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Montag, 28. Juni 2021

Soldaten können sterben, denn dafür sind sie da?

von Thomas Heck...

Dass es um die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr nicht zum besten bestellt ist, ist hinlänglich bekannt. Doch es mangelt nicht nur am einsatzbereiten Großgerät. Die Zahl ist schon vornherein nicht einmal im Ansatz so geplant, wie es eigentlich geboten wäre. Es mangelt schon an der Beschaffung. Eine Geldfrage.

Es fehlte in Afghanistan an Feuerunterstützung in Form von Artillerie, Kampfhubschraubern oder Jagdbombern, es fehlt ja auch schon an Bereitschaft in der Politik, sich auf Kampfdrohnen einzulassen, die eine gewichtige Rolle spielen könnten. Und die letzten zwei Verteidigungsminister, die von Laiendarstellerinnen und Quotenfrauen simuliert wurden, konnten an der Situation nichts ändern.

Es fehlt aber auch an Hubschraubern, um im Falle des Falles verwundete oder gefallene Soldaten evakuieren zu können. Weil Deutschland in seiner Arroganz und einer gewissen Großmannssucht im Spiel der Großen mitspielen will, aber aus dem Buddelkasten noch nicht entwachsen ist. Leidtragende sind unsere Soldaten, die Ihre Knochen (für was eigentlich?) hinhalten müssen, weil die Politik versagt.



Der Vorsitzende des Bundes Deutscher Einsatzveteranen, Bernhard Drescher, hat nach dem Selbstmordanschlag auf deutsche Soldaten in Mali einen mangelhaften Schutz der Bundeswehr beklagt. „Unsere Soldaten bekommen bei Auslandseinsätzen nicht den optimalen Schutz“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Bereits vor Wochen wurde mit Blick auf Mali ein Mangel an Transporthubschraubern bemängelt, um die Rettungskette zu schließen.“

Nun habe sich gezeigt, dass neben einem Hubschrauber der Vereinten Nationen und einem französischen Hubschrauber auch ein ziviler Hubschrauber habe angefordert werden müssen, der dann aus Sicherheitsgründen 50 Kilometer vom Anschlagsort gelandet sei. „Und ein Transport von 50 Kilometern über Land bedeuten in einem Land wie Mali 50 Kilometer Risiko“, sagte Drescher.

Er fügte hinzu: „Wenn die Bundestagsabgeordneten für einen Auslandseinsatz der Bundeswehr stimmen, dann müssen sie auch für die entsprechenden Schutzmaßnahmen stimmen - und zwar ohne Einschränkung. Das gilt nicht nur für Hubschrauber, sondern auch für bewaffnete Drohnen. Alles andere macht mich wütend. Denn es ist halbherzig.“

Ein Selbstmordattentäter hatte am Freitag in dem westafrikanischen Krisenland eine UN-Patrouille mit einer Autobombe angegriffen. Dabei wurden 13 Soldaten verletzt, zwölf Deutsche und ein Belgier. Die verletzten Bundeswehrsoldaten wurden am Wochenende zurückgeflogen, sie werden in Kliniken in Ulm und Koblenz behandelt.





Samstag, 3. April 2021

Der MAD ist die Stasi für die Bundeswehr...

von Thomas Heck...

Deutschland entwickelt sich immer mehr zum Gesinnungsstaat mit all den hässlichen Begleiterscheinungen, die es in allen Diktaturen gibt. Es gilt, im Staatsdienst diejenigen zu identifizieren und möglichst aus dem Dienstverhältnis zu entfernen, die nicht vorbehaltlos der Politik der Regierung folgen. Angesichts der Demonstrationen gegen die Corona-Politik der Regierung, und dazu muss man kein Corona-Leugner sein, um die aktuelle Politik zu kritisieren, häuften sich vermeintliche Fälle von Sympathiebekundungen, wo Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt wurde, die entsprechenden Beamten ausfindig zu machen. Gleiches Spiel gestern bei der Feuerwehr in Hamburg. 

Das KSK ist schon länger der linken Politik und der linken Presse ein Dorn im Auge und schon vom Auftrag her per se suspekt. Und so wie der Bundesverfassungsschutz nach der Entlassung seines Präsidenten Maaßen entgültig zu einem Stasi-ähnlichen Instrument des Linksstaats umfunktioniert wurde, die Presse keinen nennenswerten Widerstand entwickelt hat, warum sollte der Überwachungsstaat bei militärischen Arm der Exekutive haltmachen? 

Der Militärische Abschirmdienst MAD mit Sitz in Pullach bei Bonn ist neben dem Bundesverfassungsschutz und dem Bundesnachrichtendienst die dritte Geheimdienstorganisation in Deutschland und nimmt für den Geschäftsbereich des Bundesverteidigungsministeriums die Aufgaben einer Verfassungsschutzbehörde war. Er ist eben nicht nur für die Sicherheit der Bundeswehr vor die Truppe gefährdenden Aktivitäten verantwortlich, er hat sich unter Annegret Kramp-Karrenbauer und vermutlich schon vorher unter Ursula von der Leyen zu einer Gesinnungsschnüffeldetektei der übelsten Sorte entwickelt. Elitesoldaten beklagen die Verhörmethoden des Militärischen Abschirmdienstes. Ein Zwischenbericht ergibt keine Hinweise auf ein rechtsextremes Netzwerk beim KSK.

Im saarländischen Karneval stieg Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) mit Eimer und Schrubber in die Bütt. Kostümiert als Putzfrau Gretel, rechnete die Politikerin einst mit den Schmutzfinken dieser Republik ab.

Zu einem spaßfreien und hochpolitischen Großreinemachen reiste die Verteidigungsministerin am vergangenen Montag nach Calw im Nordschwarzwald: In der Graf-Zeppelin-Kaserne, Stützpunkt der Bundeswehr-Eliteeinheit Kommando Spezialkräfte (KSK), traf sie handverlesene und zuvor auf Corona getestete Soldaten. Ihnen erläuterte sie Pläne zur baldigen Reform des Verbands, der wegen rechtsradikaler Verfehlungen, verschwundener Munition und neuerdings auch wegen einer überraschend hohen Anzahl von Soldaten mit Nebenjobs in Verruf geraten ist.

Fragen an die Ministerin mussten schon Tage zuvor von der KSK-Führung genehmigt werden. Somit blieb ein Thema tabu, das vielen der rund 1300 Elitesoldaten seit Monaten aufs Gemüt drückt: die durchaus robusten Methoden des Militärischen Abschirmdienstes (MAD), der im Auftrag von Kramp-Karrenbauer in den Kommando-Einheiten ermittelt und dabei bis heute fast tausend Vernehmungen durchführte, um eventuelle staatsfeindliche Gesinnungen zu enttarnen.

"Stasi, Nordkora": Vom MAD Verhörte beschweren sich über Vernehmungsmethoden

Die übereinstimmenden Aussagen mehrerer Soldaten gegenüber FOCUS sowie die Auswertung zahlreicher Beschwerdebriefe und Anwaltsschreiben ergeben ein verstörendes Bild. Mehrere KSKler berichten von Torturen. Etliche Kameraden seien bis zu viermal vernommen worden, jeweils vier Stunden und mehr - dies oft ohne Erlaubnis zum Toilettengang. Mehrmals sei einigen Männern der Entzug der Gefahrenzulage von 1000 Euro und die Zwangsversetzung in andere Einheiten angedroht worden.



Der 1956 gegründete MAD mit seinen 1300 Mitarbeitern ist im Vergleich zum oft kritisierten Bundesnachrichtendienst und Verfassungsschutz in der Öffentlichkeit nahezu unbekannt. Im Verlauf der Befragungen sollen MAD-Agenten die Soldaten aufgefordert haben, Kameraden zu denunzieren und künftig als Spitzel für den Militärgeheimdienst zu arbeiten. „Das ist Stasi, das ist Nordkorea“, sagt ein empörter KSK-Mann aus den neuen Bundesländern.




Dienstag, 9. Februar 2021

Bundeswehr: Und noch eine Reform...

von Thomas Heck...

Schon den neuesten Witz gehört? Kramp-Karrenbauer will die Bundeswehr reformieren... Die Bundeswehr sieht sich nicht ausreichend für aktuelle Herausforderungen gerüstet. Jetzt kündigt Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer weitreichende Reformvorschläge an. Zuvor hatte die Bundesregierung unter Kanzlerin Merkel das Impfen von Soldaten im Auslandseinsatz unterbunden, wir hatten berichtet.


Und der Witz geht weiter: Die Bundeswehr sieht sich einem Bericht zufolge auf aktuelle sicherheitspolitische Herausforderungen nicht ausreichend vorbereitet, ihr fehlen Geld und moderne Ausrüstung. Das Verteidigungsministerium und die Kommandostäbe der Bundeswehr müssen gestrafft und neu ausgerichtet werden, zitiert die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) aus einem gemeinsamen Positionspapier von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) und Generalinspekteur Eberhard Zorn zur Zukunft der Bundeswehr.

In dem achtseitigen Papier, in dem sich Kramp-Karrenbauer und Zorn erstmals gemeinsam äußern, wird dem Bericht zufolge ein bedenkliches Lagebild gezeichnet: Veränderungen der Sicherheitslage und rasanter ökonomischer und technologischer Wandel stießen auf Streitkräfte, die "unterfinanziert", "nicht ausreichend vorbereitet" und "einseitig auf Auslandseinsätze ausgerichtet" seien.

Russland als strategischer Konkurrent 

Als strategischen Konkurrenten nennt das Positionspapier demnach Russland, das seine "militärischen und politischen Drohungen in jüngster Zeit verschärft" habe. Es gebe Übergriffe und Angriffe auf "die Grenzen, den Luftraum, die Hoheitsgewässer und den Datenraum", zitiert die Zeitung weiter. Russland rüste "massiv konventionell und nuklear auf". Daraus ergäben sich "sehr konkrete Bedrohungen für Deutschland", so Kramp-Karrenbauer und Zorn.

Die Autoren schlagen in dem Papier vor, die Bundeswehr deutlich besser auszurüsten. Im Rüstungswesen sei eine Neuausrichtung nötig. Im Verteidigungsministerium soll eine Organisationsreform "stabslastige Fehlstrukturen" und eine übergroße Orientierung auf Friedens- und Stabilisierungseinsätze korrigieren. Neben erheblichen Lücken bei der Landesverteidigung zeigten sich im Zuge der Corona-Pandemie auch "deutlich die Schwachstellen im Hinblick auf territoriale Strukturen und Führungsprozesse", heißt es in dem Positionspapier.

Bis Mai sollen konkrete Reformvorschläge vorliegen 

Die Reformvorschläge gehen in zwei Richtungen: Innere Organisation einerseits, aber auch eine intensivere öffentliche Diskussion über die Sicherheitspolitik. Deshalb schlagen die CDU-Politikerin und der General mehrere neue Gremien vor, wie die Zeitung weiter berichtete: einen Nationalen Sicherheitsrat und einen "Bundesbeirat Sicherheit" im Ministerium. Im Bundestag sollen demnach Aspekte der Sicherheitspolitik jährlich in einer "Sicherheitswoche" erörtert werden.

Ein "Bundeswehrplanungsgesetz" solle die Finanzierung der Streitkräfte "auf ein solides, mehrjähriges Fundament stellen, ohne die Finanzhoheit des Bundestages einzuschränken". Zudem sollten bis April Grundzüge für den "Heimatschutz" präzisiert werden. Bis Mai seien Erlasse für eine "Bundeswehr der Zukunft" geplant, die "Fähigkeiten, Struktur und Einsatzbereitschaft" der Streitkräfte neu justieren sollen.

Die Ministerin und der General kündigen dem Bericht zufolge mehrere baldige Beschaffungsvorhaben und Entscheidungen im Umfang von mehr als 20 Milliarden Euro an, etwa zur Luftverteidigung und zur Eurodrohne. Die Entscheidung über einen neuen Transporthubschrauber solle bis Ende Juni getroffen werden.


Lassen wir noch schnell die Ministerin selbst Wort kommen. Frau Verteidigungsministerin...






Freitag, 5. Februar 2021

Süß ist es fürs Vaterland zu sterben... denn dafür sind Soldaten da...

von Thomas Heck...

Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer wollte, dass die mehr als dreitausend im Ausland eingesetzten Soldaten mit zu den ersten gehören, die die Covid-19-Schutzimpfung erhalten, da sie in Einsatzgebieten unterwegs sind, die alles andere als Corona-frei sind. Spahn und Merkel entschieden dagegen. Soldaten sterben, dafür sind sie da... Rücksichtsloser hat wohl keine deutsche Regierung mehr seit Adolf Hitler Soldaten behandelt.

Früher konnte man sich als Soldat noch sicher sein, dass für den Einsatz alles bereitgestellt wird, was benötigt ist. Heute reicht es nicht einmal mehr für 2 Impfdosen im Wert von vielleicht 20 Euro.


Aktuell sind 3.157 Soldaten der Bundeswehr in 13 Auslandsmissionen eingesetzt. Das Gros der deutschen Soldaten befindet sich in Afghanistan (1.175 Soldaten), in Mali (1.035 Soldaten), in Syrien bzw. im Irak (302), im Mittelmeer (282), im Libanon (136) und im Kosovo (100). Siehe hier und hier.


Diese Einsatzgebiete sind alles andere als „Corona“-frei. Das zeigt allein die Tatsache, dass nach jüngstem Stand 160 dieser Soldaten bereits „positiv“ getestet wurden.

So weit, so gut – so weit so schlecht!

Es kommt noch dicker. Nach Tichy's Einblick zuverlässig vorliegenden, hochkarätigen Informationen wollte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer erreichen, dass die mehr als dreitausend im Ausland eingesetzten Soldaten mit zu den ersten gehören, die die COVID19-Schutzimpfung erhalten. AKK wollte damit ihrer Fürsorgepflicht (Pflicht!) gerecht werden. Ein lobenswertes Unterfangen, mit dem nach vielen verstörenden Desastern ihrer Vorgängerin Ursula von der Leyen – der jetzigen EU-Präsidentin – Vertrauen bei der Truppe hätte zurückgewonnen werden können. Ganz zu schweigen, dass es in erster Linie um die Gesundheit von dreitausend Männern und Frauen geht, die weltweit in hygienisch problematischen und höchst gefährlichen Gegenden ohnehin den Kopf für Deutschland, für Europa, für den Frieden hinhalten!

Aber offenbar hat sich AKK damit nicht im Kabinett bzw. bei Gesundheitsminister Jens Spahn durchsetzen können. Die inoffizielle Begründung für diese Weigerung: Alle Soldaten, die in die Einsätze oder auf Schiffe gehen, würden im Moment vorher 14 Tage in Einzelzimmern deutscher Hotels isoliert. Damit könne sichergestellt werden, dass sie kein Virus in die Camps oder auf die Schiffe tragen.

Wie lächerlich! Reisen die Soldaten anschließend ohne jeglichen Außenkontakt, ohne jede Patrouille in klinisch saubere Wellness-Ressorts, wo sie sich nicht mehr anstecken können!? Hier würde ein zweimaliger kleiner Piks viel helfen. Aber Spahn und Co. fürchten die deutsche Öffentlichkeit. Sie fürchten den Neid auf die Soldaten, und deshalb bocken sie.

Fakt ist: Es ist halt zu wenig Impfstoff da – dank Merkels dümmlicher, ihren Amtseid verletzender Attacke auf einen „Impfnationalismus“ und eben dank EU-Präsidentin vdL, der vormaligen obersten Dienstherrin der deutschen Soldaten. Und es werden in der regierungsamtlichen Corona-Politik seit Monaten die falschen Prioritäten gesetzt. Rhetorische Frage nur: Warum hat man die letzten Monate nicht genutzt, endlich etwas Wirksames für die Senioren und ihre Heime zu tun? Wo man über kurz oder lang übrigens bald Soldaten der Bundeswehr brauchen wird. Wie ja überhaupt bereits mehr als zehntausend Soldaten innerhalb Deutschlands mithelfen, die Gesundheitsämter, die Impfzentren usw. zu unterstützen.

Wie sagte die Kanzlerin kürzlich in einem von zwei Moderatoren erbärmlich brav geführten Interview der ARD: „Ich glaube, dass im Großen und Ganzen nichts schiefgelaufen ist.“

Sie hätte in dem ihr mittlerweile eigenen Zynismus auch sagen können: „Nun sind sie halt da, die Viren, die Fehler und Versäumnisse!“

Kopflos ist es, was die Regierenden hier seit Monaten veranstalten bzw. nicht auf die Reihe bringen. Schlimme und böse Menschen wie Trump, Johnson oder Netanjahu haben es – weil ohne Merkel und ohne von der Leyen? – geschafft, dass die USA, GB und Israel mittlerweile ein zum Teil zigfach Mehrfaches an geimpften Bürgern haben. Am Rande: Israel wurde im Dezember 2020 mit DHL-Fliegern mit Impfstoff versorgt. Sie waren offenbar in Leipzig Halle mit Impfdosen des Mainzer Pharmaunternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer beladen und in Tel Aviv von Regierungschef Benjamin Netanjahu in Empfang genommen worden.

Und Deutschland – vor Jahren noch die „Apotheke der Welt“ – dümpelt dahin.

Da wundert es auch nicht mehr, wenn in Berlin Polizisten nur dann eine Spritze bekommen, wenn in Seniorenheimen welche übrig bleiben. Und da wundert es auch nicht mehr, wenn die Pharmafirmen eine regierungsamtliche Absage bekommen, wenn sie ihre Mitarbeiter zur Aufrechterhaltung ihrer wichtigen Produktion rasch geimpft haben möchten.

Anscheinend greift das Corona-Virus auch die staatlichen „braintrusts“ an.




Montag, 28. Dezember 2020

Bundeswehr: Einsatzbereitschaft immer noch katastrophal...

Bundeswehr-Krise: „Liegen maximal bei 50 Prozent der Vollausstattung“

74 Prozent der Waffensysteme einsatzbereit? Bundeswehrverbandschef André Wüstner wirft dem Verteidigungsministerium „abstruse“ Berechnungen vor. Der Politik attestiert er einen Glaubwürdigkeitsverlust, der „einst stolzen Volkspartei“ SPD eine betrübliche Kapitulation.

Oberstleutnant André Wüstner, Vorsitzender des Deutschen Bundeswehrverbands: „Die Truppe leistet unter den gegebenen Umständen erstklassige Arbeit“ 



 

Seit 2013 ist Oberstleutnant André Wüstner, 46, Vorsitzender des Deutschen Bundeswehrverbandes – und damit Interessenvertreter von rund 200.000 Mitarbeitern der Streitkräfte.

WELT: Wie misst man eigentlich die Leistungsstärke einer Armee, Herr Wüstner?

André Wüstner: An den Fähigkeiten der Streitkräfte. Die speisen sich aus dem Zusammenspiel von modernem Material und motiviertem Personal. Nur mit voller materieller und personeller Stärke, entsprechender Ausbildung und Übung haben Streitkräfte die Fähigkeit, ihren Auftrag zu erfüllen – sind also einsatzbereit. Das ist der Kern, gemessen am politischen Auftrag.

WELT: Dann nähert sich die Bundeswehr also materiell ihrer Topform? Die Hauptwaffensysteme seien zu 74 Prozent einsatzbereit, hat das Verteidigungsministerium gerade mitgeteilt.

Wüstner: Solche Meldungen irritieren die Truppe und zeichnen in der Gesellschaft ein falsches Bild. Denn diese 74 Prozent beruhen auf abstrusen Berechnungsmodellen und haben mit der täglichen Lebenswirklichkeit in der Truppe nicht ansatzweise etwas zu tun. Ob in einer Einsatzflottille der Marine, einer Division des Heeres oder einem Luftwaffengeschwader: Überall verwalten die Frauen und Männer noch immer den Mangel, allen vor vielen Jahren politisch ausgerufenen Trendwenden zum Trotz. 

Die Politik hat richtigerweise erkannt, dass die weltweiten Risiken und Bedrohungen unserer Sicherheit eine Vollausstattung der Bundeswehr erfordern. Doch da liegen wir maximal bei 50 Prozent. Bei einigen Systemen wie Hubschraubern oder den alten Tornados ist es noch schlimmer, da ist die Lage prekär.

WELT: Was bedeutet es für die Motivation von Soldaten, wenn ihnen in der täglichen Arbeit ihr Handwerkszeug fehlt?

Wüstner: Es bedeutet Frust – auch wenn sie täglich vorbildlich das Beste aus der Situation vor Ort machen. Nehmen Sie die Brigade, die Deutschland für die schnelle Nato-Speerspitze stellt: 2015 sind die Kameraden buchstäblich mit einem Besenstiel in den Einsatz gezogen; 2018 bis 2020 mussten sie sich ihre Ausrüstung in der ganzen Truppe zusammenleihen. Frau von der Leyen hat dann versprochen, dass beim nächsten Mal, 2022 bis 2024, eine Brigade aus sich heraus führungsfähig und einsatzbereit sein soll. Doch schon jetzt ist klar: Das Ziel wird wieder nicht erreicht.

Und wenn die Kameraden dann noch von 74 Prozent Klarstand der Waffensysteme lesen, sorgt das in Teilen für Verdrossenheit oder zumindest für einen Verlust an Glaubwürdigkeit von Politik. Sie werfen die Frage auf, ob man wirklich an der Einsatzbereitschaft interessiert ist – oder ob die Bundeswehr, wie es der Militärhistoriker Sönke Neitzel mal geschrieben hat, nur noch ein innenpolitisches Projekt ist.

WELT: Für 2031 hat Deutschland der Nato drei voll ausgerüstete Heeresdivisionen zugesagt, ebenso Luftwaffen- und Marinepakete. Die Regierung liegt schon viele Milliarden Euro hinter ihrem Plan. Da scheint eine Reduzierung der Ansprüche fast zwangsläufig, oder?

Wüstner: Nein. Dieses Ziel hat die Regierung unter Federführung des Außenministers aus guten Gründen so beschlossen, so steht es in allen unseren sicherheitspolitischen Grundlagendokumenten. Und so ist es der Nato zugesagt. 

Es wäre ein fatales Signal in Richtung der Partner und der neuen US-Administration, wenn Deutschland sich gerade jetzt vereinzelt aus dem Staub macht und die deutschen Planungsziele für die Allianz nach unten korrigiert. Das untergräbt Vertrauen.

WELT: Fakt ist dennoch: 2022 wird es zu einem Kassensturz mit Blick auf die Kosten der Corona-Pandemie kommen. 

Wüstner: Aber ich warne davor, an der Sicherheit zu sparen. Innere und äußere Sicherheit sind Kernaufgabe staatlichen Handelns. Schauen Sie sich doch um in der Welt – Sie werden keine Himmelsrichtung ohne sicherheitspolitisches Risiko für Deutschland und Europa finden. 

Deswegen ist es richtig, dass ein Bündnis wie die Nato wieder mehr in Verteidigungsfähigkeit und Abschreckung investiert. Und deshalb muss Deutschland als wirtschaftlich stärkstes Land in Europa seine Zusagen einhalten, sich aber gleichzeitig auch im eigenen Land, Stichwort Cyber-Attacken oder Terrorismus, besser als bisher aufstellen.

WELT: In jedem Koalitionsvertrag steht, dass die Bundeswehr die bestmögliche Ausrüstung erhalten soll. Können Sie das noch ernst nehmen, wenn Sie auf die neuerliche Weigerung der SPD blicken, Kampfdrohnen zu beschaffen?

Wüstner: Es wurde acht Jahre über fünf – ich betone: fünf – Drohnen mit Bewaffnung diskutiert. Dass der SPD-Vorsitzende Walter-Borjans jetzt immer noch nicht entscheidungsfähig ist … nun ja, das spricht für sich. Ich habe jedenfalls extrem verärgerte Reaktionen bekommen, gar nicht mal so sehr von Soldaten, sondern von deren Angehörigen: Partner, Väter, Mütter, Familienangehörige.

In einer Zuschrift an den Verband hieß es: Das ist die betrübliche Kapitulation einer einst stolzen Volkspartei vor einer lautstarken und bewusst mit falschen Argumenten kommunizierenden Minderheit. Das unterschreibe ich so. 

Und ich gehe noch einen Schritt weiter: Die SPD kann den Spagat zwischen bestmöglicher Ausrüstung für den Schutz der Soldaten und der Ablehnung bewaffneter Drohnen nur dann hinkriegen, wenn sie die Konsequenz zieht: keine Einsätze mehr. Alles andere empfinden Soldaten und ihre Angehörigen als verantwortungslos.

WELT: Eine Mission, die tatsächlich zu Ende gehen wird, ist Afghanistan. Wurden aus diesem 20-jährigen Einsatz die richtigen Lehren gezogen?

Wüstner: Lehren kann man immer erst dann ziehen, wenn man einen Einsatz gründlich evaluiert hat. Das ist bisher nicht passiert. Ich habe das schon mal als eine Art Feigheit von Politik beschrieben. 

Ob die Machbarkeitsillusionen zu Beginn oder die mangelnde Koordination des sogenannten vernetzten Ansatzes, also der Zusammenarbeit der deutschen Regierungsressorts: Es gibt genug aufzuarbeiten, auch wenn vieles gut lief. Insbesondere Soldaten, die im Einsatz verwundet wurden oder Kameraden verloren haben, äußern den dringenden Wunsch, das endlich zu tun.

Politische Fehler können passieren. Nur sollte man sicherstellen, dass die gleichen Fehler in der Sahel-Region oder anderswo kein weiteres Mal gemacht werden. Denn in Einsätzen bedeutet das eben oft, dass Soldatinnen und Soldaten ihr Leben verlieren, ohne in puncto Stabilisierung einen Millimeter nach vorne gelangt zu sein. Die Grundaussage bleibt: Soldaten gewinnen eben nur Zeit – Fortschritte in der Region schafft man durch Diplomatie in Verbindung mit Entwicklungshilfe.

WELT: Die Rüstungsbeschaffung läuft ja nach wie vor nicht richtig rund. Ob neues Sturmgewehr, schwerer Transporthubschrauber oder Marinetanker: Alles wurde vorzeitig abgebrochen. Woran liegt das?

Wüstner: Wir müssen selbstkritisch die Organisationsstruktur sowie -verfahren der Bundeswehr im Rüstungs- und Beschaffungswesen hinterfragen – das ist das eine. Damit meine ich nicht einzelne Menschen im Beschaffungsamt, sondern vielmehr die politisch gesetzten Rahmenbedingungen. 

Das andere sind stete politische Einflussnahmen. Bei manchen Rüstungsprojekten geht es nicht in erster Linie um die schnelle Stärkung der Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte, sondern um wirtschafts-, industrie- und europapolitische Implikationen. Mal startet Politik aus arbeitsmarktpolitischen Gründen ein bestimmtes Großprojekt, mal soll ein Kampfflugzeug der Zukunft als europapolitisches Symbol mit Frankreich entwickelt werden.

WELT: Das sind ja auch legitime Ziele.

Wüstner: Ich habe nichts gegen solche Ziele. Probleme bekommen wir nur dann, wenn die Einsatzbereitschaft in den kommenden Jahren darunter leidet. Gerade politisch motivierte Vorhaben, die nicht mit dem priorisierten militärischen Bedarf im Einklang sind, binden erhebliche Finanzmittel für Forschung und Entwicklung. Dieses Geld fehlt dann für Ersatzteile, Munition, Helme oder Nachtsichtgeräte. 

Das Verteidigungsministerium sollte dem Parlament klar aufzeigen, welche Lücke zwischen politischer Ambition einerseits und dem Finanzplan für die kommenden Jahre andererseits klafft. Die Trendumkehr vom Zulauf von Gerät zum Abfluss, also altersbedingter Verschrottung, ist noch nicht geschafft. Der Sanierungsbedarf der Streitkräfte ist eben nach wie vor brutal.

WELT: Was kann die Bundeswehr selbst tun? Der ehemalige WehrbeauftragteHans-Peter Bartels (SPD) hat vorgeschlagen, den Bereich der Nutzung von Waffensystemen aus dem Koblenzer Rüstungsamt herauszulösen. Sinnvoll?

Wüstner: Ja. Wir müssen unsere dysfunktionalen Strukturen so anpassen, dass Führung und Verantwortung wieder in einer Hand sind – und damit auch die Nutzungsverantwortung. Ich hoffe, dass Frau Kramp-Karrenbauer diesen und ähnliche Impulse aufnimmt. Die Legislaturperiode läuft aus, für wesentliche Reformen wird es nicht mehr reichen. Aber die Vorarbeiten müssen erledigt werden: Die Ministerin sollte Vorschläge erarbeiten lassen, die man dann in der kommenden Legislaturperiode anpacken kann.

WELT: Die kleinste Bundeswehr aller Zeiten hat so viele Organisationsbereiche und Stäbe wie nie. Muss man da nicht auch ran?

Wüstner: Ja, wir brauchen Anpassungen in der Gesamtstruktur oberhalb der Truppenkörper der Bundeswehr. Die Führungsfähigkeit des Inhabers der Befehls- und Kommandogewalt ist nicht ausgerichtet auf die im Weißbuch 2016 zementierte Gleichrangigkeit von Landes- und Bündnisverteidigung sowie internationalem Krisenmanagement. Meiner Meinung nach braucht es eine effektivere Organisation, ausgerichtet an den vier Kerndimensionen Land, Luft, See und Cyber. 

Es ist elementar, Aufgaben, Verantwortung und Ressourcen wieder in Deckung zu bringen, um das Kernprinzip von Leistungsfähigkeit in der Bundeswehr zu ermöglichen: dezentrales, eigenverantwortliches Führen mit Auftrag. Gelingt das in der nächsten Legislaturperiode nicht, werden wir an Effektivität verlieren und die Führungskultur wird irreparablen Schaden nehmen.

WELT: Haben Sie Signale, ob Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) diesen Gestaltungsauftrag annehmen wird?

Wüstner: Die Ministerin ist angetreten mit einer ersten, wirklich sehr guten Rede nach ihrer Vereidigung. Danach hat sie sicherheitspolitische Impulse gesetzt und die gesellschaftliche Sichtbarkeit der Truppe erhöht, beispielsweise durch das Bahnfahren in Uniform. Alles gut, insbesondere wenn man die Doppelbelastung Ministerium und Parteivorsitz sieht. 

Aber die Kernverantwortung einer Verteidigungsministerin liegt in der ganzheitlichen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Ja, diese hat auch eine organisatorische Dimension. Will sie da gestalten und Möglichkeiten der Adaption erarbeiten oder nur verwalten? Am Ende der Legislaturperiode wird all das messbar sein.

WELT: In der Corona-Krise ist die Bundeswehr eines der wenigen staatlichen Organe, das tadellos funktioniert. Ein kleiner Trost für Sie?

Wüstner: Wissen Sie, ich verstehe meine Aufgabe als Interessenvertreter der Angehörigen der Bundeswehr so, dass ich ausdauernd auf die Lücke zwischen politischen Versprechen und der Realität hinweise, regelmäßig Optimierungsvorschläge einbringe. Das ändert aber nichts daran, dass die Truppe, trotz mangelhafter Einsatzbereitschaft in der Landes- und Bündnisverteidigung, unter den gegebenen Umständen erstklassige Arbeit leistet – gerade im internationalen Vergleich. 

Danke sagen möchte ich gerade in diesen Tagen zwischen den Jahren den Menschen, die in den Einsätzen fernab der Heimat ihren Dienst tun. Ich fände es gut, wenn wir an sie denken – und auch an all jene, die in den vergangenen Jahren nicht wieder nach Hause zurückgekehrt sind. 

Und ja, in der Pandemie würde vieles ohne die Streitkräfte nicht laufen. Unsere Amtshilfe rettet Leben. Ich glaube, anders als manchem Ideologen im Parlament und anderswo ist das der Mehrheit dieser Gesellschaft auch sehr bewusst.

Erschienen in der WELT...

Sonntag, 13. Dezember 2020

Bundeswehr... außergewöhnliche Ausfallquoten bedürfen außergewöhnliche Ausreden...

von Thomas Heck...

Über die mangelnde Einsatzbereitschaft haben wir beim Heck Ticker schon häufig berichtet, z.B. hier, hier oder hier. Als ehemaliger Truppenoffizier, Kompaniechef und Stabsoffizier der Reserve ist mir das Thema schon als aktiver Offizier aufgestoßen, bloss redeten wir damals von 80-90% Einsatzbereitschaft, heute ist man froh, wenn die Hälfte das Materials fährt, funkt, schießt, fliegt oder schwimmt. Und an diesem Zustand hat sich seit dem Amtsantritt der Quotenfrau Annegret Kramp-Knarrenbauer nicht viel geändert. 

Denn die Prioritäten liegen bei AKK ganz anders. Da sind queere OffiziereJagden auf vermeintliche Nazis und Politische Korrektheit wichtiger. Und die Ausreden werden immer abenteuerlicher und erinnern an Lageberichte aus dem Führerbunker 1945, wenn von Panzerdellen gefaselt wird. Und wenn man ganz leise ist, hört man aus dem fernen Moskau ein  Lachen...


Weil für viele Panzer die Modernisierung ansteht, müssen die in der Truppe verbleibenden intensiver genutzt werden. Das Heer hat vertraulichen Papieren zufolge „akuten Ersatzteilmangel“ – und warnt vor „außergewöhnlichen Ausfallquoten“. 

Die Bundeswehr erwartet im kommenden Jahr erhebliche Mängel in der Einsatzbereitschaft ihrer Panzertruppe. Aufgrund von anstehenden Umrüstungen des Kampfpanzers Leopard II sei eine „Panzerdelle“ zu erwarten, heißt es in vertraulichen Papieren des Heeres aus dem Oktober 2020, die WELT AM SONNTAG vorliegen.

Die Modernisierungen der Leopard II würden sich danach bis in den September 2021 „verschärfend auf die Verfügbarkeit der Systeme auswirken“ und zu einer „Minderausstattung“ führen. Die in der Truppe verbleibenden Panzer müssten intensiver genutzt werden, was „außergewöhnliche Ausfallquoten sowie entsprechenden Wartungs- und Instandsetzungsaufwand verursacht“, heißt es weiter. Hinzu käme ein „immer noch akuter Ersatzteilmangel, der die Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft erschwert“.


Das Verteidigungsministerium bezeichnet die Kampfpanzer Leopard II in seinem in dieser Woche vorlegten Bericht zur Einsatzbereitschaft als „stabiles System“. Laut WELT AM SONNTAG waren im Oktober 2020 von 263 Kampfpanzern Leopard II allerdings nur 115 einsatzbereit, das sind knapp 44 Prozent. Im Mai 2019 waren von 244 Systemen 107 einsatzbereit, also ebenfalls knapp 44 Prozent. Der Zulauf von 19 weiteren Panzern führte mithin nicht zu einer Verbesserung des Klarstands. Die Zahlen von Mai 2018 (111 von 244, 45 Prozent) und November 2017 (94 von 244, 38 Prozent) belegen eine Stagnation auf niedrigem Niveau.

In den gleichen Monatsfenstern wie beim Leopard II betrug die Einsatzbereitschaft beim Schützenpanzer Puma 2020 29 Prozent (102 von 343), 2019 21 Prozent (56 von 262), 2018 17 Prozent (50 von 192) und 2017 32 Prozent (49 von 154). Trotz ständiger Auslieferungen fabrikneuer Panzer liegt der Durchschnittswert heute unter dem von 2017 – obwohl der Puma im besonderen Fokus der sogenannten Initiative Einsatzbereitschaft von Ministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) stand.



Donnerstag, 12. November 2020

AKK als Ministerin angekommen. Fragt sich nur in welchem Ministerium...

von Thomas Heck...

Die Bundeswehr hat Geburtstag, 65 Jahre ist sie geworden. 65 Böllerschüsse, keiner hat getroffen. Aber die Tagesschau stellt fest, dass AKK als Ministerin angekommen ist. Fragt sich nur in welchem Ministerium, denn beliebt ist die peinliche Ministerin in der Truppe sicher nicht.

Dem Verteidigungsministerium eilt der Ruf voraus, unregierbar zu sein. Viele sind hier schon gescheitert. Kramp-Karrenbauer hat den Job trotzdem angenommen. Wie schlägt sie sich?

Eine Analyse von Stephan Stuchlik, ARD-Hauptstadtstudio

"Diesen Job hier behalte ich, der macht mir Spaß", sagt die Verteidigungsministerin und es klingt überzeugend. Es ist Februar 2020, Annegret Kramp-Karrenbauer hat soeben ihren Rückzug als CDU-Vorsitzende verkündigt, darüber wirkt sie erleichtert. Die Frage, ob sie auch vorhabe, als Verteidigungsministerin zurückzutreten, beantwortet sie auf der Münchener Sicherheitskonferenz mit einem klaren "Nein".

Spaß an der "Mission Impossible"?

Aber Spaß an einem Job, der vielen in Berlin als "Mission impossible" gilt? Wer Kramp-Karrenbauer bei Truppenbesuchen im In- oder Ausland beobachtet, stellt zumindest fest, dass sie im Kontakt mit Soldaten entspannter und natürlicher wirkt als in vielen Interviews. Sie fragt dann bodenständig und interessiert. Natürlich hat sie als ehemalige saarländische Innenministerin viel Routine im Umgang mit Ordnungskräften, aber es sieht nicht gestellt aus. Der Eindruck, den viele Soldaten dabei mit nach Hause nehmen, ist ein deutlich anderer als der von ihrer Vorgängerin Ursula von der Leyen, die vielen in der Truppe immer noch als "Medienministerin" gilt.

Abkehr vom Kurs ihrer Vorgängerin

Beinahe unbemerkt revidierte Kramp-Karrenbauer schon zu Beginn ihres Ministeramtes einige grundlegende Entscheidungen ihrer Parteifreundin: Die von ihrer Vorgängerin geplante Privatisierung dreier Hauptwerke der Heeresinstandsetzunglogistik etwa, eine Art große Reparaturwerkstatt der Bundeswehr, nahm sie im Oktober 2019 zurück. In der Öffentlichkeit blieb das beinahe unbemerkt.

Auf der improvisierten Pressekonferenz unterstützten sie auch die Politiker der Opposition, die sich zum damaligen Zeitpunkt im Untersuchungsausschuss zur sogenannten Berateraffäre mit dem Privatisierungsauswüchsen unter von der Leyen und deren damaliger Staatssekretärin Katrin Suder beschäftigten. Auch im Verteidigungsausschuss herrschte also zunächst einmal Erleichterung über Kramp-Karrenbauers neue Linie.

Schluss mit der "Goldrand-Lösung"

Bereits bei ihrer Rede an die Mitarbeiter des Beschaffungsamtes der Bundeswehr fragten sich aber Beobachter, ob Kramp-Karrenbauer mit ihrer Abkehr vom Kurs ihrer Vorgängerin nicht des Guten zu viel tut. Das Beschaffungsamt, im Bundeswehr-Kürzel BAAIN-BW genannt, gilt vielen als der Schwachpunkt, was die vielen Beschaffungspannen bei der Truppe angeht: Notorisch unterbesetzt, wirkt es oft überfordert, zu bürokratisch, zu umständlich und zu langsam.

Die Ministerin will nach vielen Versuchen der Umorganisation Ruhe ausstrahlen und Wertschätzung vermitteln, dieses Signal kommt an. Der Frage, ob und wie überhaupt das Amt reformiert werden solle, weicht sie jedoch erkennbar aus. Vieles, was sie damals kritisch anmerkt, ist nicht mehr als die Beschreibung des Offensichtlichen. So sagt sie etwa sinngemäß, die Bundeswehr dürfe nicht immer die "Goldrand-Lösung" bestellen.

Pannen passieren weiterhin 

Ein Jahr später musste sie das Vergabeverfahren für den neuen schweren Transporthubschrauber stoppen, das im Februar 2019 begonnen worden war: Die Anforderungen an die Hersteller der beiden konkurrierenden US-Modelle, auch der Wunsch, die Hubschrauber von deutschen Herstellern anpassen und weiterentwickeln zu lassen, wären am Ende zu teuer geworden.

Die nächste Panne: Nachdem im September 2020 verkündet wurde, man wolle das neue Sturmgewehr, den Nachfolger des umstrittenen G36, beim Thüringer Hersteller Haenel und nicht mehr bei Heckler und Koch herstellen lassen, musste die Ministerin einen Rückzieher machen. Anscheinend hatten externe Rechtsberater das Ministerium darauf aufmerksam gemacht, dass bei einem Streit um Patente Heckler und Koch gute Chancen auf Revision und Schadensersatz hätte. Warum das nicht bereits vorher den Experten im Geschäftsfeld des Verteidigungsministerium auffiel, bleibt ein Rätsel.

Noch kein Ersatz für das "Lastentier" 

Klüngelvorwürfe bleiben

Auch die Tatsache, dass trotz Dementi des Ministeriums immer noch der Vorwurf einer möglichen illegalen Preisabsprache mit Haenel im Raum steht, zeigt, in welchem Umfeld Beschaffungsvorgänge bei der Bundeswehr immer noch stattfinden: Die Abkehr von jahrzehntelang betriebenem Klüngel mit der Rüstungsindustrie mag noch keiner glauben, selbst wenn er mittlerweile stattgefunden hätte. Dass der Vorwurf der Preisabsprache von FDP und Grünen im Verteidigungsausschuss erhoben wird, zeigt auch, dass auch das anfängliche Wohlwollen bei den Fachpolitikern teilweise geschwunden ist.

Was ging schief bei der Vergabe?

Ministerin löst Irritationen aus 

Im eigenen Haus verärgerte Kramp-Karrenbauer wichtige Mitarbeiter mit politischen Vorstößen. Ihre Idee aus dem Oktober 2019, in Syrien unter UN-Mandat eine Sicherheitszone auch mit Einsatz deutscher Soldaten einzurichten, sei ohne vorherige Einbindung der Fachleute passiert, so ist unter der Hand aus dem Verteidigungsministerium zu hören. Der Plan verschwand schnell aus der öffentlichen Diskussion, er war einfach nicht realisierbar.

Syrien-Vorstoß sorgt für Irritationen

Auch ihr Vorschlag, den deutschen Einsatz in Mali mehr nach dem robusten Vorbild der französischen Truppen dort zu gestalten, verschwand schnell wieder in der Schublade. Beide Vorstöße wollte Kramp-Karrenbauer nach eigener Aussage als Aufruf zu mehr deutscher Verantwortung in der Welt verstanden wissen, aber auch eine große Diskussion über diese Frage stellte sich in der Folge nicht ein.

Als zählbares Plus auf ihrem Konto wird wahrscheinlich weder die neue Reservestrategie noch der "Freiwillige Wehrdienst Heimatschutz" - ein Freiwilligenprogramm für die Bundeswehr - verbucht werden.

Freiwillige für Heimatschutz gesucht 

Operation "Eiserner Besen" gegen KSK

Schon eher könnte Kramp-Karrenbauer als die Verteidigungsministerin in die Annalen eingehen, die dem rechtsextremen Treiben im Kommando Spezialkräfte (KSK) mit der nötigen Entschlossenheit begegnete. Nachdem über Jahrzehnte aus dem Ministerium eher Lippenbekenntnisse über die zum Teil abenteuerlichen rechtsextremen Umtriebe in Teilen des Kommandos in Calw zu hören waren, veranlasst augenscheinlich ein Waffen- und Munitionsfund bei einem Soldaten des Kommandos im Mai 2020 die Ministerin und den Generalinspekteur zu einer erkennbaren Richtungsänderung.

Die Vorstellung, dass ausgebildete Spezialkräfte mit rechtsextremer Gesinnung Waffen und Munition etwa zu Anschlägen nutzen könnten, ließ Kramp-Karrenbauer ein strenges Programm beschließen. Die wichtigsten Bestandteile: Auflösung der 2. Kompanie, Schluss mit der Ausbildung in eigener Regie und Veränderung der Zulassungsvorraussetzungen. Der ganze Prozess dauert noch an, aber sogar scharfe Kritiker halten die Ministerin zugute, dass sie nicht nur guten Willen zeige, sondern dass die Maßnahmen auch sinnvoll und angemessen seien.

Im weiteren Sinn gehört dazu auch ein Führungswechsel im militärischen Nachrichtendienst MAD, der über Jahre bei der Aufklärung der rechtsextremen Vorfälle im KSK unzureichend, in Einzelfällen sogar mit Sympathien für die Rechtsextremen agierte.

"Operation Eiserner Besen"

Und nach der Bundestagswahl?

Das Image der Bundeswehr in der Bevölkerung ist laut aktuellen Umfragen gut, dazu mögen auch die 6500 Soldaten beitragen, die momentan in der Corona-Krise bundesweit helfen. Die von der Ministerin gewünschte Debatte über mehr Verantwortung in der Welt nimmt nach der US-Wahl vielleicht doch noch an Fahrt auf. Zum Kauf eines Teils neuer Kampfflugzeuge hat der Bundestag jüngst grünes Licht gegeben.

Ob Kramp-Karrenbauer ihr Amt auch nach der Bundestagswahl im Herbst 2021 behalten wird, ist schwer vorherzusagen. Zumindest häuslich im Ministerium eingerichtet hat sie sich schon einmal: Eine Corona-Quarantäne hat sie in einem kleinen Zimmer ihres Berliner Amtsitzes verbracht.