von Mirjam Lübke...
Als kürzlich amerikanischen Forschern ein kleiner Durchbruch in einem experimentellen Fusionsreaktor gelang, freute sich die Fachwelt - nur die Befürworter der sogenannten erneuerbaren Energien suhlten sich in Hohn und Spott. Die Forscher hatten minimal mehr Energie gewonnen als sie für den Fusionsvorgang benötigten. "Das hat niemals eine Zukunft", unkten Journalisten missmutig und riefen nach mehr Windrädern. Wahrscheinlich mussten die Gebrüder Wright sich Ähnliches anhören - und auch das Auto bekam keine große Zukunft vorausgesagt. Niemals würde es die Pferdekutsche ersetzen können, glaubte Kaiser Wilhelm II., der sonst dem technischen Fortschritt gegenüber recht aufgeschlossen gegenüberstand.
Wenn allerdings - einmal theoretisch betrachtet - die Grünen sich für Fusionsreaktoren begeistern könnten, hätten wir in Deutschland schon in jedem Dorf einen davon stehen. Auch ohne großen Forschungsdurchbruch, selbst wenn man den Strom von französischen Kernkraftwerken zum Betrieb importieren müsste. Denn wenn Grüne etwas wollen, ignorieren sie den Stand der Technik einfach und agieren nach der Devise "Schaun mer mal, dann seh'n mer scho!" - so drückt man sich auch um die lästigen Fragen nach den Speichermöglichkeiten für den aus Wind- und Solarkraft gewonnenen Strom herum. Bekanntlich sehen diese derzeit noch recht bescheiden aus. Natürlich ist auch in diesem Bereich ein Forschungsdurchbruch möglich - wir wollen schließlich nicht in die gleiche Kerbe schlagen wie sie und alles miesmachen. Aber im Unterschied zum Fusionsreaktor ist das Windrad nun einmal schon auf die Menschheit und die Tierwelt losgelassen worden. Und ein Ende des Bauwahns ist nicht abzusehen. Man könnte fast meinen, die Grünen seien froh über die Borkenkäferplagen der letzten Sommer - die haben nun auch um Wald genug Platz geschaffen, um noch ein paar Windräder dort einzubetonieren, auf Plattformen so groß wie die Raumschiffe aus "Independence Day".
Multiplikation mit Null ergibt bekanntlich Null, egal wie hoch die andere Zahl ausfällt, aber diese simple mathematische Regel trifft aus Sicht der Windkraft-Befürworter offenbar nicht auf die großen Rotoren zu. Wenn kein Wind weht, erzeugen auch Zehntausende davon keinen Strom, stürmt es, müssen sie ebenfalls abgeschaltet werden. Hat eigentlich schon einmal jemand ermittelt, wie viel Energie so ein Windrad verbraucht, wenn es sich gerade ausruht? Anders als sein kleiner bunter Bruder im Garten startet es nämlich nicht von allein, sobald eine frische Brise aufkommt, sondern ist dazu auf seine Steuerelektronik angewiesen, die ihrerseits Strom verbraucht. Denn wie die meisten Kraftwerke ist auch ein Windrad nicht kaltstartfähig. Und wenn es knackig kalt ist, müssen die Rotoren, ob sie sich nun drehen oder nicht, beheizt werden, da eine Reifkruste sie zu schwer macht. So ein Windrad hat es besser als so mancher Rentner, der es sich nicht leisten kann, seine Wohnung warm zu halten, obwohl in einem seiner Flügel wohl Platz für ein paar Zimmer wäre.
Als ich zum ersten Mal von dieser Notwendigkeit las, Windkraftanlagen bei Frost zu beheizen, konnte ich es kaum fassen und fragte im Scherz, ob dafür im Sockel der Anlage eine Steckdose installiert ist, welche von ihr betrieben wird. Natürlich fand sich sogleich jemand, der meine Frage dämlich nannte - selbstverständlich würde der Strom von außen zugeführt. Strom aus Atomkraft etwa? Oder Kohle? Es ist wahrscheinlich nicht unangemessen, das einigermaßen widersinnig zu finden. Hat eigentlich einmal jemand errechnet, wie viel Verbrauch da im Jahr zusammenkommt? Oder ist das ein ähnlich heikles Thema wie die Nebenwirkungen der Covid-Impfung? Vielleicht will man auch das nicht so genau wissen, aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren.
Die neueste Schnapsidee zur Lösung des Speicherproblems lautet, E-Autos als rollende Batterie zu nutzen. Tatsächlich bestanden die ersten Speicher für Privathäuser aus in Reihe geschalteten Autobatterien - allerdings ohne das Auto darum herum, was schon aus Platzgründen Sinn macht. Im Kleinen gibt es durchaus schon brauchbare Lösungen, aber die Nutzung von Sonne und Wind zur Stromgewinnung dem Bürger als freie Entscheidung zu überlassen, kommt der Windkraftlobby nicht in den Sinn - die Anlagen müssen höher sein als der Kölner Dom, sonst stellen sie den Freund der erneuerbaren Energien nicht zufrieden. Was wohl Sigmund Freud dazu sagen würde? Wird da etwas kompensiert?
Wenn man sich allerdings anschaut, wie groß schon diese privaten Speicher sind, die ein Einfamilienhaus über die Nacht bringen können, müsste eigentlich dem denkenden Menschen klar sein, wie wenig man mit einem Autoakku bewirken kann, zumal man sich ein Fahrzeug gewöhnlich anschafft, um es zur Fortbewegung zu benutzen. Der Trend geht zwar dahin, dass der Akku bald teurer sein wird als der Rest des Wagens, man also nicht viel Geld spart, wenn man sich nur ihn neben die Wohnung stellt, aber was nutzt das, wenn der Strom ausfällt und man das Ding nicht mehr aufladen kann?
Wenn man all das betrachtet, kommt einem die Idee, es könne bald funktionierende Fusionsreaktoren geben, gar nicht mehr so abwegig vor. Wenigstens behaupten die Forscher nicht, bereits jetzt alle Probleme gelöst zu haben, sondern wissen, wie viel Arbeit noch vor ihnen liegt. Es geht immerhin um die Schaffung einer Sonne im Miniaturformat, deren Kraft so gebändigt werden muss, dass sie nicht ihr Umfeld in Schutt und Asche legt. Aber wäre es nicht genial, nicht auf die Sonne warten zu müssen, damit sie nach einer winterlichen Dunkelflaute Solaranlagen bescheint? Und stattdessen "selbstgemachte" Sonnenenergie zu nutzen?
Die Bundesregierung denkt allerdings nicht einmal daran, den einmal eingeschlagenen Weg der Energiewende wieder zu verlassen und hangelt sich von einer Energiekrise zur nächsten. Ein nicht unerheblicher Teil des teuer eingekauften Gases in den Speichern muss verstromt werden - das sollte doch eigentlich den Verantwortlichen bekannt sein. Wie kann das sein, wenn erneuerbare Energien doch angeblich eine Lösung darstellen? Stolz nahmen die Ampelchefs Scholz, Habeck und Lindner stattdessen an der Einweihung eines der ersten LNG-Terminals teil und freuten sich gar sehr, wie schnell jenes gebaut worden war. Was in Deutschland bekanntlich nicht selbstverständlich ist. Da könnte man in der Aufregung fast vergessen, dass dort auch Flüssiggas aus Russland anlandet, das offenbar politisch korrekter als normales russisches Erdgas betrachtet werden kann.
Was ist das nur alles für ein Unfug. Demnächst heißt es dann wohl "Nein Schatz, du kannst den Wagen nicht zum Einkaufen nehmen - wir brauchen den Strom heute Abend für die Sportschau!"