Sonntag, 21. Juli 2024

50 Jahre türkische Invasion der Republik Zypern...

von Adam Baron von Syburg

Anhaltende Teilung innerhalb Europas auch noch nach 50 Jahren: Türkisch-griechischer Grenzstreifen auf Zypern



Der 20. Juli ist nicht nur ein denkwürdiges Datum der deutschen Geschichte, als 1944 mit dem Stauffenberg-Attentat der heldenmutige Widerstand gegen Hitler zusammenbrach. Auch für Zypern ist das Datum von großer Bedeutung: 1974 griffen türkische Einheiten die Insel Zypern an und besetzten in gewaltsamen Kämpfen mit den hellenischen Zyprioten bis zum August den Nordteil der Insel. Über 162.000 Zyperngriechen wurden in den Süden vertrieben, etwa 1500 Menschen verschwanden spurlos. Auf beiden Seiten gab es große Verluste: Rund 500 türkische Invasoren und über 1.300 zypriotische und griechische Soldaten ließen ihr Leben. Es gab eine Vorgeschichte: Kurz vor dem Angriff (“Operation Atilla“), am 15. Juli 1974, war der Präsident der Republik Zypern, Erzbischof Makarios, durch einen Putsch der zypriotischen Nationalgarde gestürzt worden. Ziel dieses durch die griechische Junta gelenkten Putsches war die Absetzung der demokratischen Regierung Zyperns und der Anschluss Zyperns (Enosis) an Griechenland unter eindeutiger Verletzung der Zürcher und Londoner Abkommen.

Durch die türkische Armee wurden 37 Prozent der Gesamtfläche Zyperns besetzt, auf denen jedoch bis 1974 rund 70 Prozent des gesamten Bruttosozialproduktes der Insel erwirtschaftet worden waren. Im Ergebnis wurde die noch heute durch die UNFICYP und die unter britischer Hoheit stehende souveräne Militärbasis Dekelia des Vereinigten Königreiches kontrollierte „Grüne Linie“ etabliert, die von der türkischen Seite als “Atilla-Linie” bezeichnet wird. Sie erstreckt sich von Erenköy/Kokkina in der Bucht von Morfou über das seit 1964 geteilte Nikosia bis nach Famagusta (siehe Karte unten).

In “bester” osmanischer Tradition…

Im Dezember 1974 erlangte die Republik Zypern mit ihrer alten Regierung ihre volle Souveränität zurück; die Türkei jedoch weigerte sich, ihre Besatzungstruppen abzuziehen. Nord- und Südzypern sind bis heute durch eine hermetisch abgeriegelte Pufferzone getrennt. War der Norden bis 1974 das Zugpferd, konzentrieren sich Fremdenverkehr und Wirtschaft seither auf den Südteil von Zypern. Völkerrechtlich wird spätestens der zweite Teil der “Operation Atilla” als unrechtmäßig angesehen, da es für ihn keine Legitimation nach Artikel IV des Garantievertrages von 1959 findet (“the right to take action with the sole aim of re-establishing the state of affairs created by the present Treaty”).

Im Mai 2014 entschied der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte, dass die Türkei an Zypern 90 Millionen Euro an Schmerzensgeld und Entschädigungen für die Folgen der Militärintervention zu zahlen habe. Nicht davon abgedeckt sind jedoch die zahlreichen Enteignungen von Zyperngriechen, die nach der Teilung im Norden der Insel geblieben waren. Die Türkei verhielt sich nach der Invasion in “bester Tradition” ihrer osmanischen Vorgänger nach Eroberungen: In den türkisch besetzten Gebieten wurden mehr als 550 griechisch-orthodoxe Kirchen geplündert, teilweise auch zerstört und anschließend in Moscheen, Militärdepots und Viehställe umgewandelt.

Das geteilte Zypern (Screenshot:Facebook)



Wenn Ihnen also demnächst ein türkischer Mitbürger mit "Free Palestine" kommt, fragen Sie ihn doch mal, wie er zu Zypern steht?

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