie früher.

Die Veränderungen sind so tiefgreifend und fundamental, dass wir denjenigen helfen müssen, die den Anschluss nicht halten können. Wir müssen alle mitnehmen. Das ist die neue „soziale Spaltung“. 

37. Kauf dir ein Haustier.

Das Leben wird schöner. Und man wird auch richtig allergisch gegen jede Tierquälerei. 

38. Respektiere die Kultur der anderen.

Alles andere ist rassistisch.

39. Heimat ist ein Gefühl.

Und braucht keine Definition. Und gehört nicht irgendwelchen Leuten, die sie für sich allein reklamieren wollen.

40. Räume dein Leben auf.

Von Zeit zu Zeit richtig durchfegen, aussortieren und sich auch mal trennen. Vor allem, wenn man negative Gefühle damit verbindet. Auch von Menschen. Nur Mut.

41. Schein und Sein.

Das sollte man für sich selbst auseinanderhalten können, aber auch bei anderen.

42. Riechen, Schmecken, Mittanzen.

Wer immer nur vor dem Fernseher sitzt und sagt, er kennt die Welt, dem sage ich: gehe auf Reisen! Nichts geht über die unmittelbare Erfahrung.

43. Mit den Schmuddelkindern spielen.

Erkenntnisgewinn entsteht auch, wenn man sich mit denen trifft, die als Tabu gelten. „Mit denen“ reden, mit denen niemand etwas zu tun haben will, kann entlarvend sein. Für beide Seiten. 

44. Nichts muss so sein, nur weil es immer so gewesen ist.

Liebe Kollegen, ich weiß. Es ist fast unmöglich, an den Abläufen etwas zu ändern. Aber manchmal muss es einfach sein. 

45. Sprecht deutsch.

Wir verlangen das zu Recht von allen Zuwanderern, damit sie hier klarkommen. Dann bitte auch von denjenigen, die jung, cool, hip und sonstwie „awesome“ sind und sich hier gerade überhaupt nicht angesprochen fühlen. 

46. Du bist, was du isst.

Ja. Echt. Stimmt. Guckst du. 

47. Lerne deine Nachbarn kennen.

Dafür musst du aber auch ab und an zu Hause sein. 

48. Eine Spende gibt einem ein gutes Gefühl.

Und man hilft damit sogar noch Menschen, die Hilfe nötig haben. 

49. Arsch in der Hose kannst du nicht lernen.

Da muss man schon mal einer spontanen Eingebung folgen und nicht sofort wieder über die Folgen nachdenken. 

50. Ressourcen schonen.

Recycling, Leute. Benutzt wiederverwendbare Sachen. Verschwendet keine Lebensmittel. Habt ein bisschen Ehrfurcht vor den begrenzten Schätzen unserer Erde.

51. Das Volk gehört niemandem.

Und kann deshalb auch nicht zurückgeholt werden.

52. Mehr Mitgefühl.

Der Perspektivwechsel hilft häufig, die Position der anderen Seite nachzuvollziehen. „In den Schuhen des anderen gehen“, sagt man bei mir zu Hause. 

53. Go with the Flow.

Man lebt um einiges entspannter, wenn man sich nicht ständig gegen Entwicklungen stemmt, die man sowieso nicht aufhalten kann. 

54. Für sexuelle Selbstbestimmung.

Niemand schreibt niemand irgendwas vor. Es gibt kein „normal“. Man ist, was man ist und liebt wen man liebt.

55. Engagiere Dich.

Der Staat ist kein Selbstzweck oder eine Theater-Vorstellung. Der Staat sind wir alle. 

56. Schwäne soll man nicht umbringen und braten.

Wenn die Obdachlosen im Tiergarten Hunger haben und sich offenbar nicht anders zu helfen wissen, dann ist Zivilisation Geschichte. 

57. Schönheit liegt im Auge des Betrachters.

Stereotype Schönheitsideale, die schon Kinder in die Spur zwingen, ruinieren das Selbstwertgefühl ganzer Generationen. Wir brauchen andere Vorbilder. 

58. Bürokratie ist Mist.

Nicht immer. Aber immer öfter. Vor allem wenn man es wegen einer einmal beschlossenen Richtlinie nicht schafft, die verhasste Sommerzeit abzuschaffen, obwohl alle das wollen. 

59. Gib Gummi, Deutsche Bahn.

Lahmes Internet, mieser Telefon-Empfang, geänderte Wagenreihung, stinkende Klos, jahrelanges Warten auf die neuen ICEs, Sylt vom Rest der Welt abgehängt ("syltpendler") und eine desaströse Kunden-Information. Man würde es nicht glauben, wenn man es nicht ständig selbst erlebt. No go. 

60. Jeder ist wichtig.

Jeder Mensch verdient, mit seinen Wünschen, Sorgen und Nöten gehört zu werden. Die fehlende Wertschätzung verbittert viel zu viele Bürger. Wir müssen dringend mehr Möglichkeiten zur Teilhabe und Mitbestimmung im täglichen Leben schaffen.

61. Manchmal hängt's am Kaffeebecher.

Aber meistens an uns selbst. Der enorme Verpackungsmüll ist die Pest.

62. Eigentum verpflichtet.

Geld und Gier sollten nicht zusammengehören. Geld und Gemeinwohl schon. 

63. Pressefreiheit ist der Grundpfeiler der Demokratie.

Und die Grundlage meiner Arbeit und der meiner Kolleginnen und Kollegen. 

64. Fahr ans Meer.

Jeder Mensch sollte mindestens einmal im Leben das Meer sehen und spüren, was das mit einem macht.

65. Zeige Respekt.

Nicht alle können so wie du. Nicht alle wollen so wie du. Nicht alle müssen so wie du.

66. Es gibt keine „gute Gewalt“.

In diesem Fall heiligt der Zweck niemals die Mittel. 

67. Im Gespräch bleiben. 

Haben wir doch alle schon erlebt. Wenn man nicht redet, verhärten sich die Positionen. Und nur schreiben, führt oft zu Missverständnissen. (Kleiner Gruß an die digitale Kommunikationswelt.)

68. Radfahrer besser schützen.

Irgendwann sollte es auch dem ignorantesten Kommunalpolitiker klar sein: Wir brauchen mehr und bessere Radwege und eine bessere Verkehrs-Infrastruktur. 

69. Lebensleistung anerkennen.

Es ist demütigend, wenn man sich rechtfertigen muss für das, was man in einem langen Leben erlitten, erduldet oder auch erreicht hat. 

70. Nicht an alles gewöhnen.

An jedem einzelnen Tag kostet der nicht eröffnete Flughafen BER über 1 Millionen Euro. Man sollte sich das auch an jedem einzelnen Tag bewusst machen. 

71. Sieh die Welt als Ganzes.

Alles hängt mit allem zusammen. Wir können uns davon nicht losmachen. Deshalb müssen wir das Kleine auch vor dem großen Hintergrund diskutieren.

72. Treibe Sport.

Ein gesunder Geist, lebt in einem gesunden Körper. Das wussten schon die alten Römer. 

73. Behandele alle so, wie du auch behandelt werden willst.

Warum das so selten funktioniert, gehört zu den größten Mysterien der modernen Zeit.

74. Unterstütze die Energiewende.

Denn was ist die Alternative?

75. Sei gnädig zu dir selbst.

Du musst nicht perfekt sein. 

76. Lass los.

Krampfhaft an Ideen, Menschen, Vorstellungen, Jobs festzuhalten, bringt gar nichts außer Leid und Frust. 

77. Teile.

Gib ab von deinem Glück, deiner Not, deinem Wissen. 

78. Mehr Vernunft, weniger Absurdistan.

Solange Windräder Energie produzieren, die ungenutzt verpufft, weil keine Leitungen anliegen, darf man öffentlich an der Eignung der Verantwortlichen zweifeln.

79. Ehrenamt stärken.

Mehr als 20 Millionen Deutsche engagieren sich uneigennützig für unsere Gesellschaft. Das wird viel zu selten gewürdigt. 

80. Genau hinschauen.

Endlich Ehe für alle. Aber auch steigende Zahlen von Gewaltdelikten gegen Schwule, Lesben und Trans*-Personen. Man darf nicht hinter das Erreichte zurückfallen.

81. Bezahlbare Wohnungen.

Wer kein Heim hat, der kann kein unterstützender Teil der Gesellschaft sein. 

82. Free Deniz und Mesale.

Und alle anderen, an denen nur ein Exempel statuiert werden soll. Niemand darf zur Tagesordnung übergehen, wenn Willkür regiert. Pressefreiheit ist ein Grundpfeiler der Demokratie. 

83. Flexible Arbeitszeiten.

Gute Konjunktur. Sprudelnde Steuereinnahmen. Jetzt sollten mehr Menschen frei entscheiden dürfen, wie sie arbeiten wollen. Arbeit soll glücklich machen.

84. Den Kirchen zuhören.

Die müssten sich dann allerdings auch deutlich engagierter in die öffentliche Debatte einmischen. 

85. Stelle Forderungen.

Es wird sich nichts ändern, wenn man nicht selbst aktiv wird. Dafür muss man aber wissen, was man will. 

86. Schalte dein Smartphone ab.

Lebensqualität entsteht nur in relaxter Atmosphäre, in der man sich auch mal auf andere Dinge konzentrieren kann. 

87. Entscheide dich. 

Man kann die Dinge lange herauszögern, aber um eine Entscheidung kommt man nicht herum. Auf geht’s! 

88. Suche Erfüllung.

Nur wenn man einen Sinn in seinem Tun sieht, kann man wirklich glücklich sein. 

89. Vorurteile schaffen Fremdenhass.

Aber ohne Vorurteile könnten wir die Welt nicht verstehen. Wir brauchen ein vergleichendes Kategoriensystem. Aber wir dürfen uns nicht über andere erheben. 

90. Du bist verantwortlich auch für das, was du nicht tust.

Verantwortung kann man nicht delegieren. Und die Augen zu schließen, hilft nicht. Im tiefsten Innern weiß man, was zu tun ist. Also dann. 

91. Vergangen ist vergangen.

Man kann im Nachhinein nichts mehr ändern. Das ist auch gut so. Sonst kann man nicht abschließen. 

92. Den „Wert“ immer neu verhandeln.

Was ist Arbeit „wert“? in sozialen Berufen? In Kinderbetreuung und -förderung, in Krankenhäusern, in Pflegeeinrichtungen? Auf jeden Fall mehr als jetzt. 

93. Die Kunst ist frei. 

Geschmacksfragen dürfen keine Rolle spielen. Die Kunst darf weh tun. Sie ist Auseinandersetzung mit philosophischen, gesellschaftlichen und politischen Grundfragen.

94. Vielfalt macht reich.

Unseren kulturellen Reichtum haben wir nur und ausschließlich Menschen zu verdanken. Die übrigens seit Jahrhunderten von überall her zugewandert sind.

95. Liebe ist alles.

Dem ist nichts hinzuzufügen. Danke, Rosenstolz.

Dunja Hayali, Reformationstag 2017