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Montag, 21. März 2022

Vergesst die Impfung - esst mehr Hühnersuppe!

von Mirjam Lübke...

Eine zünftige Erkältung kann einen unzweifelhaft in Weltuntergangsstimmung versetzen. Bei mir fängt es meist mit Schmerzen in den Eckzähnen an, dann folgt ein kratzender Hals und ein penetrantes Pieksen in der Nase. Das benebelte Gefühl im Kopf, wackelige Beine und Schüttelfrost rufen mir zu: "Leg' dich ins Bett, Miri. Mit allen Decken, die sich im Haushalt befinden. Dein Tod kann jetzt nur noch durch ein Wunder und viel Milchkaffee abgewendet werden!" Rendall Flagg sitzt in Gestalt eines Raben im Pflaumenbaum vor dem Fenster und wartet krächzend darauf, meine Seele in die Hölle zu verfrachten, während ich mir selbst etwas vorjammere. Nur das Noro-Virus wirkt noch apokalyptischer, ansonsten habe ich mich selbst bei weitaus bedrohlicheren Erkrankungen nicht so elendig gefühlt. Ob ich selbst schon Corona hatte, weiß ich nicht genau, als der Rummel in Deutschland gerade losging, schickte mich mein Hausarzt nach Begutachtung leichter Erkältungssymptome mit den Worten "das ist wohl dieses neue Virus aus China, schlafen Sie sich einfach mal aus" nach Hause. 



Ein gewisses Grundverständnis habe ich also für die Thorben-Maltes unseres Gemeinwesens, die sich beim Auftreten von Schnupfen und Fieber dem Tode nahe wähnen. Aber derzeit könnte man meinen, Corona wäre als Imagekampagne für alle erfunden worden, die keine Lust mehr auf Witze über die "Männergrippe" hatten. Erwischt es sie trotz oder wegen ihrer Dreifachimpfung - das kann man mittlerweile schließlich nicht mehr genau sagen - lässt sie das keineswegs daran zweifeln und sie klammern sich an den Gedanken, sonst wäre alles noch schlimmer gekommen. Früher musste eine Frau nachts im Park fürchten, ihr Freund könnte die Beine in die Hand nehmen, sobald eine Motorradgang mit stacheligen "Mad Max"-Outfits am Horizont erschien ("Nein Schatz, es ist aus, ich bin jetzt die Biker-Braut von Bronco, er wollte nur die Uhrzeit wissen"). Heute reicht ein Fahrrad-Kurier ohne Maske und der Schatz lässt einen schutzlos zurück ("Das musst du verstehen, Hase, in Zeiten der Pest ist sich jeder selbst der Nächste!").

Der beste Chef von allen, nämlich der meinige, sorgte vor einiger Zeit für Aufruhr, als er die Herren der Schöpfung aufforderte: "Wir müssen unsere Männlichkeit wiederentdecken!" - in der Corona-Krise möchte ich das gern an jede Wand sprühen. Einem besonders ängstlichen Bekannten, der mich bei jedem Niesen zur sofortigen Ferndiagnose anruft, habe ich sogar schon das Video mit der Aufforderung geschickt. Der Wunsch "Gesundheit!" stammt bekanntlich aus dem Zeitalter der Pest, als ein Niesen tatsächlich ein erstes Symptom des schwarzen Todes darstellen konnte - heute gilt es offenbar als Vorbote der neuesten von Christian Drosten angekündigten Delta-Kappa-Phi-Mutation. Wehe dem, der das nicht ernst nimmt und erst einmal zu Hausmitteln rät. Omikron jedenfalls dürfte sich durch jüdisches Penicillin besser bekämpfen lassen als durch Biontech - und wenn nicht, dann hat eine Hühnersuppe wenigstens keine Nebenwirkungen. Natürlich ist das nur meine unwissenschaftliche Meinung, die nun zornig gegeißelt werden darf. 

Von Sören-Malte erwartet man schon bald nichts anderes mehr als panische Reaktionen auf alle Unbill der Welt. Wenn schon in einem Schluck Milch der Todeskampf lauert, weil Laktose seit ein paar Jahren der biologische Kampfstoff Nr. 1 ist, dann kann einem Corona schon einen Schauer in die Gebeine jagen. Aber auch gestandene Männer machen den Rummel noch immer mit. Sogar jene, welche der Bundesregierung in den letzten Jahren kritisch gegenüberstanden und keinem Politiker einen Gebrauchtwagen abgekauft hatten. So etwas würde man vielleicht von uns Frauen erwarten, weil wir uns ohnehin mehr für Gesundheitsthemen interessieren. Aber der Freedom-Day macht auch dem starken Geschlecht so viel Angst, dass gerade wieder die ollsten Masken-Propaganda-Kamellen in den sozialen Medien herumgereicht werden. 

Richtig bedenklich wird es, wenn sich auch bisherige Testosteron-Bomben in ängstliche Coronisten verwandeln. Eins steht fest: Einen Säbelzahntiger-Pelzmantel aus eigener Jagd bekommen wir von diesen Herren nicht. Keine Frau erwartet heute noch einen Mann, der sich für sie mit Schwert oder Pistole duelliert - aber es wäre doch schön, wenn wir nicht der Mutterersatz mit Taschentuch und Wadenwickel sein müssten. Dann kochen wir euch auch Hühnersuppe.




Sonntag, 13. März 2022

Von den Freuden des Busfahrens...

von Mirjam Lübke...

Zugegeben: Ich gehöre zu den großen Anhängern des Home-Office. Da ich aus gesundheitlichen Gründen nicht mit dem Auto fahren kann, hieß es für mich einige Jahre, mit Bus und Bahn zur Arbeit zu gelangen. Ein Vergnügen, das Luisa Neubauer wahrscheinlich bisher entgangen ist, da sie sich andernfalls wohl kaum so lobend über den öffentlichen Nahverkehr äußern könnte. Man wird dort gestählt wie im Bootcamp, und bisweilen geht es auch ähnlich ruppig zu. Im täglichen Berufsverkehr etwa gleicht die Schlacht um einen Sitzplatz einem epischen Katastrophendrama, wenn der letzte Zug in Richtung der Zuflucht vor einem Meteoriteneinschlag zur Abfahrt bereit gemacht wird. Wer bisher noch nichts von "Sozialdarwinismus" gehört hat, darf ihn nun am eigenen Leib erfahren!



Schüler rammen einem ihre Tornister in die Magengrube, wehrhafte Rentnerinnen zücken den Stockschirm zur Selbstverteidigung und dann müssen auch noch fünf Kinderwagen und sieben Fahrräder in der Busmitte verstaut werden. Rechts und links davon werden Dutzende Fahrgäste auf erstaunlich kleinem Raum komprimiert, was besonders im Hochsommer eine olfaktorische Herausforderung darstellt, da sich die Aromen von abgestandenem Schweiß, üppig aufgesprühtem Parfüm und der letzten Zaziki-Mahlzeit zu einer explosiven Mischung vereinen. 

Im Winter schwitzt man obenherum, während die Füße bei jeder Öffnung der Türen von Polarwinden umweht werden. Inzwischen beginnen, beim Stehen Wange an Wange, die eigenen Hautbakterien mit denen des wildfremden Nachbarn genetische Informationen auszutauschen. Wäre ich noch immer häufig mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs, würde ich heute jede Lauterbach-Propaganda glauben, denn ich fing mir jedes einzelne Erkältungsvirus zwischen Viersen und Kempen ein. Der Bus als günstigstes Biowaffenlabor der Welt, das könnte sich Putin nicht besser ausdenken: 

"Einmarschieren! Die Deutschen testen Kampfstoffe an ihrer Bevölkerung! In tausenden rollenden Laboren!"

Verlöre man das Bewusstsein, fiele es keinem auf, denn die Masse hält einen aufrecht. Vor allem, wenn die Fahrgäste um einen herum alle gleichzeitig einatmen. Wohl dem, der es rechtzeitig zur Tür schafft, wenn seine Haltestelle erreicht ist. Mit etwas Pech gelingt einem der Ausstieg erst in einem abgelegenen Gewerbegebiet in Südfinnland, der nächste Bus zurück fährt zwei Wochen später und im Funkloch sitzt man sowieso. Die Mitfahrenden sind in Sekundenschnelle im Nirvana verschwunden. Tatsächlich keimt nun der Verdacht auf, man sei Teil eines vom Bundesamt für Katastrophenschutz erdachten Massenstresstests. Oder wie lässt es sich sonst erklären, dass ausgerechnet der dringend benötigte Anschlussbus im Gegensatz zum eigenen immer pünktlich losfährt oder man höchstens noch dessen Rücklichter sehen kann? Das geht nicht mit rechten Dingen zu. 

Abends dann dieselbe Tortur - im Winter friert man stundenlang an einer Bushaltestelle ohne nutzbare Bank, wagt es aber nicht, sich am naheliegenden Kiosk ein Heißgetränk zu kaufen, weil der Bus genau in dieser Sekunde doch noch kommt und gerade einen Wimpernschlag lang anhält. Aber es gibt doch Apps für so etwas? Das mag sein, aber wirklich verlässlich sind sie nicht. Einkaufen muss man auch noch und die schweren Tüten eine Viertelstunde nach Hause schleppen. Ich wette, Luisa Neubauer musste noch nie mit zwei prallgefüllten Taschen und unter den Arm geklemmtem Toilettenpapier nach getaner Arbeit nach Hause ächzen. In ihren Kreisen ist es lediglich üblich, uns zu erklären, wir sollten uns in Anbetracht der weltpolitischen Lage nicht über derlei Luxusprobleme echauffieren. In Afrika müsse man schließlich auch 20 Kilometer zum nächsten Wasserloch laufen. Das ist zwar korrekt - aber die Lisas, Gretas und Georg Restles dieser Welt würden das selbst auch nicht tun - es sei denn, ein Fernsehteam begleitete sie dabei. Ihr Verstand weigert sich einfach zu begreifen, dass es einen gewaltigen Unterschied macht, ob man sich freiwillig für begrenzte Zeit entschließt, auf etwas zu verzichten oder man es sich schlichtweg nicht leisten kann. Die Arroganz dahinter lässt bei mir ein gewisses Verständnis für die französische Revolution aufkeimen. Es wirkt einfach ungeheuer "sympathisch", wenn einem wohlsituierte Menschen sagen, wie man korrekt arm zu sein hat.

Das von mir Beschriebene ist - wenn auch mit kleinen Übertreibungen - der ärgerliche, zermürbende Alltag, in dem man sich oft fragt, wie viel Zeit einem noch für ein bisschen Entspannung, ein Buch oder auch mal einen Kinobesuch bleibt. Am nächsten Tag muss man schließlich schon wieder um fünf Uhr aufstehen, um wieder ins Hamsterrad zu steigen. Es geht hier nicht um das Schüren von Sozialneid - das pralle Konto sei ihnen gegönnt - sondern um die dahinter stehende Heuchelei. Man belehrt und über Mikroaggressionen und politische Korrektheit, über das Fernhalten jeder Unbequemlichkeit von bestimmten gesellschaftlichen Gruppen. Aber Alltagsschikanen sollen klaglos ertragen werden. Man könnte das als jugendliche Naivität abtun, wenn es nicht längst Teil der etablierten Politik wäre. In der Großstadt - dem Habitat von Luisa & Co. mögen diese Träume von der Verkehrswende noch einigermaßen funktionieren, dort gibt es ein gut ausgebautes Netz. In Kleinstädten sieht es jedoch anders aus - da sitzt man einfach fest. Dort würde sich unsere Luisa nach dem Shopping sehr wundern - und wahrscheinlich erst einmal nach Mamas SUV rufen. Ihre Tipps gelten nämlich nur für uns.




Freitag, 11. März 2022

Im-Nebel-Stochern für Fortgeschrittene...

von Mirjam Lübke...

Das Netz spottet: Medizin-Nobelpreis für Wladimir Putin! Der moderne Zar im Kreml hat es durch sein martialisches Auftreten geschafft, das Corona-Virus derart einzuschüchtern, dass es freiwillig von der Bildfläche verschwunden ist. Nun hockt es zitternd in einer unterirdischen Notunterkunft und schwenkt die weiße Fahne. Da sind die Ukrainer zäher, offenbar macht Putins medizinische Kompetenz keinen Eindruck auf sie. Das ist hart, wirklich hart für den russischen Präsidenten.



Doch auch das Virus hat in Deutschland treue Verbündete, die es aus seinem Schattendasein befreien möchten. Denn sein Image ist schwer angeschlagen: Vom Superkiller zum Schnupfen heruntergestuft zu werden, nur, weil man einmal in eine harmlosere Form mutiert ist, das kratzt am Selbstbewusstsein. Aber Putin, das Medizingenie, hat dabei nicht mit der Entschlossenheit von Karl Lauterbach gerechnet. Ein schwerer strategischer Fehler, denn ein einzelner, zu allem bereiter Guerillero kann ganze Armeen in die Schlacht zurückführen. Dabei bedient sich Lauterbach zudem einer perfiden Kriegslist: Obwohl er öffentlich bekundet, der Erzfeind des Virus zu sein, trägt er - zumindest medial - entscheidend zu dessen Verbreitung bei. Selbst auf dem Kriegspfad befindlich, propagiert er zudem die Teilnahme an Friedensdemos. Zudem griff und greift er auf die älteste Kriegstaktik aller Zeiten zurück: Die Verwirrung des Feindes mit falschen Daten. 

Wir haben alle falsch gedacht: Die Schreckensnachrichten von RKI und PEI - schon diese Abkürzungen könnten Geheimdiensten alle Ehre machen - dienten nicht etwa dazu, der Bevölkerung sinnlose Infektionsschutz-Maßnahmen aufzunötigen. Vielmehr plante Karl Lauterbach von Anfang an, das Virus vor uns zu schützen. Dieser Aufgabe hat er sein Leben gewidmet, so wie Heinz Sielmann einst die bedrohte Tierwelt rettete. Der beliebte Gesundheitsminister tritt damit in eine neue Phase des Umweltschutzes ein. Auch eine RNA-Fabrik wie ein Virus verdient es zu leben. Es ist also vollkommen abwegig, dem Minister Karriereambitionen zu unterstellen, denn er plant, neue Lebensräume für die kleinsten Geschöpfe zu schaffen. 

Anders jedenfalls kann ich mir das Verhalten des Ministers nicht erklären. Er muss tatsächlich eine Art Hassliebe zu Corona empfinden, hätte am liebsten, dass wir in Impfstoff baden, wie Obelix, der als Kind in den Zaubertrank fiel und danach lebenslang Superkräfte besaß. Während alle Welt nun auf die Ukraine schaut, bereitet die Bundesregierung weiter die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht vor, die dann Anfang April durch den Bundestag gewunken werden soll. Selbst in Österreich, das neben Deutschland zu den Hardlinern in der Corona-Politik zählte, ist inzwischen Vernunft eingekehrt, angesichts des meist milden Verlaufs der Omikron-Infektion, welche die meisten Menschen noch nicht einmal wahrnehmen, hält man die Impfpflicht für unverhältnismäßig. Nur Karl Lauterbach verbreitet, es würden täglich bis zu dreihundert Menschen daran sterben - wo immer er diese Zahl auch hernimmt. Das behauptet nämlich noch nicht einmal das RKI. Wahrscheinlich handelt es sich dabei wieder einmal um ein Bauchgefühl, ähnlich wie bei seiner Behauptung, Kinder litten zunehmend an Long Covid - was sich als aus der Luft gegriffen erwies. Zumal man vielfach noch gar nicht klar sagen kann, was nun Long Covid oder Depression als Lockdown-Folge ist, weil die Symptome die gleichen sind. 

Während die Bevölkerung noch in der einen Angst feststeckt - sie ist bei vielen schließlich nicht einfach weg, auch wenn sie ihre "ich bin geimpft"-Bekundung gegen die ukrainische Fahne getauscht haben - kommt nun auch noch die Kriegsangst dazu. Ehrlich muss ich zugeben, dass ich in dieser Hinsicht weitaus leichter zu packen bin, zumal sich auch hier erweist, wie wenig vorbereitet Deutschland auf einen Ernstfall wäre. Den Zivilschutz hat man nämlich nach dem Prinzip "Brauchen wir nicht mehr, kann weg" vor 15 Jahren aus Kostengründen endgültig begraben. Die aktuell vom Bundesamt für Katastrophenschutz herausgegebenen Ratschläge sind auf dem Stand der Sechzigerjahre, es fehlt nur noch der Tipp mit der Aktentasche, die man sich beim großen "Bumm" über den Kopf ziehen soll. Bei diesen Aussichten wäre man lieber gleich hinüber. 

Stattdessen tragen wir bereits jetzt die von Annalena Baerbock angekündigten "Konzekwenzen". Der Benzinpreis frisst das Gehalt auf, für dessen Erwerb man sich ins Auto setzt. Während viele Normalverdiener aus Kostengründen die Heizung herunterdrehen müssen - eine Strickjacke ist weitaus günstiger - frieren Besserverdiener "für den Frieden", während auf dem Designertisch vielleicht schon ein Reisekatalog liegt. Was kommt als nächstes? "Gold gab ich für Eisen" als Sammelaktion für den Pleitestaat? Karl Lauterbach kann es nur recht sein, wenn wir bibbernd zuhause sitzen. Wenn die Nase vor Kälte zu laufen beginnt, fragen wir uns dann alle, ob er nicht doch ein bisschen die Wahrheit gesagt hat: Ist es das schon, das nächste Killervirus? Dem Frieden bringt uns die Kälte jedenfalls nicht näher, allenfalls dem allgemeinen Durchdrehen. Langsam verstehe ich, was an dem Wunsch "Mögest du in aufregenden Zeiten leben" so boshaft ist, denn wir stecken mitten drin.



Donnerstag, 10. März 2022

Grmpf hielt die Erfindung von Streichhölzern für Science-Fiction...

von Mirjam Lübke...

Dächten die Menschen schon immer so wie unser Freund Mario Sixtus, wären wir heute nicht in der Lage, uns im Internet darüber aufzuregen. Es gäbe nämlich keins. Wenn Steinzeitmensch Grmpf herausgefunden hatte, dass beim Aufeinanderschlagen bestimmter Steine Funken entstehen, mit denen man selbst Feuer machen kann, wäre so ein Mario gekommen und hätte es ihm als Blödsinn ausgeredet. Ebenso das Rad ("Du bist doch nur zu faul zum Tragen!"). Selbst wenn es uns gelungen wäre, uns trotzdem zivilisatorisch weiterzuhangeln, stünde immer eine Kreativitätsbremse bereit, die nicht aus ernster Besorgnis über die möglichen Folgen einer Erfindung, sondern aus schierer Arroganz außergewöhnliche Ideen ausgebremst hätte. "Professor Fleming, werfen Sie gefälligst diese verschimmelte Petrischale weg! Es ist doch Humbug, da was draus machen zu wollen!"



Es geht nicht um kritische Distanz zum Machbaren, die durchaus angebracht ist, wenn Forschung etwa sensible Bereiche der Ethik berührt, wie das zum Beispiel in manchen Bereichen der Gentechnik der Fall ist. Dann ist es vollkommen angebracht, sich auch als Nicht-Genetiker einzumischen und zu fragen, wo das noch hinführen mag. Wie uns die Diskussion um die mRNA-Impfstoffe gezeigt hat, halten sich Sixtus & Co. aber dabei nicht nur dezent zurück, sondern bringen Kritiker sofort zum Schweigen. Schwurbler! Nazi! Die wissen schon, was sie tun! Ähnliches erleben wir beim Thema Klimawandel: Jeder von der gewünschten Richtung abweichende Forschungsansatz wird lächerlich gemacht oder ignoriert, so zum Beispiel der Einfluss von Sonnenaktivität auf unser Klima. Da die meisten Journalisten genau wie der Durchschnittsbürger wissenschaftliche Laien sind, ist die Stoßrichtung deutlich: Es geht wieder einmal um die Diskurshoheit. Da darf man dem Bürger schon einmal vorschreiben, welchen Wissenschaftler er ernst nehmen darf. Man beurteilt es einfach nach der richtigen Haltung - denn die Forschungsergebnisse sind einem Herrn Sixtus ebenso ein Buch mit sieben Siegeln wie uns. 

Es ist schon allerhand Realität geworden, was anderen als Spinnerei erschien. Manche populärwissenschaftlichen Magazine - das meine ich nicht abwertend! - tragen regelmäßig die Aussagen von Firmenchefs zusammen, die sich enorm verschätzt haben, so etwa der Geschäftsführer von IBM, der sich nicht vorstellen konnte, das einmal auch in privaten Haushalten Computer stehen - er war einfach von den riesigen Anlagen seiner Zeit ausgegangen. Allerdings ist die Verachtung für Zukunftsvisionen auch eine Spezialität links-grüner Klimaretter, denen beim Gedanken an den Weltuntergang durch Erderwärmung Schauer wohligen Gruselns über den Rücken laufen: Der Triumph eines "Wir haben schon immer davor gewarnt!" ist in ihren Tagträumen einfach glorreicher als die mühselige Kleinarbeit von klugen Köpfen, die sich Lösungen für kommende Probleme einfallen lassen. 

Letztens sah ich mir die französische Serie "Dream the Future" von 2015 an. Natürlich war auch darin eine Folge dem Klimawandel gewidmet, aber anstatt in düstere Prognosen zu verfallen, zeigte man Ideen aus aller Welt zur Städtearchitektur, die viel Grün einbindet, um nicht nur das Leben in der Stadt angenehmer zu machen, sondern auch die Luft zu verbessern. Ein japanischer Agrargroßhändler hat schon jetzt seine Firmenzentrale in Tokio nach diesem Konzept umbauen lassen. Der Salat in der Kantine wächst im eigenen Haus und die Mitarbeiter dürfen sich auch mal was pflücken. Letztens sah ich einen Bericht aus Deutschland, eine mittelständische Firma bietet Ähnliches an - aber selbst in der Parteizentrale der Grünen wachsen noch keine Tomaten - das ist dem echten Weltenretter wohl zu unglamourös. 

Statt grüner Städte sollen wir kahle Flächen mit Windkraftanlagen bekommen, noch nicht einmal vor dem hessischen Märchenwald macht der Wahn halt. Ich weiß nicht, was Herr Sixtus im Bereich der Energieerzeugung als Science-Fiction bezeichnet, den Fusionsreaktor eventuell? Der steckt tatsächlich noch in den Kinderschuhen, aber darin wird er auch steckenbleiben, wenn man daran nicht weiterforscht. Irgendwann in ein paar Jahren werden die Chinesen stolz einen funktionierenden Prototypen präsentieren, nachdem sie uns schon im Bereich der Kernkraft überholt haben. Geduld und Beharrlichkeit sind in Deutschland diesbezüglich nicht gefragt - wir bauen das, was zwar nur unzulänglich funktioniert, aber dafür nicht merkwürdig leuchtet, lieber eine Nummer größer. Dann funktioniert es zwar noch immer unzulänglich, sieht aber imposanter aus. Deshalb bauen wir dann noch mehr davon - bald wird wahrscheinlich die Idee aufkommen, in den Masten von Windrädern sozialen Wohnungsbau unterzubringen. Man kann darin zwar die Fenster nicht öffnen, weil das ständige "Wusch Wusch Wusch" einen sonst in den Wahnsinn triebe und die Möbel samt ihrer Besitzer hinausgesogen würden, aber irgendwie muss man den Platzmangel schließlich ausgleichen. Das Eigenheim ist out, Familie sowieso, deshalb legt man ausgerechnet jenen, die gern freiwillig mit Solaranlagen für sich selbst sorgen würden, auch noch bürokratische Hürden in den Weg. Es muss - bitteschön! - alles hübsch zentralisiert und gigantomanisch ablaufen. Auch wenn die natürlichste CO2-Vernichtungsmaschine, der Baum, dafür weichen muss. 

Da wünscht man sich ein bisschen mehr Science-Fiction und weniger reale Dystopie. Meine Theorie ist ohnehin, dass bei manchen Menschen die Abneigung gegen das Fantastische nicht darin begründet liegt, dass sie einfach kein Interesse daran haben - was ein vollkommen legitimer Grund ist. Vielmehr neigen sie zu ideologischer Engstirnigkeit, wie ein Inquisitor, der höllische Angst vor Ketzern hegt. Schließlich können sich Fantasiebegabte nicht nur Technisches erträumen, sondern auch eine Zukunft, in der die Ideologen das Sagen haben. Und wenn das letzte Windrad verrostet ist, wird vielleicht niemand mehr da sein, der ein neues bauen kann, da unsere Gesellschaft nur noch aus Genderforschern besteht. Solange uns das Geld nicht ausgeht, können wir schließlich von Nachbarländern Strom kaufen. Der ist dann auch grüner als der eigene, versprochen!


Montag, 7. März 2022

Karl Lauterbach in der Sinnkrise...

von Mirjam Lübke...

Das größte Opfer bringt in der Ukraine-Krise eindeutig Karl Lauterbach. Um es einmal in linker Diktion zu sagen: "Putin hat Corona relativiert!" Nur um Haaresbreite dahinter reiht sich Jasmina Kuhnke ein, die auf der letzten Buchmesse - so sie jene besucht hätte - sicherlich weitaus gravierendere Leiden erduldet haben würde als es je ein Bürger Kiews nachvollziehen könnte. Während Karl Lauterbach darunter leidet, dass die Deutschen plötzlich schlimmere Katastrophen für sich entdeckt haben als Corona, denken unsere "Antirassismus-Experten" darüber nach, warum man angeblich so viel netter zu Flüchtlingen aus der Ukraine ist als zu jenen aus den Regionen unterhalb Ägyptens. Kurzum, die Krise sägt sowohl den Lauterbachs als auch den Kuhnkes den Ast ab, auf dem ihre gefühlte gesellschaftliche Bedeutung sitzt. 



Im Gegensatz zur Zurücksetzung, die der normale Bürger empfindet, wenn einmal wieder für alle anderen Belange Aufmerksamkeit und Geld vorhanden sind als etwa für Schulen, Straßenbeläge oder auch solche Nichtigkeiten wie das Gesundheitswesen, ist die Nichtbeachtung unserer Kämpfer für das Gute selbstverständlich bedeutsam. Denn während man der Bevölkerung unter dem Applaus der "großen Denker" dieses Landes getrost Futterneid unterstellen und sie zum Verzicht erziehen darf, ist der Leidneid der Lauterbachs und Kuhnkes durch die gute Sache geadelt. Ihnen egoistische Motive zu unterstellen, wäre nachgerade verwerflich, querdenkerisch und rassistisch. Immerhin hat Karl Lauterbach die Bedrohungslage durch Putin inzwischen auf das gleiche Level wie die Pandemie hochgestuft - da sage noch einmal jemand, er wäre nicht bereit, ein Stück vom Kuchen für andere abzuschneiden. 

Man könnte nun den Fehler machen, dieses Gehabe zu albern zu finden, um ihm eine Bühne zu bieten. Das setzte aber ein Reservoir an Bodenständigkeit und gesundem Menschenverstand voraus, das bei den Leithammeln unserer Gesellschaft noch vorhanden wäre und für einen vernünftigen Umgang mit solcherlei Situationen sorgte. Man würde Lauterbach, Kuhnke und Co. zwar zuhören, aber daraufhin abwägen, wie vordringlich ihre Forderungen gerade sind. In einer gesunden Demokratie muss jeder seine Ideen einbringen können, auch wenn es die Rente für Außerirdische ist - aber auch bereit sein, ein "Nein" zu ertragen, wenn es ihm nicht gelingt, eine Mehrheit davon zu überzeugen. 

Bekanntlich funktionieren diese Mechanismen aber bei uns nicht mehr, denn gewisse Themen befördern einen von Null auf Hundert in die Prioritätsleitung von Medien und Politik. Trotz der Ukraine-Krise und scheinbarer Lockerungen, die in Wirklichkeit nur auf eine vorherige Maßnahme zurückführen, ist Corona noch Teil der Regierungsagenda und Deutschland die letzte Bastion der allgemeinen Impfpflicht, über die am 18. März entschieden werden soll. Rechtzeitig warnt Christian Drosten uns alle noch einmal vor der nächsten "Supermutante", von der er zwar weiß, dass der Impfstoff dagegen wirkt, aber nur spekulieren kann, welche Auswirkungen der Killerkeime auf den Menschen haben werden. Mit etwas bösem Willen könnte man annehmen, er habe ein Abo mit Wuhan geschlossen. Zweimal im Jahr ein neues Virus und fünfzehn Kilo Reisnudeln. Gebühr bezahlt Empfänger.

Aber auch auf den Vorwurf, ukrainische Flüchtlinge würden in Deutschland besser behandelt als jene aus Afrika, stimmt sich die Presse schon ein und greift auf Narrative zurück, die bereits 2015 angewandt wurden. Einmal ganz abgesehen davon, dass Deutschland seitdem tatsächlich einen Großteil der Migranten aufgenommen hat und unser Land offenbar aufgrund seines in Europa einzigartigen Hilfspakets attraktiv bleibt, kann man in den Medien nun den Eindruck gewinnen, das gesamte Gesundheitswesen der Ukraine würde von Afrikanern getragen: Es seien hauptsächlich Medizinstudenten, die hier anlanden. Das ist nicht nur unglaubwürdig, man darf sich dann wohl auch fragen, wieso die jungen Herren nun nicht in der Ukraine als Sanitäter verbleiben. Noch nicht einmal das ZDF hat bisher jemanden für eine Betroffenheitsgeschichte vor die Kamera schleifen können, obwohl sie das Narrativ mittragen und sicherlich mit Begeisterung dabei wären. 

Wäre ich ein Biest, würde ich hinter der Empörung der Cheblis und Kuhnkes auch ein Stück Stutenbissigkeit vermuten, denn die tatsächlichen Flüchtlinge aus der Ukraine sind Frauen und Kinder. Da kommt Konkurrenz auf den Markt. Und wer könnte es uns verdenken, wenn wir mit Sympathie darauf reagieren, dass die ukrainischen Männer sich an die alte Seemannsregel "Frauen und Kinder zuerst" halten? Während Gäste aus anderen Regionen der Welt zwar von ihrer Männlichkeit sehr überzeugt sind, aber daraus den Schluss ziehen, man dürfe Weib und Kind ruhig in Armut und Kugelhagel zurücklassen? Statt ihre Familien in Sicherheit zu bringen, verbreiten sie bei uns lediglich ihr Frauenbild. Natürlich kann man das nicht über jeden einzelnen sagen, aber es ist eine deutliche Tendenz da. Und auch wenn Haltungsmenschen allein beim Gedanken daran Ausschlag bekommen, die hier ankommenden Ukrainer sind uns kulturell einfach näher. Da beißen Umerziehungsversuche auf Granit - das ist ganz normal so. 

Die "Verlierer" der Ukraine-Krise in Deutschland - sie haben noch längst nicht aufgegeben und verfolgen ihre Ziele im Windschatten des Krieges munter weiter. Man sollte sie deshalb im Auge behalten.



Samstag, 5. März 2022

Deutschland zeigt Haltung! (Mal wieder...)

von Mirjam Lübke...

"Also, wir kaufen ja jetzt keine Brezeln mehr, diesem Hitler muss man es mal richtig zeigen!" - "Wir essen keinen Reis, dann werden die Chinesen Tibet sofort räumen!" - "Käse aus Frankreich, mon dieu! Bist du etwa für Chiracs Atombomben-Tests?" 


Zugegeben, nur das letzte Beispiel habe ich mit eigenen Ohren gehört, irgendwann in den Neunzigern, als Mitstudenten tatsächlich glaubten, so den französischen Präsidenten von seinen Nuklearversuchen abzubringen. Es hat auch etwas Rührendes, wenn Menschen in ihrer Machtlosigkeit voller Ernst solche Maßnahmen ergreifen, um "wenigstens etwas für den Frieden zu tun" - derzeit gibt es den Trend, aus Protest gegen Putin die Heizung abzudrehen, Stefanie macht es vor. Wenn die Dame unbedingt frieren möchte, wäre es aber wohl sinnvoller, eine Demo zu organisieren, dann kann man wenigstens einträchtig bibbern. Und mit anderen Menschen über seine Kriegsängste sprechen. Gemeinsam trägt man leichter daran - oder macht sich erst Recht gegenseitig kirre. Meine Mutter und ich trugen am Sonntag Putin noch nach, dass er uns 2014 die lange Donaufahrt versaut hat. Immerhin bis Ungarn sind wir gekommen. 

Da Deutschland nur etwa die Hälfte seines Gases aus Russland bezieht, muss sich die Dame zudem entscheiden, in welchem Schichtsystem sie frieren möchte. Vielleicht nicht gerade beim ARD-Brennpunkt zur Krise, sondern lieber nachts um drei, wenn man sich in seine dicke Daunendecke wickeln kann - der gute Wille zählt allemal. 

Diese Formen des "Haltungzeigens" schaden wenigstens niemandem. Vielleicht denkt Stefanie dann auch einmal darüber nach, dass es in Deutschland Menschen gibt, welche sich eine gut geheizte Wohnung schon seit Jahren wegen gestiegener Energiepreise nicht mehr leisten können oder als Luxus betrachten, den man sich nur gönnt, wenn Besuch kommt. Ganz ohne Putin und seine Ambitionen. 
Beschämend wird es allerdings, wenn die stramme Haltung an Menschen russischer Herkunft ausgetobt wird, die unter uns in Deutschland leben. Zum Glück haben sich die Franzosen nicht an Putins Seite gestellt, dann hieße es jetzt wieder "Jeder Schuss ein Russ', jeder Stoß ein Franzos'". Den Zupfkuchen hat es auch erwischt, er wird nun seines Russischseins beraubt. Eine Bäckereikette forderte ihre Filialen auf, neue Schilder in die Theken zu stellen. Wann wird aus "Russisch Ei" das "Oeuf Zelensky"? Oder ein Freiheitsei in Aspik? Russische Künstler sind plötzlich auch verdächtig - schließlich wissen unsere Kulturschaffenden nur zu gut, wie sie sich selbst in der Corona-Krise an unsere Regierung angebiedert haben, dann wird das bei Anna Netrebko wohl auch der Fall sein. Einem russischem Dirigenten wurde in München gekündigt, weil er sich nicht zur Ukraine-Krise geäußert hatte. Neutralität zählt als Zustimmung zum Bösen. 

Die Aufmerksamkeit dieser deutschen Bessermenschen folgt stets der gesellschaftlichen Mode und den Fernsehkameras. "Man darf nicht pauschalisieren", heißt es, wenn wieder einmal ein Attentat durch einen Angehörigen der Religion des Friedens stattfindet. "Das hat alles nichts mit seiner Religion zu tun!" Stimmt - nicht jeder Glaubensgenosse von Anis Amri ist ein potentieller Killer - aber warum soll dann plötzlich alles Russische Putin repräsentieren? Der Haltungsmensch sorgt sich grundsätzlich nur um Gerechtigkeit, wenn seine Leithammel es ihm vorkauen. Im Moment zeigt sich das besonders drastisch, weil die Gesellschaft durch die Corona-Krise generell auf ein Lagerdenken ausgerichtet ist: "Wer nicht für uns ist, ist gegen uns!"

Wird hier den Russen unter uns das zum Verhängnis, was in Deutschland unter der Agenda der "Vergangenheitsbewältigung" läuft? Schließlich sind viele Haltungsmenschen mächtig stolz darauf, wie viel sie aus dem Nationalsozialismus gelernt haben, das sollen andere ihnen erst einmal nachmachen! Nur wen sie ins Herz geschlossen haben, der darf sich allerlei erlauben, da ist selbst die absurdeste Entschuldigung nur recht und billig. Schon deshalb allein ist die Befürchtung, sie würden "es auch wieder mit Juden machen" längst von der Realität eingeholt: Aus "Solidarität mit den Palästinensern" wird seit Jahren, auch mit Unterstützung der etablierten Parteien, zum Boykott israelischer Waren aufgerufen. Sogar die immer um Haltung bemühte evangelische Kirche unterstützt die BDS-Bewegung mehr oder minder offen. 

Nun ist Israel nicht Putins Russland, es ist selbst in der Situation, seine Existenz gegen eine feindlich gesinnte Umgebung behaupten zu müssen. Aber ist es nicht interessant, wie der Gerechtigkeitssinn der Haltungsmenschen stets alten Animositäten folgt? Man kann es heute nur besser vermarkten.



Hilfe! Deutschland ertrinkt im Wahnsinn!

von Mirjam Lübke...

Kann sich noch jemand an die Causa Gil Ofarim erinnern? Deren Klärung dann irgendwie im Sand verlaufen ist? Wenn er sich nicht so in Widersprüche verwickelt hätte, wäre ich geneigt gewesen, ihm zu glauben - auch wenn ich wegen eines Davidsterns noch nie Probleme hatte, in ein Hotel hineinzukommen. Allerdings löst dieses Schmuckstück bei besonders "politisch Aufgeklärten" den unwiderstehlichen Drang aus, dem Träger ein Bekenntnis abzunötigen - der Tonfall dabei ähnelt dem Verlauf einer Achterbahn. Man nimmt Anlauf, schraubt sich in schwindelerregende Höhen und saust anschließend mit Schwung in den Abgrund: "Finden Sie das etwa guuuut, was die mit den Palästinensern machen?"
Am liebsten würde man lapidar antworten "Klar, immer feste druff!", aber unterlässt es aus zwischenmenschlichem Anstand. Zu Wort käme man ohnehin nicht, denn der Bekenntnisjäger hat längst zu einer Tirade über das in seinen Augen Verwerfliche angehoben, die man kaum noch unterbrechen kann. Seine Meinung ist gestählt durch Tagesschau, Süddeutsche Zeitung und den Spiegel, dagegen kann man als normaler Mensch nicht anstinken, egal, ob es nun um den Gaza-Streifen, Corona-Maßnahmen oder aktuell um die Ukraine-Krise. Es könnte auch jedes andere beliebige Thema sein, denn im Grunde ist man nur eine Deponie für jene Aggressionen, die der Haltungscholeriker nicht am Objekt seines Zorns selbst auslassen kann.
 

Schon eine Begegnung pro Woche mit einem Bekenntnisjäger reicht aus, um sich wie durch den Wolf gedreht zu fühlen. Und wenn es nur deshalb so ist, weil man in seiner Überrumpelung einfach nicht die richtigen Worte gefunden hat und nun vor Wut in die Tischkante beißen möchte. In Deutschland haben wir es jedoch mit einem Massenphänomen zu tun - man stürzt sich von einer Empörung in die nächste, weil man ohne eine gewisse Grundspannung nicht auskommen kann. Triebfeder dabei ist aber nicht die Liebe zu einem Thema, sondern die Angst, selbst aus der Herde der Empörten ausgestoßen zu werden. Ein steinzeitlicher Reflex mischt sich mit linker Konditionierung - wenn es mir möglich wäre, würde ich eine bundesweite Schokoladeneis-Party starten, um die allgemeine Stimmung wenigstens ein bisschen zu heben. Aber ich habe Angst, dass dann die Veganer über mich herfallen. 

Zugegeben, in anderen Ländern ist man teilweise nicht weniger hysterisch. Wer schon die Lektüre von "Stolz und Vorurteil" nicht ertragen kann, weil Jane Austens Verwandter zwölften Grades eventuell jemanden kannte, der jemanden kannte, dessen Großonkel in kolonialistische Umtriebe verwickelt war, leidet derzeit natürlich unter Reizüberflutung. Auch in den USA und Kanada braucht es nur einen Empörten, der in einem Klassiker einen Stein des Anstoßes findet oder dem das Curry in der Mensa nicht so schmeckt wie das bei seinem Rucksacktrip durch Indien - schon sammelt sich ein Trupp hinter ihm, der nur auf die nächste Gelegenheit gewartet hat, einen Vernichtungsfeldzug gegen die schurkische Welt zu führen. Wenn diese Menschen doch einmal ihre überschüssige Energie nutzen würden, um etwas Sinnvolles zu tun, so etwa Deckchen zu häkeln oder Marmelade zu kochen!

Deutschland trabt derzeit diesem Trend mit besonderer Hingabe hinterher. Mittlerweile haben sich hierzulande alle einschlägigen Themen zu einem Gesinnungsklumpen verschmolzen, wie einem riesigen, blubbernden Käsefondue. Einmal nicht aufgepasst, und das Brotstück oder aber der Unvorsichtige verschwindet darin auf Nimmerwiedersehen. Bis in höchste politische Kreise steht unverrückbar fest, dass derjenige, der auch nur vom Käse nascht, auch den Rest des Topfinhalts verschlingen wird. Wer gegen die Corona-Maßnahmen spazieren geht, hat aus ihrer Sicht das Diffamierungs-Komplettpaket gekauft: Er muss Nazi, Antisemit, Rassist und neuerdings auch Putin-Versteher sein. Alles auf einmal, da kommt der ärgste Bond-Schurke nicht mit. Und die Tonangeber merken noch nicht einmal, in welche Widersprüche sie sich verwickeln, wenn sie einerseits ableugnen, es gäbe so etwas wie eine Kennzeichnung der Andersdenkenden, aber gleichzeitig am liebsten ein Etikett an jeden "Querdenker" anheften würden. Damit auch niemand übersehen wird. Hoffentlich teilen sie uns wenigstens weiße Perserkatzen zu. 

Dabei ist es schlichtweg die Übertragung eigener Verhaltensweisen auf die andere Seite, weil man individuelles Denken längst verlernt hat. Wenn die Verantwortlichen in Medien und Politik nicht so darauf aus wären, Existenzen zu vernichten, könnten sie einem fast leid tun. Aber wenn man sich vor Augen führt, wem sie selbst huldigen, wird einem Angst und Bange, sollte sich eine größere Menge dahinter versammeln.



Eine App für das Gute oder "Warum hat Herr Putin kein Lastenfahrrad?"

von Mirjam Lübke...

Was uns noch fehlt, ist eine "Wokeness-App" - erst einmal in einem Probelauf für das iPhone, das scheinbar jeder besonders engagierte Aktivist besitzt. Nichts gegen iPhones, die sind schon schick, werden aber teilweise unter Arbeitsbedingungen gefertigt, die Benutzer wie Jutta Dittfurth die ganze Nacht ins Kissen weinen lassen müssten. Aber egal: China ist weit weg und wurde auch von Greta Thunberg verschont, dem mittlerweile etwas in Vergessenheit geratenen personifizierten Gütesiegel für das Wahre, Gute und Schöne. 


Man könnte China sogar bei der Entwicklung einer solchen "Wokeness-App" um Rat bitten, in Anlehnung an deren Sozialpunkte-System. In der Premium-Version gibt es eine SmartWatch dazu, die permanent Puls, Blutdruck und -zucker überwacht, um verdächtige Gefühlsregungen unmittelbar aufzuspüren. Schaut man etwa der afrikanischen Migrantin eine Zehntelsekunde zu lang auf den Kopfputz - es sind schließlich wirklich beeindruckende Konstruktionen dabei - werden über das angeschlossene Online-Banking automatisch zehn Euro Spende an Seawatch e.V. überwiesen. Oder an Greenpeace, wenn das dem selbst erstellten Strafprofil für Mikroaggressionen eher entspricht. 

Viel wichtiger wäre es jedoch, den Nutzern erst einmal ein wenig Orientierungshilfe im Alltag zu geben. Schließlich kann man sich nie sicher sein, welches Thema gerade "trendet". Durch entsprechende Rückmeldungen an die App wären auch genaue Ortsangaben möglich: Während sich in "Lisas Latte-Lounge" noch heftig darüber empört wird, dass demnächst auch Ungeimpfte wieder ihre verseuchten Körper auf den Cocktailsesseln aus veganem Leder niederlassen dürfen, debattiert man in der Teestube der "Grünen Jugend" noch darüber, ob Putins Offensive eventuell völkerrechtlich anders zu bewerten sei, wenn seine Soldaten mit dem Lastenfahrrad angereist wären. Luisa Neubauer hat die Denkrichtung vorgegeben - der "fossile" Krieg ist zu verurteilen! Hätte ich das nur schon als Kind gewusst, als meine Mutter mir verbot, "Star Wars" zu gucken. Da das Imperium den Todesstern nicht mit Diesel betrieb, hatte der Film nämlich gar nichts mit Krieg zu tun. Und die Cantina in Mos Eisley sah noch multikultureller aus als eine Shishabar in Duisburg-Marxloh, ein Aspekt, der in unserer App unbedingt zu berücksichtigen wäre. Mit etwas Glück findet sie eine Location, in der ein Außerirdischer mit Rasta-Zöpfen veganes Döner verkauft, Zutritt nur mit dreifachem Booster möglich ist und grüner Tee aus der Ukraine in Recycling-Tassen verkauft wird. Ein Cent je Tasse wird an den Solidaritätsfonds für in der Pandemie arbeitslos gewordene Hamas-Aktivisten gespendet. Die haben zum Dank sogar ein Gruppenfoto mit einer Regenbogenfahne geschickt. Die war allerdings schon mal angezündet worden. 

Bald wird der aufgeklärte Deutsche sich einen Tag ohne seine "Wokeness-App" gar nicht mehr vorstellen können. Als unverzichtbare Alltagshilfe begleitet sie ihn durch den Dschungel der politischen Korrektheit. Denn es gibt so viel zu beachten, das kann sich keiner mehr merken, wie bei einem Labyrinth, dessen Wände sich ständig verschieben. Sie sagt ihm was gerade auf der Abschussliste ganz oben steht, welche Meinung er wo vertreten muss und was er auf keinen Fall tun darf. Welcher Buchladen verkauft noch alte Ausgaben von Pippi Langstrumpf? Nur nicht dort gesehen werden! Welchen Kaugummi kaut Alice Weidel? Nur nicht den gleichen kauen! Von welchem Diktator darf ein Prominenter sich zum Geburtstag gratulieren lassen und wo gibt es Gummistiefel aus fairem Handel? 

Wo in meiner Stadt kann ich ein Zeichen setzen?

Freilich wird gerade das unsere App störanfällig machen. Nicht auszudenken, wenn Hacker das System kaperten und Schindluder damit trieben: Man könnte den Menschen etwa erklären, dass es aus Solidarität mit der Ukraine gerade angesagt sei, mit einer Hakenkreuz-Fahne des Asow-Regiments durch die Stadt zu laufen. Oder mit umgekehrter Psychologie arbeiten: "Beatrix von Storch ist für Masken- und Impfpflicht!", "Herbert Grönemeyer singt 'Blueberry Hill' mit Putin" oder "Annalena Baerbock lehnt die Frauenquote ab!" könnten einige Verwirrung auslösen. Das kann doch unmöglich funktionieren, werden Skeptiker sagen, weil so dämlich keiner ist. In einem Land, das die Lieferung alten NVA-Schrotts in Krisengebiete als humanitäre Maßnahme ansieht, wundert mich aber nichts mehr. Fehlt nur noch der Export von nicht gebrauchten Konfettikanonen aus Köln. Oder nehmen wir Karl Lauterbach: Dem glauben auch eine Menge Menschen. Das qualifiziert sie nicht gerade als selbständige Denker. Darüber, was geschähe, wenn unsere App etwa aufgrund eines Blackouts ganz ausfiele, mag man erst gar nicht nachdenken. Ein Heer orientierungsloser Deutscher tappte - überall durch rechte Attacken in Gefahr - hilflos durch die Straßen. 

Als bodenständiges Ruhrpottkind mit rheinland-pfälzischem Migrationshintergrund sehe ich mich zunehmend eingeengt - womit ich sicherlich nicht die einzige bin. Angefangen hat das Getöse mit der Einsetzung einer Sprachpolizei durch Möchtegern-Intellektuelle, denen es eigentlich vollkommen egal ist, was ein Mensch fühlt und denkt, wenn er nur die richtigen Formulierungen abspult. Ein gutes Beispiel dafür ist Präsident Steinmeier: Immer wieder kuschelt er mit Linksextremisten und Antisemiten, aber weil er genau einstudiert hat, welche Formulierungen man im Bezug auf die deutsche Vergangenheit gebrauchen muss, nicken die "Guten" jede Handlung von ihm ab, die nonverbal eine ganz andere Sprache spricht. Umgekehrt können jemandem ein Krieg, Völkermord oder jede andere menschliche Tragödie innerlich sehr nahe gehen, aber ein ehrliches "Was für eine Sch..." macht ihn zum Paria, denn er hat den Formalitäten nicht genügt. Den Bürgern wird Knopfdruck-Betroffenheit anerzogen, und damit kommt man in jeder Lage ausgezeichnet zurecht. Das Gesamtbild menschlicher Kommunikation, die bekanntlich auch aus Mimik und diversen Gesten besteht, gerät mittlerweile in Vergessenheit, es reichen ein paar einstudierte Gesichtsausdrücke, um in dieser Show zu punkten. 

Allerdings leben wir doch angeblich in der besten Demokratie aller Zeiten, so wird uns täglich eingehämmert. Erstaunlich ist dann nur, dass unser Verhalten dem eines Bürgers ähneln soll, der eine Diktatur überleben will. Wenn es die App schon gäbe, würde sie angesichts dieser Frage wohl schon schrille Warntöne von sich geben...



Dienstag, 22. Februar 2022

Hilfe, mein Panzer braucht Viagra...

von Mirjam Lübke...

Die Geschichte der Transsexualität muss offensichtlich neu gedacht werden. Der Panzer ist ein männliches Geschöpf, erklärt uns Waltraud Schwab, ihres Zeichens Journalistin bei der TAZ. Denn der Panzer hat ein "Ding", ein Geschützrohr, das in seiner Form dem männlichen Gemächt ähnelt. Wir dächten alle viel zu harmlos, wenn wir glaubten, hier folgte lediglich die Form der Funktion. Auch wenn uns die männlich dominierte Wissenschaft glauben lassen will, hier ginge es lediglich um Ballistik und Effektivität: In diesem Rohr manifestiert sich die animalische Kriegslust des durch den Feminismus ungezähmten Mannes. Demnach war die "dicke Bertha", das legendäre deutsche Artilleriegeschütz im ersten Weltkrieg, eine Art Tessa Ganserer des Kaiserreichs. Hinter dem pazifistischen weiblichen Namen versteckte sich eben doch ein männliches Rohr. Was für eine Raffinesse, um den Feind zu täuschen!


Nun finde ich die Idee, der ukrainisch-russische Konflikt liefe letztlich auf einen Hahnenkampf hinaus, so abwegig nicht. Selensky und Putin, die sich wie zwei kampfbereite Stiere Stirn an Stirn gegenüberstehen - das ist sicherlich kein abwegiges Symbolbild, und es fällt schwer zu entscheiden, wessen Ansprüche letztlich legitimer sind. Wäre Putin bereit, in der Ukraine einzumarschieren, oder ist das nur eine Drohgebärde, weil ihm die NATO zu nahe auf den Pelz rückt? Und woher will Joe Biden wissen, wann genau das stattfinden wird? Selbstverständlich hat aber auch die Ukraine ein Recht darauf, über ihre Politik selbst zu bestimmen. Was ich allerdings ziemlich genau weiß ist, dass es beiden Seiten ziemlich egal sein dürfte, was Annalena Baerbock darüber denkt. Aber die TAZ-Autorin lässt uns glauben, dass unsere diplomatische Wunderwaffe gerade den Frieden in Europa gerettet hat. Wie schade, dass sie nicht schon in den Dreißigern gelebt hat. Sicherlich hätte sie so lange auf Hitler und Stalin eingequasselt, bis beide sich vor Verzweiflung an den Händen gefasst und gemeinsam in die Wolga gesprungen wären. Was wäre uns erspart geblieben!

Aber es ist schon allein himmelschreiender Unfug, wenn eine Journalistin uns im 21. Jahrhundert noch auftischen will, Frauen seien die friedlicheren Menschen. Genau diese Realitätsverweigerung bringt schließlich oft die größten zwischenmenschlichen Katastrophen hervor: Frauen etwa, die ihre Aggressionen vor sich selbst verleugnen und alles tun würden, um in ihrer Umgebung einen Scheinfrieden aufrecht zu erhalten. Wehe etwa dem Kind, das auf die Rückendeckung der Mutter in einem familiären Konflikt angewiesen ist. Anstatt Verantwortung zu übernehmen, wird sie es als Störfaktor in ihrer heilen Welt betrachten - und es entsprechend aggressiv behandeln. Viele Frauen scheuen zudem vor dem zurück, was man gemeinhin ein reinigendes Gewitter nennt, stattdessen könnten sie die Erfinderinnen der Guerilla-Taktik sein und schlagen schnell und unerwartet zu. Das sage ich als Frau, die sich nicht davon freisprechen kann, selbst schon so gehandelt zu haben. Und auch eine Annalena Baerbock wäre kaum an die Spitze der Partei gelangt, wenn sie nicht ab und an von ihren Ellbogen Gebrauch gemacht hätte.

Deshalb würde mich weibliches Waffendesign wirklich interessieren, auch wenn unsere Journalistin bei diesem Gedanken wohl in Ohnmacht fiele. So etwas kann und darf es nicht geben - selbst wenn Regierungschefinnen heute, wie ihre männlichen Kollegen, Auslandseinsätze der ihnen anvertrauten Streitkräfte anordnen. Selbst „Mutti Merkel“ ließ es sich nicht nehmen, in Afghanistan mitzumischen – und adoptierte dabei gleich ein paar tausend Ortskräfte mit. So sieht weibliche Kriegsführung aus! 

Typisch weibliches Kriegsgerät, das könnte direkt aus einem Transformers-Film entsprungen sein oder aus Philipp K. Dicks „Variante zwei“: Ein riesiger Femibot mit rosa lackierten Stahlkrallen etwa, an dem zudem riesige Lautsprecher montiert sind, die den Feind mit der Stimme von Heidi Klum beschallen, bis ihm die Ohren bluten (ich hasse diese Stimme, sie macht mich aggressiv). Stirbt der Gegner nicht an der Geräuschkulisse, dann reißen ihm die Krallen das Herz heraus. Oder ein biomechanischer Wurm, der sich unter der Erde durchgräbt, um dann plötzlich aus dem Boden hervorzuschnellen, sich an den Rücken des Ziels anzuheften und ihm die Augen auszukratzen. Eine besonders perfide Waffe ist auch die „Überschwemmerin“, die sich in Gestalt eines hilfebedürftigen Fräuleins an ihr Opfer heranschleicht, es umgarnt und dann in Tränen ersäuft. Das lähmt einen normalen Mann stärker als ein handelsüblicher Taser und kann zu monatelanger Leistungsminderung führen. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn die moderne Technik nur mitspielt, denn mit schnödem Kriegsgerät gibt sich die kampfeslustige Dame nicht zufrieden. 

Es geht mir nicht darum, Frauen als die schlechteren Menschen darzustellen, damit schnitte ich mir schließlich selbst ins Fleisch. Aber diese pseudofeministischen Analysen über männliches und weibliches Aggressionsverhalten tragen nun wirklich nicht zur Ehrlichkeit in der Diskussion bei. Es erinnert an Grönemeyers Lied „Kinder an die Macht“, das ebenso idealisierend Klischees bedient. Beim Austesten ihrer Grenzen können auch Kinder ordentlich hinlangen, es nutzt niemandem, das zu ignorieren. Frauen werden durch die Verleugnung aller weiblichen Aggressionen zudem auch noch entmündigt, denn wie soll das zusammengehen: Mehr weibliche Führungskräfte, die aber mangels Aggression auch keine Durchsetzungsfähigkeit besitzen? Oder noch schlimmer: Frauen, Männer vor ihren Karren spannen, um Hindernisse aus dem Weg zu räumen, weil sie selbst ihre Hände in Unschuld waschen wollen? In einer Welt, in der es angeblich keine Geschlechterunterschiede gibt, pickt Frau Schwab sich dennoch die Rosinen heraus und betoniert Altbekanntes. Man könnte es auch als erlernte Hilflosigkeit bezeichnen, mit der man sich vor dem Unangenehmen in der Welt drückt, so wie bei der Quotenregelung bei der Müllabfuhr. Da dürfen die Männer gern den Dreck wegräumen – damit hat man im Elfenbeinturm der TAZ nichts am Hut.




Schau mal Mutti, eine Umwelt-Demo...

von Mirjam Lübke...

"Mama, die Terroristen von 'der letzten Generation' haben gerade den Frankfurter Flughafen in die Luft gesprengt!"

"Dörte-Amina, wie oft muss ich dir noch sagen, dass diese Menschen 'Aktivisten' sind? Damit wollten sie nur gegen den Klimawandel protestieren!"

An solche Argumentationslinien haben wir uns mittlerweile gewöhnt, wer schon ein paar Jahre älter ist, wird sich vielleicht noch an die Rechtfertigung der ersten RAF-Anschläge durch deren Sympathisanten erinnern. Da wurde aus der Bombe im Kaufhaus dann einmal rasch einmal eine humanitäre Aktion gemacht: Das war Protest gegen den Krieg in Vietnam! Die Deutschen sollten am eigenen Leib erfahren, wie es dort zugeht! Ausgerechnet die selbsternannten Hüter der "Aufarbeitung der deutschen Geschichte" hatten komplett den zweiten Weltkrieg ausgeblendet, der damals noch gar nicht so lange her war. Wenn es ihnen nicht gar darum ging, diese Wunde wieder aufzureißen. 


Damals wie heute spielten viele linke mehr oder minder Intellektuelle bei diesem Schönreden von Gewalttaten mit, wie etwa Heinrich Böll, der sich beklagte, er sei dadurch Opfer von Hetzjagden geworden. Vieles davon hat sich mittlerweile als gesellschaftlicher Konsens verfestigt, die Methoden der Relativierung, aber auch die Art zu reagieren, wenn es dafür Gegenwind gibt. Gerade ist es Nancy Faeser, die sich als Opfer einer "rechten" Kampagne sieht, weil ihr allzu trautes Kuscheln mit der Antifa öffentlich wurde. Dabei steht man nicht etwa selbstbewusst zu dem, was man geschrieben oder getan hat, sondern dreht dem politischen Gegner gleich mit enormen Getöse den Hahn der Kritik zu. Man könnte das als billige Masche abtun - aber es ist eben doch noch ein Unterschied, ob so ein Stil in der AStA-Teestube gelebt wird oder von einer Ministerin, die ihn zum offiziellen Standard erhebt und ihn zur Grundlage ihrer Politik macht. So werden die Fridays-for-Future-"Aktivisten" wohl nicht auf viel Widerstand erfahren, wenn sie zunehmend gewaltbereiter vorgehen. Im Gegenteil: Im Bundestag werden sie auf manchen Sympathisanten treffen, der sich heimlich wünscht, mit ihnen gemeinsam ein bisschen Infrastruktur kaputt zu machen. 

Was ist eigentlich so schwierig daran, eine gesellschaftliche Übereinkunft zu schaffen, nach der Gewalt generell nichts in politischen Auseinandersetzungen zu suchen hat? Angesichts der allgemeinen Gleichgültigkeit gegenüber linken Zerstörungsorgien und Gewalt durch "traumatisierte" Migranten nimmt sich die Trauer um die Opfer von Hanau, die derzeit die Medien bestimmt, ziemlich heuchlerisch aus. Das Entsetzen der Angehörigen ist echt und berechtigt, ebenso der Wunsch nach Aufklärung der Vorgeschichte - aber haben offizielle Stellen überhaupt ein Interesse daran? Und warum wird das zehnte Opfer, die Mutter des Täters, kaum erwähnt? 

Natürlich kommt der neuen Innenministerin so ein Attentat bei ihrem Feldzug gegen die Opposition ganz recht, aber das Attentat von Hanau will nicht wirklich ins Bild passen und die zuständigen Behörden haben sich auch nicht mit Ruhm bekleckert: Der an einer Psychose erkrankte Täter schrie in seinen Briefen geradezu zwischen den Zeilen "kümmert euch um mich!" - aber nichts passierte. Entgegen landläufiger Meinung folgen auch Psychosen einer gewissen Logik: Was wäre, wenn der Täter, um maximale Aufmerksamkeit zu generieren, zu der Tatform griff, von der er sich das meisten mediale Interesse erhoffte? Das macht die Tat keinen Deut besser, würde aber die Mechanismen, nach denen die Beurteilung von Gewalt mittlerweile funktioniert, nur noch offensichtlicher machen. Der Mythos von den "Linken, die nur Sachen kaputt machen" und den "mordenden Rechten" blieb gewahrt. Denn der Konsens darüber, dass grundsätzlich jeder, der in unserem Land lebt, ein Recht darauf hat, dass der Staat sein Leben und seinen Besitz schützt, ist längst aufgekündigt. Nun haben offenbar auch die FFF-"Aktivisten" die Lizenz zur Selbstjustiz erhalten, während selbst friedliche Spaziergänger mit dem Etikett "Hanau" versehen werden. Auch wenn sie noch nie im Leben jemandem ein Haar gekrümmt haben. 

Man will es sich eben nicht verderben mit der Gefolgschaft, die man sich in den letzten Jahren herangezogen hat. Während man über "Menschenverachtung" und "Spaltung der Gesellschaft" predigt, wird beides bereits fleißig umgesetzt - natürlich im Namen des Guten und der allgemeinen Rettung des Planeten. Damit kann man mittlerweile jeden Totalitarismus an den Mann (oder die Frau) bringen. Es ist gut, dass dies von immer mehr Bürgern erkannt wird.

Facebook-Fundstück...


Freitag, 18. Februar 2022

Schluss mit lustig! Ich mach' jetzt Ballett!

von Mirjam Lübke...

Jetzt habe ich mich endgültig entschieden – ich mache jetzt Ballett! Zwar bin ich bereits 53 Jahre alt, so gelenkig wie ein Betonpfeiler und grazil wie ein Sumo-Ringer, aber das sind bekanntlich nur soziale Konstrukte, schäbiger Ableismus und vorurteilsbehaftetes Fatshaming. Wenn ich sage, dass ich eine zarte, über die Bühne schwebende Ballettöse bin und mich als solche definiere, dann stimmt das auch. Böse Zungen werden sagen, mein „sterbender Schwan“ sähe aus wie ein Elefant mit Kreislaufproblemen, aber das kommt nur daher, dass unsere leistungsorientierte Gesellschaft ihnen ein falsches Bild von Ästhetik vermittelt hat, welches sie endlich hinterfragen müssen. Dabei möchte ich junge Menschen selbstverständlich unterstützen. Aber auch die Ballett-Lobby wird sich empören und mir vorhalten, echte Tanzprofis würden sich sieben Tage in der Woche die Füße blutig trainieren, um überhaupt eine kleine Chance zu erhalten, jemals in einem Theater auf der Bühne zu stehen. Da halte ich mit meinem unerschütterlichen Selbstbewusstsein dagegen, denn ich bringe beim Tanzen die richtige Haltung mit und das wiegt mangelndes Talent und blutende Füße allemal wieder auf. Nach Jahrhunderten des Ballettstangenterrors muss nun endlich ein Umdenken stattfinden: Bühne frei für alle! Rein in die Tutus, raus aus der Unterdrückung!


Meine Fantasie ist ziemlich reichhaltig, wenn es um die Annahme verschiedener Rollen geht, in Tagträumen kann ich die Chefin einer intergalaktischen Streitmacht, Bibliothekarin in einer magischen Bücherei oder ein weiblicher Steven Spielberg sein. Das ist auch gut so – denn so einen Ausgleich braucht jeder Mensch einmal zum Alltag. Man kann so Kraft schöpfen, seine Wunden lecken, wenn man gekränkt wurde oder auch schon einmal einen Racheplan durchspielen, den man in der Realität so niemals umsetzen würde. Seltsam, gerade jene „Vordenker“, welche gewöhnlich mit ziemlicher Verachtung auf Unterhaltungsliteratur hinabsehen und derlei „unrealistische Trivialitäten“ am liebsten in Grund und Boden zensieren würden, machen gerade in der Realität jede Mode mit, wenn jemand sich plötzlich als etwas definiert, das die Natur ihm nun einmal nicht mitgegeben hat. Es ist verwerflich, wenn ich mir auf dem heimischen Sofa ausmale, eine Einhorntrainerin im Elfenland zu sein, aber wenn mich auf der Damentoilette ein Mann mit der Statur von Arnold Schwarzenegger und der Körperbehaarung eines Orang-Utans um eine Damenbinde bittet, weil „sie von ihrer Periode überrascht worden sei“, dann ist es mir noch nicht einmal gestattet, ein wenig irritiert zu gucken – denn das wäre „transphob“. Ein Verbrechen, das nur um Haaresbreite unter Kannibalismus rangiert. Wobei dieser wenigstens noch durch kulturelle Prägung gerechtfertigt werden kann. 

Beim Dauerbrenner-Thema „Tessa Ganserer“ hat sich diesmal Beatrix von Storch gründlich in die Nesseln gesetzt, weil sie bekundete, eine Selbsternennung zur Frau per Namensänderung und Perücke wäre für sie nicht bindend, egal, mit welchen Schimpfworten man sie dafür belege. Und damit kommen wir auch schon zum Kern des Problems: Der angestrebte Rollenwechsel unserer Tessas ist meist mit keinerlei großer Anstrengung verbunden, auch wenn so ein Schritt in der Öffentlichkeit gemeinhin als „mutig“ und „zeichensetzend“ gelobt wird. Allein schon die Masse dieser Bekundungen zeigt auf, wie wenig Mut es tatsächlich braucht, um sich öffentlich als etwas Anderes auszurufen, was man ist. Es bedarf lediglich eines mehr oder minder aufeinander abgestimmten Netzwerks von Unterstützern, das jeden mit verbaler Pest und Seuche belegt, der dem Schauspiel nicht applaudiert. Heute muss sich kein Mann mehr erst jahrelang als Frau im Alltag bewähren und schmerzhafte Operationen hinter sich bringen, um den begehrten Wechsel zu vollziehen. Das widerspricht zwar dem Wahn mancher Eltern, schon ihre Jüngsten einer Hormontherapie zu unterziehen, wenn diese sich angeblich im falschen Körper befinden, aber wer fragt heute schon nach Logik? Auf Twitter macht heute der kuriose Fall einer jungen Frau die Runde, die einen jüdischen Arzt bat, ihr einen beschnittenen Penis anzunähen, damit sie sich von ihrem Hitlerkomplex befreien könne. Ich hoffe, sie findet stattdessen einen guten Therapeuten. 

Generell setzt sich jedoch eine Tendenz durch, möglichst anstrengungsfrei ans Ziel zu kommen. Warum sollte man auch Risiken eingehen oder für die Umsetzung eines Traums hart arbeiten, wenn man maximale Ergebnisse auch mit lautem Geschrei und dem passenden ideologischen Überbau erreichen kann? Rassismus, Transphobie und Ableismus sind die Zauberworte, die jede Tür öffnen und es ermöglichen, sich an der Warteschlange zum Erfolg trotz zur Schau gestellten Leides innerlich triumphierend vorbeizuschleichen. Es ist nicht so, dass die Wünsche dieser Menschen an sich illegitim sind, aber ihre Methoden sind unfair und lassen jede Eigeninitiative vermissen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Rollenbesetzung in Historienfilmen und -serien durch schwarze Schauspieler, wenn die dargestellte Person nun einmal weiß war. Auch wenn ich alles Verständnis der Welt dafür habe, dass eine schwarze Schauspielerin einmal Anne Boleyn sein will – schon wegen der prachtvollen Kostüme – so tragen das Risiko dafür, ob der Film ein Erfolg wird, die Produzenten und der Regisseur. In einer selbst gegründeten Theatergruppe läge dieses Risiko, ob das Publikum eine schwarze Königin sehen will, bei ihr. Es mag hart sein, dass realistische Darstellungen von Schwarzen in Europa oder den USA keine Herrscherinnen und Damen der Gesellschaft zeigen können, weil es sie bis vor ein paar Jahren nicht gab. In der Gegenwart mag man keine Schwarzen aus der amerikanischen Mittelschicht zeigen, weil dies das Narrativ von der allgegenwärtigen Unterdrückung aushebelt, aber die eigene Vergangenheit ist wohl nicht glamourös genug, um eigene Geschichten darüber zu erzählen. Wer jetzt aber daraus schließt, dass schwarze Darsteller keine Chance hätten, hat offensichtlich viele große Kinoereignisse der letzten Jahrzehnte verpasst. 

Wo aber zu viele geschenkte Erfolge vergeben werden, ist der Erfolg selbst bald nichts mehr wert. Das kenne ich noch vom zweiten Arbeitsmarkt: Man freut sich gerade noch über das Lob für eine erbrachte Leistung, in der viel Zeit und Arbeit stecken, erlebt dann aber mit, wie etwas offensichtlich eilends Dahingerotztes ebenso viel Anerkennung bekommt. Mich hat so etwas immer in Selbstzweifel gestürzt, ob meine Arbeit wirklich gut war oder ich es mir nur einbildete. Schließlich will man vor sich selbst klar verorten können, was man gut beherrscht und was einem trotz Anstrengung einfach nicht gelingen will. Unsere Tessas kennen solche Zweifel nicht: Wenn sie auf dem Trittbrett der Frauenquote das Treppchen hinaufsteigen können, dann tun sie das auch ohne Scham. Und so wie unsere ideologische Führungsriege derzeit gestrickt ist, wird auch niemand daran rütteln. Schließlich könnten auch zum eigenen Aufstieg kritische Fragen gestellt werden: Waren es Können und Charakter, die zum Erfolg führten oder einfach nur zur Schau gestellte Haltung, ein Netzwerk von Gleichgesinnten und die Moralkeule? Bitte nicht zu sehr darüber nachdenken – oder sich vorher ein dickes Fell zulegen!




Verdreht mit Frau Faeser...

von Mirjam Lübke...

"Aktionsplan gegen Rechtsextremismus" - das hört sich doch prima an, oder? Genauso wie "Solidarität der Gesellschaft" oder "Schule ohne Rassismus". Leider verbirgt sich hinter derlei Wortakrobatik in den letzten Jahren oft eine Mogelpackung, wie wir sie aus dem Supermarkt kennen. Auf der Packung sieht das Schokocroissant aus wie frisch vom Bäcker, gefüllt mit Massen von köstlicher, aromatischer Crème. Aus seiner Plastikhülle befreit schmeckt es dann allerdings wie zerfaserte Pappe und mit der Schokolade ist es auch nicht weit her. 


Man beginnt, im Hinterkopf eine Art Wörterbuch "Links-Deutsch / Deutsch-Links" anzulegen, um beim nächsten Mal gewarnt zu sein. Aber nehmen wir einmal den schönen Begriff "Solidarität", der ursprünglich einmal bedeutete, sich umeinander zu kümmern, wobei jeder nach seinen Möglichkeiten dazu beiträgt, anderen zu helfen. Dabei wird es natürlich nicht gerne gesehen, wenn sich jemand nur durchfuttert, ohne selbst etwas zur Gemeinschaft beizutragen - allein der Vorwurf löst bei jedem, der nicht vollkommen abgebrüht ist, ein starkes Schamgefühl aus. Manchmal ist der Vorwurf berechtigt, manchmal dient er aber einfach nur dazu, um Druck aufzubauen - und sei es nur, um einen Bedürftigen aus der Gruppe zu drängen. Das ist natürlich eine Steilvorlage für totalitäre Systeme: Wer nicht im Gleichschritt mitmarschiert, ist "unsolidarisch", wie etwa derzeit Ungeimpfte. Obwohl noch niemand mir glaubwürdig die Logik hinter diesem Vorwurf erklären konnte: Nach dem jetzigen Wissensstand würde es gar nichts nützen, Bürger zur Impfung zu nötigen, denn es ändert nichts am Infektionsgeschehen. Vielmehr geht es darum, etwas einzufordern, das man gar nicht braucht, um den anderen auf seine Bereitschaft zur Unterwerfung zu testen. 

Es kommt auch noch der Faktor Bequemlichkeit hinzu: Niemand zieht gern Ärger auf sich, wenn er es durch ein scheinbar folgenloses Zugeständnis an eine Gruppe vermeiden kann. Man lässt sich impfen, ohne wirklich von der Notwendigkeit überzeugt zu sein, weil "man dann wieder alles darf". Aber was ist, wenn es der Regierung einfällt, die Schraube noch weiter anzudrehen? Erfahrungsgemäß führt das dazu, dass die Bürger denken, auch das noch aushalten zu können - und wieder um des lieben Friedens willen mitmachen. Wenn man wirklich etwas aus dem Nationalsozialismus lernen will, dann ist es das: Eine totalitäre Gesellschaft gibt sich erst zufrieden, wenn sie alle Beteiligten mit Haut und Haaren aufgefressen hat - und selbst dann wird sie noch weitere "Loyalitätsbeweise" einfordern. Eine gewisse Paranoia ist ihr Wesenskern. 

Analog dazu löst der Begriff "Rechtsextremismus" inzwischen ganz andere Assoziationen aus als noch vor ein paar Jahren. Es gibt zwar auch noch den "Rechtsradikalismus" - aber dem normalen Bürger ist der Unterschied wohl ziemlich schnurz. Die alten Vorstellungen sind aber nicht aus den Köpfen verschwunden, man denkt an den klassischen Skinhead, leicht tumbe Schläger in Bomberjacken und Jagd auf Ausländer. Das wird auch fleißig von Medien und Politik bedient, die derzeit alles daran setzen, alle Maßnahmenkritiker in diese unappetitliche Ecke zu schieben, so wie sie es auch mit Gegnern ihrer Asylpolitik und Zweiflern am menschengemachten Klimawandel getan haben. 

Dabei fällt mir immer wieder auf - ich kann es nicht belegen, aber eine Tendenz sehen - dass die richtig "harten Brocken" relativ unbehelligt bleiben. Sogar die Antifa scheint in diesen Fällen einen "Nichtangriffspakt" geschlossen zu haben. Nicht nur, um gebrochene Gliedmaßen zu vermeiden, sondern auch, weil sie an diesen Leuten kein Interesse hat. Gerade der NSU, der ebenfalls gern herangezogen wird, um "Framing" zu betreiben, stapfte so offen durch das Land, dass man nur ungläubig den Kopf schütteln kann. Ziel der Kampagne "gegen Rechts" sind stattdessen alle Arten der Opposition, so friedlich sie auch sein mögen. Die Spaziergänger etwa werden in einem logischen Fehlschluss beständig diffamiert: Wer dort mitlaufe, mache sich mit Nazis gemein, heißt es. Also ist auch die Krankenschwester, die aus ihren Erfahrungen mit Impfnebenwirkungen heraus an Spaziergängen teilnimmt, des Nazi-Seins verdächtig. Der Rückschluss von einigen auf alle, der im Falle von islamistischen Attentätern als rassistisch bezeichnet wird, ist mit einem Male vollkommen zulässig. Denn es ist schließlich politisch gewollt, die Teilnehmer zu etikettieren - um potentiellen Sympathisanten zu verdeutlichen, was sie erwartet, wenn sie sich dem Protest anschließen. 

Politik gegen "Rechts" zielt längst nicht mehr auf Gewalttäter ab, sondern auf die Ängstlichen und Angepassten, die bloß nicht auf die Idee kommen sollen, sich von Regierung, Medien und gesellschaftlichem Druck freischwimmen zu wollen. Und bekanntlich trifft das längst nicht mehr nur die sogenannten "kleinen Leute", sondern auch diejenigen, von denen man erwarten könnte, erfahren genug zu sein, um das Spiel zu durchschauen. Aber gerade jene haben auch mehr zu verlieren, und wenn es wie bei Jörg Meuthen "nur" der prestigeträchtige Platz beim Nobelitaliener ist, bei dem sich Presseleute und Prominenz treffen. 

Oft macht mich das erst recht trotzig, vielleicht auch deshalb, weil ich keine große Reputation zu verlieren habe. Ich möchte rebellieren und sogar Dinge sagen und tun, die eigentlich nicht in meiner Natur liegen. Aus toxischen Beziehungen kann man sich nur so befreien - und manchmal hat man Glück und ein Anflug von Rebellion führt tatsächlich eine Besserung herbei. Wenn das Gegenüber nämlich bemerkt, dass die Beute doch nicht so leicht zu fangen ist. Man muss ihnen die Jagd sauer machen, auch wenn man sich oft sehr auf sich allein gestellt fühlt. Deshalb fürchten die Faesers und Slomkas auch die sozialen Medien so sehr: Nicht wegen Hass und Hetze, sondern weil sie die Möglichkeit zur Vernetzung bieten. Dann lässt man sich so schnell nichts mehr vormachen - und das ist die eigentliche Angst der Totalitären.

Facebook-Fundstück...


Montag, 7. Februar 2022

Schluss mit Sklavenvertrag! Gebt mir Käsekuchen!

von Mirjam Lübke...

Meine Kenntnisse über die BDSM-Szene beziehe ich zugegebenermaßen hauptsächlich aus "Fifty Shades of Grey", das ich in einem unbeobachteten Moment aus dem Büchertauschregal meiner vorherigen Arbeitsstelle mitnahm und ein wenig verschämt in meiner Tasche verschwinden ließ. Man verzeihe mir also, wenn ich dem ein oder anderen Klischee aufgesessen bin, aber ich erinnere mich daran, dass es zwischen den Beteiligten einen "Sklavenvertrag" gab, in dem vereinbart wurde, was zwischen den Beteiligten erlaubt war. Und es gab auch ein "Saveword" - sagt der "Sklave" etwa "Käsekuchen" ist Schluss mit Paddel auf Po. 


Einmal abgesehen davon, dass der Mann, der mir ein Paddel auf den Po hauen dürfte, noch nicht geboren ist, kann ich mich erst recht nicht daran erinnern, mit der Bundesregierung einen Sklavenvertrag abgeschlossen zu haben. Sonst stünde ich schon geraume Zeit vor dem Gesundheitsministerium und würde "Käsekuchen, Käsekuchen!" rufen. So ein Sklavenvertrag ist auch gemeinhin etwas Freiwilliges zwischen zwei Menschen, die ihr Vergnügen daraus ziehen, es sei denn, man wird von einem "Criminal Minds"-Psychopathen in eine Berghütte in den Rocky Mountains verschleppt. Das kann man mit 83 Millionen Menschen aber nicht bewerkstelligen - also muss man sich etwas anderes einfallen lassen. 

Durch die Dauerpanikmache in Medien und Politik hat ein Teil der Bevölkerung tatsächlich schon so etwas wie ein fortgeschrittenes "Stockholm-Syndrom" erworben, das sie in einer übergriffigen Regierung einen beschützenden Wohltäter erkennen lässt. Die Beweislast hat sich umgekehrt: Nicht Karl Lauterbach muss seine Gründe für die Fortführung der Maßnahmen plausibel darlegen, wenn er uns die Wiedererlangung unserer Freiheit vorenthält. Nein, im Sklavenvertrag, den wir nie unterzeichnet haben, sind nur wir zu allerlei Unterwerfungsgesten verpflichtet. Dann gibt es vielleicht eine kleine Belohnung und nach fünffacher Impfung darf man mal eine halbe Stunde auf Freigang und ein Eis essen. Immerhin darf man sich auch in Bayern dazu wieder hinsetzen, obwohl das bei dem derzeit vorherrschenden Wetter kein Vergnügen ist. 

Aber der Bundesbürger ist dankbar, denn er hat sich vertrauensvoll in die Hände der Regierung gegeben. Der Gehorsam ist dabei aber längst nicht mehr lethargisch und aus Angst vor Repressalien erwachsen, man fühlt sich selbst berufen, Störenfriede auszuschalten, die einem die versprochenen "Lockerungen" zu vermiesen scheinen. Da verprügeln gestandene Männer eine 17-Jährige, weil sie ihre Maske nicht richtig aufhatte. Was für Helden! Die Angst vor Infektion kann wohl kaum das Motiv gewesen sein, sonst hätten sie sich in die Flucht gerettet. Hier ging es um die Bestrafung einer "Abweichlerin" und die Ableitung des eigenen Frustes - die Männer scheinen die Gelegenheit geradezu gesucht zu haben. 

Erst dachte ich, diesmal hätten zur Abwechslung einmal die Impfgegner eine Geschichte aus dem Paulaner-Garten erzählt. Aber die Presse hat es mittlerweile bestätigt - wahrscheinlich deshalb, weil auch eine rassistische Beleidigung ins Spiel kam. Aber niemand in den Redaktionsstuben hat sich Gedanken darüber gemacht, welche Stimmung mittlerweile in Deutschland herrscht. Der Fall der 17-Jährigen ist zwar der Extremste dieser Art, aber gewiss nicht die einzige. Wenn die dicke Corona-Blase einmal geplatzt ist, wird vielleicht wieder die Frage im Raum stehen, warum so viele einmal wieder brav alles mitgemacht haben - auch das Schikanieren ihrer Mitmenschen. Muss man die Leute eigentlich immer wieder neu anlernen, nicht jede Kontrollmaßnahme mitzumachen und alle paar Jahre neu definieren, was "nie wieder" bedeutet? 

Das Schlimmste ist: Hinter ihnen stehen weder Stasi noch Gestapo, die ihnen Gewalt androhen, wenn sie die Drangsalierung nicht unterstützen. Es erinnert ein wenig an die Religionswächterinnen im Iran, die härter gegen unverschleierte Frauen durchgreifen als ihre männlichen Kollegen: Das bisschen Macht, das ihnen zugestanden wird, kosten sie voll aus. Dabei kann selbst derjenige, der nicht den Mut aufbringt, sich offen zu wehren, sich dem Rummel leicht entziehen, indem er einfach mal eine harmlose Verfehlung ignoriert. 

Es braucht offenbar nicht viel, um ganz normale Menschen zu gehorsamen Mitarbeitern eines Unterdrückungsapparates zu machen. Nur ein wenig Zuckerbrot und Peitsche. "Wenn ihr fein artig seid, dann verspricht euch Vater Staat ein paar Häppchen Freiheit." Und auch, wenn die Messlatte immer wieder willkürlich verrückt wird - man glaubt weiter daran.