von Thomas Heck..
Was passiert am Persischen Golf? Ein weiteres Beispiel, dass man als normaler Bürger am Ende der Welt nicht mal im Ansatz zweifelsfrei in Erfahrung bringen kann, was da wirklich passiert ist. Und so führt der Angriff auf zwei Öltanker zu vielerlei Spekulationen. In deutschen Medien schwingt immer der Vorwurf mit, Donald Trump sei nur auf der Suche nach einem Anlass, den Iran militärisch in die Schranken zu weisen. Bezeichnend ist dabei, dass Deutschland offensichtlich mehr Vertrauen in den Iran hat als in die USA. Was umso fataler ist, sind doch die deutsch-amerikanischen Beziehungen sowieso schon auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt. Für Deutschland der ideale Zeitpunkt, sich gänzlich von den USA zu trennen. Doch muss das unbedingt zugunsten eines islamisch-faschistischen Regimes sein?
Zum zweiten Mal innerhalb nur eines Monats sind in der Golfregion Handelsschiffe zu Schaden gekommen. Wieder sind die Umstände nebulös.
Im Golf von Oman waren am Donnerstagmorgen zwei Tanker aus Norwegen und Deutschland in Brand geraten. Die norwegische Seefahrtsbehörde bestätigte einen Angriff auf den Öltanker „Front Altair“. Das unter der Flagge der Marshallinseln fahrende Schiff sei am frühen Morgen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Iran attackiert worden, teilte die Behörde am Donnerstag mit.
Es wurde von drei Explosionen an Bord berichtet. Rettungskräfte waren im Einsatz. An Bord der „Front Altair“ sollen sich 75.000 Tonnen Naphtha befinden. Die 5. US-Flotte meldete zunächst, das Schiff treibe brennend in dem Gebiet kurz vor der viel befahrenen Straße von Hormus, die in den Persischen Golf führt.
Die 23 Besatzungsmitglieder seien von einem iranischen Schiff aufgenommen worden, heißt es in iranischen Medien. Insgesamt seien 44 Seeleute in einen iranischen Hafen gebracht worden. Laut Daten des Schiff-Trackingdienstes „Marinetraffic“ war der Tanker unterwegs nach Taiwan.
Hamburger Reeder meldet Evakuierung
Bei dem zweiten Schiff handelt es sich um den Tanker „Kokuka Courageous“,der mit Methanol beladen ist. Die Hamburger Reedereigruppe Bernhard Schulte Shipmanagement, die das Schiff der japanischen Firma Kokuka Sangyo betrieb, teilte mit, dieses sei bei einem mutmaßlichen Angriff beschädigt und daraufhin evakuiert worden. Eines der 21 Besatzungsmitglieder sei leicht verletzt worden, erklärte ein Sprecher.
Der unter panamaischer Flagge fahrende Tanker war vor drei Tagen aus einem saudi-arabischen Hafen ausgelaufen und war auf dem Weg nach Singapur.
Reederei bestätigt Angriff auf Tanker im Golf von Oman
Die Fünfte Flotte der USA hat Notrufe von zwei im Golf von Oman angegriffenen Tankern erhalten. Eine Reederei hat den Angriff nun bestätigt. Schiffe der US-Navy sind in der Gegend und leisten Unterstützung.
Nach Angaben der Hamburger Reedereigruppe bestand keine Gefahr, dass das Schiff sinkt. Die Ladung sei „intakt“. Der Schaden sei auf der Steuerbordseite im hinteren Teil des Frachters, sagte der Sprecher. Bei den Seeleuten handele es sich ausnahmslos um Philippiner. Deutsche seien keine an Bord gewesen, sagte der Sprecher.
Der Zwischenfall ereignete sich diesen Angaben zufolge in etwa 70 Seemeilen Entfernung vom arabischen Emirat Fudschairah und etwa 14 Seemeilen entfernt von der iranischen Küste. Weiterer Anrainer der dortigen Meerenge ist das arabische Sultanat Oman. In der Region gibt es zunehmende Spannungen zwischen dem Iran auf der einen und Saudi-Arabien und den USA auf der anderen Seite. Erst Mitte Mai waren vier Öltanker vor der Küste der Vereinigten Arabischen Emirate attackiert worden.
Die betroffene Passage ist eine der wichtigsten Seestraßen der Welt. Sie verbindet die ölreiche Golfregion mit dem offenen Meer. Über die Straße von Hormus läuft ein großer Teil des weltweiten Öltransports per Schiff. Die Ölpreise stiegen nach den Zwischenfällen stark an.
Womit die Tanker mutmaßlich angegriffen wurden, ist noch unklar. Der Öltanker „Front Altair“ sei von einem Torpedo getroffen worden, berichtete die Schifffahrtszeitung „Tradewinds“ unter Berufung auf Branchenkreise. Laut einem anderen Insider könnte das Schiff auch von einer Seemine getroffen worden sein.
Unklarheit gibt es auch darüber, wer die Besatzungen der beiden Schiffe gerettet hat. Der Iran will alle 44 Seeleute in Sicherheit gebracht haben, aus dem Pentagon heißt es, die „USS Bainbridge“ habe 21 Personen gerettet. Die Hamburger Reederei Benjamin Schulte bestätigte, dass sich die 21 Besatzungsmitglieder ihres Schiffes nicht in Obhut der iranischen Behörden befänden, sondern von einem US-Schiff aufgenommen worden seien.
Iran nennt Angriffe „mehr als verdächtig“
Der Iran kündigte Untersuchungen an. Mehrere Expertenteams seien mit Hubschraubern über das Seegebiet geflogen, in dem es Explosionen gegeben habe, so ein Sprecher der Rettungsabteilung der iranischen Flotte in der Hormusgan-Provinz im Südiran.
Der iranische Außenminister Dschawad Sarif twitterte: „Verdächtig beschreibt nicht einmal annähernd, was sich wahrscheinlich heute Morgen zutrug.“ Er verwies auf den zeitlichen Zusammenhang zwischen den „Berichten über Angriffe auf Tanker mit Japan-Bezug“ und einem Treffen zwischen dem japanischen Premierminister Shinzo Abe und Irans Ajatollah Ali Khamenei. Abe war in Teheran, um zwischen den USA und dem Iran zu vermitteln.
Eine britische Schifffahrtsorganisation hatte zuvor zu „äußerster Vorsicht“ im Arabischen Meer geraten. Ausdrücklich wiesen die von der britischen Marine betriebenen United Kingdom Maritime Trade Operations auf die Spannungen zwischen dem Iran und den USA hin. Die britische UK MTO mit Sitz in Dubai koordiniert Informationen über den Verkehr von Handelsschiffen im Arabischen Meer; ursprünglich, um somalische Piraten zu bekämpfen.
Die EU rief nach den schweren Zwischenfällen zu besonnenem Handeln auf. „Die Region braucht keine weiteren Elemente der Destabilisierung und keine weiteren Spannungen“, sagte die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini am Donnerstag in Brüssel. Äußerste Zurückhaltung und das Unterlassen jeglicher Provokationen seien nun angebracht.
Bundesregierung: „Außergewöhnlich beunruhigend“
Auch die Bundesregierung reagierte. Der Vorfall sei „außerordentlich beunruhigend“, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Donnerstag in Berlin. Dies seien Ereignisse, die zu einer Eskalation der Spannungen führen könnten. Sabotageakte seien generell immer eine Bedrohung für offene Handelswege und „aktuell auch eine Bedrohung für den Frieden“. Die „Bild“ zitiert zudem ein anonymes Mitglied der Bundesregierung: „Nach Einschätzung der zuständigen Stellen müssen wir von einer ernsten Provokation ausgehen, die geeignet ist, einen militärischen Konflikt herbeizuführen, der nicht im Interesse des Iran sein kann.“
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich besorgt. Er verurteile „jeden Angriff gegen die zivile Schifffahrt“, sagte Guterres am Donnerstag bei einem Treffen des UN-Sicherheitsrats in New York. Der UN-Chef forderte eine „Klärung der Tatsachen“ und der „Verantwortung“. Die Welt könne sich keine größere Konfrontation im Golf von Oman erlauben.
Nach früheren Angriffen hatte Saudi-Arabien den Iran und von ihm unterstützte Kräfte verantwortlich gemacht. US-Sicherheitsberater John Bolton sprach später von Angriffen mit Seeminen, für die „fast sicher“ der Iran verantwortlich sei. Beweise für seine Anschuldigung legte er nicht vor. Die Regierung in Teheran wies den Vorwurf zurück und sprach von „lächerlichen Behauptungen“.