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Freitag, 6. Januar 2023

Schützenpanzer Marder

von Thomas Heck...
Der Schützenpanzer Marder wird nun doch endlich an die Ukraine geliefert. Das peinliche Zaudern Bundeskanzler Scholz hat nun endlich ein Ende gefunden, obwohl es Scholz wohl offensichtlich lieber gewesen wäre, Russland hätte diesen lästigen Krieg schnell gewonnen. Dennoch eine gute Gelegenheit, auf eine bewährtes Waffensystem zu schauen, welches nunmehr seit 50 Jahren in der Truppe ist und noch weiter seinen Dienst tun wird. Zum Thema Lieferung von Leopard-Kampfpanzer ein Gedanke: Der Marder braucht den Leopard, wie der Leopard den Marder braucht. Für das Gefecht der verbundenen Waffen...



Schützenpanzer Marder

Der Marder feiert in 2021 sein 50-jähriges

Einsatzbewährtes Waffensystem der Panzergrenadiere

Hohe taktische Mobilität, eindrucksvolle Feuerkraft und die Möglichkeit des schnellen und sicheren Truppentransports in hochgefährliche Einsatzgebiete machen den Schützenpanzer Marder zu einem herausragenden Waffensystem.

Seine SPz-Konstruktion ist praxiserprobt: der Motorraum liegt vorn, der Geschützturm ist im vorderen Teil des Fahrzeugs integriert, der Mannschaftsraum im Heck mit einer großen Heckrampe für schnelles Auf- und Absitzen. Wartungsfreundlich, ist der Marder speziell für leichte Handhabung und maximale Zuverlässigkeit konzipiert. Rheinmetall bietet zahlreiche Upgrade-Möglichkeiten zur Verbesserung des Schutzniveaus, zur Steigerung der Feuerkraft bis zu umfangreichen Aufklärungsmitteln.

Übergabe des ersten Serienfahrzeugs an die Truppe am 7. Mai 1971 bei MaK in Kiel. Die Fahrzeuge besaßen noch keine Kettenschürzen. Quelle: MaK

Übergabe des ersten Serienfahrzeugs an die Truppe am 7. Mai 1971 bei MaK in Kiel. Die Fahrzeuge besaßen noch keine Kettenschürzen. Quelle: MaK

Am 7. Mai 1971 wurden die ersten Serienfahrzeuge des Schützenpanzers Marder offiziell an die Truppe übergeben. Dies geschah mit zeitgleichen Zeremonien in Kassel und Kiel – den Sitzen der Herstellerfirmen Thyssen-Henschel und Krupp MaK, seit 1999 bzw. 2001 zu Rheinmetall gehörig. Bei der Konzeption des Schützenpanzers ging man seinerzeit davon aus, dass der Marder im Verbund mit dem Kampfpanzer Leopard1 im Heer einen entscheidenden Beitrag zur Landesverteidigung leisten würde. Der reale Ablauf der Geschichte sollte aber noch ganz andere Herausforderungen mit sich bringen.

Im „Kalten Krieg“ erfolgten lediglich Manövereinsätze, welche aber die glaubhafte Verteidigungsbereitschaft des NATO-Partners Bundesrepublik Deutschland unterstrichen. Unterdessen befindet sich schon lange kein Leopard1 mehr bei der Bundeswehr in der Nutzung. Gleiches gilt für andere der militärgeschichtlichen Zeitgenossen des Marders, darunter der Spähpanzer Luchs, das Kampfflugzeug Starfighter F-104 oder die Hubschrauber BO105 und Bell UH-1D. Der Marder hingegen musste sich als Bestandteil der Quick Reaction Force in Feuergefechten in den Räumen von Kunduz und Mazar-e Sharif in Afghanistan bewähren und dient bis heute in den deutschen Streitkräften.

Historisch: Die Entwicklung der Prototypen

Die Suche nach dem richtigen Konzept

Nach Untersuchung der ersten Fahrzeuge reifte beim Führungsstab des Heeres die Erkenntnis, dass die einengenden Forderungen aufgegeben werden mussten, um ein optimaleres SPz-Konzept zu ermöglichen. Neben dem Wegfall der Vorgabe nach einer maximalen Bauhöhe von 1.890mm wurde auch die Besatzungsstärke von zwölf auf zehn Mann reduziert.

Prototyp RU261 aus dem Jahr 1964 mit kompakten Triebwerksblock im Bug – aber noch mit Ein-Mann-Turm. Dem Schützentrupp standen für den aufgesessenen Kampf zwei große Klappen im Kampfraumdach zur Verfügung. Quelle: Ruhrstahl AG

Prototyp RU261 aus dem Jahr 1964 mit kompakten Triebwerksblock im Bug – aber noch mit Ein-Mann-Turm. Dem Schützentrupp standen für den aufgesessenen Kampf zwei große Klappen im Kampfraumdach zur Verfügung. Quelle: Ruhrstahl AG

Im Oktober 1962 wurden die Entwicklungsverträge für sieben neue Prototypen des Gruppenfahrzeugs mit den Firmen Ruhrstahl (Hanomag) und MOWAG abgeschlossen. Die Firma Henschel nahm an diesem Wettbewerb nicht teil, da sich dieses Unternehmen vorrangig auf die Entwicklung weiterer Prototypen der Varianten Jagdpanzer Kanone, Mörserträger, Krankenkraftwagen (KrKW) und Raketenwerfer konzentrierte. Die Kooperation mit der Firma MOWAG wurde zuvor wegen Patentstreitigkeiten für beendet erklärt.

Für die Prototypen der zweiten Generation erfolgte ein konzeptioneller Neuansatz. Um einen großen Heckzugang zu ermöglichen, wurde bei den RU-Fahrzeugen der komplette Triebwerksblock nunmehr im Bug untergebracht – damit entfielen auch die störanfälligen Gelenkwellenverbindungen. Für die Fahrzeuge stand auch der von Rheinmetall neu konstruierte Ein-Mann-Turm DL-RH3 zur Verfügung, bei dem neben der 20mm-Maschinenkanone (MK) auch ein achsparalleles Maschinengewehr (MG) vorgesehen war.

Nachdem der Kommandant anfangs noch links neben dem Turm platziert war, rutschte sein Platz bei den späteren Prototypen direkt hinter den Fahrer – damit konnte links neben dem Turm Platz zur Unterbringung eines später einzurüstenden Panzerabwehr-Raketensystems (Bofors Anti-Tank-Missile/BANTAM) geschaffen werden. Das neue Konzept führte zu einer Vergrößerung der Fahrzeuge, das Gefechtsgewicht stieg auf ca. 26 Tonnen an.

Im Rahmen des Truppenversuches wurde die Unterbringung des Kommandanten außerhalb des Turms bemängelt, da hierdurch Sichtmöglichkeiten und Führungsfähigkeit stark beeinträchtigt waren. Da die drehstabgefederten Fahrzeuge im Gelände ein unbefriedigendes fahrdynamisches Verhalten aufwiesen, wurde in den RU264 eine Hydrop-Federung eingebaut. Hiervon versprach man sich bessere Fahreigenschaften; nach fast fünfjähriger Erprobung wurden die Versuche wegen unzureichender Zuverlässigkeit und Standfestigkeit der Federelemente abgebrochen.

Größenvergleich des Prototyps RU262 (rechts) mit dem SPz HS30 (hier mit 106mm Leichtgeschütz). Der RU262 war gut zehn Tonnen schwerer als der HS30. Quelle: KTS II/III Munster

Größenvergleich des Prototyps RU262 (rechts) mit dem SPz HS30 (hier mit 106mm Leichtgeschütz). Der RU262 war gut zehn Tonnen schwerer als der HS30. Quelle: KTS II/III Munster

Zusätzliche Forderungen erfordern neue Konzeptlösungen
Die Vorserienfahrzeuge

Weitere Kampfwertsteigerungsmaßnahmen

Bemerkenswerterweise ergaben sich auch nach intensiver Erprobung und eingehenden Truppenversuchen später immer wieder Wünsche des Nutzers nach funktionellen Verbesserungen. Auch erforderte die Anpassung des Kampfwertes an die aktuelle Bedrohungslage eine stetige Modellpflege. Stichwortartig seien die bislang durchgeführten Kampfwertsteigerungsmaßnahmen (KWS) aufgeführt:

1977 – 1979

Adaption der Waffenanlage MILAN mit vier Lenkfl ugkörpern an Bord; die Absitzstärke reduzierte sich dadurch auf 6 bzw. 7 Mann

1979 – 1982
SPz Marder1A1 mit nachgerüsteter MILAN-Waffenanlage und Wärmeortungsempfänger (WOE) auf dem Tragarm des Schießscheinwerfers. Die Fahrzeuge haben nun auch Kettenschürzen erhalten. Quelle: Archiv Autor

SPz Marder1A1 mit nachgerüsteter MILAN-Waffenanlage und Wärmeortungsempfänger (WOE) auf dem Tragarm des Schießscheinwerfers. Die Fahrzeuge haben nun auch Kettenschürzen erhalten. Quelle: Archiv Autor

1. KWS zum Marder1A1

u.a.: Einbau passiver Nachtsichtgeräte der 1. Generation (Restlichtverstärker) mit Wärmeortungsempfänger (Passives Nachtziel- und Beobachtungsgerät mit Wärmeortungsempfänger/PNZG WOE), Doppelgurtzuführer (DGZ) für die MK, Verstärkung des Seitenrichtgetriebes

1984 – 1989
SPz Marder1A2 mit nachgerüstetem Wärmebildgerät auf dem Richtschützenplatz. Die Hecklafette ist entfallen. Quelle: Thyssen-Henschel AG

SPz Marder1A2 mit nachgerüstetem Wärmebildgerät auf dem Richtschützenplatz. Die Hecklafette ist entfallen. Quelle: Thyssen-Henschel AG

2. KWS zum Marder1A2

u.a.: Umrüstung von 1.462 Fahrzeugen auf Wärmebildgerät (WBG-X) beim Richtschützen, bzw. Einsatz von Milan-Infrarot-Adapter MIRA für Waffenanlage MILAN; Entfall der Hecklafette, Umrüstung auf Funkgerät SEM 80/90, Einführung des Flecktarnanstrichs

1989 – 1998
SPz Marder bei schneller Durchfahrt durch ein Wasserloch. Durch die Bugform wird der größte Teil der Wassermassen nach vorne weggeschleudert. Quelle: WTD 41

SPz Marder bei schneller Durchfahrt durch ein Wasserloch. Durch die Bugform wird der größte Teil der Wassermassen nach vorne weggeschleudert. Quelle: WTD 41

3. KWS zum Marder1A3

u.a.: Ausrüstung von 2.097 Fahrzeugen mit einer Zusatzpanzerung für Turm und Wanne (Schutz gegen MK30mm), Neugestaltung von Munitionslagerung und -zuführung; Verlagerung des Turm-MGs aus Waffengehäuse an die linke Turmseite; Anbringung von Staukästen bei gleichzeitigem Verzicht auf die Nutzung der Kugelblenden; Reduzierung der Dachluken für den hinteren Kampfraum von vier auf drei; Einbau verstärkter Drehstäbe, neue Sitze für Kommandant und Richtschütze, neue Heckklappe mit größerem Ladevolumen, Gewichtsanstieg auf 33,5t.

1998 – 2000

KWS zum Marder1A4:

Verwendung dieser Version als bewegliche Befehlsstelle (Bataillonskommandeur); damit zusätzliche Ausstattung von 24 Fahrzeugen mit Funkgerät SEM93.

2002 – 2005
SPz Marder1A5 bei der Übergabe am 18. Dezember 2002 bei Rheinmetall in Kassel. Durch die besonderen Minenschutzmaßnahmen musste außen durch drei Kästen ein zusätzlicher Stauraum geschaffen werden. Quelle: Archiv Autor

SPz Marder1A5 bei der Übergabe am 18. Dezember 2002 bei Rheinmetall in Kassel. Durch die besonderen Minenschutzmaßnahmen musste außen durch drei Kästen ein zusätzlicher Stauraum geschaffen werden. Quelle: Archiv Autor

4. KWS zum Marder1A5

Nachrüstung von 74 Fahrzeugen mit einem Schutz gegen Blast- und projektilbildende Minen; Änderung des Verstauungskonzeptes, Freiräumen des Kampfraumbodens, Befestigung des Sitzgestells am Wannendach; Installation eines GPSEmpfängers (PLGR), Einbau verstärkter Bremsen und leistungsfähiger Lüfterpumpen, neue Kettenschürzen (Panzerstahl), breitere Kette (500mm), Ersatz der Kegelstumpffedern durch hydraulische Endanschläge, Installation von drei zusätzlichen Staukästen, Auskleidung des Kampfraumes mit einem Anti-Spall-Liner, Gewichtsanstieg auf 37,4t.

2010 – 2011
SPz Marder1A5A1 mit nachgerüsteter Raumkühlanlage im Fahrzeugheck. Quelle: Rheinmetall

SPz Marder1A5A1 mit nachgerüsteter Raumkühlanlage im Fahrzeugheck. Quelle: Rheinmetall

KWS zum Marder1A5A1

Ausrüstung von 35 Fahrzeugen u.a. mit Raumkühlanlage und Ausstattung mit Multispektraler Tarnausstattung (MMT), elektronische Schutzausstattung CG-12, Schutzaufbau auf dem Kampfraumdach im Bereich der Luken, Gefechtsgewicht: ca. 38,1t.

Aktuelle Aktivitäten: Die Nutzungsdauerverlängerung

Von aktuell in der Bundeswehr vorhandenen 382 Fahrzeugen sollen voraussichtlich noch bis Ende der 2020er Jahre knapp 300 Marder in der Panzergrenadiertruppe in Nutzung gehalten werden. Dazu kommen noch weitere Fahrschulpanzer, Versuchsträger, etc. Ab 2016 wurde die Durchführung eines weiteren Programms zur Verlängerung der Nutzungsdauer und der Obsoleszenzbereinigung beschlossen. Beauftragt wurden die Maßnahmenpakete zunächst als Prototypenentwicklungen und dann Stück für Stück als Serienumrüstungen. Dieses Nutzungsdauerverlängerung (NDV)-Programm umfasst folgende Einzelmaßnahmen:

  • Ab 2016 Entwicklung und Musterintegration der Panzerabwehrwaffenanlage Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörpersystem (PzAbwWA MELLS) in den SPz Marder1A5.
  • Ab 2017 Lieferung von Umrüstsätzen zur Einrüstung der PzAbwWA MELLS in SPz Marder1A5 Flotte (bei 35 Fahrzeugen schon umgesetzt) als Ersatz für die obsoleten MILAN-Waffenanlagen.
  • Ab 2017 Beginn des Programms zur Nutzungsdauerverlängerung des SPz Marder mit der Entwicklung und Mustereinrüstung
    - der PzAbwWA MELLS in die restlichen SPz Marder- Varianten,
    - einer neuen Feuerwarn- und Löschanlage für die SPz Marder1A3-Familie,
    - eines neuen Wärmebildzielgerätes (WBG) zum Ersatz des obsoleten WBG-X,
    - eines neuen Fahrersichtsystems in die Varianten der A3-Familie (SPECTUS II),
    - kleiner Komponenten zur Obsoleszenzbereinigung. Darüber hinaus wurde eine Studie in Auftrag gegeben, die den Ersatz des Antriebsstranges des SPz MARDER1A5 sowie eine umfassende Obsoleszenzbereinigung zum Ziele hatte.
  • Ab 2018 Erweiterung des NDV-Programms um den Aufbau eines Musterfahrzeugs mit neuem Antriebsstrang beauftragt.
  • Ab 2019 Entwicklung und Musterintegration eines Battle Management Systems in die verschiedenen SPz Marder-Varianten zur Realisierung eines vollständigen Informations- und Datenverbunds auf Basis eines gemeinsamen und durchgängigen Führungsinformationssystems/Battle Management Systems (FüInfoSys/BMS) und bereits eingeführter Funkgeräte- und Führungsmittelausstattungen, um so den Digitalisierungsgrad der durch die Bundeswehr gestellten NATO-Speerspitze VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) 2023 zu verbessern.
  • Ab 2019 Lieferung von Umrüstsätzen zur Einrüstung der im Rahmen des NDV-Programms entwickelten Feuerwarn- und Löschanlage (FWLA).
  • Ab 2021 Lieferung von Umrüstsätzen zur Einrüstung des neuen Fahrersichtsystems SPECTUS II. Hierbei handelt es sich um ein System, bei dem die Bilder einer Restlichtverstärker-Kamera und eines Wärmebildgerätes kombiniert werden können. Am Heck wird zusätzlich eine Rückblickkamera mit separatem Infrarotscheinwerfer installiert.
  • Ab 2021 Lieferung von Umrüstsätzen zur Einrüstung des neuen Wärmebildzielgerätes SAPHIR 2.6MK (eine Entwicklung von Rheinmetall), sowie die Lieferung von Umrüstsätzen zur Einrüstung des neuen Antriebsstrangs bei den 71 Fahrzeugen der 1A5-Familie. Bei dem neuen Triebwerk handelt es sich um den Grundmotor D956 mit einer Leistung von 563kW; das Getriebe wird an das höhere Leistungsniveau angepasst; zudem wird eine digitalisierte Triebwerkselektronik eingebaut.

Auslandseinsätze der SPz Marder

SPz Marder1A3 im Einsatz bei der KFOR-Truppe im Kosovo. Quelle: Archiv Autor

SPz Marder1A3 im Einsatz bei der KFOR-Truppe im Kosovo. Quelle: Archiv Autor

Während des Einmarsches der NATO-geführten Kosovo Force (KFOR) im ehemaligen Jugoslawien ab dem 12. Juni 1999 rückte der Schützenpanzer Marder (in der Version 1A3) Seite an Seite mit dem Kampfpanzer Leopard2 und dem Spähpanzer Luchs vor. Danach wurde der SPz Marder vornehmlich zu Sicherungsaufgaben eingesetzt. Die Absicherung von mobilen, temporären Check-Points sowie das Überwachen von Räumen waren dabei die Hauptaufgaben.

Mobilität auch in schwerem Gelände, die zur Sicherung und Überwachung eingesetzte Bordmaschinenkanone (BMK) sowie Transportkapazität für Sicherungskräfte und zusätzliches Material zeichneten den Marder hier aus. Dazu kamen weitere Aufgaben wie die Konvoi- und Patrouillenbegleitung.

Ab Anfang 2003 wurden aufgrund der herrschenden Minenbedrohung die Fahrzeuge gegen die Version 1A5 ausgetauscht.

Im Rahmen des Internationalen Security Assistance Force-Einsatzes (ISAF) in Afghanistan wurden Ende 2007 die ersten Marder1A5A1 dem deutschen Einsatzkontingent zugeführt. Insgesamt waren bis zu 35 SPz Marder in Afghanistan in Mazar-e Sharif sowie ab 2009 in Kunduz zur Verstärkung des Quick Reaction Force (QRF)-Verbandes im Einsatz. Auch hier bewährte sich der SPz Marder hervorragend.

SPz Marder1A5 im Einsatz bei der ISAF-Truppe in Afghanistan. Quelle: Bundeswehr

SPz Marder1A5 im Einsatz bei der ISAF-Truppe in Afghanistan. Quelle: Bundeswehr

Seine reine Anwesenheit führte bei eigenen und verbündeten Kräften zu einem deutlich gesteigerten Gefühl der Sicherheit sowie beim Gegner zu großem Respekt. Aus taktischen Überlegungen heraus wurde der SPz Marder oftmals in gemischten Verbänden gemeinsam mit Radfahrzeugen, etwa vom Typ Dingo genutzt. Neben Sicherungsaufgaben und als gepanzerte Reserve erfüllte der SPz Marder hier oftmals die Aufgabe des flankierenden Einsatzes. Der Kampfraum wurde wegen der sperrigen Ausrüstung meist nur von maximal vier Soldaten besetzt. Das offene, teilweise durchschnittene Gelände in Nordafghanistan kam dem SPz Marder sehr entgegen, Wassergräben und landestypische Lehmwälle, sogenannte Compounds, stellten meist kein Hindernis dar.

Probleme bereitete dem SPz Marder lediglich örtlich überlegener, aus dem Hinterhalt operierender Feind (z.B. mit großen IED-Sprengfallen oder gebündeltem Feuer mit Panzerabwehrhandwaffen) sowie die große Hitze. Im hinteren Kampfraum wurden Spitzentemperaturen von bis zu 80°C gemessen. Daher wurden alle eingesetzten 35 SPz Marder ab 2010 mit Kampfraumkühlanlagen ausgestattet.

Exportkunden

Der Hersteller war natürlich bemüht, den SPz Marder auch auf dem internationalen Markt zu platzieren. Hier gab es einen beachtlichen Anfangserfolg, als es Thyssen-Henschel im Jahr 1977 gelang, den leichten Panzer Tanque Argentino Mediano (TAM) nach Argentinien zu exportieren. Es folgten dann als Familienfahrzeuge der Schützenpanzer Vehiculo de Combate Transporte de Personal VCTP, der Mörserträger, der Führungspanzer, die Panzerhaubitze, das Sanitätsfahrzeug, der Bergepanzer und ein Raketenwerfer (teilweise nur Prototypen). Damit wurde in Argentinien die Marder-Familie realisiert, die bei der Bundeswehr nicht zum Zuge kam. Weitere Verkäufe von Marder-Fahrzeugen in südamerikanische Staaten sowie nach Thailand kamen überwiegend aus politischen Gründen nicht zu Stande. Versuche des Herstellers in den 1990er Jahren, den SPz Marder in die Schweiz, bzw. nach Griechenland zu verkaufen, blieben ebenfalls ohne Erfolg. Griechenland hatte im Jahr 2009 ein vehementes Interesse am Kauf von 422 Exemplaren. Letztendlich scheiterte dieses Vorhaben an der Finanzierung.

SPz Marder1A3 im Einsatz bei der chilenischen Armee. Quelle: Archiv Autor

SPz Marder1A3 im Einsatz bei der chilenischen Armee. Quelle: Archiv Autor

Im Jahr 2008 hat sich Chile zum Kauf von 200 Marder1A3 sowie sieben Fahrschulpanzern aus Beständen der Bundeswehr (Langzeitlagerung/LZL) entschlossen. Hinzu kamen im Jahr 2011 weitere dreißig Fahrzeuge, die als Ersatzteilspender fungieren sollen. In Chile unterliegt das Fahrzeug bei Einsätzen auf einer Höhe von bis zu 4.300 Metern über dem Meeresspiegel und Außentemperaturen von über 40 Grad Celsius einer besonders hohen Belastung. Der extrem hohe Staubanfall erfordert eine intensive und sorgfältige Wartung aller Filter.

SPz Marder1A3 im Einsatz bei den indonesischen Streitkräften. Quelle: Wikimedia

SPz Marder1A3 im Einsatz bei den indonesischen Streitkräften. Quelle: Wikimedia

Ab dem Jahr 2015 wurden 42 SPz Marder1A3 aus dem Firmenbestand von Rheinmetall an Indonesien verkauft.

Des Weiteren wurden im Zeitraum 2017 – 2020 insgesamt 75 SPz Marder1A3 inklusive zweier Fahrschulpanzer sowie ein Ersatzteilpaket im Rahmen einer „Ertüchtigungshilfe“ der Bundesregierung an Jordanien abgegeben.

Aktuelle Nutzerländer

Deutschland
Chile
Indonesien
Jordanien
Argentinien
(TAM)

Ablöseplanung und die Zukunft

Im Jahr 1984 wurde im Rahmen des Programms „Kampfwagen 90“ die Taktische Forderung (TaF) zur Entwicklung eines Nachfolgers für den SPz Marder erlassen. Die Entwicklung begann zunächst sehr verheißungsvoll; bereits nach sieben Jahren konnte dem Bedarfsträger ein Prototyp für Truppenversuche zur Verfügung gestellt werden. Dann hat die sicherheitspolitische Wende in Europa und die massive Kürzung des Verteidigungshaushalts („Friedensdividende“) im Jahr 1992 zu einem Abbruch dieser erfolgversprechenden Entwicklung geführt. Ein weiterer Versuch zur Entwicklung eines neuen SPz scheiterte im Jahr 2001 an extrem hohen militärischen Forderungen bezüglich des Schutzes.

Der Start des dritten Entwicklungsprogramms stand durch die zwischenzeitlich erhobene Forderung nach Lufttransportfähigkeit des zukünftigen SPz in einem relativ kleinen Transportflugzeug unter stark einschränkenden Parametern. Hierdurch entstand am Ende ein an diese Forderungen optimiertes Gesamtsystem mit modularem Schutz und unbemanntem Turm. Letzteres erforderte für die Truppe gerade mit Blick auf die klassische Führungsfähigkeit ein Umdenken.

Im 50sten Jubiläumsjahr des Marders bleibt festzuhalten: Am 18. März 2021 erklärte der Inspekteur des Heeres die taktische Gefechtstauglichkeit des Schützenpanzers Puma in der modernisierten Version S1, welche bei der durch die Bundeswehr gestellte NATO-Speerspitze Very High Readiness Joint Task Force VJTF 2023 eingesetzt werden wird – 37 Jahre nach Erstellung der Taktischen Forderung für den Nachfolger des Marders! Gleichwohl verbleibt der deutschen Panzergrenadiertruppe mit ihrem vor 50 Jahren eingeführten Schützenpanzer Marder noch immer ein zuverlässiges und in Einsätzen bewährtes System – auch wenn das Fahrzeug in einigen Kampfwertkriterien und Funktionen nicht mehr die optimal erreichbaren Werte aufweist.

SPz Marder1A3 und Puma. Quelle: Ralph Zwilling via Rheinmetall

SPz Marder1A3 und Puma. Quelle: Ralph Zwilling via Rheinmetall

Mit den derzeit vorgenommenen Maßnahmen zur Nutzungsdauerverlängerung soll der SPz Marder voraussichtlich bis zum Ende dieses Jahrzehnts betrieben werden können. Im Jahr 2030 würde sich dann die Epoche des SPz Marder nach fast 60 Jahren (!) Nutzungszeit – z.T. unter extremen klimatischen und geographischen Bedingungen – und vielen Bewährungen im harten Einsatz dem Ende neigen. Der SPz Marder hat damit die Messlatte für seinen Nachfolger sehr hoch gelegt.

Autor: Wissenschaftlicher Direktor a.D./Dipl. Ing. Rolf Hilmes war mehrere Jahre im Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) in Koblenz u.a. als Referent für Panzertechnologie tätig. Danach wechselte er an die Bundesakademie für Wehrverwaltung und Wehrtechnik (BAkWVT) in Mannheim und nahm dort bis zu seiner Pensionierung die Aufgaben als Dozent und Fachgebietsleiter im Bereich „Waffensysteme Land“ wahr. Er ist Autor von über 200 Artikeln in Fachzeitschriften sowie Autor mehrerer Panzerbücher.



Dienstag, 13. Dezember 2022

Strom-Realität: Ein rot-grünes Desaster...

von Thomas Heck...

Mit dem Jahresende 2022 kann man schon jetzt konstatieren. Die rot-grün-gelbe Energiewende ist grandios gescheitert. Da kann Gevatter Habeck noch so oft schwadronieren, wir hätten keine Stromproblem, sondern ein Wärmeproblem, da kann gerne der nächste grüne "Experte" kommen und sagen, wir hätten kein Wärmeproblem, wir hätten ein Gasproblem, das ganze Lügengebäude ist bereits jetzt krachend zusammengebrochen. Die Fakten liegen auf dem Tisch und der Bürger zahlt es über seine Gas- und Stromrechnung, spürt es an der Tankstelle und wird es über die Betriebskostenabrechnung seine Wohnung noch richtig spüren.

Um es einfach zu sagen: Deutschland wird seinen Strombedarf als Industrienation NICHT ausschließlich über Sonne und Wind decken können. Ich selbst kontrolliere jeden morgen als erstes den aktuellen Strommix, der jeden grünen Anhänger eigentlich ernüchtern müsste. Gerade jetzt im Augenblick ist sogar ein wenig Solarenergie im Portefeuille, auch Windenergie, dennoch laufen AKW's in Volllast und die Kohlekraftwerke glühen bei nahezu 80% ihrer Nennwertleistung. Nächstes Jahr sollen diese beiden Schwergewichte, AKW's und Kohle, bereits abgeschaltet sein. Machen Sie sich doch selbst ein Bild. Bei uns auf dem Heck Ticker finden Sie die Electricity Map auf jeder Seite oben links.



Entweder, die erfinden bis dahin noch einen neuen Energieträger, wovon nicht auszugehen ist, oder Deutschland schafft es auf wundersame Art und Weise, Pumpspeicher auszubauen. Anderenfalls wird es wohl über Stromsperrungen laufen müssen, um die Netzstabilität erhalten zu können. Dazu wird die Politik und gleichgeschaltete Medien das Narrativ "Stromsparmaßnahmen" oder "angebotsorientierte Stromversorgung", damit es nicht zu negativ klingt. Fakt wird sein, dass Deutschland dann auf dem Stand eines Entwicklungslandes angekommen sein wird. Schwer zu glauben, dass dann Großkonzerne und anderen energieintensive Unternehmen noch weiter in Deutschland produzieren werden oder, wie Robert Habeck so eloquent formulieren würde, sie werden einfach "aufhören zu produzieren". Welche Unternehmen schon bereits insolvent sein, kann man tagesaktuell hier nachverfolgen. Erschreckend.

So werden sich die Haushalte und Unternehmen wohl daran gewöhnen müssen, dass ihnen stundenweise der Strom abgestellt wird, etwas was z.B. in Südafrika üblich ist, denn Südafrika hat zu wenig Strom. Deswegen stellt der Staat mehrmals am Tag den Strom ab. Dort nennt man es "Load Shedding". Eine App zeigt an, wann und wie lange der Strom ausbleibt. Seit vielen Jahren ist das Land von der Energiekrise betroffen, doch noch nie war die Situation so schlimm wie jetzt. Die Auswirkungen des kontrollierten Stromabschaltens sind dramatisch: Viele Firmen leiden unter den wirtschaftlichen Folgen der Blackouts. In den stromlosen Stunden kann nicht produziert werden. Außer man benutzt Generatoren. Diese werden mit Treibstoff betrieben, der seit dem Ukraine-Krieg sehr teuer geworden ist. Auf Dauer werden viele Betriebe das nicht überleben. Die ständigen Stromausfälle bringen das Leben vieler Südafrikanerinnen und Südafrikaner aus dem Rhythmus. Die nicht funktionierenden Ampeln führen zu Verspätungen, der Lärm der dauernd laufenden Generatoren zehrt an den Nerven, ein geregelter Arbeitsalltag ist kaum möglich.Von Umweltschäden ganz zu schweigen. Darüber berichtete sogar das Auslandsjournal.

Das frühere Kohlekraftwerk Moorburg soll zu einer Wasserstoff-Produktion umgebaut werden



Durch die Abschaltung des Kohlekraftwerks Moorburg nimmt die in Hamburg erzeugte Leistung um rund 43,8 Prozent ab. Durch erneuerbare Energien wird dieses Delta aber nicht aufgefangen – sondern durch Produktion von Strom aus fossilen Energieträgern. Windprobleme gab es auch in Schleswig-Holstein.

Im Jahr 2021 sind in Hamburg 2,8 Millionen Megawattstunden (MWh) Strom erzeugt worden. Das entspricht einem Rückgang von 43,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, wie das Statistikamt Nord am Dienstag mitteilte. Ursache hierfür ist demnach die deutlich geringere Stromerzeugung aus Kohle aufgrund der Stilllegung des Kraftwerks Moorburg. Trotzdem stammte mit 2,1 Mio. MWh und einem Anteil von 75,2 Prozent der weitaus überwiegende Anteil des erzeugten Stroms aus fossilen Energieträgern.

Rund 0,6 Mio. MWh Strom wurden nach Angaben des Statistikamtes aus erneuerbaren Energien erzeugt. Das sind sechs Prozent weniger als im Vorjahr und entspricht 21,1 Prozent der gesamten Stromerzeugung. Gut ein Drittel davon stammte aus Windenergie, gefolgt von Biomasse mit einem Anteil von einem Viertel.

Im untersuchten Jahr 2021 wehte weniger Wind als sonst üblich


Auch beim nördlichen Nachbarn aus Schleswig-Holstein haben im Jahr 2021 die erneuerbaren Energien keinen Aufschwung erlebt, eher das Gegenteil ist der Fall. Im vergangenen Jahr sind demnach in Schleswig-Holstein 23,2 Millionen Megawattstunden (MWh) Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt worden. Das seien 59,1 Prozent der gesamten Stromproduktion, so das Statistikamt Nord. Rechnerisch konnte somit der Stromverbrauch in Schleswig-Holstein (16,3 Mio MWh) zu rund 140 Prozent aus Erneuerbaren gedeckt werden – der Überschuss kann aber wie in den vergangenen Jahren nicht genutzt werden, weil etwa die Stromleitungen in Richtung Süden nicht fertiggestellt sind. So kommt es auch regelmäßig zu Entschädigungszahlungen an die Betreiber in Millionenhöhe. Der Anteil der Stromerzeugung aus Atomenergie betrug 30,6 Prozent. Die fossilen Energieträger erreichten einen Anteil von 9,6 Prozent. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr in Schleswig-Holstein rund 39,3 Millionen MWh Strom erzeugt. Das waren 0,1 Prozent mehr als im Vorjahr.

Die Stromerzeugung aus Windkraftanlagen an Land sank dabei aber um 4,9 Prozent auf gut 12,5 Millionen MWh. Die Stromerzeugung aus Windkraftanlagen auf See ging um 13,7 Prozent auf rund 6 Millionen MWh zurück. Das Windjahr 2021 lag nach Angaben der Statistiker deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt und ist damit als sehr windschwach anzusehen.

Insgesamt war die Windkraft mit rund 18,6 Millionen MWh wichtigster erneuerbarer Energieträger. An zweiter Stelle folgte Biogas mit rund 2,8 Millionen MWh. Die Stromerzeugung aus Photovoltaik sank aufgrund eher unterdurchschnittlicher Sonneneinstrahlung um 1,6 Prozent.





Mittwoch, 30. November 2022

Ein Tag im November – woher der Strom kommt und wie viel CO2 emittiert wird

von Frank Henning...

Ein Tag im November in Deutschland, genauer gesagt sogar der letzte. Wir zeigen der Welt, wie man ein ehemals bestens funktionsfähiges, preis- und umweltfreundliches Energiesystem nicht umgestalten oder, treffender gesagt, nicht demolieren sollte.


Mittwoch, 11 Uhr 30. Vorwinter im Regenbogenland, wo es nicht bunt, sondern grau und kalt ist. Der Energiebedarf steigt und die Regierung tut das, was sie am besten kann: mahnen und hoffen.

Der Winter klopft an die Tür. Die Temperaturen sind am Fallen. An der Neiße wird die Frostgrenze erreicht, aber auch weiter westlich zeigen die Thermometer deutlich einstellige Zahlen. Jedes Grad unter null wird den Strombedarf um ein bis zwei Gigawatt (GW) steigern. Um 11 Uhr 30 laufen alle verfügbaren Kohle- und Kernkraftwerke, Pumpspeicherwerke helfen mit 300 Megawatt aus talwärts fließendem Wasser.

Der diesige Himmel und die tiefstehende Sonne lassen nur 4 GW Solarstrom entstehen (bei 62,5 GW installierter Anlagenleistung), der leichte Ostwind wandelt über müde Rotoren weniger als 3 GW Strom um (bei 65 GW installierter Leistung), ein weiteres Gigawatt schicken uns freundlicherweise die Nachbarn – bei einem Börsenstrompreis von 482 Euro pro Megawattstunde (MWh), also 48,2 Cent pro Kilowattstunde. Entscheidend sind heute vor allem 18,8 GW Strom aus Gaskraftwerken, also aus der Verstromung teuren und knappen Erdgases, die man eigentlich verhindern wollte.

Wenn man nun sagt, wir hätten unser Energiesystem wegen „dem Klima“ so umstrukturiert oder, besser gesagt, zerstört, so lässt die folgende Grafik alle Jünger von Rio bis Sharm-el-Sheikh erschauern:

Mit 724 Gramm CO2 pro erzeugter Kilowattstunde sind wir nach Polen Vizeeuropameister. Klimafreundlicher Ökostrom hilft nicht, wenn er nicht da ist.



Der Gedanke, wo wir heute mit den im Jahr 2011 noch laufenden 14 Kernkraftwerken hinsichtlich der Emissionen stehen würden, kommt denen, die täglich ihre Klimareligion ausleben, offensichtlich nicht.

Dabei sind wir derzeit noch ganz gut dran. Eine ähnliche Wetterlage am 30. November 2023 wird eine angespanntere Situation schaffen. Es stehen dann die letzten drei Kernkraftwerke nicht mehr zur Verfügung, auch nicht mehr die aus der Sicherheitsbereitschaft reaktivierten fünf Braunkohle-Kraftwerksblöcke. Dann muss noch mehr Gas verstromt werden, aber die Speicher werden nicht voll sein.


Für 2026 angekündigtes LNG aus Katar, mengenmäßig ohnehin unmaßgeblich, und ab 2030 importierter Wasserstoff werden im nächsten Winter nicht helfen. Im übernächsten auch nicht. Während die Ausweitung der deutschen Erdgasförderung angeblich zu lange dauern würde, ebenso die Bestellung neuer Brennstäbe für die Kernkraftwerke, sind die wolkigen Zukunftsversprechen von LNG und Wasserstoff ausreichend, die Regierung ruhig zu stellen.

Selten wurden an simplen und allgemein zugänglichen Zahlen der Ernst der Lage und die Unfähigkeit einer Regierung in Tateinheit mit dem Vermächtnis der vorherigen so deutlich. Politiker, denen nur die Hoffnungen auf die Sparsamkeit der Endkunden und auf einen milden Winter bleiben, wären aus Regierungen von Adenauer bis Schröder im großen Bogen herausgeflogen. Stattdessen werden NGOs zu GOs gemacht und Lobbyisten im Staatsapparat beschäftigt. Die Dekadenz hat ein fortgeschrittenes Stadium erreicht.

Politik beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit. Das findet nicht statt. Wer mit alten Instrumenten ein neues Mindset der Energiewende sucht, kann auch gleich seinen Namen tanzen. Es hilft nicht. Auch nicht am 1. Dezember.




Samstag, 26. November 2022

Sparen mit Onkel Olaf...

von Thomas Heck...

Aufgrund der Energiesparmaßnahmen im Kriegswinter 2022/2023 im ersten Jahr seiner Regentschaft hat König Olaf I.  (laut Volksmund Olaf der Wicht) in seiner Gnade verfügt, den traditionellen Weihnachtsbaum wieder mit 4.920 Lichtern vor dem Kanzleramt aufzustellen. Stromsparen ist nur für den Pöbel außerhalb der Mauern des Kanzleramts... und die 287 Watt pro Stunde kriegen wie auch noch gestemmt, sofern der Bürger gefälligst kalt duscht...


Am Donnerstag wurde der Weihnachtsbaum vor dem Kanzleramt in Berlin aufgestellt. Olaf Scholz freut sich auf die „schöne Tradition“, um ihn herum zusammenzukommen. Die 4920 Lichter an der 16 Meter hohen Rotfichte aus Brandenburg verbrauchen weniger als viele vermuten würden.

Vorweihnachtsstimmung am Kanzleramt: In der Adventszeit leuchtet vor der Regierungszentrale von Kanzler Olaf Scholz in Berlin wieder ein Weihnachtsbaum. Am Donnerstag wurde die etwa 16 Meter hohe Rotfichte (Picea abies) an den SPD-Politiker übergeben. „Es ist einfach eine schöne Tradition, rund um einen Weihnachtsbaum zusammenzukommen“, sagte Scholz. Das gelte auch in der aktuell schwierigen Zeit.

Der Baum stammt in diesem Jahr aus nachhaltigem Anbau in Brandenburg, genauer aus dem Stift Neuzelle nahe Eisenhüttenstadt. Nach Anhaben von Regierungssprecher Steffen Hebestreit ist er mit 4920 Lichtern geschmückt. Stromverbrauch in einer Stunde: 287 Wattstunden. Zum Vergleich: Damit könnte man einen durchschnittlichen Fernseher laut Energieversorger EnBW zwei bis drei Stunden lang laufen lassen.

Gespendet wurde der Baum vom Verband der Waldeigentümer. Im vergangenen Jahr kam eine Kanzler-Tanne aus Thüringen nach Berlin, im Jahr 2020 wurde für die damalige Kanzlerin Angela Merkel (CDU) eine Rotfichte aus Hessen aufgestellt.




Dienstag, 8. November 2022

COP27: Wir haben vergessen, Scholz das Scheckbuch wegzunehmen...

von Thomas Heck...

Dass man eine Klimakonferenz an einem Badeort mit Sonnengarantie veranstaltet, kann ich ja irgendwie noch nachvollziehen. Es gibt schlimmere Destinations. Nach einem anstrengenden Tagungsmarathon mit aneinandergereihten bedeutungsschwangeren Reden von den schlimmsten Selbstdarstellern gibt es sicher nichts schöneres, am Abend nochmals im Hotelpool ein paar Bahnen zu ziehen und den Sonnenuntergang am Roten Meer zu genießen, bevor man es an der Hotelbar nochmal so richtig krachen lässt. Das Spesenkonto braucht Bewegung.


Dass man einen Tagungsort wählt, der über eine gute Infrastruktur verfügt, ist auch logisch, reisen doch immerhin 40.000 Delegierte aus 200 Ländern an, das bedeutet, dass mindestens 200 zusätzliche Flugzeuge plus endlose Privatflieger aufzunehmen sind. Deswegen könnte man so ein Event auch nicht nach Berlin verlegen, würde doch der BER bei dem Verkehrsaufkommen schlichtweg kollabieren. Franziska Neubauer reiste mit ihrer Kita-Truppe  ja "klimaneutral" per Zug bis in die Türkei, bis die Geologin merkte, dass man nach Ägypten dann noch mal einen Flieger nehmen musste. Die Aussicht auf Badeurlaub war dann doch zu verlockend.


Dass man die Konferenz in Präsenzform durchführt, obwohl man diese auch als Video- und Online-Konferenz hätte gestalten können, hätte Deutschland in grösste Schwierigkeiten gebracht, reicht doch die Bandbreite der Internetverbindungen gerade mal für ruckelnde Pornofilmchen für einen Sebastian Edathy. Wer schon mal auf einer Konferenz war, der schätzt den persönlichen Kontakt, auch unter vier Augen. Wie sonst könnte Luisa Neubauer endlich mal Sex haben. Bleibt zu hoffen, dass die Maske im Einsatz bleibt, nicht das COP27, so heisst das Event, zu einem Superspreader-Event für Covid-19 wird, mit welcher Mutante auch immer.


Aber man hätte Bundeskanzler Olaf Scholz eines wegnehmen sollen. Nämlich das Scheckbuch des deutschen Steuerzahlers. Denn Scholz hatte wieder Spendierhosen an. Zusätzliche 2 Mrd. Euro für die Rettung des Regenwaldes (warum hat er nicht einfach ein paar Kisten Krombacher geordert, um den Regenwald zu schützen?). 170 Mio. Euro für vom Klimawandel besonders betroffene Länder, denn glücklich können sie die Länder schätzen, die vom Klimawandel "besonders" betroffen sein werden, auch wenn es in 100 Jahren und auch nur rein theoretisch ist, wenn all die "Prophezeiungen" der Klima-Nostradamus-Jünger eintreffen werden, ist doch die Mär vom menschengemachten Klimawandel vor allem eins: Eine Gelddruckmaschine, die klammen Staaten Einnahmequellen erschliesst, weltweit tausende NGO's finanziert, bis hin zu terroristischen Strukturen der Extinction Rebellion und der Friday For Future-Bewegung, vor deren Verbindung zur linksextremistischen mittlerweile sogar die Geheimdienste warnen, was den deutschen Staat nicht davon abhält, den Terror gegen die eigene Bevölkerung und die eigene Infrastruktur auch noch zu finanzieren. Und in 100 Jahren werden wir vielleicht sogar wissenschaftlich belegen können, dass ein in Deutschland eingeführtes Tempolimit zuverlässig Hochwasser in Pakistan verhindern konnte.


Doch zurück zur Klimakonferenz: Aus für Fossile "ohne Wenn und Aber"

Bundeskanzler Olaf Scholz hat in Sharm El-Sheikh vor einer "Renaissance" von Öl, Gas und Kohle gewarnt. Er versprach zugleich mehr Geld für den Schutz der Regenwälder. Es brauche mehr Tempo und mehr Ehrgeiz beim Kampf gegen die Erderwärmung.

Für den weltweiten Schutz der Regenwälder will Deutschland seine zugesagte Unterstützung verdoppeln - von eine auf zwei Milliarden Euro. Das teilte das Entwicklungsministerium mit. Das Geld soll vor allem in den Schutz der Regenwälder im zentralafrikanischen Kongobecken und im Amazonas-Gebiet investiert werden.


Zusätzlich werde Deutschland dem geplanten globalen Schutzschirm für Klimarisiken eine Anschubfinanzierung von 170 Millionen Euro gewähren, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Rede bei der Klimakonferenz in Sharm El-Sheikh. Der Topf soll in der zweiten Woche der Klimakonferenz offiziell gegründet werden - mit ihm sollen besonders stark von der Klimakrise betroffene Länder unterstützt werden. Das Büro des Schutzschirms soll in Frankfurt am Main entstehen. Finanziert werden soll beides aus Deutschlands regulären Mitteln zum Kampf gegen den Klimawandel, die bis 2025 von 5,3 auf sechs Milliarden Euro erhöht werden sollen.

Scholz: Kein Zurück in fossile Energien

In seiner Rede warnte Scholz dem Manuskript zufolge auch vor einer "Renaissance der fossilen Energien" wie Öl, Gas und Kohle. "Für Deutschland sage ich: Es wird sie auch nicht geben." Es bleibe dabei, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral werden solle. "Nicht weniger, sondern mehr Tempo, mehr Ehrgeiz, mehr Zusammenarbeit beim Umstieg auf erneuerbare Energien lautet das Gebot unserer Zeit", betonte er. "Unseren entschlossenen Bekenntnissen zum Klimaschutz müssen ebenso entschlossene Taten folgen."

Wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine und die dadurch ausgelöste Energiepreiskrise hatte Deutschland entschieden, Kohlekraftwerke länger am Netz zu lassen und in Nordafrika das Erschließen neuer Gasfelder zu fördern. Scholz betonte dennoch, dass Deutschland "ohne Wenn und Aber" aus den fossilen Energien aussteigen werde. Die Umstellung auf erneuerbare Energien sei "nicht nur ein Gebot vorausschauender Klima-, Wirtschafts- und Umweltpolitik, sondern auch ein sicherheitspolitischer Imperativ", betonte der Kanzler. "Für uns ist klarer denn je: Die Zukunft gehört Windkraft, Solarenergie und grünem Wasserstoff."

Als Ziel für die Konferenz gab er aus, dass sich die Staaten auf ein "robustes Arbeitsprogramm zur Emissionsminderung" verständigen müssten. Es müsse konkrete Schritte enthalten, um den bisherigen Rückstand aufzuholen.

Macron: Klimaschutz darf nicht unter Krieg in der Ukraine leiden

Vor Scholz hatten bereits UN-Generalsekretär Antonio Guterres und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bei der COP27 gesprochen.

Macron betonte, dass Russlands Krieg in der Ukraine nicht zu weniger Klimaschutzbemühungen führen werde. "Wir werden unsere Klimaverpflichtungen nicht Russlands Energiedrohung opfern", sagte er. Die Welt sei mittlerweile in eine Ära des "Klimanotstands" eingetreten, könne das Ausmaß der Erderhitzung aber noch begrenzen, wenn die Emissionen bis 2030 halbiert würden. Außerdem sagte Macron ein Schutzprogramm für "entscheidende Ökosysteme" wie Urwälder und Mangroven zu.

"Wir sind auf einem Highway in die Klimahölle"

Guterres warnte mit drastischen Worten vor den Folgen der Erderhitzung. Mit Blick auf die durch die Klimakrise ausgelösten Dürren, Überschwemmungen, Unwetter und steigende Meeresspiegel sagte er: "Wir kämpfen den Kampf unseres Lebens - und sind dabei zu verlieren".

Die Menschheit habe die Wahl: kooperieren oder untergehen. Trotz jahrzehntelanger Klimagespräche seien zu wenige Fortschritte gemacht worden, um den Planeten vor einer übermäßigen Erwärmung zu retten. Die Länder handelten zu langsam oder nur widerwillig.

"Die Treibhausgasemissionen steigen weiter. Die globalen Temperaturen steigen weiter. Und unser Planet nähert sich schnell Wendepunkten, die das Klimachaos unumkehrbar machen werden", sagte Guterres. "Wir sind auf einem Highway in die Klimahölle und haben den Fuß auf dem Gaspedal."

Er forderte auch, dass die reichen Ländern den ärmeren bei ihren Klimaschutzbemühungen helfen müssten. Besondere Verantwortung komme dabei den beiden größten Treibhausgasproduzenten zu: "Die beiden größten Volkswirtschaften - die USA und China - haben eine besondere Verantwortung, sich gemeinsam dafür einzusetzen, dass dieser Pakt Wirklichkeit wird."

Allerdings sagte unter anderem der chinesische Präsident Xi Jinping seine Teilnahme an der COP27 ab - was Zweifel daran aufkommen lässt, wie erfolgreich die Klimakonferenz sein kann.